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Wundergeschichten
#16
(21-12-2008, 16:33)Epicharm schrieb: Das früheste schriftliche Zeugnis zur Auferstehung Jesu stammt aus dem 1. Korintherbrief (15,3ff). Paulus sagt, er gäbe das weiter, was er empfangen habe. Woher er die Information hatte, verschweigt er. Wir erfahren, dass 500 Brüder, alle Apostel und der Herrenbruder Jakobus Jesus (nach seinem Tod, also als auferstandenen Christus) gesehen hätten. Dass die Apostel dieser Behauptung, sollte sie nicht der Wahrheit entsprochen haben, widersprechen hätten können, ist unwahrscheinlich. Der Brief war an die Korinther gerichtet, die Apostel haben ihn wahrscheinlich nicht zu Gesicht bekommen. Sosthenes, der im Brief als Mitabsender genannt ist, und andere Mitarbeiter des Paulus dürften nicht zur Gefolgschaft Jesu gehört haben, ebenso wie Barnabas, der einige Zeit mit ihm missionierend unterwegs war.

Beim Erzählen und Weitererzählen von Ereignissen kann es schon geschehen, dass so manches den Wünschen entsprechend ausgeformt, Wunderbares hinzugefügt und Legendenhaftes zur Wahrheit gemacht wird. Soll man das Lüge nennen? Von solchen Geschichten leben alle Religionen. Wenn sie ins Konzept passen, werden sie nicht hinterfragt. Sie sind auch in der jüdischen und islamischen Tradition aufzufinden.

MfG E.


Du meinst also , daß Paulus bewusst religiöse Propaganda betrieben hat , und bewusst die mythischen Geschichten über Jesus als historische Tatsachen darstellte ?

Aber wäre er damit nicht in den Konflikt mit den "echten" Aposteln geraten ?

Ich meine , letztere waren doch sicher auch Anlaufstelle oder gar Pilgerziel für Gläubige .

Da hätte es doch zu Konflikten kommen müssen , wenn dieser Paulus quasi Lügen erzählt ...
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#17
(21-12-2008, 16:33)Epicharm schrieb: Das früheste schriftliche Zeugnis zur Auferstehung Jesu stammt aus dem 1. Korintherbrief (15,3ff). Paulus sagt, er gäbe das weiter, was er empfangen habe. Woher er die Information hatte, verschweigt er.

Falsch zitieren ist auch so etwas wie lügen.
Paulus schreibt in dem zitierten Korintherbrief (1Kor.11,23)
"Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich euch überliefert habe."
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#18
(20-12-2008, 16:55)Epicharm schrieb: Ein Beispiel dafür ist Dein (doch etwas an den Haaren herbeigezogenes) Beispiel zur wunderbaren Weinvermehrung.

Die "wunderbare Weinvermehrung" ist doch das klassische Beispiel eines Gleichnisses.
Bei jeder "Normalo-Hochzeit" kann man "saufen" bis zum abwinken.
Da soll bei einer Hochzeit, in einem Haushalt mit Dienern und Speisemeister, der Wein ausgehen?
Und selbst wenn, würde sich Maria um "Nachschub" sorgen?
Dabei ist es doch in jener Zeit so, daß Gott von seinem Volk sagt:"Es ist sinnlos wie sich mich verehren."
Und die Schriftgelehrten und Pharisäer sind eben die faulen Winzer, die den Weinberg Gottes verdorben haben und deshalb geht der Wein zu Ende.
Zuerst sagt Jesus: "Meine Zeit ist noch nicht gekommen"
Er ist ja noch nicht von Gott verherrlicht worden.
Dann sagt Maria:"Was er euch sagen mag tut"
Das gilt für alle Menschen.
Dann läßt er die leeren Krüge mit Wasser füllen und macht sie zu Wein, zum Ärger der faulen Winzer.
Und dieser neue Wein ist vor Gott besser als der alte Wein.
Zum Schluß möchte ich noch einigen Usern sagen, daß was sie für abgedroschene Phrasen oder Floskeln halten, sind für andere Perlen.
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#19
Es gibt viele Menschen, die zweifeln, ob das dann nun alles so gewesen ist, wie wir es in der Bibel lesen. Und natürlich werden sich Stellen finden in der Bibel, wo sich jeder Mensch denkt: so kann es aber nicht gewesen sein! Die Frage, die sich jeder Mensch für sich selbst beantworten muss, ist doch die, ob ich an etwas glauben kann, was ich letztendlich nicht beweisen kann. Natürlich kann kein Mensch übers Wasser laufen, kann keine Brote und Fische vermehren und letztlich nicht von den Toten auferstehen. Das ist rational nicht zu erklären.

Und trotzdem finden sich seit 2000 Jahren immer wieder Menschen, die bereit sind, das zu glauben, was in der Bibel steht und die dafür auch in den Tod gegangen sind und heute noch gehen. ein "nichtgläubiger" Kinderarzt sagte einmal zu meiner Mutter, also er glaube "Kram da aus der Bibel ja nicht aber es muesse schon was wahres daran sein, wenn sich das 2000 Jahre gehalten hat".

Doch wie gesagt, entscheidend ist doch letztlich, was ich selbst bereit bin zu glauben. Viele Menschen machen in ihrem Leben irgendwann Erfahrungen, die nicht rationell erklärbar sind. Und deshalb ist es für sie kein Widerspruch an Jesus zu glauben.
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#20
(24-12-2008, 15:15)melek schrieb: Du meinst also , daß Paulus bewusst religiöse Propaganda betrieben hat , und bewusst die mythischen Geschichten über Jesus als historische Tatsachen darstellte ?

Aber wäre er damit nicht in den Konflikt mit den "echten" Aposteln geraten ?

Ich meine , letztere waren doch sicher auch Anlaufstelle oder gar Pilgerziel für Gläubige .

Da hätte es doch zu Konflikten kommen müssen , wenn dieser Paulus quasi Lügen erzählt ...

So will ich nicht verstanden sein.

Paulus war überzeugt von dem, was er gesagt und geschrieben hat. Wäre es anders gewesen, hätte er nicht so kraftvoll scheiben, so überzeugend wirken können. Ich glaube nicht, dass Paulus bewusst Märchen erzählt hat. Tatsache aber ist: er hatte ein Bild von Jesus als Christus vor Augen, das mit der historischen Figur Jesu nicht mehr viel gemein hatte.

Woher er sein Jesusbild hatte? Aus der Tradition der Gemeinden? Aus Visionen? Ob hinter der Anmerkung in 1. Kor 9,1 Bin ich nicht ein Apostel? Habe ich nicht unseren Herrn Jesus gesehen? Seid ihr nicht mein Werk in dem Herrn? tatsächlich die Vision der Begegnung mit dem auferstandenen Jesus stand? Wer will das wissen! Der Einsatz, mit dem er tätig war, die Kraft, die hinter seinen Worten steht, lässt vermuten, dass er an das, was er sagte, fest geglaubt hat.

Der Beginn der Beziehung des Paulus zur Urgemeinde ist legendär. Am Beginn steht das Damaskuserlebnis. Jesus erscheint Hananias und klärt diesen über den Wandel, den Paulus durchgemacht hat, auf. Hananias sucht Paulus auf, Paulus gewinnt sein Augenlicht, das er vorübergehend verloren hat, wieder, lässt sich taufen und nimmt ein Mahl ein und bleibt ein paar Tage bei den Jüngern in Damaskus (Apg 9,10ff) .

In Apg 9,20-21 erfahren wir: Und alsbald predigte er in den Synagogen von Jesus, dass dieser Gottes Sohn sei. Alle aber, die es hörten, entsetzten sich und sprachen: Ist das nicht der, der in Jerusalem alle vernichten wollte, …

Lukas weiß zu erzählen, dass Paulus aus Damaskus fliehen musste, nach Jerusalem ging, anfangs von den Aposteln gemieden wurde und bei Barnabas Aufnahme fand. Danach gewann er das Vertrauen der Apostel und ging bei ihnen ein und aus.

Von Paulus selbst wissen wir: So war es nicht gewesen!

Im Brief an die Galater erzählt er, dass er von Gott durch seine Gnade berufen wurde, der ihm seinen Sohn offenbart hatte. Er teilt weiters mit, dass er sich nach seiner Bekehrung mit niemand besprochen habe, nicht zu den Aposteln nach Jerusalem gegangen war, sondern nach Arabien. Petrus habe er erst drei Jahre später getroffen und sei 15 Tage bei ihm geblieben. Von den anderen Aposteln habe er niemand getroffen, außer den Herrenbruder, Jakobus. Danach sei er nach Syrien und Zilizien gereist.

Vom "Apostelkonzil" weiß Paulus nicht viel zu sagen. Er erzählt, er sei 14 Jahre später mit Barnabas und Titus nach Jerusalem gekommen und dass ihm jene, die das Ansehen hatten, nichts weiter auferlegt hätten (Gal 2,6). "Nichts weiter" als eine Kollektensammlung in den heidenchristlichen Gemeinden für die Urgemeinde in Jerusalem.

Wenn wir von Auffassungsunterschieden (auch Streit) erfahren, dann geht es um das Verhältnis der Heiden- zu den Judenchristen, um die Pflicht, die jüdischen Gesetze zu beachten, vor allem jenes, das die Beschneidung verlangt.

Ob Paulus tatsächlich Visionen hatte und aus diesen seine Wahrheiten schöpfte, lässt sich nicht sagen. Er behauptet es jedenfalls. Für mich sind Wahrheiten, die aus Visionen, Träumen, etc. stammen, nicht überzeugend.

MfG E.
MfG B.
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#21
(24-12-2008, 23:25)indymaya schrieb: Falsch zitieren ist auch so etwas wie lügen.
Paulus schreibt in dem zitierten Korintherbrief (1Kor.11,23)
"Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich euch überliefert habe."

Du kannst offenbar ein Zitat von einem Hinweis, wo etwas nachzulesen ist, nicht unterscheiden.

1. Kor 23-24
Denn ich habe von dem Herrn erfahren, was ich euch weitergegeben habe: Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, danke, brach’s und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis.

Der Bezug zu 1. Kor 15,3 wird zwar in manchen Bibeln mangels plausiblerer Deutungsmöglichkeiten hergestellt (z.B. Anmerkung in der Elberfelder Übersetzung), doch ist es eine recht zweifelhafte Quelle, die nennt Paulus, wenn er meint, vom Herrn, den er sein Lebtag nicht getroffen hat, hätte er die Informationen. An Wahrheiten, die über Visionen in die Welt gesetzt werden, zu glauben, dazu bedarf es eines überaus hohes Maßes an kritikloser Frömmigkeit, mit der ich nicht dienen kann. Für historische Betrachtungen sind solche Quellen wertlos.

MfG E.
MfG B.
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#22
(25-12-2008, 01:00)indymaya schrieb: Die "wunderbare Weinvermehrung" ist doch das klassische Beispiel eines Gleichnisses.

Kein Gleichnis! Und schon gar kein "klassisches"!

Nach Johannes steht das Wunder auf der Hochzeit zu Kana am Beginn seines Wirkens. Dazu erklärt Johannes (Joh 2,11): Das ist das erste Zeichen (Wunder), das Jesus tat, geschehen in Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und die Jünger glaubten an ihn.

Eine Wundererzählung, kein Gleichnis! Noch dazu ein "Luxuswunder", wie es David Friedrich Strauß genannt hat (Das Leben Jesu, Bd 2. S. 226).

Jesus hat dieses Wunder nicht vollbracht. Es ist ihm zugefallen. Man hat es ihm angedichtet. Warum? Um das zu erklären, muss man ein wenig in der griechisch-römischen Mythengeschichte kramen:

Das Gedächtnis an die Hochzeit von Kana feiert die Kirche am 6. Jänner. Am Festtag der Epiphanie! Es ist auch der Tag, an dem in der Antike das Fest des Dionysos gefeiert und an von ihm vollbrachte Weinwunder gedacht wurde. In der Antike hat man den Hinweis noch verstanden! Nachzulesen bei R. Bultmann, Das Evangelium des Johannes, S. 83.

MfG E.
MfG B.
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#23
(25-12-2008, 11:19)Epicharm schrieb: Für historische Betrachtungen sind solche Quellen wertlos.

Das würde ich so nicht unterschreiben wollen. Viel mehr muss man differenziert fragen wollen. Die paulinischen Schriften sind in vielerlei Hinsicht von historischer Bedeutung, schließlich sind sie die frühesten beglaubigten, christlichen Dokumente, schließlich dokumentieren sie uns den Beginn der mittlerweile ältesten, noch bestehenden Institution der Weltgeschichte und nicht zu letzt geben sie Einblick in die antike Kultur des sich zum Christentum transformierenden "Neuen Weges".

Andererseit muss man zugestehen, dass man bei Paulus wenig historisches über den historischen Jesus erruieren kann. Das ist aber für die Theologie des Paulus, als auch der Urkiche belanglos. Die Akzeptanz einer Theologie ergibt sich in der Urkirche durch die Communicatio der Vorsteher der Gemeinden, d.h. das sehr gut dokumentiert ist, dass die frühen, christlichen Gemeinden nicht isoliert waren, sondern in Kommunikation waren und sich immer mehr bestätigten und unterstützten. Dies geschieht anfangs eher lokal, später Synoden und letztedlich auf Konzilen (ökumenisch, d.h. die Gesamtkirche umspannend).
Auch Paulus lässt sich in gewisser Weise seine Theologie bzw. seine Praxis bestätigen (Gal 2, 1-10) und weis diese Bestätigung vehement zu verteidigen, wenn er Kephas (d.h. Petrus zurecht weist, s. Gal 2, 11-14).
Interessant ist, dass sich jene Konflikte eher um die Orthopraxie, als die Orthodoxie drehen. Es ist daher anzunehmen, dass die paulinische Verkündigung (er wurde ja von vielen angefeindet dafür) trotz allem im Einklang mit den Hauptvertretern der Urgemeinde geschieht (namentlich: Jakobus, Johannes und Petrus). Dies und nicht die paulinische Vision ist es, die die Akzeptanz der Verkündigung des Paulus ausmacht:

"Deshalb gaben Jakobus, Kephas und Johannes, die als die «Säulen» Ansehen genießen, mir und Barnabas die Hand zum Zeichen der Gemeinschaft..." (Gal 2,9)


Was die Visionen Pauli angeht möchte ich gar nicht viel beitragen. Ich möchte nur zu bedenken geben, dass die gesamte christliche Verkündigung auf dem Glauben an die Person Jesu Christi und vor allem an seine Auferstehung gegründet ist. Hier setzt der Glaube ein, der zwar durch Vernunftgründe plausibel sein kann, niemals aber um das Vertrauen (pistis), d.h. den Glauben an die Offenbarung herumkommt.
Und gerade die Auferstehung, die nicht ohne die Passion zu denken wäre, ist das zentrale Wunder des Christentums. Dieses Wunder ist aber auch für die damalige Welt etwas unerhörtes! Insofern stimmt zwar was Epicharm und andere über den biblischen, jüdischen und hellenistischen Wunderglauben beigetragen haben, aber es muss erweitert werden um das Motiv, den Glauben an Leid und Auferstehung Christi.


"Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die gerettet werden, ist es Gottes Kraft. [...] Denn da die Welt angesichts der Weisheit Gottes auf dem Weg ihrer Weisheit Gott nicht erkannte, beschloss Gott, alle, die glauben, durch die Torheit der Verkündigung zu retten. Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit. Wir dagegen verkündigen Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit.[...]

Als ich zu euch kam, Brüder, kam ich nicht, um glänzende Reden oder gelehrte Weisheit vorzutragen, sondern um euch das Zeugnis Gottes zu verkündigen."
(1 Kor. 1,18.21-24;2,1)

bzw.

"Was ist denn Apollos? Und was ist Paulus? Ihr seid durch sie zum Glauben gekommen. Sie sind also Diener, jeder, wie der Herr es ihm gegeben hat: Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber ließ wachsen. So ist weder der etwas, der pflanzt, noch der, der begießt, sondern nur Gott, der wachsen lässt. Wer pflanzt und wer begießt: Beide arbeiten am gleichen Werk, jeder aber erhält seinen besonderen Lohn, je nach der Mühe, die er aufgewendet hat. Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld, Gottes Bau. Der Gnade Gottes entsprechend, die mir geschenkt wurde, habe ich wie ein guter Baumeister den Grund gelegt; ein anderer baut darauf weiter. Aber jeder soll darauf achten, wie er weiterbaut. Denn einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus." (1 Kor. 3, 5-11)

MfG Presbyter
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
-
Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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#24
(26-12-2008, 00:47)Presbyter schrieb:
(25-12-2008, 11:19)Epicharm schrieb: An Wahrheiten, die über Visionen in die Welt gesetzt werden, zu glauben, dazu bedarf es eines überaus hohes Maßes an kritikloser Frömmigkeit, mit der ich nicht dienen kann. (Anm.: Ergänzung des Zitats zum bessern Verständnis)
Für historische Betrachtungen sind solche Quellen wertlos.

Das würde ich so nicht unterschreiben wollen. Viel mehr muss man differenziert fragen wollen. Die paulinischen Schriften sind in vielerlei Hinsicht von historischer Bedeutung, schließlich sind sie die frühesten beglaubigten, christlichen Dokumente, schließlich dokumentieren sie uns den Beginn der mittlerweile ältesten, noch bestehenden Institution der Weltgeschichte und nicht zu letzt geben sie Einblick in die antike Kultur des sich zum Christentum transformierenden "Neuen Weges".

Richtig! Dazu meine Position im Beitrag #8:

Zitat:Die (echten) Paulusbriefe sind vermutlich zwischen 50 und 60 n. Chr. entstanden. Sie sind die wichtigste Quelle für Ereignisse, die sich während der Missionstätigkeit in Kleinasien und Griechenland und der Ausbreitung des Christentums bis nach Rom zugetragen haben.

Und was Visionen betrifft:

Ja, für theologiegeschichtliche Betrachtungen haben auch Erzählungen über Visionen, Offenbarungen, etc. Quellenwert.

MfG E.
MfG B.
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#25
(25-12-2008, 11:08)Epicharm schrieb: Paulus war überzeugt von dem, was er gesagt und geschrieben hat. Wäre es anders gewesen, hätte er nicht so kraftvoll scheiben, so überzeugend wirken können. Ich glaube nicht, dass Paulus bewusst Märchen erzählt hat. Tatsache aber ist: er hatte ein Bild von Jesus als Christus vor Augen, das mit der historischen Figur Jesu nicht mehr viel gemein hatte.

Ok , Paulus hat also an einen tatsächlich auferstandenen Jesus geglaubt .

Aber wie schätzt du den Glauben der Apostel ein , die Jesus kannten ?
Da es ja anscheinend keine direkten Schriften dieser gibt , kann man vielleicht nichts genaues sagen , aber wenn man von einem mythischen Charakter der Jesusgeschichten ausgeht , wird den "echten" Aposteln (und anderen Nachfolgern Jesu ) sicher bewusst gewesen sein , daß Jesus nicht wirklich auferstanden ist , oder ?

Wieso haben sie also nicht den Mythencharakter der Geschichten stärker betont ?
Auch wenn Wundergeschichten damals üblich waren , sollte man von den Aposteln doch erwarten , daß sie aus Wahrheitsliebe heraus die Darstellung als historische Ereignisse abgelehnt haben ?

Wenn Paulus also überhaupt Apostel direkt getroffen hat , müssten die ihn doch belehrt haben , und es müssten ganz allgemein auch andere Sichtweisen auf die "Wunder" gegeben haben ... davon scheint mir aber nichts überliefert zu sein ...
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#26
(28-12-2008, 21:34)melek schrieb: Wieso haben sie also nicht den Mythencharakter der Geschichten stärker betont ?
Auch wenn Wundergeschichten damals üblich waren , sollte man von den Aposteln doch erwarten , daß sie aus Wahrheitsliebe heraus die Darstellung als historische Ereignisse abgelehnt haben ?

Es geht um die errettende Wahrheit. Damals glaubte man das Weltende unmittelbar bevor. Nicht nur Juden, Jesus-Juden oder Jesus-Heiden hatten Apokalypsen.
Der einzige Weg errettet zu werden war für Jesus-Anhänger das Bekenntnis zu Jesus Christus.
Das war DIE Wahrheit für die frühen Jesus-Anhänger.

Um möglichst viele Menschen vor der Verdammnis zu retten, musste ein attraktiver Glauben geboten werden. Offenbar waren die meisten Menschen durch Wunder zu beeindrucken. Darum bestand keine Notwendigkeit über die Glaubwürdigkeit theologische Diskussionen zu führen.
Im übrigen gab es zunächst nur sehr wenige Jesus-Anhänger und die hatten andere Probleme, als die Diskussion über die Realität von Wundern.
Vor allem sollten eben möglichst viele Menschen zum Glauben kommen. Soweit ich weiß hatte die Bewegung unter den Juden nur mäßigen Erfolg. Da wurde die Hauptschuld am Tode Jesus den Juden zugeschoben um nicht in Konflikt mit den Römern zu kommen, bzw. um römische Bürger für die Religion zu gewinnen.

Es ging um die Errettung der Menschen. Nicht nur fürs Leben, sondern für die Ewigkeit. Da wurde vieles nicht diskutiert und vieles so geschildert, wie es die Menschen gern hörten.

So ähnlich wurde und wird noch im Islam und im Erweckungs-Christentum um Seelen gerungen. Da wird gezielt Propaganda gemacht mit den Ängsten und Hoffnungen vieler Menschen. Auch um den Preis, ein vereinfachtes, verfälschtes oder gar falsches Bild des Islams, bzw. Christentums zu erstellen. Vor allem wird alles verschwiegen oder schön geredet was den Beworbenen von der Konversion abhalten könnte.
Wichtig ist auch da vor allem, dass der Beworbene Muslim, bzw. Christ wird und damit errettet ist.

Gruß
Lhiannon
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#27
(28-12-2008, 21:34)melek schrieb: Aber wie schätzt du den Glauben der Apostel ein , die Jesus kannten ?
Da es ja anscheinend keine direkten Schriften dieser gibt , kann man vielleicht nichts genaues sagen , aber wenn man von einem mythischen Charakter der Jesusgeschichten ausgeht , wird den "echten" Aposteln (und anderen Nachfolgern Jesu ) sicher bewusst gewesen sein , daß Jesus nicht wirklich auferstanden ist , oder ?

Wieso haben sie also nicht den Mythencharakter der Geschichten stärker betont ?
Auch wenn Wundergeschichten damals üblich waren , sollte man von den Aposteln doch erwarten , daß sie aus Wahrheitsliebe heraus die Darstellung als historische Ereignisse abgelehnt haben ?

Wenn Paulus also überhaupt Apostel direkt getroffen hat , müssten die ihn doch belehrt haben , und es müssten ganz allgemein auch andere Sichtweisen auf die "Wunder" gegeben haben ... davon scheint mir aber nichts überliefert zu sein ...

Wer kann sagen, dass er dazu etwas weiß!?

Man liest die Texte und bildet sich eine Meinung:

Die Jünger und Apostel kannten die Auferstehung nur vom Hörensagen.

Was weiß der älteste Evangelientext von der Auferstehung?

Maria aus Magdala, Maria, Mutter des Jakobus, und Salome suchten das Grab auf und fanden es leer vor. Der große Stein war weggewälzt. Ein junger Mann mit weißem Gewand saß auf der Seite und sagt zu ihnen:

Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist aufgeweckt worden, er ist nicht hier. Seht da die Stelle, wo sie ihn hingelegt hatten. Aber nun geht und sagt seinen Jüngern und Petrus: Er geht euch voraus nach Galiläa. Dort werdet ihr ihn sehen, wie er gesagt hat. Da gingen sie hinaus und flohen vom Grab; denn Angst und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemand etwas, denn sie fürchteten sich. (Mk 16,6-8)

Hier beendet der Evangelist den Bericht!

Was dann noch kommt (Mk 16,9-20) ist nachträglich hinzugefügt. Dieser Nachtrag erzählt eine fantastische Geschichte!

Man erfährt, dass Jesus Maria Magdalena erschien, sie dies den trauernden Gefährten erzählte, aber keinen Glauben fanden. Danach sei Jesus zwei weiteren von ihnen (wer immer diese auch waren) erschienen, und zwar in anderer Gestalt, auch denen wurde nicht geglaubt, als sie von der Erscheinung berichteten. Später offenbarte er sich den Elf selbst und rügte sie, wegen ihres Unglaubens. Sie erhalten den Verkündungsauftrag und werden mit wunderbaren Fähigkeiten ausgestattet. Dämonen austreiben, Schlangen aufheben, etc. Und wenn sie etwas Todbringendes getrunken haben, wird es ihnen nicht schaden.

Von dem, was in Mk 16,9-20 steht, wussten die Jünger (und auch die Elf) nichts, meine ich. Natürlich wussten sie auch davon nichts, was die übrigen Evangelisten über Auferstehung und Verkündungsauftrag berichten.

Da verließen ihn alle und flohen, heißt es in Mk 14,50. Die Getreuen Jesu suchten ihr Heil in der Flucht! Bei der Kreuzigung war niemand dabei. Nur Maria v. Magdala, Maria, des Jakobus Mutter, und Salome sahen von ferne zu.

Dass Jesus auferstanden sei, lief danach möglicherweise als Gerücht.

Manche fanden wieder zusammen und hörten von der Auferstehung. Nach der Katastrophe war dieses Gerücht die einzige Hoffnung. Also werden einige gerne zu glauben bereit gewesen sein. Und auch zu bekennen. Mag sein, dass der eine oder andere auch meinte, ihn tatsächlich gesehen zu haben, als Vision, im Traum, als Nachwirkung des Traumas der vergangenen Tage. Die Frauen sahen ihn als jungen Mann im weißen Gewand und erkannten ihn nicht! Wer weiß, wie viele Begegnungen mit Menschen umgedeutet wurden in der Not!?

Sie verschwanden aus der Geschichte, die Apostel, ohne Spuren zu hinterlassen. Selbst Petrus, über den die Apostelgeschichte anfangs noch berichtet, ist nach dem "Konzil" plötzlich nicht mehr da!

Verbleiben Jakobus und Paulus. Der eine weder Jünger noch Apostel, aber des Herrn Bruder, Führer einer Sekte innerhalb des Judentums, der andere der erste Christ, Apostel des auferstandenen Jesus Christus, den er zwar im Leben nicht gekannt hat, dafür aber umso fester glaubte, auserwählt zur Errettung der Menschen zu sein.

MfG E.
MfG B.
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#28
Gute Darstellung .
Ich nehme an , daß man nicht viel besseres dazu sagen kann , oder hat jemand noch etwas ?

Und ich meine explizit die Historie !
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#29
(30-12-2008, 01:07)Epicharm schrieb: Sie verschwanden aus der Geschichte, die Apostel, ohne Spuren zu hinterlassen. Selbst Petrus, über den die Apostelgeschichte anfangs noch berichtet, ist nach dem "Konzil" plötzlich nicht mehr da!

Ist das Historie ?????
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#30
(30-12-2008, 01:07)Epicharm schrieb: Sie verschwanden aus der Geschichte, die Apostel, ohne Spuren zu hinterlassen.


Kennt nicht die ganze Menschheit den Jesus von Nazareth?
Exzistiert nicht die Zeitrechnung, vor und nach Christus?
Und auch die Evangelien sind, selbst wenn sie nicht von den Aposteln geschrieben wurden, ihre Früchte.
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