Hallo Bion :)
So ganz beim Tread-Thema sind wir im Moment ja nicht, aber auch nicht ganz davon ab.
Kaufmann und Gelehrter oder umgekehrt ein Gelehrter, der sich als Kaufmann ernaehrt, ist nicht "gelehrt" zu nennen, in Anfuehrungs-Zeichen, als sei der es nicht wirklich.
- Er kannte eventuell das Urkundswesen besser als andere, aber fuer damals war es wesentlich, dass er etwas von seinem Fach verstand, fuer die schon existente Gemeinschaft das "Hl.Buch" herzustellen, was sie selbst doch von anderen verlangten, um diese zu lassen, was die religioes sind: "Leute des Buches" (z.B.Sabaeer, Christen, Juden).
Ob nach heutigen Begriffen dieser "Ulama" tatsaechlich ein Gelehrter war - doch, das wuerde ich sagen. Dazu war damals naemlich nicht jeder imstande, und aus juedischer Sicht mit viel aelterer Tradition kenne ich sehr wohl den Unterschied, zwischen Poetischer Freiheit und Bestands-Sicherung, einem Tages-Zeitungs-Redakteur und Redakteuren fuer juristisch standfeste Urkund-Buecher wie die Bibeln und den Qur'an.
Sie krochen nicht eben aus einer Wildnis ohne Vorkenntnisse, sondern beanspruchten, Recht setzen zu koennen, auch ohne Schwert-Methode. Grad in Jathrib (Medina ist der "Markt", gemeint ist der vom Rot-Meer- Hafen Jathrib, das war zugleich eine Art Festung, wegen der vielen Kriege zuvor) verkehrten Perser, Inder, Aethiopier, diverse Christen-Nationen und da waren eben auch viele Juden stationiert, staedtische, und dann mit Schule.
1.Kalif Abu Bakr fiel
wohl im Kampf, sagte ich, jedenfalls war das seine Haupt-Angelegenheit, die Gemeinschaft am Auseinanderlaufen zu hindern, nachdem Mohammed verstorben war. Es hat mit unserm Thema zu wenig zu tun als dass es relevant waere, ob er fiel oder krank war und starb oder beides - aber es waren halt nur 2 Jahre Zeit fuer ihn, im Kalifat, zudem, er war dies als erster, (und wusste noch nichtmal genauer, was das als Amt waere oder werden wuerde, nehm ich mal an, Fuer ihn war es erstmal, "Mohammeds Sache" weiterzufuehren)
- und wozu er nicht kam, und auch nicht sein naechster Nachfolger, der ueber Arabien hinaus schon dran ging, mithilfe der Araber Gebiete bis an den Irak heran zu erobern (und ihnen militaerisch anzuschliessen) war es, sich in Ruhe hinzusetzen und um die Ueberlieferung zu kuemmern, was denn nun genau Mohammeds Lehre und Anliegen war
- aber es wurde bald schwierig, Leuten zu erklaeren, wofiuer sie eigentlich kaempfen sollten, wenn allzuviele Erstzeugen schon aus Altersgruenden ausstarben oder gefallen waren, und sich die andern uneins wurden, hie und da was aufgeschrieben hatten, um es sich zu merken, doch nicht jeder dasselbe.
Auf dem wichtigen Gebiet des Marktrechtes wuerden sie ohne eigenes Buch mit Rechts-Verbindlichkeit, die man dem Inhalt entnehmen koennte, wo auch immer Muslime sind oder es werden sollten, um das Konzept abzurunden, bald den Kuerzeren ziehn.
Der Form nach sieht es nicht aus wie eine Verfassung, der Funktion nach ist es aber auch eine Art kodifiziertes Buch, Gesetze enthaltend, die der Fachkundige auch jederzeit zeigen kann, wo was steht.
Man hat ihn ermordet - das ist Fakt, und es ist m.E.kein Beweis-Problem, weiterzugeben, dass es in seinem Haus passierte, wo er eben an so etwas zu arbeiten pflegte. Das war aber auch nicht so relevant zur Frage der Anordnung der Suren in ihrer Reihenfolge, nebenbei, als Kalif, war er doch auch zugleich oberster Richter dieser Gemeinschaft und arbeitete auch als solcher - entschied also Rechts-Faelle von Muslimen und wenn sie wollten, auch Nicht-Muslimen.
- Es illustriert aber ein bisschen, dass er sich vielleicht noch zu einer anderen Anordnung entschieden haette, z.B.unterteilter in den sehr langen Suren, mit "Paragraphen" Anzeigen, bei laengerer Chance, am Leben gelassen zu werden. Ob er beim Beten oder beim Kaffeetrinken ums Leben kam, hab ich nicht miterwaehnt, weil das zu diesem Punkt nichts beitraegt
- und man muss es Legenden auch zugestehen, dass sie nicht von jedem geachteten Grossen, um den es den Spaeteren leid tut, dass er verfrueht umkam, behaupten, es sei grad beim Beten oder Studieren eines hl.Textes geschehn. - Solch eine Kennzeichnung illustriert zumindest, was man von diesem Menschen fuer sein Wesentlichstes Tun ansieht, Illustration in Worten also - womit aber auch niemand bewiesen haette, dass es immer mal auch so passiert war und warum dann ausgerechnet nicht bei diesem?
Dass es Unrecht war, einen, der grad nicht kaempft und grad nicht etwas zu tun pflegte, war eklatante "Notwehr" erforderte - also der (als schon installierter Oberster Richter) eine Text-Redaktion betrieb und veranlasste, die er sehr wohl als vernuenftiger Richter selbst brauchen konnte - damit die Zankerei bei Gericht nicht auch noch unnoetig um die Rechtsentscheide wogt, ob das nun Lehre von Mohammed war - oder das, was ein anderer als ueberliefert behauptete - ist nur sehr-um-die Ecke-gedacht gefaehrlich - auch er war nicht von Haus aus Kalif und es gab keinen Studiengang dafuer, wie man Kalif werden sollte
- es war auf jeden Fall eine korrekte Idee von ihm, dies zu tun - auf lange Sicht und vor seinem Zeit-Hintergrund betrachtet. Und er hat es auch so gut gemacht, (dass es objektiv-wissenschaftlich) bestaetigt wirklich ein Hl.Buch ist, das in der Reihe mehrerer (der anderen Konfessionen) weniger an Nach-Veraenderungen erlitt als andere.
Aber - warum kommt es mir vor, dass so kommentiert wie mein vorheriger Beitrag hier von Dir (ich beziehe mich nur auf dies Posting), das, wovon ich rede, unbedingt etwas heruntergewertet werden "soll", waehrend ich dem das Recht auf Ehrung der Gesamtheit Musime lasse, auch wenn ich dem nicht zugehoere?
- Wenn ich "wohl" sage, sage ich doch, dass es "vermutlich so" ist, und ich dazu die "literarische Quelle" nicht extra heraussuchen will, aber ich kaeme nicht drauf, wenn ich es nicht gelesen und mehrfach so gehoert haette.
Es ist hier keine Doktorarbeit, aber wenn wir schon auf das Thema kommen, "gelehrt oder nicht", so gibt es selbst fuer Doktor-Arbeiten 2 Typen mindestens: die einen recherchieren Quellen, erstellen Statistiken und bearbeiten Punkte
- die andern erbringen Thesen ueber plausible Argumentreihen und mit praktischen Beispielen, die nicht auf Schritt und Tritt wen zitieren, weil sie sich an Leute wenden, die beim Anzitieren eines Sachverhaltes, der etwas zusammenfasst, was man heren und lesen konnte - aus ihrem Gebiet - dann schon selber wuessten, wo sie das nachschlagen gehn koennten, falls sie das eine oder andere Erwaehnte so formuliert noch nicht wuessten oder nicht glauben moechten. Die sind auch imstande, kleinere Ungenauigkeiten zu verkraften, solange das Gesagte sich im Mittelfeld des Wissbaren aufhaelt - denn hier geht es um Ueberblicke, also Linien zwischen solchen zu beweisen gewesenen Punkten.
Diese zweite Form ist "leserlicher", indem es nicht von Spezialworten der Fachliteratur wimmelt, und in der Argumentationshoehe, in der sich ein Forum (bisher) noch an mehrere Ausbildungs-Grade zugleich wendet, aus meiner Sicht auch angemessen.
Noch was: ich sagte:
Zitat:Nach den Abassiden wurde die Qibla (Gebetsrichtung) auf Mekka gerichtet und diese Medina-Mekka-Wallfahrt wieder zur Norm.
Da kann ich Dir die "Quelle" dieser Auskunft nennen: ich stand persoenlich in
Jericho und nahe dabei in dem archaelogisch wiedergefundenen wunderschoen konservierten
Hischam Palast aus der Zeit, als eben wegen des Kalifen Muawia Mekka geschlossen worden war und die Qibla von Mekka weg nach Osten gerichtet wurde
- darauf wird man dort im Hischam-Palast extra aufmerksam gemacht, falls man nicht selbst stutzt, dass dies die Besonderheit jener Dynastie, Abbassiden, war und erst nach ihnen wieder die Gebets-Richtung Mekka wurde (auch der Grund, den Kompass zu erfinden, denn wo Osten ist, laesst sich leichter herausfinden)
- nicht nach etwa Damaskus oder Jerusalem hin, womit seine Wallfahrer nun die Hadsch erfuellten, solange diese Erb-Dynastie von Kalifen waehrte, wozu auch Hischam gehoerte. - Fach-Archaeologen darf ich es wohl zutrauen, das herausgefunden zu haben. Es hilft denen ja, ausgegrabene Gebetsraeume zeitlich grob zu datieren.
Ob die Dynastie der Vandalen lange existierte, war hier auch nicht so relevant fuer die Frage, denn die arianische Weltanschauung war nicht auf diese beschraenkt, sondern kam ihnen gewissermassen hier schon vor Ort entgegen
- Arius hatte in Antiochia studiert und war dann Priester in Alexandria und sein stuermischer und heftiger Lebenslauf bewegte genau diese Zone als erstes und am Nachhaltigsten - die Vandalen "passten" halt gut, indem sie dies auch als Religion akzeptiert hatten - schon "geimpft" damit, die Kirche(n) als "..." also ich sag das nicht, was, jedenfalls vernichtenswert, anzugehen.
Rom wie auch Konstantinopel hatten damit ab ca.400 ndZ politisch einen sehr kleinen Spielraum, und Konstantinopel Wieder Aufstehn war zeitlich recht kurz, da brach schon der Islam darueber hinein. Woher sollte ich oder jemand glauben, dass das Volk dieser Region bis dahin schon echt wieder zu unterscheiden gelernt hatte, was Christentum ist /war / wieder werden sollte, was arianisch-feudalistischer Fast-Monotheismus?
- Volk erlebte mehr oder weniger krass, dass irgendwer einen eroberte und vor die Wahl stellte, sofort zu sterben oder deren Konfession samt Zehntpflicht, Rechtssystem, etc zu uebernehmen - und kurz danach rammt die Front wieder vorbei und man war "Perser (Nicht-Christ)" oder "Abessinier (Orthodox)" oder "Roemer (orthodox, ost-roemisch, anderer Herrscher)"
- die Arius-Abweichung vom europaeischen und orthodoxen Nationen-Christentum ist auch nicht ganz einheitlich, die Lehre im Einzelnen betreffend, aber fuer Christen ist sie kein Christentum mehr, dazu ist das Konzept der persischen Vorstellung von Ahriman und dem "Sohngott" als 2.G*tt zu stark.
- Aber es bewirkte, dass Muslime meinten, alles Christentum sei 1 und behaupte, dass Einzige G*tter sich einen klein-G*tt als Kind beigesellen, (der hier die Regierung erledigt, waehrend der erste im Hintergrund nur den Anstoss gab und wen schuf oder zeugte, der die Arbeit nach Plan erledigt).
Wenn es auch vielleicht keine Reichs-Regierung war, die Vandalen, so waren es doch rund 300 Jahre, fuer welche jene wirkungsvoll die anderen, die Christen, um ihre Lehr-Institutionen gebracht hatten, und soweit es kein Vakuum gibt, kamen eben gemischte Ideen in Stammes-Ebene in den Vordergrund. Sekten und Uneinigkeiten gab es ja auch reichlich.
Jedenfalls, je mehr ich muslimische Vorwuerfe hoere und lese, gegen das Christentum, umso mehr seh ich das nur zusammenfassend als Varianten von Arianismus an, wogegen das sich richtet, theo-logisch.
Es war so zusammengefasst, weil ich zumindest damit sage, dass der Islam nicht ein gefestigtes Brauchtums-umzaeuntes Ost-Christentum eroberte, sondern Leute, die das Wechseln satt hatten, wenn das jedesmal mithilfe eines Heeres die Leute zu so gravierenden Entscheidungen noetigte, wie zwischen persischem Heidentum (aus juedisch-christlicher Warte) und damit einem Verzicht auf Himmel, Verwandte und Beziehungen zu einem Teil der Welt - oder umgekehrt, oder nochmal andere Varianten - im Lande der Sternendienst-Religion der Sabaeer.
Ach ja, in Jericho sahen wir auch einen Mondtempel, um den herum war so oft Schutt und Asche, dass wir zu der Spitze dessen in eine Archaeologen- Grube hinab-gucken konnten. Ich stell mir halt die Bewohner drumherum vor, was so etwas religioes und praktisch bedeutet hat: das Volk von dort gewesen zu sein.
Einer, der seine Religion ernst nimmt - inhaltlich - der musste allmaehlich fast verzweifeln, und Wahrheits-Fragen fuer einen Luxus halten, falls er das laenger ueberleben wollte. Auch pflegten Eroberer dies eroberte Volk gleich ins eigene Militaer einzugliedern und den Rest zur Versorgung ihrer Seite zu verpflichten. Man konnte darueber auch zynisch werden.
Unsere moderne Religions-Zynik ist aus anderen Quellen als Pein.
Also meinen Respekt vor dem Kalifen Uthman kann man mir nicht so leicht ausreden.
mfG WiT :)