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Vater unser
#1
Vater unser
Ein Gebet, dass wir alle sehr gut kennen. Wir haben es schon in der Schule gelernt. Aber wer denkt eigentlich über die gebeteten Worte nach?

Vater unser, der Du bist im Himmel,
Aber wie stellen wir uns eigentlich den Himmel vor in dem "unser Vater" lebt? Wie regiert Gott da? Wie ist es, wenn alle Menschen gleich sind? Wie ist es, wenn es keine Konflikte gibt? Wie ist es, wenn alle Menschen gleiche Rechte haben und es keine Geheimnisse mehr gibt? Wie ist es, wenn man nicht mehr Lügen kann, weil Gott immer die Wahrheit kennt?

geheiligt werde Dein Name
Mit diesen Worten geben wir zu, dass wir an jemanden glauben der in einem Paradies lebt und rein und sauber ist. Wir beten, dass wir glauben, dass von ihm nichts schlechtes aus geht, dass er alleine alle guten Eigenschaften hat. Wir vertrauen uns Ihm an.

Dein Reich komme
Wir wollen, dass Sein Reich kommt, damit wir darin leben können. Wir geben zu, dass Sein Reich viel besser ist, als das Reich in dem wir leben. Das arme Kind, das in einem der vielen armen Länder unserer Welt lebt, hat mit diesen Worten keine Probleme. Aber was ist mit dem Mensch, dem es in dieser Welt an nichts fehlt? Möchte der Mensch aus seinem Luxus raus, um im Himmel zu leben? Möchte er auf seine Macht und seinen Einfluss verzichten, um einer von vielen zu sein? Möchte er nicht viel lieber weiter über andere Menschen herrschen oder bestimmen?

Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf Erden
Geschieht Sein Wille wirklich hier auf Erden? Sind wir wirklich gehorsame Kinder, die auf die Worte ihres Herrn hören?
"Vater, wir tun immer was Du willst", sprach der Mensch und sündigte weiter.

Unser tägliches Brot gib uns heute

Das erinnert mich an die Geschichte vom Fischer und seiner Frau. Mit der Aussage dieser bescheidenen Worte wären viele Menschen heute kaum noch zufrieden. Denn sie besagen nicht mehr als:
Herr gib, daß wir Nahrung haben,
Herr gib, daß wir Arbeit haben,
Herr gib, daß wir Wohnung haben.
Mehr ist da nicht. Kein großes Haus, kein Boot, kein teures Auto, kein Luxus.
Trotzdem beten wir immer diese bescheidenen Worte. Wenn viele von denen die diese Worte beten wirklich nur das bekommen würden worum sie hier bitten, dann würden sich einige von ihnen bettelarm und sehr schlecht fühlen. Andere Menschen in der weiten Welt würden sich fühlen wie im Himmel.

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

"Herr, kannst Du mir mal eben meine Schuld vergeben?"
Gut, dass der Herr in diesem Augenblick nicht fragt welche Schuld. Was würden wir dann antworten? Sind wir uns unserer Schuld bewusst? Sind wir uns bewusst, dass wir vielleicht mal jemanden ein wenig betrügen, mal die Arbeit eines anderen als die eigene präsentieren, mal eine kleine Gelegenheits-Lüge erzählen. Ist uns klar, dass auch Unmenschlichkeit, Kaltblütigkeit, Lieblosigkeit und Schadenfreude vergeben werden sollten. Aber wenn wir diese Fehler nicht selbst erkennen und in dem Augenblick des Gebets daran denken, wie kann uns der Herr dann vergeben?
Wenn uns jemand begegnet der uns etwas schuldet, sind wir dann bereit auch unseren Schuldigern zu vergeben, so wie wir es beim Gebet dem Herrn versprochen haben. Oder haben wir beim Beten gelogen um vom Herrn einen Vorteil zu erlangen? Sind wir auch bereit zu vergeben wenn uns der Schuldiger sagt:
"Eh Alder, hör mal! Kannst Du mir mal eben vergeben? Ich weiß zwar nicht mehr was ich dir schuldig bin, aber ich bin ja auch großzügig und vergebe anderen auch alles. Also wenn ich Schulden bei dir haben sollte, ist das doch vergessen oder?"

Und führe uns nicht in Versuchung

Oft habe ich über diese Worte nachgedacht und war froh, dass mir vieles erspart blieb.
Ich musste nie in den Krieg und entscheiden, ob ich mein Land verteidige und auf Menschen schieße, oder ob ich das Land dem Schicksal überlasse.
Ich bin in keinem Land und keiner Zeit geboren wo ich Hunger leiden muss, sodass ich zum Stehlen verleitet würde.
Ich wurde nie bis aufs Blut gereizt, sodass meine Wut und mein Rachegefühl einem anderen hätte schaden können.
Ich werde nie Präsident sein, der Soldaten in den Krieg schickt und entscheidet, dass Kinder im Bombenhagel zerfetzt werden.
Aber es geht auch um die kleinen Versuchungen im Leben. Es geht um des Vermeiden übler Nachrede, von Rohheit, von Schwätzerei, von Stehlen. Es geht um die Bereitschaft unsere Gesetze und Regeln, die gemacht wurden um das Miteinanderleben zu ermöglichen, einzuhalten.

Sondern erlöse uns von dem Bösen.

Die Bereitschaft böse zu sein ist in jedem von uns. Bei dem Einen kommt sie kaum zum Vorschein, bei Andern hat das Böse freie Bahn.
"He, Alder, kommst Du mit einen trinken? Du musst nur auf mich aufpassen!
Wenn ich mehr als zehn Bier habe, fang ich jedes Mal eine üble Schlägerei an."
Würden Sie mitgehen?
Wenn die Bereitschaft nicht da ist selber gegen das Böse zu kämpfen, wieso sollte uns der Herr dann davon befreien?

Ich denke, wir sollten mehr über das Nachdenken was wir beten und sprechen. Ein Schachspieler überlegt lange, bevor er einen Zug macht. Wir sollten alle etwas mehr Schachspielen.
Viele Grüße
Rüdiger
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