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Präimplantationsdiagnostik (PID)
#1
Auf dem CDU-Parteitag beschlossen die Delegierten, PID gesetzlich verbieten zu wollen.
Fuldas Bischof Algermissen meint:

Es gibt kein Recht auf ein gesundes Kind.
und
Früher, in einer unseligen Vergangenheit Deutschlands, nannte man so etwas auf Nazideutsch ‚Selektion‘. Die Unterscheidung, welches Leben leben darf und welches vernichtet werden kann, stellt die menschliche Würde in Frage, ist hochbrisant.

Wieso meinen Christen, PID sei gegen Gottes Wille?
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#2
Also meiner Meinung nach ist alles, was zu einer Verbesserung unserer Spezies führt, wünschenswert,..
Aut viam inveniam aut faciam
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#3
*lach* ich finde es immer wieder amüsant, wie bereitwillig man die Menschheit "moralisch" untergehen läßt. So lange den Eltern die Option obliegt, und niemand juristisch kontrolliert eingreift, halte ich dies für eine Methode, die geeignet ist, die Entwicklung der Menschheit zu verbessern. Aber die Kirchen, als Fan allen dessen was man als "Schwäche" bezeichnen kann, sehnen sich insgeheim nach einer Welt voller Gebrechen, Erbkrankheiten und u.a. Diabetesgeschädigten, die sich ohne Sinn und Verstand fortpflanzen.
Ich selbst habe einige Erbkrankheiten in meiner Familie, und das letzte was ich tun würde, wäre mich fortzupflanzen. Aber bitte sehr, ich finde es eigentlich eher amüsant, wie vehement dagegen gegangen wird, wenn es endlich einmal Möglichkeiten gibt, solche Gebrechen festzustellen.
“I love to play with kids; they’re easy to cheat and fun to beat.” –Fran Lebowitz
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#4
(18-11-2010, 21:22)d.n. schrieb: Also meiner Meinung nach ist alles, was zu einer Verbesserung unserer Spezies führt, wünschenswert,..

... dann hopp hopp mit den Alten, Schwachen, Kranken und moralisch Fragwürdigen nach Dachau, Auschwitz oder Stutthof.

Wie du merkst befinden wir uns hier auf ganz dünnem Eis. Was stellt eine "Verbesserung unserer Spezies" dar? Das Ausrotten oben Genannter würde definitiv einigem "Unfug" in unserer Gesellschaft vorbeugen, aber ob das so wünschenswert wäre?

Bitte versteh mich nicht falsch d.n., aber deine Aussage stellt hier einfach ein Paradebeispiel dar, deshalb habe ich hier versucht die Situation ein wenig überszeichnet darzustellen.

Ich denke, dass wir in unserer Vergangenheit genug Selektion hatten, gerade wenn es um ein so brisantes Thema wie Leben geht. Ob nun ein Embryo in diesem besagtem Stadium zur PID bereits ein anerkanntes Lebewesen ist oder nicht, darüber mag ich mich nicht auslassen. Allerdings stellt sich mir immer diese eine Frage: "Wer passt auf die Aufpasse auf?". Wollen wir wirklich eine ideale Gesellschaft voller idealer Geschöpfe? Meiner Meinung nach ist das nicht möglich, denn wer definiert das "Ideal"? Wie "krank" darf ein solcher Embryo denn sein, bevor seine weitere Entwicklung als "nicht würdig" empfunden wird?
"Religion ist Ehrfurcht - die Ehrfurcht zuerst vor dem Geheimnis, das der Mensch ist." ~Thomas Mann
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#5
(18-11-2010, 22:12)Lux schrieb:
(18-11-2010, 21:22)d.n. schrieb: Also meiner Meinung nach ist alles, was zu einer Verbesserung unserer Spezies führt, wünschenswert,..

... dann hopp hopp mit den Alten, Schwachen, Kranken und moralisch Fragwürdigen nach Dachau, Auschwitz oder Stutthof
Anm. Bion: Zitat repariert

ooch, die olle nazikeule...

es geht um pid - also bitte nicht äpfel mit birnen zusammenrühren

Zitat:Was stellt eine "Verbesserung unserer Spezies" dar? Das Ausrotten oben Genannter würde definitiv einigem "Unfug" in unserer Gesellschaft vorbeugen

nein

seltsame vostellung/unterstellung übrigens...

Zitat:Bitte versteh mich nicht falsch d.n., aber deine Aussage stellt hier einfach ein Paradebeispiel dar, deshalb habe ich hier versucht die Situation ein wenig überszeichnet darzustellen

in der tat

aber ist das dem thema angemessen?

Zitat:Wollen wir wirklich eine ideale Gesellschaft voller idealer Geschöpfe?

das ist nun mal definitiv nicht ziel der pid

Zitat:Wie "krank" darf ein solcher Embryo denn sein, bevor seine weitere Entwicklung als "nicht würdig" empfunden wird?

das wird letztlich die mutter zu entscheiden haben - der andernfalls ja auch die entscheidung über eine spätabtreibung zugemutet wird, falls sich eben die erkrankung (ggf. bis zur lebensunfähigkeit) des fötus manifestiert hat
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#6
(18-11-2010, 22:20)petronius schrieb: ooch, die olle nazikeule...

es geht um pid - also bitte nicht äpfel mit birnen zusammenrühren

Nazikeule hin oder her, ich wollte nur auf die Tragweite seiner Aussage aufmerksam machen. Wie dir wahrscheinlich aufgefallen ist, war mein letzter Beitrag leicht sarkastisch angehaucht und zielte hauptsächlich auf das kleine Wörtchen "alles" ab. Des Weiteren habe ich großen Respekt vor dem Dritten Reich und mag mir gar nicht vorstellen, was mit Hilfer einer PID damals gemacht worden wäre.

petronius schrieb:
Zitat:Wollen wir wirklich eine ideale Gesellschaft voller idealer Geschöpfe?

das ist nun mal definitiv nicht ziel der pid

http://www.bka.gv.at/DocView.axd?CobId=6415 - Bericht der Bioethikkommission
beim Bundeskanzleramt schrieb:
Befürworter/innen einer PID argumentieren mit der Erhöhung der reproduktiven
Autonomie, der Erfüllung des Wunsches nach einem eigenen, genetisch unauffälligen Kind.

Nun, dieses "genetisch unauffällig" klingt für mich doch ein wenig idealisiert. Und wie ich bereits zu bedenken gegeben habe:
Lux schrieb:Meiner Meinung nach ist das nicht möglich, denn wer definiert das "Ideal"?

Ich finde, dass der Mensch sich hier Eingriffe erlaubt, die er so nicht vornehmen sollte, die zu Missbrauch verleiten könnten.


petronius schrieb:das wird letztlich die mutter zu entscheiden haben - der andernfalls ja auch die entscheidung über eine spätabtreibung zugemutet wird, falls sich eben die erkrankung (ggf. bis zur lebensunfähigkeit) des fötus manifestiert hat

Hierzu werde ich mich nicht näher äußern. Dieses "Recht" auf das sich hier die Mutter beruft halte ich persönlich für fragwürdig, auch wenn ich ihren Standpunkt nachvollziehen kann.
"Religion ist Ehrfurcht - die Ehrfurcht zuerst vor dem Geheimnis, das der Mensch ist." ~Thomas Mann
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#7
(18-11-2010, 19:57)humanist schrieb: Fuldas Bischof Algermissen meint:

Es gibt kein Recht auf ein gesundes Kind.

Doch!

Jede Frau hat das Recht zu entscheiden, ob sie ein behindertes Kind zur Welt bringen will oder nicht!

Für ein solches Kind hat sie in der Regel ihr Leben lang zu sorgen. Diese Sorge nimmt ihr weder Staat und schon gar nicht die Kirche ab. Wie die Entscheidung auch ausfällt, es hat die Entscheidung der Frau zu sein.

Keinesfalls ist die Kirche dazu berechtigt, Frauen etwas aufzuzwingen, was sie nicht tragen können.
MfG B.
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#8
Nichtsdestotrotz ist rein nüchtern betrachtet, es doch sinnvoll, genetische Defekte zu eliminieren, allein um den Geborenen ein unbeschwertes Leben zu ermöglichen,..allen die Aussage "Es gibt kein Recht auf ein gesundes Kind" (Beitrag 1) ist meines Erachtens menschenverachtend,..wenn die Möglickeit besteht, Leid zu verhindern, so soll dies auch genutzt werden,..außerdem ist ein Eingriff in die Evolution unserer Spezies nur förderlich,..was spricht schließlich dagegen, unsere Spezies zu optimieren?? Die Natur tut dies schon seit Jahrmillionen,..warum sollten nicht wir unsere Spezies weiterentwickeln?
Aut viam inveniam aut faciam
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#9
Meine ehemalige Nachbarin hatte während der Schwangerschaft die Entscheidung zu treffen, ob Sie ein Kind mit offenem Rücken und verkrüppelten Gliedmaßen zur Welt bringen will. Ob, wie gut und wie lange Lunge, Nieren und Herz funktionieren würde wusste man nicht. Sie hat sich im sechsten Monat nach langen Gesprächen mit Ihrem Mann, Familie, Ärzten und Freunden für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden. Das ist ca 15 Jahre her.
Eine Kollegin hat ein schwerstbehindertes Kind mit nicht vollständig ausgebildeter und offener Lunge auf die Welt gebracht. 10 Monate mit Operationen, Sauerstoffflaschen, Beatmungsgerätschaften, Medikamenten, um dem Leiden des Kindes wenigstens etwas Linderung verschaffen können in Rund um die Uhr Betreuung durch Mutter, Vater, Großvater, Großmutter, Schwester und Schwager und Pflegehelferinnen. Nach 10 Monaten ist das kleine Würmchen bei der letzten von einigen Notoperationen erstickt.
Es war schrecklich für alle Beteiligten diesem Leiden zusehen zu müssen.
Welche Entscheidung ist die bessere? Beide Mütter müssen mit Ihren ganz persönlichen Eindrücken und Erfahrungen aus Ihren jeweiligen Entscheidungen zurechtkommen. Das kann Ihnen niemand abnehmen.
As Salamu Aleikhum
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#10
Wenn ich mir die Argumente so durchlese, dann verstehe ich weder Befürworter noch Gegner dieser Methode. Wir untersuchen nahezu jedes Körpergewebe auf der Suche nach welchem Defekt auch immer. Und unsere Medizin unternimmt daraufhin die notwendigen Schritte bis dahin, das betreffende Gewebe oder ein ganzes Organ zu entfernen, sprich abzumurksen.
Es gibt zu embryonalem Gewebe keinen wirklichen Unterschied. Die Zellen tun in allen Fällen das, was sie immer tun, nämlich leben, oder sie sterben, wenn man sie vom Organismus trennt.

Meines Erachtens sind hier ganz grundlegende weltanschauliche und philosophische Hausaufgaben nicht gemacht worden und werden nun auf dem Buckel einer im Grunde vernünftigen Diagnosemethode ausgetragen.

Weltanschaulich kann man nicht von „Würde“ faseln. Es geht darum, das Gebot: „Du sollst (wirst) nicht töten“, vernünftig zu gestalten. Gemeint sein kann immer nur eine (glaubende) Haltung, die ein hemmungsloses Morden (von Menschen) oder ein unbedachtes Töten (Leben generell) unterdrückt.

Und philosophisch geht es nicht um die Beziehung eines zur Kommunikation fähigen Gliedes der menschlichen Gesellschaft zu anderen, sondern um die möglicherweise pathologische Entwicklung von Zellen, ganz gleich welches Potenzial in ihnen schlummert. (Wie sich im Übrigen zeigt, hat dieses Potenzial nahezu jede menschliche Zelle. Mit (falsch verstandener) „Würde“ dürfte man nicht einmal Krebszellen aus dem Organismus entfernen!

M. a. W. eine Methode (hier PID), die darauf aus ist, fehlerhafte oder sich fehlerhaft entwickelnde Gewebe zu erkennen, ist so gut oder schlecht wie jede andere histologische Untersuchungsmethode.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#11
Ich bin eigentlich FÜR diese PID, da sie viel Leid verhindern kann. Ich habe viele Jahre meines Berufslebens mit schwer kranken und schwer behinderten Menschen gearbeitet. mit Menschen mit Mukoviszidose genau so wie mit genetisch bedingter Gehirnskoliose, um nur zwei Beispiele zu nennen. Und wenn ich mir vorstelle, es gäbe Möglichkeiten, diese Leiden erst gar nicht aufkommen zu lassen, kann ich mich nur dafür aussprechen.

Andererseits habe ich die Sorge, wo die Grenze liegen wird, bei welcher etwas "akzeptiert" wird oder nicht. Es gibt beispielsweise Hinweise, dass z.B. Stottern genetisch mitbedingt ist. Oder Diabetes I (bei Typ II weiss man es, dass Übergewicht und Genetik da eine Rolle spielen). Und auch einige Herzkrankheiten sind genetisch mitbedingt. Was ist, wenn man irgendwann in der Zukunft auch solche "Behinderungen" schon im frühen Embryonalstadium wird erkennen können? Das sind "Behinderungen", mit denen es sich sehr gut und menschenwürdig leben lässt (ich weiss, wovon ich rede, ich bin von diesen drei "Behinderungen" betroffen), und wenn ich mir vorstelle, dass solche Embryonen nur deswegen "aussortiert" werden könnten...

Ich bin da sehr unentschlossen. Vermutlich würde ich mich FÜR die PID aussprechen, wenn ich mich entscheiden müsste. Wichtig finde ich, sich die Entscheidung nicht zu leicht zu machen, sondern auch die jeweilige Gegenmeinung zu durchdenken, und nicht einfach in ideologischer Art und Weise vom Tisch zu wischen.

DE
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#12
Sinnvoll wäre hier meines erachtens die weiterentwicklung von PID zu direktem genetischen Eingriffen zur korrektur der defekten Gene
Aut viam inveniam aut faciam
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#13
(19-11-2010, 08:51)Der-Einsiedler schrieb: Ich bin da sehr unentschlossen. Vermutlich würde ich mich FÜR die PID aussprechen, wenn ich mich entscheiden müsste. Wichtig finde ich, sich die Entscheidung nicht zu leicht zu machen, sondern auch die jeweilige Gegenmeinung zu durchdenken, und nicht einfach in ideologischer Art und Weise vom Tisch zu wischen.

Warum ist es wichtig, sich solche Entscheidungen nicht "leicht" zu machen?Muss ich bei jeder ethischen Entscheidung zuerst auf das Gefasel eines Bischofs hören, der irgendwas über die Nazizeit brabbelt, um danach kein schlechtes Gewissen zu haben?
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#14
Weil leichtfertig getroffene Entscheidungen (egal welcher Richtung) meiner Meinung nach in so einer wichtigen Frage unangebracht sind. Von Bischöfen und Nazizeit habe ich nicht geredet.

DE
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#15
Mal eine Frage:

Weshalb darf mit der Nazizeit nicht verglichen werden? Warum dürfen heutige Tendenzen, die in eine ähnliche Richtung zu gehen scheinen, nicht damit verglichen werden?

Will man solche Tendenzen schützen, indem man Denkverbot in diesem Zusammenhang erteilt?

Oder was ist der Grund, mit dem Schlagwort "Nazikeule" Vergleiche dieser Art nicht mehr zu gestatten?

Ich bitte um Aufklärung.
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