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Familien und Sekten - mal anders herum
#1
Die Zeugin Jehovas, mit der ich oft diskutiert habe, war auch fast eine Freundin.

Sie hat sich ot bei mir ausgeweint, was ihre Familie betraf.

Sie war eine hoch intelligente Frau. 1945 hatt sie die Realschule beendet und wollte eine Ausbidung als was man jetzt Industriekauffrau anfangen. Damals wurden aber diese Ausbildungsplätze bevorzugt an Männer vergeben, die ohne Asbildung in den Krieg gemusst hatten und jetzt zurück kamen. Als sie einen hätte bekommen können, war die Familie (Mutter und 7 Jahre jüngerer Bruder - Vater im Krieg gefallen) schon so an ihr Einkommen als ungelernte Arbeiterin gewohnt - der Bruder sollte unbedingt auf's Gymnasium gehen, (das war auch ihr Wunsch) dass sie auf eine Ausbildung verzichtet hat.

Hat dann recht jung geheiratet - als sie mit dem 2. Kind schwanger war, hat sie die Zeugen Jeovas kennengelernt. Ich bin überzeugt, dass deren Lehre, dass man auf der "Neuen Erde" lebt sie hauptsächlich motiviert hat, ihnen beizutreten. "Dann kann ich all das lernen, was ich so gern gelernt hätte".

Auch war sie in der Gemeinde hoch angesehen, wegen ihres Wissens über die Bibel und deren Auslegung v. S. der ZJ. Da konnte sie ihren Lerneifer ausleben und das Gelernte diskutieren oder weitergeben.

Ihre Familie war nur kontra. Ihre Mutter hat sie immer nur deswegen beschimpft, kein gute Wort für sie gehabt - dennoch hat sie die Mutter so 20 J. später zu Hause bis zu deren Tod gepflegt.

Ihr Mann war auch kontra und hat die Kinder gegen sie beeinflusst. Sie durfte z. B. nicht zur Abiturfeier ihres jüngsten Sohnes kommen usw. Dennoch hat sie auch ihn, der einiges älter war, zu Hause bis zum Tode gepflegt.

Der älteste Sohn ist ausgezogen, sobald er seine Ausbildung beendet hatte und hat von da an jeglichen Kontakt verweigert. Wenn er sie mal in der Stadt traf, ist er an ihr vorbei gegangen als wäre sie eine Fremde. Den einzigen Kontakt, den sie mit ihm gehabt hat, war nach dem Tod des Vaters. Da ist er gekommen, dessen Sparbuch abzuholen.

Der jüngere war nicht ganz so extrem - so alle paar Jahre mal ist er eine Stunde oder so zu Besuch gekommen - worauf sie dann ganz glücklich war. Nein - sie hat nicht versucht, ihn dann zu "missionieren" "Ich könnte doch mal was für ihn nähen ..."

Als sie im Altenpflegeheim war, zuerst leichte dann schlimmere Demenz, hat er sich überhaupt nicht um sie gekümmert, obwohl die "Ältesten" der Gemeinde versucht haben, ihn dazu zu bewegen, dass er doch mal zu Besuch kommt. Ich selbst habe ihn angerufen, ihm gesagt, dass ich keine Zeugin bin, nur eine gute Bekannte, und ich habe ihn auch gebeten, ob er nicht mal zu Besuch kommen oder sie wenigstens anrufen könne oder mit ihr sprechen, wenn sie anruft. Er hat mich höhnisch abgetan und sich jeglichen weiteren Anruf von mir verbeten.
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#2
Nun, das kannst du mit meinem Thema nicht vergleichen. Die ZJ sind eine gefährliche Sekte, die Menschen psychisch zerstören können, und die es, um es nett zu formulieren, mit der Wahrheit nicht genau nimmt, ja, ihren Mitgliedern sogar das Lügen vor Gercht erlaubt. Von den schon bekannten Sachen wie Verweigerung der Bluttransfusion, dem absoluten Sektengehorsam, und den vielen Missbrauchsfällen will ich gar nicht erst beginnen.
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#3
(09-09-2010, 02:05)Witch of Hope schrieb: Nun, das kannst du mit meinem Thema nicht vergleichen.

Habe ich das denn getan? Ich meine eigentlich nicht.
(09-09-2010, 02:05)Witch of Hope schrieb: Die ZJ sind eine gefährliche Sekte, die Menschen psychisch zerstören können, und die es, um es nett zu formulieren, mit der Wahrheit nicht genau nimmt, ja, ihren Mitgliedern sogar das Lügen vor Gercht erlaubt. Von den schon bekannten Sachen wie Verweigerung der Bluttransfusion, dem absoluten Sektengehorsam, und den vielen Missbrauchsfällen will ich gar nicht erst beginnen.

Diese Gefährlichkeit von "Sekten" habe ich 30 Jahre lang - so zwischen 1965 und 1995 - in Augen und Ohren geblasen gekriegt.

Nur damals waren es nich die bösen, bösen Sekten sondern die schlimmen, schlimmen gurus aus Indien und die schrecklichen Zen-Lehrer Icon_lol

Die gleichen Argumente damals wie jetzt gegen die Sekten.
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#4
In beiden Fällen konnten wissenschaftliche Untersuchungen die Gefährlichkeit von Sekten aber belegen. So z.B. Dr. Jerry Bergman über die seelischen Erkrankungen bei ZJ, die "signifikant über dem Durchschnitt" liegen, so ein Zitat aus der Untersuchung.
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#5
Schon komisch, dass sich alle Leute von ihr abgewandt haben. Klingt für mich nach einseitiger Schilderung durch das vermeintliche Opfer. Da steckt bestimmt mehr dahinter.

Meine Oma war auch so. Mit zunehmendem Alter erzählte sie überall in der Nachbar- und Bekanntschaft von ihrer ach so undankbaren und bösen Tochter. Ich war die tolle Enkelin. Das meine Mutter von der herrschsüchtigen Art ihrer Mutter die Nase voll hatte und sich dagegen gewehrt hat (freundlich), hat keiner gesehen. Nur die immer freundliche ältere Dame von Nebenan. Nun ist meine Oma tot und niemand weiß von ihrem so herrschsüchtigen und oft streitlustigem Verhalten hinter verschlossenen Türen. Und noch immer gibt es Nachbarn, die meine Mutter auf der Straße nicht grüßen oder sich wegdrehen wenn sie kommt.
Man schaut immer nur vor die Haustür. Oft sieht es dahinter verheerend aus. Unabhängig vom Glauben.
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#6
(09-09-2010, 11:07)Karmakaze schrieb: Schon komisch, dass sich alle Leute von ihr abgewandt haben.

Habe ich nicht so gesagt - war auch nicht so.

Ihr Bruder ist selbst Zeuge geworden - mit ihm hatte sie bis zuletzt ein sehr gutes Verhältnis. Eine Kusine uist auch Zeuge geworden.

Als sie verlobt war, war ihr Verlobter mit seiner Mutter verfeindet. Sie hat ihn dazu gebracht, mit ihr wieder Frieden zu schließen - sie war ihr danach wohl recht freundlich gesonnen.

(09-09-2010, 11:07)Karmakaze schrieb: Klingt für mich nach einseitiger Schilderung durch das vermeintliche Opfer. Da steckt bestimmt mehr dahinter.

Wahrscheinlich.

Aber trotz ihrer eigenen Perspektive hat sie ihrer Mutter und ihrem Mann geholfen als sie sie nötig hatten. Trotz ihrer Einstellung zu der Art wie ihre Söhne lebten, hat sie sich nicht von ihnen abgewandt.

Die Söhne hatten bestimmt darunter gelitten, dass ihnen Mutter und Vater so verschiedene Lebensentwürfe vorlebten und sie so diametral verschieden zu beeinflussen versuchten.

Im Gegensatz zu ihr, dem bösen Sektenmitglied, haben sich von ihr abgewandt in einer Art, die krasser nicht sein konnte und ihr nicht geholfen, als sie sie brauchte.

Die Situation war also umgekehrt wie sonst immer beschrieben.

Diese Umkehr ist der Titel meines Themas.
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#7
(09-09-2010, 08:28)Witch of Hope schrieb: In beiden Fällen konnten wissenschaftliche Untersuchungen die Gefährlichkeit von Sekten aber belegen. So z.B. Dr. Jerry Bergman über die seelischen Erkrankungen bei ZJ, die "signifikant über dem Durchschnitt" liegen, so ein Zitat aus der Untersuchung.

Ich sagte ja, dass mir all dies für den 1. Fall 30 Jahren um die Ohren geflogen ist.

Leute, die sich einer Sekte oder vorher den östlichen Gruppen anschließen sind in den wenigsten Fällen zufrieden mit sich und der Welt oder fähig, mit ihrer Unzufriedenheit, ihren Problemen "normal" umzugehen. Viele von ihnen hätten wohl - falls sie nicht einen anderen Weg oder einen Halt in der Gruppe gefunden hätten, die ihnen mehr zusagt, stattdessen den Weg zu Alkohol oder Drogen genommen (wenn das nicht schon vorher der Fall gewesen war.)

Dass bei einem Teil von ihnen, ihre psychischen Probleme durch die Gruppenzugehörigkeit nicht gelöst wurde, sollte wohl jedem klar verständlich sein. Auch, dass ein Vergleich dieser Mitglieder mit den "Normalos" nict aussagekräftig sein kann.

War aber den Wissenschaftlern nicht klar Icon_wink

Außerdem wurden Alkohol-, Nikotin- und Drogenabhängige nicht in die Menge der Leute genommen, die psychische Probleme haben und halt statt zu einer östlichen Gruppe zu gehen, diese durch ihren Konsum zu beschwichtigen versuchen.

Wissenschaftliche Untersuchungen sind immer nur so gut wie die Fragen die sie stellen, die Basis, von der ausgegangen wird.
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#8
Sie hat den Menschen die sie liebte geholfen. Aber offenbar hat sie selbst irgendetwas getan, das so schlimm war, dass die anderen sich von ihr abwandten. Das muß gar nichts mit den Zeugen zu tun haben. Offenbar hat sie auch nicht verstanden oder gemerkt was sie tut, dass sie solche Konsequenzen bekommt. Aber 2 Kinder und ein Mann wenden sich nicht einfach so ab. Da muß schon etwas sehr schlimmes gewesen sein, dass ein Kind von der Mutter wegtreibt. Ich denke, diese Dame hatte es wahrscheinlich bewußt oder unbewußt faustdick hinter den Ohren.
Wie ich schon sagte, diesen Spaß in der Familie kenne ich zur genüge. Und gerade die Kriegs/Nachkriegsgeneration hat es sehr gut raus, nach aussen heile Welt vorzugaukeln.
Da schaut man als nicht Familienmitglied niemals hinter.
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#9
(09-09-2010, 15:48)Karmakaze schrieb: Sie hat den Menschen die sie liebte geholfen. Aber offenbar hat sie selbst irgendetwas getan, das so schlimm war, dass die anderen sich von ihr abwandten. Das muß gar nichts mit den Zeugen zu tun haben. Offenbar hat sie auch nicht verstanden oder gemerkt was sie tut, dass sie solche Konsequenzen bekommt. Aber 2 Kinder und ein Mann wenden sich nicht einfach so ab. Da muß schon etwas sehr schlimmes gewesen sein, dass ein Kind von der Mutter wegtreibt. Ich denke, diese Dame hatte es wahrscheinlich bewußt oder unbewußt faustdick hinter den Ohren.
Wie ich schon sagte, diesen Spaß in der Familie kenne ich zur genüge. Und gerade die Kriegs/Nachkriegsgeneration hat es sehr gut raus, nach aussen heile Welt vorzugaukeln.
Da schaut man als nicht Familienmitglied niemals hinter.

Kann aber auch sein, dass sie unschuldig ist, und andere in ihr den Sündenbock sehen, der für alles verantwortlich ist. Da wir nichts genaues wissen, ist es müßig, zu spekulieren.
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#10
Da hast du Recht. Bringt eh nix.
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