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Hexenwahn
#1
t.logemann (Beitrag 5, Was hat der Islam Gutes gebracht?) schrieb:…, während noch im Spätmittelalter Christen alle anderen die sie nicht verstanden als "Hexen" verbrannten –

Im Spätmittelalter hat es erst begonnen.

So richtig los mit dem Hexenwahn ging es erst in der Frühen Neuzeit.
MfG B.
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#2
Es gab ja wohl auch "regelgerechte Verfahren". Mich interessieren die Formalien von der Anklage bis zur Exekution. Die Gründe mögen sich im Wahnhaften verlieren. Aber ich denke, es hat auch konkrete Anklagepunkte gegeben, die abgehandelt werden mussten?
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#3
Lies die Hexenbulle oder den Hexenhammer. Da steht alles drin.
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#4
(13-09-2010, 11:03)Ekkard schrieb: Es gab ja wohl auch "regelgerechte Verfahren". Mich interessieren die Formalien von der Anklage bis zur Exekution. Die Gründe mögen sich im Wahnhaften verlieren. Aber ich denke, es hat auch konkrete Anklagepunkte gegeben, die abgehandelt werden mussten?

In Deutschland beispielsweise durch die Artikel 130, 131 der bambergischen Halsgerichtsordnung von 1507 (die Babenbergensis), die ab 1516 auch in den fränkischen Landen Kurbrandenburgs zur Anwendung kam. Dort heißt es:

So jemand den Leuten durch Zauberei Schaden oder Nachteil zufügt, soll man strafen vom Leben zum Tod, und man soll solche Strafe gleich der Ketzerei mit dem Feuer tun.

Die Bestimmungen der Babenbergensis gingen 1532 in die "Peinliche Gerichtsordnung Kaiser Karls V. und des heiligen römischen Reichs" (in den Artikel 109 der sogenannten Karolina) ein. Das "Gleich der Ketzerei" wurde weggelassen.

Wenn "Beweis" geführt wurde, dass durch einen Zauberer oder eine Hexe mit Hilfe des Teufels Schaden verursacht worden war, stand als Strafe aber der Feuertod fest.

In Fällen der Hexerei, wo kein Schaden zugefügt worden war, sollte nach der Karolina (nach Einholen des Rats von Sachverständigen) eine mildere Strafe verhängt werden.

Nach und nach gewann die im "Hexenhammer" entwickelte Sicht vom Hexenwesen, wonach die mit Hilfe des Teufels vollbrachte Zauberei den Abfall von Gott bedeutet und damit an sich ein todeswürdiges Verbrechen ist, das durch Feuer zu bestrafen sei, die Oberhand, und die Richter machten von den Möglichkeiten, die die Karolina einräumte, Milde walten zu lassen, wenig bis keinen Gebrauch.

Die durch den Hexenhammer vorgegebene Auffassung ging 1572 zum Beispiel in die kursächsische Kriminalordnung ein.
MfG B.
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#5
(13-09-2010, 10:36)Bion schrieb:
t.logemann (Beitrag 5, Was hat der Islam Gutes gebracht?) schrieb:…, während noch im Spätmittelalter Christen alle anderen die sie nicht verstanden als "Hexen" verbrannten –

Im Spätmittelalter hat es erst begonnen.

So richtig los mit dem Hexenwahn ging es erst in der Frühen Neuzeit.

Absolut richtig. Viele Klischees über das Mittelalter sind vielmehr Rückprojektionen aus der frühen Neuzeit.
Setzt alles daran, durch die enge Tür einzutreten! Denn das sage ich euch: Viele werden versuchen einzutreten, und es wird ihnen nicht gelingen. (Lk 13,24)
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#6
(13-09-2010, 10:36)Bion schrieb:
t.logemann (Beitrag 5, Was hat der Islam Gutes gebracht?) schrieb:…, während noch im Spätmittelalter Christen alle anderen die sie nicht verstanden als "Hexen" verbrannten –

Im Spätmittelalter hat es erst begonnen.

So richtig los mit dem Hexenwahn ging es erst in der Frühen Neuzeit.

Den so genannten "Hexenwahn" gabe s schon zur Zeit des Alten Testaments (und vermutlich noch früher), und damals wie heute die selben Gründe:

Angst
Vorurteil
Vernichtung unliebsamer Konkurrenz

Gründe, die in fast jeder monotheistischen Religion zu fiden sind
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#7
Hier geht es um Geschichte und nicht um Religionskritik! Welche Fälle von wann und wo meinst du?
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#8
(14-09-2010, 18:31)Ekkard schrieb: Hier geht es um Geschichte und nicht um Religionskritik! Welche Fälle von wann und wo meinst du?

Fälle, wie sie in dem Buch "Hexenprozesse gegen Kinder" von Hartwig Weber, oder dem Buch "Hexenwahn und Exorzismus" von Hans-Jürgen Wolf erzählt werden.

Sie alle berichten von Fällen, wo schnell deutlich wurde, dass "alte Rechnungen" beglichen wurden, und es den kirchlichen und weltlichen Tätern um etwas anderes ging, als Hexen zu vernichten.
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#9
(15-09-2010, 05:03)Witch of Hope schrieb: Fälle, wie sie in dem Buch "Hexenprozesse gegen Kinder" von Hartwig Weber, oder dem Buch "Hexenwahn und Exorzismus" von Hans-Jürgen Wolf erzählt werden.

Sie alle berichten von Fällen, wo schnell deutlich wurde, dass "alte Rechnungen" beglichen wurden, und es den kirchlichen und weltlichen Tätern um etwas anderes ging, als Hexen zu vernichten.

und das war "zur Zeit des Alten Testaments (und vermutlich noch früher)" ?
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#10
(15-09-2010, 10:18)petronius schrieb:
(15-09-2010, 05:03)Witch of Hope schrieb: Fälle, wie sie in dem Buch "Hexenprozesse gegen Kinder" von Hartwig Weber, oder dem Buch "Hexenwahn und Exorzismus" von Hans-Jürgen Wolf erzählt werden.

Sie alle berichten von Fällen, wo schnell deutlich wurde, dass "alte Rechnungen" beglichen wurden, und es den kirchlichen und weltlichen Tätern um etwas anderes ging, als Hexen zu vernichten.

und das war "zur Zeit des Alten Testaments (und vermutlich noch früher)" ?

Ach so, das wolltest du wissen. Sorry, kleines Missverständnis:

„Eine Hexe sollst du nicht am Leben lassen.“ – (Ex 22,17 EU)

Kann man wohl als "Hexenverfolgung" ansehen. Warum? Sie waren unliebsame Konkurrenz der Jahweisten.
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#11
Die Meinung, dass "deutsche" Hexen weise Frauen und Hüterinnen alten Wissens der "germanischen Kultur" gewesen wären, stammt von Jacob Grimm. Jules Michelet meinte (in La Sorcière), die als Hexen verfolgten Frauen wären "Ärztinnen des Volkes" gewesen, die einer Verschwörung der Fürsten, Theologen, Mediziner und Juristen zum Opfer fielen.

Solche Meinungen fanden insbesondere im 19. Jh. breite Zustimmung und sind auch heute noch hin und wieder zu hören.

t.logemann (Beitrag # 12, Kann man über Religion diskutieren?) schrieb:Im Mittelalter Europa's wurden angebliche Hexen u.a. angeklagt,…

Im Mittelalter nur wenige. Die großen Hexenpogrome fanden in der Neuzeit statt, vornehmlich im 16. und 17. Jh.

t.logemann schrieb:Wissenschaftlich erwiesen ist zwischenzeitlich, das ein Grossteil dieser "Hexen" die überlieferte volkstümliche Kräuterkunde pflegten und über erstaunliches medizinisches Fachwissen verfügte.

Welche Wissenschaft hätte da was erwiesen?

Über diese Hexen weiß die (Geschichts-)Wissenschaft das, was den erhaltenen Gerichtsprotokollen zu entnehmen ist. "Befragungen", die unter Anwendung der Folter durchgeführt wurden, führten zu den absonderlichsten Selbstbeschuldigungen.

Dass ein Großteil der Hexen medizinisch tätig gewesen und es überwiegend aus diesem Grunde zu Verurteilungen gekommen wäre, ist nicht belegbar.

t.logemann schrieb:Die "gläubige Ärzteschaft" dagegen behandelte Krankheiten dagegen vorwiegend mit Aderlass, Schröpfkugel und Blutegeln.

Da dem überwiegenden Teil des "gemeinen Volkes" die Mittel fehlten, sich im Krankheitsfalle "professioneller" ärztlicher Hilfe zu versichern, war die Behandlung durch "heilkundige" Laien nichts Außergewöhnliches. Die "Naturheilkunde" hatte auch für die Mönchs- oder Klostermedizin große Bedeutung. Es wird wohl auch so gewesen sein, dass die Erkrankten mit dieser Art der medizinischen Hilfe oftmals besser bedient waren, als wenn sie "ausgebildeten" Ärzten in die Hände fielen.

Aber nicht alle Ärzte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit waren Quacksalber. Wer es sich leisten konnte, in Montpellier, Paris, Padua oder Bologna zu studieren, dem war eine für seine Zeit recht ordentliche medizinische (auch chirurgische) Ausbildung gesichert, die auch das antike und arabische Erbe mit einschloss.
MfG B.
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