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Seele
#1
Aus der Abteilung Buddhismus überweise ich das:

Die "Seelen"-Vorstellungen bei den Christen und Juden haben sich n.Chr unter dem Einfluß hellenistischer, genauer, neoplatonischer Ideen entwickelt.
Davor war den Juden eine Dichotomie zwischen Geist und Körper fremd.
Alttestamentarisch nefesch, neschama, ru'ach bzw neutestamentarisch "psyche" bezeichneten die "Lebenseinheit" und nichts, was sich vom Körper abtrennen ließe.

Ist bei mir natürlich nur aus dritter Hand - kann jemand dazu was Fundiertes sagen?

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#2
Nephesch, Ruach, Shem bedeutet auch
Göttlicher Atem, das was "Gott" in den Menschen "hineinbläst".

Stell dir vor, bei jedem Atemzug:
Du atmest in Gott aus, gleichzeitig atmet Gott dich (deinen Atem) ein, dann atmest du Gott ein und Gott atmet gleichzeitig in dich aus.
So schenkt Gott dir in jedem Augenblick dein Leben neu und du schenkst jeden Augenblick Gott dein Leben neu.

So empfinde ich es manchmal wenn ich mit dem Mantra "Allaha Ruach" oder Allaha Ruchau (bedeutet das selbe) atme, gehe oder meditiere.

Getrennt und doch nicht getrennt von mir...
So wie jede Zelle, jedes Organ, Füße, Augen Ohren, Haut alles getrennt und doch nicht getrennt... von mir, voneinander von der Luft um uns, dem Wasser in dem man schwimmt, der Erde über die man geht..

Nichts ist getrennt und doch ist alles getrennt.
Körper, Geist, Seele, Alles was ist. Gott, dein Nachbar, dein Hund, der Baum in deinem Garten...

Verstehst du was ich meine?
As Salamu Aleikhum
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#3
(20-08-2010, 15:48)zahira schrieb: Verstehst du was ich meine?

Ja, ich verstehe. "Allaha Ruach" habe ich schon mit Euch gemeinsam rezitiert. :)

Ich hätte hier nur gern was Theologisches von den Christen.

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#4
(20-08-2010, 17:02)anna4 schrieb:
(20-08-2010, 15:48)zahira schrieb: Verstehst du was ich meine?

Ja, ich verstehe. "Allaha Ruach" habe ich schon mit Euch gemeinsam rezitiert. :)

Ich hätte hier nur gern was Theologisches von den Christen.

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Ich möchte die Frage dazu nehmen, wie sie sich im Buddhismus-Forum stellte:

Im christlichen Verständnis (durchaus fundamentalistisch gesehen): verändert sich die Seele während des Menschenlebens und später (Fegefeuer, was ja eigentlich Reinigungsort bedeutet (Purgatorium)?
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#5
(21-08-2010, 16:29)agnostik schrieb: christlichen Verständnis (durchaus fundamentalistisch gesehen): verändert sich die Seele während des Menschenlebens und später (Fegefeuer, was ja eigentlich Reinigungsort bedeutet (Purgatorium)?

Nur als Ergänzung:
Solche (unzutreffenden) Analogien gibt es auch im Buddhismus.
Hier wäre das Analogon "Bewußtsein" (das sich natürlich verändert) und von Daseinsbereich zu Daseinsbereich wandert (Daseinsbereich kann auch "Hölle" oder "Götterwelt" sein) und dort die Früchte seiner Taten in einem anderen Daseinsbereich erntet.
Der Buddha widerspricht auch diesen Auffassungen sehr deutlich.


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#6
(20-08-2010, 14:05)anna4 schrieb: Die "Seelen"-Vorstellungen bei den Christen und Juden haben sich n.Chr unter dem Einfluß hellenistischer, genauer, neoplatonischer Ideen entwickelt.

Den Leib von der Seele getrennt anzunehmen, entstammt, wie Du angemerkt hast, der griechischen Vorstellungswelt und ist vornehmlich über Augustinus (aber auch durch andere) ins christliche Denken eingegangen.

Schon die Vorsokratiker haben sich eingehend mit dem "Geheimnis der Seele" befasst. Das umfassendste vorsokratische Bild von der Seele erdachte Heraklit.

Sokrates verbindet (wie wir durch Platon wissen) mit "der Sorge um die Seele" die Hoffnung, dass der Mensch möglichst "gut und verständig" werde. Nach ihm ist die Seele das, was durch das Gerechte besser wird, durch das Ungerechte aber zugrunde geht.

Der Seelenbegriff, wie er im Christentum vorliegt, wurde von Platon und Aristoteles vorgezeichnet, von Attikos und Plotin weitergedacht und von der frühen Patristik aufgenommen und entsprechend adaptiert.

Es hat kaum einer der großen christlichen Denker verabsäumt, sich mit der Seele eingehend zu beschäftigen.

(20-08-2010, 14:05)anna4 schrieb: Davor war den Juden eine Dichotomie zwischen Geist und Körper fremd.
Alttestamentarisch nefesch, neschama, ru'ach bzw neutestamentarisch "psyche" bezeichneten die "Lebenseinheit" und nichts, was sich vom Körper abtrennen ließe.

Ist bei mir natürlich nur aus dritter Hand - kann jemand dazu was Fundiertes sagen?

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zahira schrieb:Nephesch, Ruach, Shem bedeutet auch
Göttlicher Atem, das was "Gott" in den Menschen "hineinbläst".

Näpäš ist von napaš (Atem schöpfen) abgeleitet und kommt im AT häufig vor. Neben seiner Grundbedeutung Atem (Gen 1,30; Hi 41,13), Hals (Ps 105,18) und Kehle, Schlund (Num 11,6; Spr 16,26; 25,25; Jes 5,15; 29,8; Hab 2,5) steht es auch für Gier (Ex 15,9; Ps 27,12; 41,3; 78,18; Spr 28,25; Hes 16,27), Verlangen, Wunsch und Wille (Gen 23,8; Ex 23,9; 1Sam 2,35; Ps 35,25; 105,22).

Ruah (ruach) = Atem, Hauch, Lebenskraft beim Menschen und Geist Gottes; auch Geist, bewegte Luft, Wehen, Wind und Sinn.

Ruah kann aber auch riechen bedeuten (Gen 27,27; Ex 30,38; Dtn 4,28; Ps 115,6).

Bei Luftbewegungen kann ruah ebenso schwaches Wehen (Gen 3,8; Hi 4,15) bedeuten, wie Windstoß (Ps 1,4; 18,43), aber auch schwerer Sturm (Hi 21,18; Jes 7,2; 41,16; Hos 4,19; Jon 4,1). Das Wort kann aber auch nur Himmelsrichtung meinen (1Chr 9,24; Jer 49,36) oder etwas Vergebliches, Nichtiges (Spr 11,29; Pred 5,15).

Auch Gemütsverfassungen können mit ruah ausgedrückt werden: Zorn (Ri 8,3; Spr 29,11), Mut, Tapferkeit (Num 14,24; Jos 2,11), Niedergeschlagenheit (Ps 51,19; Jes 57,15; 61,3) und Demut (Spr 16,19; 29,23).
MfG B.
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#7
agnostik schrieb:Fegefeuer, was ja eigentlich Reinigungsort bedeutet
Ist das nicht mittlerweile auch abgeschafft und dazu alternativ die Definition zur fehlenden Nähe bzw. Abstand zu Gott ersetzt worden?

Gruß
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#8
(21-08-2010, 21:19)Bion schrieb: Den Leib von der Seele getrennt anzunehmen, entstammt, wie Du angemerkt hast, der griechischen Vorstellungswelt und ist vornehmlich über Augustinus (aber auch durch andere) ins christliche Denken eingegangen.
Das anzunehmen, entstammt eigentlich schon den Mose Büchern.
Demnach hat auch Gott, Seele. Also ist es eine Gemeinsamkeit zwischen Gott und den Menschen.
Beispiel:
Nimmt man an, Gott hat den absoluten Server ("Oberseele") und das Gehirn der Menschen ist ein Computer mit Betriebssystem und einer mitgeladenen (Software (Seele) Lynn Rudder Baker), so hat man durch "Internet" Verbindung zu Gott.
Jetzt kann man jederzeit updaten z.B. durch Taufe, Beichte, Reue oder beten. Auch Propheterie, die Voraussicht Davids oder die Offenbarungen sind dadurch erklärbar weil diese Menschen ja mit dem Server verbunden waren und jederzeit individuelle Informationen empfangen konnten.
So Gott will.
Nun sollte man sich hüten eine Raubkopie (Islam, Atheismus u.s.w.) oder sonstige gefährliche Freeware zu installieren (Trojaner).
Wenn aber der eigene Computer ohne Schuld abstürzt und irreparabel wird, so hat Gott immer noch seine Daten und kann sie jederzeit auf einen Neuen laden. "Beim Menschen sind sogar die Haare seines Hauptes gezählt."
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#9
(21-08-2010, 21:41)alwin schrieb:
agnostik schrieb:Fegefeuer, was ja eigentlich Reinigungsort bedeutet
Ist das nicht mittlerweile auch abgeschafft und dazu alternativ die Definition zur fehlenden Nähe bzw. Abstand zu Gott ersetzt worden?

Gruß

Ist das nicht die Hölle, die dadurch ersetzt worden ist?

Das Fegefeuer also Purgatorium sehe ich als eine Möglichkeit, dass die Seele sich weiterentwickelt, um überhaupt in die Nähe zu Gott zu kommen.

Das wäre übrigens eine Parallele zu dem buddhistischen Glauben an die "Reinen Länder", besonders prominent da das des Amitabha/Amida und würde wieder in das Thema des Mischens von Buddhismus und Christentum passen.
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#10
@agnostik
"Hölle" ist längst abgeschafft, soweit ich in dem Punkt noch auf dem Laufenden bin!

Gruß
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#11
(22-08-2010, 15:02)indymaya schrieb:
(21-08-2010, 21:19)Bion schrieb: Den Leib von der Seele getrennt anzunehmen, entstammt, wie Du angemerkt hast, der griechischen Vorstellungswelt und ist vornehmlich über Augustinus (aber auch durch andere) ins christliche Denken eingegangen.
Das anzunehmen, entstammt eigentlich schon den Mose Büchern.

Nein!

Die Seele, wie sie im Christentum angenommen wird, entstammt griechischem Denken.

Die lebende Seele nach Gen 1,30 (Septuaginta), die auch allen Tieren eigen ist, hat mit dem christlichen Bild von der Seele nichts gemein.

(22-08-2010, 15:02)indymaya schrieb: Demnach hat auch Gott, Seele. Also ist es eine Gemeinsamkeit zwischen Gott und den Menschen.

In biblischer Zeit hat sich jüdisches Denken nicht mit der Seele befasst.

Das blieb dem rabbinischen Judentum und der jüdischen Philosophie vorbehalten. Auch dieses Denken war – ebenso wie das christliche - von der griechischen Philosophie beeinflusst.

Die Seele, die eingebettet in die Elemente und grenzenloser Ursprung von allem ist, zugleich unbegrenzten tiefen Sinn hat und sich zum Lichtglanz göttlichen Feuers läutern kann, wurde von Heraklit erdacht.

In der Seele ein kosmisches Prinzip zu sehen und sie sich unsterblich zu denken, wird umfassend von Platon (spätesten seit dem Phaidros) dargestellt. Er erwähnte auch die Verwandtschaft der Seele zur Gottheit.

Die Idee, wonach die Seele Teil des (göttlichen) Pneumas ist, das den ganzen Kosmos durchdringend, entstammt der Stoa.

Attikos lässt die Weltseele und die Seele des Menschen aus der "unvernünftigen" und der "göttlichen Seele" (dem Ideenkosmos) bestehen und sich zur "vernünftigen" Seele verbinden.

Nach Plotin ist die Seele im "geistigen Kosmos" ungeschieden und ungeteilt.

Justin argumentiert gegen die Verwandtschaft der Seele mit Gott und ihre Unsterblichkeit. Auch für Tatian und Irenäus ist die Seele noch sterblich.

Tertullian behauptet (gegen Platon) die Seele wäre geboren (nata) und geschaffen (facta), weil sie aus dem Hauch Gottes entstanden sei.

Augustinus hat seine Gedanken zur Seele in den Schriften "De immortalitate animae" und "De quantitate animae" niedergelegt. Er unterscheidet zwischen der anima rationalis als Sitz des Geistes (mens) und des Willens (voluntas) und der anima irrationalis, die die Triebe (appetitus), die sinnliche Wahrnehmung (sensus) und das Gedächtnis (memoria) umfasst.

Das besondere Interesse Augustins gilt der Herkunft der Seele. Er hatte sich mit den bekannten Ursprungstheorien auseinandergesetzt und festgestellt, dass die Seele geschaffen und nicht göttlicher Natur (so wie das die Manichäer behauptet hatten) sei! Allerdings könne die Seele, wenn sie sich Gott zuwendet, Einsicht in das höchste Prinzip gewinnen.

Bei Augustin will ich vorerst einmal haltmachen.
MfG B.
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#12
(22-08-2010, 23:58)Bion schrieb: In biblischer Zeit hat sich jüdisches Denken nicht mit der Seele befasst.

Das 1. Buch Mose ist wesentlich älter als die Zeit des Heraklith, selbst wenn man eine Endredaktion berücksichtigt wird wohl kaum eine radikale Änderung des Buches stattgefunden haben. Und so ist das Wort Seele ein unübersehbarer Bestandteil dieses Buches.
Und das es sich hier um Gott im Menschen handelt, ist daraus ersichtlich, daß nur Gott segnen kann und wenn ein Mensch segnet ist es die Seele die segnet. Wenn ein Mensch z.B. Waffen segnet, ist es seelenlos. Auch Jakob sagt zu Isaak nicht: "Das du mich segnest"
sondern: "Das deine Seele mich segnet".
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#13
Der Mensch ist eine Seele. In den Psalmen wird eine wunderbare Sprache für die Ebene der Seele gefunden.
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#14
(23-08-2010, 17:53)indymaya schrieb:
(22-08-2010, 23:58)Bion schrieb: In biblischer Zeit hat sich jüdisches Denken nicht mit der Seele befasst.
Das 1. Buch Mose ist wesentlich älter als die Zeit des Heraklith, selbst wenn man eine Endredaktion berücksichtigt wird wohl kaum eine radikale Änderung des Buches stattgefunden haben. Und so ist das Wort Seele ein unübersehbarer Bestandteil dieses Buches.

Nein!

Davon abgesehen, dass der überwiegende Teil der Texte, wie sie zu Gen bis 2Kön vorliegen, in exilischer und nachexilischer Zeit ausgeformt wurde, sind dort tiefe Gedanken zum Seelenproblem nicht vorzufinden.

Als Wort kommt ψυχὴ schon bei Homer vor, und zwar als Lebensatem, der die Sterbenden durch den Mund oder durch eine Wunde verlässt.

Als "ψυχὴ" ist "die Seele" erst durch die Septuaginta (3. Jh vC) in den biblischen Sprachschatz eingegangen. Über die verschiedenen Bedeutungen jener Begriffe, die auch mit Seele übersetzt wurden, habe ich schon berichtet.

Dass der Seelenbegriff, wie er christlicherseits gebraucht wird, griechischen Ursprungs ist, darüber herrscht in der akademischen Lehre - sowohl in der Philosophie als auch in der Theologie - Übereinstimmung. Wenn Du das nicht hinnehmen willst, soll mir das auch recht sein.

Die Seele, wie sie von den Pythagoreern verstanden wurde, ist möglicherweise dem Denken indischer Kulturen, das den Weg zu den Griechen gefunden hatte, entliehen.
MfG B.
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#15
(24-08-2010, 00:56)Bion schrieb:
(23-08-2010, 17:53)indymaya schrieb:
(22-08-2010, 23:58)Bion schrieb: In biblischer Zeit hat sich jüdisches Denken nicht mit der Seele befasst.
Das 1. Buch Mose ist wesentlich älter als die Zeit des Heraklith, selbst wenn man eine Endredaktion berücksichtigt wird wohl kaum eine radikale Änderung des Buches stattgefunden haben. Und so ist das Wort Seele ein unübersehbarer Bestandteil dieses Buches.

Nein!
Nein? Nur wenn Du bestimmst, was "Die Seele" ist oder Du und die Anderen darunter zu verstehen haben wollen. Ansonsten gab es schon im alten Ägypten den Glauben an ein Totenreich, so wie Heute der Glaube an ein Himmelreich und da ist die Seele ein wesentlicher Faktor und zwar religiös. Und während bis Heute immer noch diskutiert und geforscht wird, was Seele überhaupt ist scheinst Du es zu wissen.
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