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Werdegang von Extremisten
#1
Laut einer BKA-Studie hängt der Werdegang zum Extremisten vom sozialen Umfeld ab. Die auffällig gewordenen Menschen extremistischer Gesinnung haben (statistisch) Eines gemeinsam: Sie kommen aus zerrütteten Familienverhältnissen und finden in der (links- oder rechtsextremistischen) Gruppe einen Familienersatz bzw. eine soziale Heimat. Nur der Zufall entscheidet, ob die betreffende Person dadurch in die "rechte" oder in die "linke" Ecke abdriftet. Mehr dazu unter: ***.ksta.de/html/artikel/1284468526671.shtml
***=http://www
Vielleicht noch eine Anmerkung von mir: Möglicherweise stellen streng religiöse Gruppen genau solche "Ersatzfamilien", so dass wir uns hier "einen Wolf diskutieren" können. Ein Forum kann so etwas nicht leisten. Die Frage ist, warum und wieweit liberale Gruppen, Vereine und Kirchen an dieser Stelle eben keine attraktive "Ersatzfamilie" darstellen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#2
Ekkard schrieb:Die Frage ist, warum und wieweit liberale Gruppen, Vereine und Kirchen an dieser Stelle eben keine attraktive "Ersatzfamilie" darstellen.
Das ist eigentlich ganz einfach: Hier will "Normalo" ausleben. Randerscheinungen haben da nur Platz, soweit sie auch Randerscheinungen bleiben. Wieweit man Vereine und kirchliche Gruppen hier in einen Topf werfen kann, stelle ich mal dahin, denn bei Vereinen geht es schlichtweg um ein ausgelebtes Hobby, bei kirchlichen Gruppen kann es in die Lebensphilsophie des Einzelnen eingreifen. Das fängt schon beim Chor an. Geist(l)iche/ige Gesänge werden auch nur in bestimmten Chorgruppen praktiziert, Innerhalb einer kirchlichen Gruppe aber völlig "normal". Bibelgesprächskreise haben mit Sicherheit eine andere Gesprächskultur als Vortrags- oder Einübungsabende in eine Schachrunde.

Gruß
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#3
Nun ja, ziehen wir den Kreis enger: Gleichwohl bleibt doch die Frage: Wie schaffen es extremistische Gruppierungen unabhängig von ihrer Ideologie, Ersatzfamilie zu sein. Sind es die strengen Regeln, die scharfe gegenseitige Kontrolle oder was?
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#4
Stimme ich Dir zu: Der "Führer" bietet Authoritäts"ersatz". Er denkt für einen und gibt Anweisungen. Das Nichtmitdenkenmüssen als solches hat eine Basis gefunden. Ausruhen und eine Richtung und damit eine "Heimat" gefunden zu haben. Eine mögliche Profilierung kommt dann nochmals als Krönung dazu! Dann ist das Besondere der eigenen Person schließlich auch gegeben. Von möglichen Privililegien mal ganz zu schweigen...

Gruß
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#5
Führer ziehen Menschen an, die Orientierung suchen, wo sie selber orientierungslos bleiben. Einer, der weiß, wo es lang geht. Eine Identifikationsfigur, ein Held, ein Rächer, ein Vater, den man vielleicht entbehren mußte, eine Gewissheit (oder Sicherheit), inmitten von Beliebigkeit. Bei diesem Prozeß der Identifikation werden Menschen eingestimmt, synchronisiert auf eine Führerpersönlichkeit hin. Sprache, Zeichen, Merkmale, Musik, alles Wiedererkennungsmerkmale, die auf diese Figur verweisen, werden zu Instrumenten einer Identikation.
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#6
...Tja - die "menge" macht's....

Ob Parteien oder Religionen - ab einer bestimmten Grösse der "Organisation" gibt es "tonangebende" Menschen und mehr oder minder "hörende" Menschen.
Die "Tongebenden" besetzen hoche und höhere Leitungsfunktion, die "Hörenden" sind eher auf der "Basisebene" zu finden.

Je grösser eine x-beliebige Gemeinschaft ist, um so weiter "entfernt" sich die jeweilige Leitungsebene von der Basis - m. E. das beste Beispiel hierfür sind die im Bundestag vertretenen Parteien und vorallem deren im jeweiligen Parteivorstand und/oder der Regierungen vertretenen "Grosssprecher/innen".

Kleine Gruppen haben einen wesentlich direkteren Bezug zu der Basis, zu den "Schäflein". Folglich ist die "Geborgenheit" grösser; man fühlt sich eben weniger als das "weiss-Gott-wievielste-Rad-am-Wagen", sondern erlebt vordergründig das Gefühl ernstgenommen zu werden, respektiert zu werden - und bekommt selbst vom "Bundesparteivorsitzenden", "Oberältesten der Gemeinde" oder vom "Sheikh der Bewegung" bei Schwierigkeiten ernsthaften persönlichen Zuspruch. Und wer sich so - ohne ersichtlichen Standesdünkel, ohne ersichtliche Überheblichkeit um das kleinste Mitglied der Gemeinschaft kümmert - dem folgt man.... Vorallem wenn der dann auch noch die Sache der Gemeinschaft als "Überlebenswichtig", als "Krieg für Gott und die Menschen" darstellt. Da fühlt man sich doch gleich in der Rolle des Helden oder der Heldin... und wird dementsprechend auch noch von der kleinen Gemeinschaft sofort oder posthum "geehrt".

da können die gelehrten "Weisheiten" und "Argumente" der Gruppe noch so blödsinnig sein - der Einzelne der diesen Dogman folgt, ist zu jederzeit geborgen - und dank sorgfältiger Manipulation auch noch im Glauben, die "weisheit mit Löffeln gefressen zu haben" - man kann sich da auch noch gut den "armen dummen Anderen" überlegen fühlen und das eigene, geschundene Ego aufbauen.
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#7
Man sollte nicht die "äußeren Umstände" außen vor lassen. Im Kirchenverein wird Tee ausgeschenkt, in der Extremistengruppe gibt´s "harte" Getränke. Im Kirchenverein tauschen sich Spießbürger über ihre popeligen Alltagssorgen aus oder darüber, wer bei der nächsten Wohltätigkeits-Veranstaltung am Stand mithilft - bei den Extremisten hüpft man stattdessen in Lederkluft und mit scharfen Waffen durch den Wald und kultiviert Rambo-Fantasien. Hat halt nicht jeder den gleichen Geschmack. Mitgliedschaft in Extremistengruppen ist nicht selten reine Verweigerung des Friede-Freude-Eierkuchen-Langeweile-bis-zum-Tod-Spießbürgerdaseins, das ihnen zwar ständig von "wohlwollenden" Leuten (Lehrern, Sozialarbeitern...) als Ideal vorgesetzt, aber nie konkret vorgelebt wurde ("zerrüttete Familienverhältnisse!"), in dem es keine "Heldenvorbilder" gibt, und in dem sie letztlich auch nicht die Anerkennung erfahren, die sie sich wünschen. Eine Definition von "Spießbürgertum" ist bekanntlich die Aversionen gegen Personen, die aus der Normalität herausfallen, auch gegen solche, die gar nichts dafür können (wie eben Kinder aus "zerrütteten Familienverhältnissen"...)
Warum sonst sind die meisten Mitglieder solcher Gruppen ziemlich jung? Weil sie in ihrer Skinhead-Islamisten-RAF-(sonstige Gruppe einfügen)-Gesellschaft all die Anerkennung und Akzeptanz finden, die sie sonst nicht finden können. Trotz, oder vielleicht sogar gerade wegen "zerrütteter Familienverhältnisse", ihrer eigenen Jugend etc....
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#8
Diese jungen Leute müssen nicht einmal aus zerrütteten Familienverhältnissen stammen. Wenn sie aber eine Leitfigur suchen und die dort finden nutzt auch das "beste" Elternhaus im Grunde genommen nichts.

Gruß
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#9
(23-09-2010, 21:28)Ekkard schrieb: Nun ja, ziehen wir den Kreis enger: Gleichwohl bleibt doch die Frage: Wie schaffen es extremistische Gruppierungen unabhängig von ihrer Ideologie, Ersatzfamilie zu sein. Sind es die strengen Regeln, die scharfe gegenseitige Kontrolle oder was?

ich schätze:

die "sinngebung"

da ist plötzlich was, was nicht nur strenge (verhaltens- und denk-)regeln vorgibt, sondern eben auch ein großes ziel, für dases "sich lohnt, jedes opfer zu bringen"

der extremist "ist auf einmal wer". hat bedeutung, eine vision - auch wenn er, davon abgesehen bzw. ohne die extremistengruppe, ein armes würstchen ist
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#10
Ich denke auch, einmal das "Ziel" und dann eine streng struktuierte Geminschaft, die für die u.U. nicht erlernte Freiheit des Denkens auch keinen Raum zuläßt.

Gruß
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#11
(29-09-2010, 10:42)alwin schrieb: Ich denke auch, einmal das "Ziel" und dann eine streng struktuierte Geminschaft, die für die u.U. nicht erlernte Freiheit des Denkens auch keinen Raum zuläßt.

Gruß

Innerhalb der Gruppe selbst, eine Person, die führen kann - und will.

Das hat mit Freiheit des Denkens und allgemein dem Ziel einer Gruppe mal erst gar nichts zu tun, das gilt für alle erfolgreichen Gruppen - und daran hapert es häufig.

Auch Struktur ist für jede Gruppe wichtig.
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#12
(23-09-2010, 20:24)Ekkard schrieb: Laut einer BKA-Studie hängt der Werdegang zum Extremisten vom sozialen Umfeld ab. Die auffällig gewordenen Menschen extremistischer Gesinnung haben (statistisch) Eines gemeinsam: Sie kommen aus zerrütteten Familienverhältnissen und finden in der (links- oder rechtsextremistischen) Gruppe einen Familienersatz bzw. eine soziale Heimat. Nur der Zufall entscheidet, ob die betreffende Person dadurch in die "rechte" oder in die "linke" Ecke abdriftet. Mehr dazu unter: ***.ksta.de/html/artikel/1284468526671.shtml
***=http://www
Vielleicht noch eine Anmerkung von mir: Möglicherweise stellen streng religiöse Gruppen genau solche "Ersatzfamilien", so dass wir uns hier "einen Wolf diskutieren" können. Ein Forum kann so etwas nicht leisten. Die Frage ist, warum und wieweit liberale Gruppen, Vereine und Kirchen an dieser Stelle eben keine attraktive "Ersatzfamilie" darstellen.

Sah ich auch schon vorher mehr oder weniger so.

Weil sie vielleicht diese extremen Impulse die diese Leute suchen, nicht "auf anhieb" nicht bieten können. Da gehts ruhiger zu und diese fallen weniger auf - bieten aber auf langer sich mehr perspektive. Extremität will aber auffallen und daher ist es Opfer zu demensprechenden Impulsen - Hass"predigten" - Hetzen usw. Weil die Extremität dort futter findet.
Wichtig sind da glaub ich gute Sozialarbeiter die schon in früher Jugend diese Leute aufgreifen können. Aber da es auch in diesem Bereich in Deutschland viel abbau gibt, wirds schwieriger. Hab schon oft mitbekommen wie die es gesellschaftlich durch ihre Methoden geschaft haben, das schlimmste zu verhindern.

Was mir definitiv neu ist, die Beschreibung das es vom Zufall abhängen soll.
Weil ich dachte das hängt schon davon ab in welche Richtung das Umfeld einem erzieht - welcher Herkunft man zu sein scheint etc. und in welcher richtung sich dann dadurch diese Extremität bildet - z.B Nationalismus. Extremität kann sich auch ebenso nicht so sozial schwachen, sondern starken bilden, nur zeigt sich das dann nicht mehr so... - sondern eher auf die dekadente Art - geselschaftliche ausgrenzung - nicht mit einbeziehen - nicht integrieren aufgrund vorurteile - nicht einstellen etc.
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