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17-06-2010, 02:00
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17-06-2010, 02:19 von Bion.)
helmut schrieb:Ein Problem, die Erwähnung des Königs Belsazar, hat sich ja gelöst, seit eine Inschrtift bekannt ist, die ihn erwähnt.
Belschazzar wird in einer Inschrift erwähnt! Gut!
Aber als König erwähnt? Das wäre mir neu.
helmut schrieb:Also wenn Darius der Meder das einzige Argument ist, das bei näherem Hinsehen übrig bleibt, dann reicht mir das nicht, um die ausdrücklich genannte Verfasserschaft anzuzweifeln.
Es ist nicht das einige Argument! Zum Daniel-Buch gibt es eine Reihe von literatur- und forschungsgeschichtlichen Problemanzeigen:
Es finden sich Widersprüche in der Chronologie.
Es differieren die Namen der Helden.
Es liegen unterschiedliche Danielbilder vor.
Die fremden Herrscher werden unterschiedlich bewertet.
Die historischen Angaben weisen erhebliche Ungenauigkeiten auf.
Ich halte einmal fest, wie ich das Daniel-Buch bewerte:
Das Buch ist eine Mischung von Diasporalegende und Visionsbericht. Die Hof- und Aufstiegsgeschichte ist nach einem Muster, wie es auch bei der Josefslegende und im Ester-Buch Anwendung findet, gestrickt. Die Aufstiegsgeschichte soll einen historischen Anstrich bekommen, indem Ereignisse datiert werden. Das Grundmuster der Erzählung verbleibt aber in Märchen- und Wundermotiven.
Daniel ist eine literarische Figur.
Obgleich auch sehr alte Motive mitverarbeitet sind, ist Daniel wohl das jüngste Buch des ATs. Die Endredaktion wird in die Zeit der Syrischen Kriege, also zwischen 274 und 145 vC anzusetzen sein.
MfG B.
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06-09-2010, 08:46
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06-09-2010, 08:48 von Bion.)
Zu Daniel Prophetie über den Messias, melek: Beitrag 15
melek schrieb:@ Bion :
Es gibt doch auch die Meinung, daß Daniel ein Schüler Zarathustras gewesen sein soll.
Wenn man nun beide nicht als einzelne historische Personen betrachtet, sondern als Symbolfiguren von Bewegungen, kann man dann damit den zoroastrischen Einfluss auf das Judentum darstellen?
Die Antwort an Dich verlagere ich hierher. Da passt es besser, denke ich.
Zweifellos ist im AT auch persisches Gedankengut aufzufinden.
In hellenistischer Zeit versuchte man das Vier-Reiche-Schema in Daniel mit den einander ablösenden Großreichen Assur, Medien, Persien und schließlich des Alexanderreiches zu deuten.
Als Muster für solche Deutungen dienten auch die Metallzeitaltermythen (Zarathustra: Bahman Yašt I, Denkart IX; auch Hesiod: Erga 106-201).
Das mag eine Ursache sein, Daniel mit Zarathustra in Verbindung zu bringen. Mehr aber ist da nicht!
Natürlich sind in der Ausgestaltung des Daniel-Buches auch Einflüsse altorientalischer Vorstellungen aufzufinden. Beispielsweise die Darstellung des Standbildes in Dan 2.
MfG B.
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Hallo Bion :)
Vor kurzem hab ich mich mal intensiver mit der Epoche Nebukadrezar (=Nebukadnezar) bis Cyros befasst, und fand im Internet eine fuer wohl Studenten der Keilschrift-Kunde bestimmte Wiedergabe von vielen Keilschrift-Tafeln aus der Regierungs-Zeit Nabonid. Original und Uebersetzungen - die abgeschriebenen Keilschrift-Tafeln uebersieht man leicht, die sind unten auf der jeweligen Site.
- Prinz Belschazzar residierte ungefaehr 10 Jahre lang in Uruk, welche Stadt Nebukadnezar wieder herstellen und neu ausbauen liess, der Prinz benahm sich, als sei er der Koenig, weil sein Vater, der eigentliche Koenig, anscheinend eine seelische Krise in der Oase Tema durchmachte - sie hatten dort Eigentum, es war im Prinzip aber Ausland, was zum danielischen "Traum vom Baum" passen wuerde.
Das Interessanteste an diesen Tafeln, bei denen es sich meistens um fuer Laien nicht ueberaus spannende Lieferscheine oder Quittungen oder kleine Vertrags-Bezeugungen handelt, ein franzoesischer Gluecks-Fund eines ganzen Archivs, da sieht man, wie am Ende von Nebukadnezars Zeit die Schreiber so etwas wie Siegel mit in den Ton stempelten, und bei naeherer Besichtigung dieser Siegel fiel mir auf, dass man - sich in Worten sagend, was man da sieht - geradezu die Propheten von Israel "hoert", welche Gruppen nicht-juedischer Gebets-Praktiken sie dem juedischen Glaeubigen (vor der babylon. Bestrafung Israels durch Nebukadnezar) immer wieder vorwarfen, wenn diese das auch taten wie andere Voelker.
- Meist sieht man darin ein angedeutetes betendes Maenneken, nur Arme und Oberkoerper - und dann unterschiedlich Gestirne, Baeume, Huegel, Pfaehle etc vor ihnen, wohin sie den Arm oder die Arme erheben - nur ein solcher Stempel unterschied sich ziemlich, da ist hinter dem eine Art Schiffchen mit Blume drin und darin das aegypt. *RE-Symbol und er hat vor sich nur einen waagerecht quer liegenden Neumond, wie man ihn in Land Israel schoen sehen kann, und es gibt ein jued. Gebot, wenn der neue Mond erstmals im Monat zu sehn ist, fuer das Wohl der amtierenden Regierung zu beten, ungeachtet, ob es die eigene waere.
- Wenn es Regierungen gut geht, fanden Juden heraus, geht es uns auch unter Fremden auch relativ gut, man sucht dann nicht "Suendenboecke" bei uns und erpresst nicht so viele Abgaben vom Fussvolk. Also tut man dies auch heute noch.
- Wenn man dafuer also vor die Tuer geht, pflegt man hinter sich an der Tuere eine Mezuzah am Pfosten zu haben, etwas egal-wie Geformtes, in dem ein Schrift-Roellchen steckt, das eben dies Gebot enthaelt. Oft ist darauf ein Sch (Schrift-Zeichen schin, 300) aufgebracht, mitunter variiert mit 4 Strichen, \/// geschrieben, es bedeutet EL SCHADDA_J (ich deute das als "G0TT den man spuert in den Huegeln der Heimat"), es sieht aus wie ein Schiffchen, und das entspraeche dem "Schiffchen" dieses Siegels. Wenn es mit einer Herkunfts-Volk-Bestimmung zu tun gehabt haben sollte, was die Siegel besagen, dann war dieser Schreiber damit als Jude gekennzeichnet.
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- Die heutigen Thorah-Schrift-Zeichen wurden ja erst damals festgelegt, von eben der Generation des Daniel, den man im Judentum als Schreiber - nicht als Prophetie-Ueberbringer - ehrt, weil genau er als Mitglied des Exil-Parlaments (Ansche Knesseth haGdolah, dass ist die Region um Haran gewesen) die Sabbath-Thorah-Lesungen erfunden habe.
In der Tafel ist kein Schreiber-Name genannt, es ging um was Simples, wo sowas nicht relevant war. Schreiber zu sein, war damals ein absoluter Nobel-Posten, stand hoeher als Adel. - DAN.EL als Name kommt in diesen Tafeln zeitgleich mal auch vor, ohne Beziehung zum Biblischen, der war damals irgend-wessen Vater oder Zeuge.
So ein ausgegrabenes Archiv ist ja nur Bruchteil der kursiert habenden Keil-Schriften - und Nabonids Zeit war die, als laut Bibel sofort nach Tod des Nebukadrezzar der nach 3 Monaten im Amt 18-jaehrig gefangen-gesetzte Koenig nach 37 Jahren aus dem Knast durfte und wenigstens als Nobel-Geisel am Tisch des Koenigs des juedischen Volkes mitversorgt wurde. Man kann nicht einfach ausschliessen, dass auch Juden mal Schreiber in zB der Residenz Uruk waren. Die Auslands-Korrespondenz im Vorderen Orient wurde damals generell in Keilschrift gefuehrt, die Sprachen sind nahe verwandt, und Jerusalem hatte folglich auch Schreiber, die es konnten, ein Teil wurde nach Hamath deportiert, vorher schon von Assur Nord-Israel an den Fluss, von dem Abraham aus Haran nach Kanaan auszog (dessen Vater verliess Ur), unter denen muss ja die alte Schreiber-Schule von Schilo gewesen sein, denn das wurde durch Samariter besiedelt, welche teils von dort her deportiert wurden, wo sie nun das Land bestellen oder irgendwie bleiben mussten, und ein Teil ist aus dem alten Schinear her bei Uruk waehrend der Exil-Zeit bezeugt, dort gelandet zu sein.
Die Ausformulierung des Daniel-Buchs kann ja spaeteren Datums sein (ich meine, Buch Jonah ist am spaetesten ausformuliert worden?) - aber innerhalb der juedisch-rabbinischen Liste der Lehr-Oberhaeupter hat Daniel seinen festen Platz, schon wegen des Sabbath-Brauches, jaehrlich einmal die ganze Thorah den Juden-Gemeinden in all ihren Orten zur Kontrolle vorzulesen, in Wochen-Abschnitte verteilt, also das Haupt-Anliegen des synagogalen G0TTES-Dienstes. Warum sollten wir das in der Roemerzeit erfunden haben? Daniel hiess auch im Exil nicht Daniel, das steht auch im Text, bei andern wird man anders genannt, kein Denk-Problem.
Manche Forscher gingen mit ueberzogenen Erwartungen an die Forschung, als man denn endlich wieder die Keilschriften und Aegyptisch entziffern konnte. Weil sie aus jenen Zeiten ja hauptsaechlich nur durch die Bibel was wussten, welche sich natuerlich mehr mit den eigenen Belangen befasst, ist auch in der "Kritischen" philogogischen Zerlegung der Hl Schrift das Beduerfnis der Historiker m.E. ueberwertig geworden, dass moeglichst nun gar nicht mehr "so" gewesen sein soll - es sei denn man faende ein paar Schreiben, in dem geschildert wuerde, dass damalige Juden mit dem Namen, den sie in der Bibel tragen, schon von Abraham angefangen auffielen als - was denn? - evangelical auftretende Bekenner einer Form von Monotheismus, der fruehestens mit der Scholastik definiert wurde?
Wir waren auch nicht die einzigen straf-verbannten Leute, und Herrscher Nebukadrezar v.Babel, dem die Renaissance der Gerechtigkeit von Schinear (Sumer als Wiege der Rechtsprechung) war noch geradezu juristisch schonungsvoll, laut Bibel, als er Jerusalems Heiligtum platt-machte. Wir hatten es nach eigner Bezeugung seit der letzten grossen Volksmission in der Ebene der Heiligtum-Chefs und Regierung als "Hl Stuhl des Judentums der Thorah" wirklich voellig verkorkst.
Wir muessen nicht auf jede Weise beweisen, durch Dritt-Zeugnisse, ob es jede biblische Gestalt gab. Andere Voelker haben ja nichtmal das fuer ihre Vergangenheit getan. Das ist (nur) meine Meinung.
mfG WiT :)
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Hallo WiT,
für den Transport von Botschaften ist es unerheblich, ob die handelnden Personen real oder erfunden sind. Damit hast Du sicher Recht. Es ist auch nichts Ungewöhnliches, Texte des ATs theologisch verschieden zu deuten. Bekanntermaßen mündet das zuweilen im Vorwurf, Texte seien verfälscht worden, wenn sie in der Neuauflage von Erzählungen (beispielsweise im Koran) Bedeutungsveränderungen erfahren haben.
Die Danieltexte sind im Wesentlichen Visionsberichte und keine Geschichtsschau. Die literarhistorischen Merkwürdigkeiten im Danielbuch lassen sich am besten mit der Aufstockungshypothese (Ergänzungshypothese) erklären. Die letzte Ergänzung des Buches (die - wie ein paar andere Textteile auch - in Griechisch abgefasst) war wohl das Bußgebet Daniels im Kapitel 9 gewesen.
Wie weit babylonisches, persisches und griechisches Denken in das Buch eingegangen sind, darüber sind sich auch die akademischen Eliten der einschlägigen Forschung nicht einig.
Hinter einem Teil des Danieltextes (Dan 4) steht wohl eine Tradition, die mit dem babylonischen König Naboid in Verbindung steht. Das anzunehmen, ist nach dem Textfund in Qumran (4QGebetNaboids) nicht abwegig.
MfG B.
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