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Das griechische Erbe
#1
't.logemann (Was hat der Islam Gutes gebracht?, Beitrag 23) schrieb:Die Idee der Demokratie war im Abenfdland wie im Morgenland lange Zeit verschüttet - obwohl die Muslime immerhin die altgriechischen Werke, inklusive der altgriechischen Philosophien in's Lateinische und in's arabische übersetzen (die Christen in der gleichen Zeit verbrannten die noch erhaltenen Bücher der antiken Griechen weil sie sie für "Teufelswerk" hielten). Aber weder das Christentum, noch die Shii'a im Islam (nicht Scharia; Scharia ist der Sammelbegriff für die Auslegungen der "Rechtsgelehrten" und hat mit dem "göttlichen Gebot" (den 5 Säulen des Islam) nichts zutun) erhoben die Demokratie in den Stand (zurück), den ihr gebührt.

So verkürzt darstellt, wird das der Sache nicht gerecht.

Zuallererst: Platon hatte mit der Demokratie nichts, Aristoteles nicht viel am Hut. Somit war da nichts Wesentliches zu verschütten!

Dass der griechische Geist die europäische Geistesgeschichte (die arabisch-islamische Geistesgeschichte eingeschlossen) befruchtet hat, ist unbestritten. Auch die antike und mittelalterliche christliche Philosophie hat aus diesem Geist geschöpft.

Ohne Zweifel ist das Abendland der arabischen Philosophie zu Dank verpflichtet. Einiges von dem, was auf uns gekommen ist, wäre ohne arabisches Bemühen verlorengegangen.

Das Bild von Christen aber, die blindwütig antike Werke verbrannt hätten, entspricht nicht den Tatsachen.
MfG B.
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#2
Blindwütig auf keinen Fall. Viel eher hat man genau hingeschaut und ausgelesen... Icon_wink
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#3
(14-09-2010, 08:57)Romero schrieb: Blindwütig auf keinen Fall. Viel eher hat man genau hingeschaut und ausgelesen... Icon_wink

Die Rede war vom Erbe der griechischen Antike!

Dass die Kirche Schriften, die für häretisch gehalten wurden, gezielt vernichtet hat, ist unbestritten. Dadurch ging vor allem christliches Gedankengut, das nicht der offiziellen Sicht der Dinge entsprach, zugrunde. Auch jüdisch-religiöse Texte wurden gezielt vernichtet.

Platon und Aristoteles hingegen standen hoch im Ansehen.

Obwohl es – insbesondere für einzelne Schriften von Aristoteles – immer wieder zu temporären Leseverboten seitens der Kirchenobrigkeit kam, war die Rezeption platonischer und aristotelischer Texte - auch im Hochmittelalter - Teil der der philosophischen (theologischen) (Aus-)Bildung.
MfG B.
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#4
(14-09-2010, 10:13)Bion schrieb:
(14-09-2010, 08:57)Romero schrieb: Blindwütig auf keinen Fall. Viel eher hat man genau hingeschaut und ausgelesen... Icon_wink

Die Rede war vom Erbe der griechischen Antike!

Dass die Kirche Schriften, die für häretisch gehalten wurden, gezielt vernichtet hat, ist unbestritten. Dadurch ging vor allem christliches Gedankengut, das nicht der offiziellen Sicht der Dinge entsprach, zugrunde. Auch jüdisch-religiöse Texte wurden gezielt vernichtet.

Platon und Aristoteles hingegen standen hoch im Ansehen.

Obwohl es – insbesondere für einzelne Schriften von Aristoteles – immer wieder zu temporären Leseverboten seitens der Kirchenobrigkeit kam, war die Rezeption platonischer und aristotelischer Texte - auch im Hochmittelalter - Teil der der philosophischen (theologischen) (Aus-)Bildung.

Ich nehme mal an mit "die Kirche" ist die römisch-katholische Kirche gemeint. In der waren viele klassische griechische Autoren sehr anerkannt. Der wichtigsten römisch-katholische Theologe des Mittelalters, nämlich Thomas von Aquin, bezog sich stark auf Aristoteles und Platon.

Eine klare Linie was man als guter Katholik nun lesen darf und was nicht gab es lange nicht. Der Index Librorum Prohibitorum erschien erst 1559, also in der frühen Neuzeit.
Setzt alles daran, durch die enge Tür einzutreten! Denn das sage ich euch: Viele werden versuchen einzutreten, und es wird ihnen nicht gelingen. (Lk 13,24)
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#5
(13-09-2010, 17:45)Bion schrieb: Ohne Zweifel ist das Abendland der arabischen Philosophie zu Dank verpflichtet. Einiges von dem, was auf uns gekommen ist, wäre ohne arabisches Bemühen verlorengegangen.

Gibt es Beispiele dazu ?
Z.B in welcher Art der Philosophie ? - was sind das für philosophische Gedanken die quasi aus dem arabischem Raum im europäischem Raum gefruchtet haben. Und wie war die weiterentwicklung?

Interessant find ich das auch umgekehrt - welche europäische Philosophie fruchtete in diesen Zeiträumen im arabischem Raum?

----

Der interkulturelle Philosophietausch ist eh ein sehr spannendes Thema.

Z.B die asiatische Philosophie in Teilen glaub ich lässt sich derzeit gern von der Deutschen "inspirieren".
Wie z.b Byun Chun Han, durch Martin Heidegger.
Beispiel: Der Duft der Zeit ....transcript-verlag.de/ts1157/ts1157.php
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#6
(29-09-2010, 23:25)Artist schrieb: Gibt es Beispiele dazu ?

Z.B in welcher Art der Philosophie ? - was sind das für philosophische Gedanken die quasi aus dem arabischem Raum im europäischem Raum gefruchtet haben. Und wie war die weiterentwicklung?

Ein Beispiel wäre Aristoteles.

Dazu ist aber festzuhalten, dass A. durch die arabische (besser islamische) Philosophie – soll heißen: befreit von den neuplatonischen Quellen - nie in reiner Form rezipiert wurde.

Zudem war die Metaphysik des A. zu wenig vollkommen, um radikal monotheistischem Denken in allen Bereichen zu genügen.

Ein Beispiel für Entwicklung griechischen Gedankenguts:

840 wurde die sogenannte "Theologie des Aristoteles", ein Pseudepigraph, von einem christlichen Mönch unter Verwendung von Auszügen aus Plotins Enneaden verfasst, ins Arabische übersetzt. Man nahm an, man habe einen aristotelischen Text vorliegen. Auf diese Weise wurden auch Elemente der Hauptlehren Plotins zur Metaphysik - also neuplatonisches Gedankengut - von der islamischen Philosophie aufgenommen, ohne dass man sich dessen bewusst war.

Später, wahrscheinlich erst im 12. Jh., kam kein anderes, dem A. zugeschriebenes Pseudepigraph, diesmal arabischer Herkunft, in Spanien in Umlauf und wurde unter der Bezeichnung "Liber de causis" mit Begeisterung ins Lateinische übersetzt. Es handelte sich um einen Kommentar zu Sätzen aus der "Institutio theologica" des Proklos. Dieser Kommentar war streng monotheistisch ausgerichtet und wurde von der abendländischen Philosophie des Mittelalters genutzt, um kreationistische Lehren mit der Autorität des Aristoteles zu stützen.

Aristoteles selbst waren solche Vorstellungen fremd gewesen.

Artist schrieb:Der interkulturelle Philosophietausch ist eh ein sehr spannendes Thema.

Z.B die asiatische Philosophie in Teilen glaub ich lässt sich derzeit gern von der Deutschen "inspirieren".
Wie z.b Byun Chun Han, durch Martin Heidegger.
Beispiel: Der Duft der Zeit ....transcript-verlag.de/ts1157/ts1157.php

Wie umgekehrt auch:

Hundert Jahre zuvor Schopenhauer durch Texte indischer Herkunft zum Beispiel.
MfG B.
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#7
danke dir für die ausführliche antwort.

man merkt wenn du darüber erzählst - auch - welche wichtige rolle im prinzip
ein interkulturell-intellektueller tausch in der philosophie in der entwicklung
vom geist und denken im eigenen oder anderen definierten kulturraum haben kann.
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