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Allgemeines Priestertum aller Glaubenden nicht biblisch?
#1
Aus einem Artikel der Nachrichtenagentur idea: =68811&cHash=b4ee1f0c9b][u]zum Artikel


"N ü r n b e r g (idea) – Die Vorstellung eines „allgemeinen Priestertums aller Glaubenden“ ist biblisch nicht korrekt. Diese Ansicht vertritt der baptistische Theologieprofessor Kim Strübind (Oldenburg).

Der Vorstellung von einem allgemeinen Priestertum lägen Missverständnisse späterer Übersetzungen des hebräischen Bibel-Urtextes zugrunde, sagte er auf dem Herbstsymposion der Gesellschaft für Freikirchliche Theologie und Publizistik Anfang Oktober in Nürnberg. Die Gesellschaft ist innerhalb des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden) tätig. Das Treffen stand unter der Leitfrage „Amt ohne Würde?“ Strübind zufolge hatten Priester im Alten Testament eine herausragende Stellung. „Gerade das Priesteramt garantiert die Heiligkeit ganz Israels“, erklärte er unter Hinweis auf die Bibelstelle 2. Mose 19,6. Die wenigen Stellen im Neuen Testament, wo vom Priestertum der ganzen Gemeinde gesprochen werde, verfolgten nicht das Anliegen einer Gleichberechtigung aller Gemeindemitglieder. Vielmehr gehe es darum, „dass Christen ihr ganzes Leben im Glauben als Gottesdienst verstehen sollen“."




Fällt eine Bastion der Reformation? Prof. Kim Strübind (Professor für Altes Testament und Hebräisch) widerspricht mit seinen obengenannten Thesen, dem reformatorischen Verständnis des Priestertums. Explizit weist er darauf hin, dass die biblischen Schriften keine Grundlage für ein Priestertum bieten, dass alle Unterschiede nivelliere. Stattdessen seinen vorallem die Priester des Volkes Israel besonders in ihrer Stellung hervorgehoben worden. Auch die Ämter der frühen christlichen Gemeinde hätten sich durch hohes Ansehen ausgezeichnet. Eine egalitäre Struktur der Gemeinde könne nicht erkannt werden.


Meine Diskussionsanregung: Läuft Strübinds Äusserung nicht faktisch auf die Anerkennung des Priesterverständnis der Katholischen, Orthodoxen und Altorientalischen Kirchen hinaus? Alle diese Kirchen kennen die Unterscheidung zwischen dem gemeinsamen Priestertum aller Gläubigen und dem Priestertum des Dienstes(Amtspriestertum).


Historisches:

Spätestens seit Ignatius von Antiochien (* ?; + zwischen 110 und 117) und Irenäus von Lyon (* ca 140, + um 200) kennt die Kirche als festen Ordo das dreifache, hierachische Weiheamt: Bischof (Episkopos), Priester (Presbyteros) und Diakon (Diakonos).
Vorher gibt es lokale Unterschiede, die dennoch alle drei Ämter aufweisen, ihnen aber leicht unterschiedliche Bedeutungen zukommen lassen. Im ersten Jahrhundert sind zusätzlich charismatische Ämter des "Propheten", "Lehrers", "Wanderpredigers" (vgl. Didache), u.a. üblich, verlieren aber zunehmend an Bedeutung und führen durch ihren Bedeutungsverlust zu einer Stärkung der Ortsgemeinde.


Zum weiteren Verständnis:

Ecclesia de mysterio (Instruktion zum Verhältnis Priester - Laie; insbesondere I)

Allgemeines Priestertum, Ordination und Beauftragung nach evangelischem Verständnis - Eine Empfehlung der Bischofskonferenz der VELKD
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
-
Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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#2
(19-10-2008, 00:07)Presbyter schrieb: Allgemeines Priestertum, Ordination und Beauftragung nach evangelischem Verständnis - Eine Empfehlung der Bischofskonferenz der VELKD

Muß wohl heißen:
Allgemeines Priestertum, Ordination und Beauftragung nach evangelischem Verständnis - Eine Empfehlung der Bischofskonferenz der VELKD
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#3
(stichel)Wie schön für die katholische Kirche, daß nun auch ein Baptist ihre Ansichten stützt, also ein Vertreter einer Kirche, die getreulich in der apostolischen Sukzession steht, die das dreigliedrige Amt idealtypisch verkörpert und auf die man deshalb im Vatikan schon immer gern gehört und deren Meinungskundgaben man besonders eifrig beherzigt hat. Wer auch sonst sollte Bastionen der Reformation zum Einsturz bringen können, wo doch die katholische Kirche es offenbar nicht vermag? Und dabei legt doch Paulus gleich in Philipper 1,1 den Grund nicht nur der katholischen Ämterlehre, sondern auch der Hagiologie!(/stichel)

Nun mal ernsthaft: Die "Bischöfe" haben nicht die Briefeschreiber des neuen Testaments erfunden. Die gab es natürlich schon vorher in der Profangräzität und auch im Judentum. Ich brauche hier wohl nicht den ganzen ThWNT-Artikel zu referieren. Was ich nur sagen will: Es ist sehr gewagt, auf der Grundlage von fünf Belegen im NT (von denen einer, 1. Pt 2,25, sich auch noch auf Christus bezieht) den Schluß zu ziehen, der neutestamentliche Bischofsbegriff habe sich bereits so weit von all diesen Traditionen emanzipiert, daß man von einem Rang innerhalb einer klar gegliederten Ämterstruktur sprechen kann. Nicht einmal in dem pseudopaulinischen Brief 1. Tim. 3, wo ausführlicher von Bischöfen und Diakonen die Rede ist, findet sich eine Ämterhierarchie späteren Schlages.

Offensichtlich ist aber, daß es sich schon bei den επισκοποι, die Paulus im Philipperbrief anspricht, um Leute handelt, die in der Gemeinde eine bestimmte Funktion (von einem Amt zu sprechen, wäre da noch übertrieben) haben und berufen bzw. gewählt wurden. Zu der sind sie sicherlich aufgrund besonderer persönlicher Eignung gelangt. Aber damit haben evangelische Christen sicherlich kein Problem.

Dann wäre da noch die Handauflegung. In der Apostelgeschichte (6,6; 8,17 usw.) wird damit kein Amt übertragen, sondern einfach bloß ein Charisma. Viele Freikirchen haben das bis heute so bewahrt, indem sie die Auflegung der Hände zu allen möglichen Anlässen (Krankengebete usw) verwenden. Ähnlich unbestimmt erscheint mir die Funktion des Händeauflegens auch im NT. Man kann jedenfalls nicht zeigen, daß sie eine stehende oder gar exklusive Institution zur Weitergabe des heiligen Geistes ist. Der weht ja ohnehin, wo er will.

Und die anderen Ämter? Auch so eine Funktion gibt es anscheinend schon, und sie wird ja auch schon bei Paulus - wenn auch nur ein einziges Mal (s.o.) - zusammen mit der Bischofsfunktion genannt. Diese Zuordnung scheint spezifisch christlich zu sein. Das zweifache Amt in der jüdischen Synagoge (rosch hakkeneset und hazzan hakkeneset) ist anders definiert, und andere mögliche Vorbilder scheint es nicht zu geben.

Die "Ältesten", also die Presbyter, sind mir ein wenig rätselhaft. In Apostelgeschichte 20 hält Paulus in Ephesus eine Rede vor den Ältesten in Ehpesus und sagt - ich erwähnte die Stelle bereits - in V.28: So habt nun acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der heilige Geist eingesetzt hat zu Bischöfen, zu weiden die Gemeinde Gottes..."

Aha. Hier sind die Ältesten also allesamt Bischöfe. Sind umgekehrt die Bischöfe auch allesamt Älteste? So genau serviert es uns die Bibel nicht. Worüber wollen wir also streiten? Vielleicht über Matthäus 16,18, wo Jesus wieder einmal versucht, seinem mal kühnen und mal wankelmütigen Jünger Petrus Mut für seine Aufgaben zu machen, wo aber kein Wort von einem Vorrang des Petrus vor den anderen Jüngern steht? Lieber nicht.

Ich komme zu dem Schluß, daß die Ämterstrukturen in der katholischen und orthodoxen Kirche sich aus dem entwickelt haben, was im NT angelegt ist (obwohl sie natürlich mehr mit der Metropolitanverfassung zu tun haben als mit dem NT, aber wen stört das?). Das macht diese Ämterstruktur aber noch lange nicht zur einzig zulässigen. Dazu versteigt sich höchstens, wer bestehende Systeme post festum aus dem NT zu legitimieren versucht. Das wäre dem Text gegenüber aber nicht redlich, und so bleibt eigentlich nur, einander mit etwas mehr Respekt zu begegnen, als es hier anklingt.

Gruß
Matthias
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#4
(20-10-2008, 09:39)azad schrieb: Nun mal ernsthaft: Die "Bischöfe" haben nicht die Briefeschreiber des neuen Testaments erfunden.

Es geht doch wie ein roter Faden durch das NT, daß alle Brief- und Evangeliumschreiber sich und die Gläubigen als Brüder bezeichnen. Demnach gibt es auf der Erde niemanden der über dem[/b] anderen steht.

Mt.23,8/9
Ihr aber, lasst euch nicht Rabbi nennen! Denn einer[b] ist euer Lehrer, ihr alle aber seid Brüder.
Ihr sollt auch nicht jemanden auf der Erde euren Vater nennen, denn einer ist euer Vater nämlich der im Himmel.

Das widerspricht der ganzen Papst und Priesterhierarchie.
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#5
Auch ernsthaft: Hier steht eindeutig "Rabbi", und Rabbi ist Rabbi und das ist ein jüdischer Meister.
Dass sich Priester gerne "Vater" nennen lassen ist ihre Sache, man braucht es ja schließlich nicht anzuerkennen.
Der Papst nennt sich "heiliger Vater" und das ist eindeutig unchristlich.
Aber wie man weiss glauben ihm doch viele Leute.
Das nennt man "katholischer Glaube" und das ist auch deren Sache.
Man muss ja nicht mitmachen.

Gruß,
Wojciech
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#6
Zitat:Der Papst nennt sich "heiliger Vater" und das ist eindeutig unchristlich.

Lieber Wojciech,

nennt er sich wirklich selbst so?

Lieben Gruss

Petrus
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#7
Lieber Petrus,
Papst kommt aus dem griechichen pappas und bedeutet "Vater".
Sein Titel ist "Heiliger Vater oder Santo Padre".

Und noch ein paar mehr:
Episcopus Romanus = Bischof von Rom
Successor Principis Apostolorum = Nachfolger des Apostelfürsten
Archiepiscopus et Metropolitanus Provinciae Romanae = Erzbischof und Metropolit der Kirchenprovinz Rom
Inhaber der Staatsgewalt des Staates der Vatikanstadt
Servus Servorum Dei = Diener der Diener Gottes
Primas Italiae = Bischof von Italien
Vicarius Iesu Christi = Stellvertreter Jesu Christi
Summus Pontifex Ecclesiae Universalis = Oberster Priester der Weltkirche

Ob er sich selbst so nennt?
Ich habe da eine Tel.Nr.: 39.06.698.83712
Dort kann man bestimmt eine nähere Auskunft bekommen, Sakristei vom Petersdom Icon_wink

Das Wappen des Ratzinger, mit dem "Freisinger Mohr":
[Bild: ratz1um0.gif]

Auch lieben Gruß,
Wojciech
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#8
Danke für die Informationen.

Och nö, ich telefoniere nicht gerne... Icon_wink

Lieben Gruss!

Petrus
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#9
(01-11-2008, 16:20)wojciech schrieb: Servus Servorum Dei = Diener der Diener Gottes

Wenn er das lebt, ist es o.k.
Weil für Gott der "Kleinste", der Größte ist.
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