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Allgemeine Erklärung der Menschenpflichten
#1
ich habe heute im radio eine diskussion zum vorschlag einer "Allgemeinen Erklärung der Menschenpflichten" verfolgt (von welchem ich vorher noch nicht gehört hatte)

es scheint um eine als ergänzung der menschenrechte gedachte verpflichtung jedes einzelnen zu gehen, im sinne der verwirklichung dieser rechte zu handeln

"...diese Rechte (allein) reichten jedoch nicht mehr aus. Sie müssten daher durch Pflichten ergänzt werden: das Leben zu achten; die Umwelt zu schützen; fair zu wirtschaften und Benachteiligten zu helfen" (o-ton senderankündigung)

klingt gut. so heißt es, nur.z.b.

Jede Person hat die Pflicht, Leben zu achten. Niemand hat das Recht, eine andere menschliche Person zu verletzen, zu foltern oder zu töten...

Jede Person ist unendlich kostbar und muß unbedingt geschützt werden. Schutz verlangen auch die Tiere und die natürliche Umwelt. Alle Menschen haben die Pflicht, Luft, Wasser und Boden um der gegenwärtigen Bewohner und der zukünftigen Generationen willen zu schützen.

Jede Person hat die Pflicht, sich integer, ehrlich und fair zu verhalten. Keine Person oder Gruppe soll irgendeine andere Person oder Gruppe ihres Besitzes berauben oder ihn willkürlich wegnehmen.

Alle Menschen, denen die notwendigen Mittel gegeben sind, haben die Pflicht, ernsthafte Anstrengungen zu unternehmen, um Armut, Unterernährung, Unwissenheit und Ungleichheit zu überwinden. Sie sollen überall auf der Welt eine nachhaltige Entwicklung fördern, um für alle Menschen Würde, Freiheit, Sicherheit und Gerechtigkeit zu gewährleisten.


weiteres siehe ://www.interactioncouncil.org/udhr/de_udhr.html

trotzdem gab es unterschiedliche ansichten zu sinn und zweckmäßigkeit einer solchen von der uno zu beschließenden "Allgemeinen Erklärung der Menschenpflichten"

was meint ihr?
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#2
Funktioniert nicht.

Unser Wohlstand basiert auf der Armut anderer Länder, auf der Zerstörung der Umwelt und geht zu Lasten vieler Tiere. Jeder Bürger müsste sein Handy und seinen Computer verkaufen, er dürfte kein Fleisch mehr essen und übr seinen Energiehaushalt muss er ebenfalls nachdenken, ebenfalls muss er fast auf alle Printmedien verzichten, für die Bäume drauf gehen.

Unsere Gesellschaft wäre tot.
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#3
(05-01-2011, 20:15)Visionaire schrieb: Funktioniert nicht.

Unser Wohlstand basiert auf der Armut anderer Länder, auf der Zerstörung der Umwelt und geht zu Lasten vieler Tiere. Jeder Bürger müsste sein Handy und seinen Computer verkaufen, er dürfte kein Fleisch mehr essen und übr seinen Energiehaushalt muss er ebenfalls nachdenken, ebenfalls muss er fast auf alle Printmedien verzichten, für die Bäume drauf gehen.

Unsere Gesellschaft wäre tot.

das ist die zynische variante der kritik - nicht, daß ich sie bemängeln wollte

aber ja: es stellt sich die frage, wie denn diese sicher wohlgemeinten pflichten konkret interpretiert und mit welchen (zwangs)maßnahmen diese interpretation durchgesetzt werden soll/en
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
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#4
Zitat:Jede Person hat die Pflicht, Leben zu achten. Niemand hat das Recht, eine andere menschliche Person zu verletzen, zu foltern oder zu töten...
Jede Person hat die Pflicht, sich integer, ehrlich und fair zu verhalten. Keine Person oder Gruppe soll irgendeine andere Person oder Gruppe ihres Besitzes berauben oder ihn willkürlich wegnehmen.
Nachdem das aber niemals alle tun werden,(drum gibts ja meinen Job) kann ich zB dieser Verpflichtung nicht nachkommen, wenn ich zB gezwungen bin, einen Geiselnehmer zu liquidieren,..

Folgt daraus dann theoretisch, dass ich gegen die Menschenrechte verstoße, wenn ich Leben nehme, um Leben zu schützen? Und wie siehts mit der Exekutierbarkeit dieser Pflichen aus und eventuellen Strafbestimmungen beim Verstoß gegen Selbige, sowie juristische Ausnahmen?...

Sorry, aber für mich persönlich klingt das eher wie eine Utopie von sogenannten "Gutmenschen",..der Mensch ist und bleibt ein brutales Raubtier unter einer dünnen Tünche von "Zivilisation",..
Aut viam inveniam aut faciam
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#5
Dass den zu gewährenden Rechten auch Pflichten gegenüber stehen, ist ein alter Hut, der schon seit Menschengedenken in den Glaubenslehren tradiert wurde. Ich meine, es sei der Theologe Bonhoeffer gewesen, der gerade im Dritten Reich für seine Gemeinde darauf bestanden hat.
Aber es kann nicht schaden, dass die UNO neben die Menschenrechte auch die Pflichten stellt.

Im Übrigen sehe ich die Interpretationsfrage so wie Petronius (bei den Rechten im Übrigen auch!).
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#6
@d.n.

Zitat: Nachdem das aber niemals alle tun werden,(drum gibts ja meinen Job) kann ich zB dieser Verpflichtung nicht nachkommen, wenn ich zB gezwungen bin, einen Geiselnehmer zu liquidieren,..

Im Moment ist es nicht vorstellbar dass sich alle Menschen ethisch und moralisch hochstehend verhalten - Kunststück; es gibt noch zuviel "Hauen und Stechen", wie wir jedesmal wenn wir die Tageszeitung aufschlagen oder den Fernseher anschalten, ganz ausgenscheinlich sehen können. Ich wär aber mal vorsichtig mit der Behauptung, das die Menschenpflichten niemals Alle tun werden....

Ich verweise mal auf Deinen Beitrag zu den "krassen Erlebnissen": Da schilderst Du Dein Erlebnis, wie Du einen (potentiellen?) Autodieb überwältigt hast - beim durchlesen der Story kamen mir zwei Gedanken: Erstens: Wenn das ein Autodieb war -wenn wohlgemerkt - dann war der entweder besonders dreist oder besonders blöd. Zweitens: Was ist denn, wenn der "potentielle Autodieb" einfach nur den Wagen verwechselt hat (gleicher Typ, gleiche Farbe, fast gleicher Standort - ist mir auch schon passiert) - und Du schmeisst ihn an's Autodach und schleifst in gefesselt in Deine Wache.....

Solange man erst fesselt/zuschlägt - und dann fragt, solange wird das nix mit den ethischen und moralischen Menschenpflichten.
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#7
(05-01-2011, 21:41)d.n. schrieb:
Zitat:Jede Person hat die Pflicht, Leben zu achten. Niemand hat das Recht, eine andere menschliche Person zu verletzen, zu foltern oder zu töten...
Jede Person hat die Pflicht, sich integer, ehrlich und fair zu verhalten. Keine Person oder Gruppe soll irgendeine andere Person oder Gruppe ihres Besitzes berauben oder ihn willkürlich wegnehmen.
Nachdem das aber niemals alle tun werden,(drum gibts ja meinen Job) kann ich zB dieser Verpflichtung nicht nachkommen, wenn ich zB gezwungen bin, einen Geiselnehmer zu liquidieren,..

Folgt daraus dann theoretisch, dass ich gegen die Menschenrechte verstoße, wenn ich Leben nehme, um Leben zu schützen?

nein. das ... steht für Dies schließt das Recht auf gerechtfertigte Selbstverteidigung von Individuen und Gemeinschaften nicht aus

(05-01-2011, 21:41)d.n. schrieb: Und wie siehts mit der Exekutierbarkeit dieser Pflichen aus und eventuellen Strafbestimmungen beim Verstoß gegen Selbige, sowie juristische Ausnahmen?

das genau ist eben auch für mich der knackpunkt

wie werden die "durchführungsbestimmungen" für die umsetzung der durchaus honorigen "allgemeinen pflichten" exekutiert, und wer erläßt sie überhaupt mit welcher legitimation?

in der besagten radiodiskussion wurde etwa eine dem "recht auf arbeit" nun gegenüberstehende "pflicht zur arbeit" in den raum gestellt (vermutlich aufgrund von: Alle Menschen haben die Pflicht, ihre Fähigkeiten durch Fleiß und Anstrengung zu entwickeln). ja, warum auch nicht? es gibt kein recht auf faulheit, nicht wahr?

wie das dann konkret geht (so könnten ja auch ein-euro-jobs legitimiert werden), ist dann eben sache der juristischen austarierung. "arbeitsscheu" war ja auch schon mal straftatbestand, und wenn der staat die pflicht seiner bürger ernst nimmt, sich nützlich zu machen, dann muß er diesem anspruch auch regularien verleihen

(05-01-2011, 21:41)d.n. schrieb: Sorry, aber für mich persönlich klingt das eher wie eine Utopie von sogenannten "Gutmenschen",..der Mensch ist und bleibt ein brutales Raubtier unter einer dünnen Tünche von "Zivilisation",..

z.b. zum thema "arbeitspflicht" wurde ja auch gesagt "nein, so ist das nicht gemeint. das heißt, daß eine zumindest moralische verpflichtung besteht, eine gleichwertige arbeit anzunehmen"

wogegen ja keiner was haben kann. aber wer definiert konkret aus, wie weit das in sachen arbeitspflicht geht?

und zuletzt: was, welche pflichten konkret darf mir der staat überhaupt vorschreiben?

die pflicht, die menschenrechte zu wahren. was meine persönliche entscheidung und verpflichtung ist

menschenpflichten werden von irgendjemand vorgegeben. mit welcher dahinter liegenden absicht auch immer
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#8
(05-01-2011, 21:44)Ekkard schrieb: Dass den zu gewährenden Rechten auch Pflichten gegenüber stehen, ist ein alter Hut, der schon seit Menschengedenken in den Glaubenslehren tradiert wurde

nicht nur dort

es ist eine selbstverständlichkeit, die man nicht extra in einen kodex fassen muß

die pflicht der jeweils verantwortlichen, von (supra)nationaler ebene bis herunter zur persönlichen, den rechten geltung zu verschaffen, scheint mir auftrag genug


es wurde in deer diskussion auch gesagt, daß die deklaration der menschenrechte allein eben nicht zu ihrer durchsetzung verholfen habe. sodaß nun eben auch die dazu verpflichtenden regeln folgen müßten

nur: warum sollten diese mehr bewirken? sie sind auch nur (hilfloser) appell. wollte man diesen ernst nehmen und in gesetze gießen - man könnte es auch gleich mit "durchführungsbestimmungen" für die menschenrechte tun
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#9
Theoretisch sollten Menschenrechte und Menschenpflichten auf ethischer und moralischer Basis in den Köpfen aller Menschen verankert sein, "selbstverständlich sein", wie petronius grad' schrieb. Rein praktisch, nachvollziehbar, sieht das aber etwas anders aus:

Man beachte mal wieviel vom Geist der internationalen Menschenrechte, der europäischen Menschenrechtskonvention, ja selbst vom Geist des deutschen Grundgesetzes in den einschlägigen Paragraphen der Gesetzebücher "hängen geblieben" ist.... fast nix!
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#10
(05-01-2011, 23:29)t.logemann schrieb: @d.n.


Ich verweise mal auf Deinen Beitrag zu den "krassen Erlebnissen": Da schilderst Du Dein Erlebnis, wie Du einen (potentiellen?) Autodieb überwältigt hast - beim durchlesen der Story kamen mir zwei Gedanken: Erstens: Wenn das ein Autodieb war -wenn wohlgemerkt - dann war der entweder besonders dreist oder besonders blöd. Zweitens: Was ist denn, wenn der "potentielle Autodieb" einfach nur den Wagen verwechselt hat (gleicher Typ, gleiche Farbe, fast gleicher Standort - ist mir auch schon passiert) - und Du schmeisst ihn an's Autodach und schleifst in gefesselt in Deine Wache.....

Solange man erst fesselt/zuschlägt - und dann fragt, solange wird das nix mit den ethischen und moralischen Menschenpflichten.

Nur hat man bei nem verwechselten Auto nich n Dietrich in der handIcon_cheesygrin,..du kannst mir durchaus zutrauen, dass ich zuerst beobachte, dann handle,..Wenn da wer fast ne Minute am Schloss rumfummelt und KEINEN Schlüssel in der Hand hat, is er definitv kein Profi,..und warten, bis er mir die Scheibe einschlägt, wollt ich dann doch nich
Aut viam inveniam aut faciam
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#11
Tja,.... ohne Schlüssel ist das schlecht.....Icon_cheesygrin
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#12
@petronius: Schon die korrekte Definierung der Pflichten ist der erste Knackpunkt: Beispiel Arbeitspflicht: Wo wird hier die Grenzegezogen zwischen zumutbarer Arbeit, die leistungsgerecht entlohnt wird, und moderner Sklaverei? Die Pflicht sich nützlich zu machen,..was ist mit nem Aussteiger, der autark auf seinem Biohof lebt, und seine Ruhe haben will,..wie wird dann hier die "Pflicht zur Arbeit" gesehen,..der Grat zwischen nicht-Sozialen, aber auch nicht-schädlichen Verhalten zu asozialem Schmarotzertum ist manchmal sehr schmal,...
Aut viam inveniam aut faciam
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#13
(05-01-2011, 23:47)t.logemann schrieb: Theoretisch sollten Menschenrechte und Menschenpflichten auf ethischer und moralischer Basis in den Köpfen aller Menschen verankert sein, "selbstverständlich sein", wie petronius grad' schrieb.

Aber nur, wenn man mit unseren Maßstäben misst,..wie willst du einer traditionellen Stammeskultur irgendwo im Dschungel, wo es als Ehre gilt, einen Angehörigen eines anderen Stammes zu töten, das "du sollst nicht Töten" näherbringen? Es gibt noch genug solcher Stammeskulturen auf dieser Welt,..willst du sie alle missionieren? Oder beläßt man sie in ihrem kulturellen Status?
Aut viam inveniam aut faciam
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#14
Dem stimm' ich zu; das ist wirklich ein Knackepunkt.

Hier in Deutschland (ich glaube auch in Österreich, bin mir aber da nicht sicher) gibt's eine Initiative die ein bedingungsloses Grundeinkommen aus Steuermitteln fordert.

Das könnte dann so aussehen, das jeder Bürger, egal ob Baby oder Tattergreis, einen bestimmten Betrag aus Steuermitteln vom Staat bekommt und zusätzlich - zu dann natürlich geringeren Löhnen - Arbeit leistet. Das Grundeinkommen müsste dann so bemessen sein, dass der Bürger seine Miete, sein Strom, sein Telefon und seine Lebensbedürfnisse essen/trinken/Kleidung befriedigen kann und dann frei und ohne staatlichen Druck sich seinen Fähigkeiten gemäss entweder im Dienstleistungssektor, im Produktionssektor, im Verwaltungssektor, im Kunstbereich, Verlagswesen usw. einbringt.

Nach den gutachterlichen Unterlagen dieser Initiative besteht kaum ein "Missbrauchsrisko"; weniger als 3% der Bürger würden schätzungsweise garnix machen und sich "auf die faule Haut legen". Die Idee hat was Bestechendes - man stelle sich nur mal vor man bekommt - sagen wir mal - 900 € oder 1000 € aus Steuermitteln vom Staat, setzt sich dann auf den Hosenboden und bildet sich weiter um nach einiger Zeit ohne finanziellen Druck ein eigenes kleines Dienstleistungsunternehmen aufzumachen, das man vorher garnicht hätte initiieren können, weil noch nichtmal das Überleben des eigenen Lebensunterhaltes sicher gewesen wäre...

So - wäre das mit der Arbeitsverflichtung weniger ein Problem.
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#15
Was die Stammeskultur im Dschungel angeht....

Meines Wissens nach haben die Kopfjäger Samoa's schon vor ungefähr 50 Jahren ihre Pfeile niedergelegt und jagen jetzt nur noch dem Geld der Touristen nach....

Dem Grundsatz nach haste natürlich Recht, d.n.: Um Menschenrechte und Menschenpflichten rechtsverbindlich durchsetzen zu können, muss es einen ethisch-moralischen Weltstandard geben. Bis dahin ist es aber noch ein recht weiter Weg... wir haben ja noch nichtmal ein funktionierendes demokratisches und auf Verfassung gestütztes europäisches Parlament, geschweige denn eine tatsächlich funktionierende UNO....
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