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kein staatlicher schutz vor fasching und sexueller selbstbestimmung
#1
An staatlichen Schulen darf Karneval gefeiert und über sexuellen Missbrauch aufgeklärt werden. Dies entschied jetzt das Bundesverfassungsgericht und lehnte die Verfassungsbeschwerde eines baptistischen Elternpaares ab

http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/...ressort=in&dig=2009%2F08%2F07%2Fa0071&cHash=3edee558e3

dazu die vorgeschichte:

An einer Grundschule in Ostwestfalen fanden im Februar 2007 zwei Veranstaltungen statt, die die baptistischen Eltern ihren Kindern nicht zumuten wollten, die "Lütke Fastnacht" und das zweitägige Theaterprojekt "Mein Körper gehört mir", das Kinder für die Gefahren des sexuellen Missbrauchs sensibilisieren sollte. Die Eltern ließen ihre damals acht und neun Jahre alten Söhne an diesen Tagen nicht in die Schule. Daraufhin verhängte das Amtsgericht Paderborn eine Geldbuße von insgesamt 80 Euro wegen Verletzung der Schulpflicht.

Gegen diese Geldbuße erhoben die Eltern Verfassungsbeschwerde. Der Staat habe ihr Erziehungsrecht und die Glaubensfreiheit verletzt. Die Schule habe sich nicht an das Gebot der Neutralität gehalten. Fastnacht sei ein katholisches Fest. Es werde heute so gefeiert, dass Katholiken sich "Ess- und Trinkgelagen" hingäben, sich maskierten und oft völlig enthemmt "wie Narren" benähmen. Auch das Präventionsprojekt empfanden die Baptisten als Eingriff in ihr Erziehungsrecht, "weil es auf einer absolut einseitigen emanzipatorischen Sexualerziehung" beruhe. Den Kindern werde vermittelt, dass sie über ihre Sexualität allein zu bestimmen hätten. Dies trete an die Stelle elterlicher Erziehung


schon den letzten satz muß man sich auf der zunge zergehen lassen: kinder haben kein selbstbestimmungsrecht über ihren körper, ihre sexualität? man muß baptisten nicht gleich unterstellen, z.b. elterlichen sexuellen mißbrauch gutzuheißen - aber seltsam klingt das schon. noch merkwürdiger wird es hier:

Damit werde das Wohl der Kinder gefährdet, weil diese mit der vermeintlichen Freiheit überfordert seien, so die Eltern. Eine derartige Erziehung hebe "Gottes gute Gebote zur Sexualität" auf und ermuntere Kinder zu sexuellen Handlungen

hallo?

wer kindern beibringt, daß sie sich sexuelle übergriffe nicht gefallen lassen müssen, "ermuntert sie zu sexuellen handlungen"?

fremde, seltsame baptistenwelt...

aber offenbar nicht die welt, in der wir leben und für welche die deutsche verfassung gilt:

In beiden Punkten hatte die Verfassungsbeschwerde keinen Erfolg. Das Theaterprojekt habe den Kindern kein bestimmtes Sexualverhalten nahegelegt, sondern versucht, sie gegen Missbrauchsgefahren zu stärken, fanden die Richter. Fastnacht sei kein katholisches Fest mehr, sondern allgemeines Brauchtum. Die Kinder seien auch nicht gezwungen gewesen, mitzufeiern. Die mit dem Schulbesuch verbundenen Spannungen zwischen den religiösen Überzeugungen einer Minderheit und einer Tradition der Mehrheit seien zumutbar. (Az.: 1 BvR 1358/09)

was treibt gläubige dazu, sich derart zu entblöden - und damit ja auch ihrer religion einen imageschaden zuzufügen? meinen sie wirklich, ihr gott belohne sie für diese selbstzuschreibung einer märtyrerrolle?

was die armen kinder unter einer derart verkorksten erziehung durchmachen müssen, steht sowieso noch mal auf einem anderen blatt...
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#2
petronius schrieb:was treibt gläubige dazu, sich derart zu entblöden

Tja, was...?
Wahrscheinich treibt sie, was Verfechter religiöser, rigider Gottesauslegungen immer getrieben hat: die Unsicherheit und Angst, einmal verdaute, vermeindliche Wahrheiten, möglicherweise in Frage zu stellen und einen Kokon zu verlassen, der einen schützt vor allen Übeln der Welt.

Zitat:und damit ja auch ihrer religion einen imageschaden zuzufügen?

Ich fürchte, mit einem Imageschaden haben die Baptisten das kleinste Problem.

petronius]meinen sie wirklich, ihr gott belohne sie für diese selbstzuschreibung einer märtyrerrolle?[/quote]

Vielleicht legen sie es nicht direkt auf eine Belohnung an, aber insgeheim wird diese sicher einkalkuliert...:icon_rolleyes:

[quote=petronius schrieb:
was die armen kinder unter einer derart verkorksten erziehung durchmachen müssen, steht sowieso noch mal auf einem anderen blatt...

Für die Kinder ist es im selben Moment ja keine verkorkste Erziehung, sondern gelebter 'Alltag'. In ihrem inneren Kreis finden sie Bestätigung und die Welt rundherum ist sowieso vom Bösen durchdrungen. Also geht alles seinen 'gottgerechten' Gang.
Vom neutralen Standpunkt aus betrachtet, werden die Kinder, vorrausgesetzt sie verlassen nicht den 'Kokon', die Fackel der 'Erkenntnisse' ihrer Eltern weitertragen, nichts weiter.
Dass ihnen durch eine solche indoktrinierte Lebensweise eventuell was entgeht, ist in ihrem Märtyrerstatus einbegriffen.

Zum Thema passend: In der Klasse meines Jüngsten (11 Jahre), wollte man vor den großen Ferien am vorletzten Tag einen Film schauen. Die Mehrheit der Kinder entschied sich für Harry Potter, die DVD hätte ein Schüller von zu Hause dann mitgebracht (der kulturelle oder erzieherische Wert eines H. Potter sei hier jetzt mal dahin gestellt).
Es kam aber nicht dazu, die Eltern einer Schülerin verwährten sich als strenggläubige Zeugen Jehovas gegen das Anschauen dieses Films.
So musste sich die Mehrheit der Kinder dem Diktat einer Einzelnen beugen, und schaute stattdessen........Scary Movie 4 (die ab 12-Fassung).

Mir ist jetzt nicht bekannt, ob die kleine Zeugin Jehova (die übrigens auch an keinem Karneval teilnehmen darf) nachhaltig geschädigt wurde.....
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