Allah und das Volk der Ungläubigen

[petronius]

Im übrigen ist die Zeit für eine wirklich kritische Diskussion über den Koran mit Muslimen noch nicht reif. Aber sie wird kommen, wie sie auch in Sachen Bibel gekommen ist.

da geb ich dir recht. zumindest, wenn man sich die muslime hier im forum ansieht, ist eine diskussion über den joran wirklich nich nicht möglich. aber auch ich bin davon überzeugt, daß sich das ändern wird

[Lhiannon]

Nicht Jungfrauen, sondern Trauben... Soll wirklich falsch übersetzt worden sein.

Die Sache mit der Syro-Aramäischen-Lesart ist unter Sprachwissenschaftlern sehr umstritten. Nur ein Autor vertritt diese Sichtweise. Es handelt sich also wohl doch um "Jungfrauen".
So wurde der Text auch schon immer von den Ulema verstanden.

[Lhiannon]

@ Petronius,
ich denke auch, wir stehen am Beginn einer Wende im Islam. Denn die Menschen teilen diese Gräuel des Buches nicht wirklich. Damit hatten Muslime schon immer ein Problem.
Beispiel:
Ein Kadi (Richter) sollte einen Dieb verurteilen. Das bedeutet, dass dem schuldigen Dieb eine Hand abgeschlagen wird.
Der Kadi aber wollte das nicht. Also überließ er Allah die Bestrafung indem der Kadi den Dieb schwören ließ, dass der gestohlene Gegenstand dem Dieb gehört.
Gehörte der Gegenstand dem (vermeintlichen) Dieb, war alles ok. Hatte er den Gegenstand wirklich gestohlen, dann wäre es besser, dass er jetzt seine Hand verliert, als dass Allah ihn nach dem Tode bestraft.
Denn Muslime glauben, dass mit den Strafen des Diesseits Sünden abgetragen werden, die sonst im Jenseits bezahlt werden müssen.

Wie gesagt gibt es mehrer Versuche, die Gräuel los zu werden:

1. Sie gehören nicht mehr in die heutige Zeit, sondern hatten nur zur Zeit Muhammads Bedeutung.
2. Sie werden einfach ignoriert. Man konzentriert sich auf die guten Verse.
3. Man geht literaturwissenschaftlich an den Koran heran, versteht ihn nicht mehr wortwörtlich, wie z.B. Nasr Hamid abu Said.
4. Man sieht im Koran nicht mehr das Wort Gottes, sondern eher ein Vorbild, das die Menschen zu besseren Menschen machen will und geht im Sinne des Humanismus auf diesem Weg weiter und läßt den Müll hinter sich.

Ich habe gerade ein schönes Interview mit Ibn Warraq auf Qantara.de gelesen.

Dieser sagt (sinngemäß):
In islamischen Ländern sind eher die Armen und Analphabeten die friedlichen Leute, denn sie kennen den Koran nicht so genau und kennen viele böse Stellen darin einfach nicht. Ihnen wird der Koran als eine Art NT verkauft.
Die Terroristen und Hardliner rekrutieren sich eher aus der Oberschicht, denn diese können den Koran lesen und fühlen sich herausgefordert die unfähigen Regierungen fortzujagen.

Ich meine:
In Europa sind eher die Armen, sprich die, die in den europäischen Gesellschaften nicht angekommen sind, die Hardliner. Sie ziehen aus den Gräueln des Koran ihren Überlegenheitsanspruch und damit ihren Wert.
Die gebildeten und gesellschaftlich anerkannten Muslime in Europa verstehen den Koran eher nach den Vorgaben 1 bis 4 im obigen Text.


Link zu qantara.de:
http://de.qantara.de/webcom/show_article...775/i.html

[Lhiannon]

Hallo Phistophicles,

hier ein Literaturtipp, den ich nur empfehlen kann:

"Geschichte der islamischen Theologie" von Tilman Nagel. ISBN 3406379818. Erschienen 1994 bei Beck, München.

Dass das Buch so alt ist, hat Vorteile. Denn es wurde vor der 9/11-Hysterie verfasst und hat noch einen nüchternen Blick auf den Islam.
Unter anderem ist da von den Mutaziliten die Rede. Eine Gruppierung, die schon in der Frühzeit des Islam dem Verstand eine hohe Stellung einräumte.

Heute befassen sich immer mehr Muslime mit solchen Strömungen um aus dem Korsett der Rechtsschulen herauszukommen.

Gruß
Lhiannon