Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Sinn der Philosophie
#16
(05-07-2011, 14:32)t.logemann schrieb: Nach dem Verlauf der bisherigen Diskussion (in "Darstellungsarten der Philosophie"; Thema geteilt/Ekkard) stellen sich für mich ein paar Fragen, die vielleicht von Euch beantwortet werden könnten:

Welchen Sinn hat Philosophie? Ist es eine Wissenschaft die „mit Worten beginnt und mit Worten endet“ und letztlich nur der „Wortklauberei“ dient – oder bemüht sich die Philosophie nicht eher darum das „Unerklärlich“ in eine Form zu bringen, die es dem Menschen ermöglicht sich mit „Bildern“ im weitesten Sinne der Begrifflichkeit des „Unerklärbaren“ anzunähern? Welchen Stellenwert hat die Philosophie im Spannungsfeld zwischen Physik und Mathematik, Soziologie und Psychologie, Theismus und Atheismus?

Um die Philosophie von den anderen Wissenschaften abzugrenzen, finde ich die Einteilung in Einzel- und Universalwisenschaften nicht schlecht.
Hatte mal ein super Buch wo das richtig gut beschrieben wurde. Leider jedoch momentan verliehen.
Wikipedia hilft aber auch weiter: wikipedia.org/wiki/Universalwissenschaft

Die Philosophie beschäftigt sich nicht mit einem bestimmten Teilbereich der menschlichen Erfahrungswelt (wie zb. die Physik oder die Soziologie) sondern versucht einen Schritt weiter zu gehen.
Sie hinterfragt zb. Begriffe mit welchen die Einzelwissenschaften ganz selbstverständlich umgehen (Wesen, Gott, Existenz), und steht damit sozusagen über den Einzelwissenschaften, da sie sich nicht auf ein Gebiet begrenzt und sogar in der Lage ist, sich selbst zu hinterfragen.
Da viele ihrer Antworten sich nur auf dem Gebiet der Metaphysik finden lassen und es daher keine absoluten Antworten geben kann, hat sie gemeinhin den Ruf lediglich viel Gerede um Dinge zu machen, auf die man ohnehin nichts gescheites antworten kann.
Da sich jeder Mensch aber, ob er möchte oder nicht, zu bestimmten Fragestellungen (gutes Beispiel: Ethik und Moral) positioniert, sollte er sich eigentlich auch ein wenig mit Philosophie beschäftigen um seinen Standpunkt auch begründen zu können (und damit eben Antworten wie "Das ist nun mal so" oder "Das war schon immer so" vermeiden).
Zitieren
#17
(06-07-2011, 09:53)MaSofia schrieb: Vorab - in der Philosophie des AT ging es um "wie es sein soll" nicht um Gott, um bleibende Werte und um die Erklärung des Fortschritts.

Ich kenne mich mit der Bibel nicht sehr gut aus, schön gar nicht mit der hebräischen.
Aber es war doch bestimmt auch damals schon Konsens, dass ein Gott existiert, oder?
In diesem Sinne wäre das meiste wohl eher unter den Begriff der Theologie zu fassen und weniger unter Philosophie. Denn "wie es sein soll" wurde wahrscheinlich im Bezug auf Gott geklärt, welcher selber eben nicht angezweifelt wurde. Oder liege ich falsch?
Zitieren
#18
(06-07-2011, 00:05)Mustafa schrieb: Will sagen : Philosophie darf m.E. selbst die Logik an sich in Frage stellen.
Geschweige denn mathematische oder wissenschaftliche Grundsätze.

Hm..., war es nicht Descartes der meinte "Ich denke also bin ich" und damit verdeutlichen wollte dass radikal an allem gezweifelt werden könne, nicht jedoch am Akt des Zweifelns selber, da dieser ja zu diesem Zeitpunkt stattfindet?

Man kann es bestimmt und es wurde wahrscheinlich auch gemacht. Aber ob es sinnvoll ist?
Wenn auch an der Mathematik und Logik gezweifelt wird (Dinge die ja anders als die Physik, keine äußeren Dinge beschreiben sollen. So sind Zahlen lediglich menschengemachte Begriffe, die theoretisch auch anders heißen können), also den Hauptpfeilern des menschlichen Verstand, was bleibt dann noch?
Zitieren
#19
(06-07-2011, 17:18)Gundi schrieb:
(06-07-2011, 09:53)MaSofia schrieb: Vorab - in der Philosophie des AT ging es um "wie es sein soll" nicht um Gott, um bleibende Werte und um die Erklärung des Fortschritts.

Ich kenne mich mit der Bibel nicht sehr gut aus, schön gar nicht mit der hebräischen. Aber es war doch bestimmt auch damals schon Konsens, dass ein Gott existiert, oder? In diesem Sinne wäre das meiste wohl eher unter den Begriff der Theologie zu fassen und weniger unter Philosophie. Denn "wie es sein soll" wurde wahrscheinlich im Bezug auf Gott geklärt, welcher selber eben nicht angezweifelt wurde. Oder liege ich falsch?

Gundi, die Texte sind komplett anders. Ich kann dazu nur im Laufe der Zeit viele, viele Beispiele zeigen - dann wird es erfahren.
Zitieren
#20
Tja, sollte man nicht an Logik, Mathematik, ja sogar an der Physik zweifeln können? Schliesslich basieren die Bezugrahmen der Mathematik, der Physik, der Logik ja auf den von uns erfahrenen und erstellten Werten – sind diese Werte denn nur deshalb „universal gültig“, weil sie eben so gut in unseren selbst erstellten Rahmen passen?
Zitieren
#21
(06-07-2011, 18:23)t.logemann schrieb: Tja, sollte man nicht an Logik, Mathematik, ja sogar an der Physik zweifeln können? Schliesslich basieren die Bezugrahmen der Mathematik, der Physik, der Logik ja auf den von uns erfahrenen und erstellten Werten – sind diese Werte denn nur deshalb „universal gültig“, weil sie eben so gut in unseren selbst erstellten Rahmen passen?

Ich würde die Physik von der Mathematik/Logik trennen. Die Physik ist eine Naturwissenschaft, die Mathematik hat in ihrer reinen Form keine Entsprechung in der Natur. Sie entspringt einzig dem menschlichen Verstand und ist nicht auf Erfahrung begründet (im Gegensatz zb. zu der Tatsache dass ein Apfel immer nach unten fällt).
Wie bereits gesagt kann natürlich auch daran gezweifelt werden. Wenn aber nicht der menschliche Verstand als Konstante bleibt, was dann?
Zitieren
#22
(06-07-2011, 11:43)Ekkard schrieb: Beispiel: Ich stehe dem Gedanken, dass man die Bibeltexte unter Zugrundelegung der hebräischen Sprache auch "philosophisch" lesen kann, durchaus positiv gegenüber. Mir fällt es nur unendlich schwer, die hingeworfenen Wortbrocken zu verwerten. Mir geht dabei regelmäßig der Zusammenhang mit dem übrigen Text verloren. M. E. sollte sich die Übersetzung einiger Worte nicht über den Kontext der übrigen Story hinweg setzen.

Nochmal etwas einfacher ausgedrückt und an die Vertreterin dieser Art der Interpretation gerichtet: Dem deutschen Zuhörer bzw. Bibelleser steht nur der Kontext aus den verschiedenen Übersetzungen zur Verfügung, die durchwegs alle sinngemäß dieselbe Story erzählen. Von den Sprachbildern her gesehen, sind die Geschichten also gleich. Da ergeben die in der Übersetzung unterdrückten Nebenbedeutungen in Einzelbetrachtung keinen Sinn. Auf diese Weise reiht sich seit Runden ein Missverständnis an das andere.

Es ist also durchaus philosophisch (gesehen) sinnvoll, solche Behauptungen kritisch zu durchleuchten, also besonders die Frage zu stellen, wie eine einzelne Wortbedeutung in den Kontext passt.

Ich sehe das ebenso.

Die biblischen Texte werden auch von jüdischen Theologen dem Sinn nach nicht in einem Maße abweichend gelesen, dass daraus völlig neue Botschaften entstünden. Das ins Deutsche übertragene jüdische Textverständnis wird für mich durch die Buber-Rosenzweig-Übersetzung bestens repräsentiert. Auch die Übersetzung von Joseph Herman Hertz, ehemals Oberrabbiner der jüdischen Gemeinden des Britischen Reichs, ist eine gute Basis, sich mit jüdischem Denken vertraut zu machen.

Wer etwas völlig Neues, von allem bisher dagewesenem Abweichendes präsentiert, hat die erforderlichen Beweise zu führen, wenn das mit dem Anspruch verbunden ist, es sei die einzig mögliche und somit richtige Sichtweise, die angenommen werden müsse, wenn man sich nicht dem Vorwurf, man sei ungebildet und inkompetent, aussetzen wolle.

Zumindest die Methode, nach der man philosophisch untersucht, sollte vorgestellt werden.

Überhaupt nichts halte ich von dem Anspruch, man habe sich auch bei sehr eigenartigen Vorstellungen von Wahrheiten, jeder kritischen Bemerkung zu enthalten.

Im Gegenteil!

Insbesondere für ein "Laienforum" ist es nötig, Beiträgen, die Sonderwissen zum Inhalt haben, das entgegenzuhalten, was Stand der Wissenschaft ist.
MfG B.
Zitieren
#23
(06-07-2011, 18:51)Bion schrieb:
(06-07-2011, 11:43)Ekkard schrieb: Beispiel: Ich stehe dem Gedanken, dass man die Bibeltexte unter Zugrundelegung der hebräischen Sprache auch "philosophisch" lesen kann, durchaus positiv gegenüber. Mir fällt es nur unendlich schwer, die hingeworfenen Wortbrocken zu verwerten. Mir geht dabei regelmäßig der Zusammenhang mit dem übrigen Text verloren. M. E. sollte sich die Übersetzung einiger Worte nicht über den Kontext der übrigen Story hinweg setzen.

Nochmal etwas einfacher ausgedrückt und an die Vertreterin dieser Art der Interpretation gerichtet: Dem deutschen Zuhörer bzw. Bibelleser steht nur der Kontext aus den verschiedenen Übersetzungen zur Verfügung, die durchwegs alle sinngemäß dieselbe Story erzählen. Von den Sprachbildern her gesehen, sind die Geschichten also gleich. Da ergeben die in der Übersetzung unterdrückten Nebenbedeutungen in Einzelbetrachtung keinen Sinn. Auf diese Weise reiht sich seit Runden ein Missverständnis an das andere.

Es ist also durchaus philosophisch (gesehen) sinnvoll, solche Behauptungen kritisch zu durchleuchten, also besonders die Frage zu stellen, wie eine einzelne Wortbedeutung in den Kontext passt.

Ich sehe das ebenso.

Die biblischen Texte werden auch von jüdischen Theologen dem Sinn nach nicht in einem Maße abweichend gelesen, dass daraus völlig neue Botschaften entstünden. Das ins Deutsche übertragene jüdische Textverständnis wird für mich durch die Buber-Rosenzweig-Übersetzung bestens repräsentiert. Auch die Übersetzung von Joseph Herman Hertz, ehemals Oberrabbiner der jüdischen Gemeinden des Britischen Reichs, ist eine gute Basis, sich mit jüdischem Denken vertraut zu machen.

Wer etwas völlig Neues, von allem bisher dagewesenem Abweichendes präsentiert, hat die erforderlichen Beweise zu führen, wenn das mit dem Anspruch verbunden ist, es sei die einzig mögliche und somit richtige Sichtweise, die angenommen werden müsse, wenn man sich nicht dem Vorwurf, man sei ungebildet und inkompetent, aussetzen wolle.

Zumindest die Methode, nach der man philosophisch untersucht, sollte vorgestellt werden.

Überhaupt nichts halte ich von dem Anspruch, man habe sich auch bei sehr eigenartigen Vorstellungen von Wahrheiten, jeder kritischen Bemerkung zu enthalten.

Im Gegenteil!

Insbesondere für ein "Laienforum" ist es nötig, Beiträgen, die Sonderwissen zum Inhalt haben, das entgegenzuhalten, was Stand der Wissenschaft ist.


Ihr beide scheint ja ganz schon traumatisiert zu sein von Masophia, dass Ihr sogar den Thread "Sinn der Philosphie" schon nach wenigen Beiträgen massiv ins OT treibt, um Maßnahmen zu überlegen, wie man sie am Denken oder zumindest am Schreiben hindern kann oder sie dazu kriegt, dass sie Eure Methoden akzeptiert.

Das versteht Ihr unter Philsophieren: andere zu zwingen, sich **** Diktat zu unterwerfen?

Dieser Satz hier soll das Motto dieses Forums sein? ->

(06-07-2011, 18:51)Bion schrieb: Wer etwas völlig Neues, von allem bisher dagewesenem Abweichendes präsentiert, hat die erforderlichen Beweise zu führen


So ein Befehl erstickt jegliches gemeinsame Denken, jedes Philosphieren. Philosphieren setzt Angstfreiheit voraus, muss insgesamt frei sein dürfen, darf nicht unter Druck gesetzt werden.

Ich würde mich nie an solche Befehle halten. Nicht einmal ein evangelikales Forum ist dermaßen herrschsüchtig. Da darf man durchaus anderer Meinung sein als die Administratoren, auch in der Methodik anderer Meinung sein.

Aber das ist hier ein privates Forum, und wenn es nur eine einzige Ideologie hier geben darf, dann sollte man das wirklich besser schon bei der Anmeldung erfahren.

**** Name entfernt!

Mod. Anm. Bion:

Hier darf jeder seine Meinung äußern, solang das in einem kultivierten Ton geschieht. Mit dieser Vorgabe darf jeder sagen, was er meint, sagen zu müssen.

Aber:

Niemand hat Anspruch auf Beifall. Niemand hat Anspruch darauf, dass seine Thesen nicht kritisiert werden dürfen.

Und noch etwas:

Persönliche Angriffe werden, egal gegen wen sie sich richten, nicht geduldet!
Zitieren
#24
(06-07-2011, 17:25)Gundi schrieb: Man kann es bestimmt und es wurde wahrscheinlich auch gemacht. Aber ob es sinnvoll ist?
Wenn auch an der Mathematik und Logik gezweifelt wird (Dinge die ja anders als die Physik, keine äußeren Dinge beschreiben sollen. So sind Zahlen lediglich menschengemachte Begriffe, die theoretisch auch anders heißen können), also den Hauptpfeilern des menschlichen Verstand, was bleibt dann noch?

Ich finde, dass sich die Punkte "lediglich menschengemachte Begriffe" und "Hauptpfeiler des menschlichen Verstands" ein wenig widersprechen.

Wir haben eine bestimmte Art von mathematischem Vorgehen erschaffen, um uns bestimmten abstrakten Problemen zu nähern.

(Auch in der Mathematik gibt es ja verschiedenste Wege irgendwelche Berechnungen auszuführen )

Wie Nietzsche im obigen Zitat schrieb, wird in der Mathematik die Frage nach Wirklichkeit gar nicht gestellt.

Wie also sollte sie ein Hauptpfeiler sein, und nicht nur Hilfsmittel ?

Zitieren
#25
(06-07-2011, 23:02)Mustafa schrieb:
(06-07-2011, 17:25)Gundi schrieb: Man kann es bestimmt und es wurde wahrscheinlich auch gemacht. Aber ob es sinnvoll ist?
Wenn auch an der Mathematik und Logik gezweifelt wird (Dinge die ja anders als die Physik, keine äußeren Dinge beschreiben sollen. So sind Zahlen lediglich menschengemachte Begriffe, die theoretisch auch anders heißen können), also den Hauptpfeilern des menschlichen Verstand, was bleibt dann noch?

Ich finde, dass sich die Punkte "lediglich menschengemachte Begriffe" und "Hauptpfeiler des menschlichen Verstands" ein wenig widersprechen.

Wir haben eine bestimmte Art von mathematischem Vorgehen erschaffen, um uns bestimmten abstrakten Problemen zu nähern.

(Auch in der Mathematik gibt es ja verschiedenste Wege irgendwelche Berechnungen auszuführen )

Wie Nietzsche im obigen Zitat schrieb, wird in der Mathematik die Frage nach Wirklichkeit gar nicht gestellt.

Wie also sollte sie ein Hauptpfeiler sein, und nicht nur Hilfsmittel ?

Du hast Recht. Meine Formulierung war sehr unsauber. Logik und Mathematik wurden von mir wohl etwas leichtfertig gleichgesetzt.
Die Logik, also einfach die Fähigkeit des Menschen in logischen, kausalbedingten Dimensionen zu denken, kann, denke ich, schon als ein "Hauptpfeiler" des menschlichen Verstandes betrachtet werden.
Einfach nur diese Fähigkeit.
Die Mathematik ist ja nun im Grunde eine Form dieses Denken auch schriftlich festzuhalten bzw. es zu ordnen und mit dieser Ordnung uns die Welt erklärbar zu machen (so zb. die Mathematik als Sprache der Physik).
Die Mathematik selber erklärt uns nichts von der Welt. Sie ist Werkzeug, welche uns Begriffe (zb. Zahlen) liefert. Diese Begriffe kann man natürlich in Frage stellen, doch was ändert das? Wenn die zwei nun grmpf heißen würde, dann wäre eins plus grimpf trotzdem drei.
Das in der Mathematik die Frage nach Wirklichkeit gestellt wird, wurde von mir nicht behauptet.
Aber mal eine andere Frage: Welchen Aspekt der Mathematik findest du denn sinnvoll zu hinterfragen bzw. wie würdest du es tun?
Zitieren
#26
(06-07-2011, 23:21)Gundi schrieb: Die Logik, also einfach die Fähigkeit des Menschen in logischen, kausalbedingten Dimensionen zu denken, kann, denke ich, schon als ein "Hauptpfeiler" des menschlichen Verstandes betrachtet werden.
Einfach nur diese Fähigkeit.
Mag sein. Ich versuche mal, dies zu verstehen: "Die Logik" ist ein Konglomerat verschiedener mathematischer Lehrsysteme (z. B. Aussagenlogik, Prädikatenlogik, boolsche Logik, unscharfe Logik und viele mehr). Jedes System beruht auf einigen Axiomen, auf die sich die Logiker geeinigt haben. Die angesprochene menschliche Fähigkeit besteht nun darin, einmal konstruktiv unter Zuhilfenahme der Axiome zweckmäßige Verhaltensweisen als (mathematische) Lehrsätze zu formulieren (Weg der Abstraktion). Zum anderen dienen die Sätze wiederum dazu, bestimmte Verhältnisse von Objekten zu beurteilen (Konkretisierung).
Der Mensch ist also fähig, sowohl zu abstrahieren und Strukturen zu erkennen, als auch strukturelle Erkenntnisse folgerichtig auf Objekte seiner Umgebung anzuwenden (z. B. eine "kleiner als"-Relation).

Es wird dann noch angesprochen, dass der Mensch in Kausalzusammenhängen denken kann. Ich denke, dies gehört zu dem gleichen Komplex von Fähigkeiten. Denn um einen Kausalzusammenhang zu nutzen, muss man von vielen Einzelfällen auf das Grundsätzliche schließen können - ebenfalls eine Abstraktion. Anschließend muss man die Erkenntnis wieder in Handlung umsetzen. Hierbei wird ausgenutzt, was man "Kausalität" nennt. Wenn man nur die richtigen Ursachen setzt, und die Struktur kennt, dann kann auf das Objektverhalten geschlossen werden. Das ist aber keine dem Menschen allein innewohnende Eigenschaft. Diese Kunst muss praktisch jedes Lebewesen intuitiv beherrschen. Wir Menschen haben nur die unbestreibare Fähigkeit, Struktureigenschaften mitteilen zu können.

(06-07-2011, 23:21)Gundi schrieb: Die Mathematik selber erklärt uns nichts von der Welt. Sie ist Werkzeug, welche uns Begriffe (zb. Zahlen) liefert. Diese Begriffe kann man natürlich in Frage stellen, ...
Korrekt! Hier kommt die zweite menschliche Fähigkeit ins Spiel, die grundsätzlichen Eigenschaften einer (abstrakten) Struktur auf Objekte anwenden zu können.

Beispiel Zahlen (Gundi):
Die Zahlen sind in historischer Zeit immer wieder in Frage gestellt worden. Natürlich nicht die Zahlen selbst, das wäre in der Tat un-logisch, sondern ihre Axiome. Heraus gekommen sind dabei neben den "natürlichen" Zahlen, "ganze", "rationale", "irrationale", "transzendente" oder "komplexe" Zahlensysteme.

(06-07-2011, 23:21)Gundi schrieb: Aber mal eine andere Frage: Welchen Aspekt der Mathematik findest du denn sinnvoll zu hinterfragen bzw. wie würdest du es tun?
Das geht im Grunde aus meinem Beitrag #3 hervor: Man hinterfragt natürlich nicht die mathematischen Objekte (hier die Zahlen, die liegen fest bzw. sind definiert), sondern die "fundamentalen Prämissen" (Axiome) des Objektsystems z. B. der "irrationalen Zahlen". Tut man dies, stellt man fest, dass "irrationale Zahlen" z. B. "dicht" nebeneinander liegen. Man kann dann weitere Fragen stellen z. B. wie unendlich das System der "irrationalen Zahlen" gemessen an der Unendlichkeit der "natürlichen Zahlen" ist, und kommt so zu den "Kardinalzahlen" (die alle unendlich sind aber eben doch in definierter Weise mehr oder weniger unendlich). Man "hinterfragt" also die zugrundeliegenden Denkregeln für den Umgang mit Mengen (im Falle der Zahlen).

An diesem Beispiel sieht man sehr schön, dass die philosophische Tätigkeit, des sich Rechenschaft-Gebens über die "fundamentalen Prämissen" (hier im Dasein der Menschen, welche die Zahlen anwenden), ständig zu Erweiterungen unserer abstrakten Werkzeuge führt. Die Zahlensysteme sind ja nur ein Beispiel!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Zitieren
#27
Wildes Denken, das ist für mich der Sinn der Philosophie. Zweckfrei. Niemanden Herr und niemanden Sklave. Weder eines Beweises bedürftig noch verpflichtet. Denken, über den Horizont hinaus. Spielen, Phantasie und das ist Denken allemal. Wild sein, in Bewegung sein. Ein anarchistisches Element ist das durchaus. Erstarrte Denksysteme fürchten sich davor. Dann ergehen Sanktionen, Zensur, Überwachung und Normatives, Kontollierbares wird erzwungen.





Zitieren
#28
Doch um MITEINANDER philosophieren und diskutieren zu können, müssen allgemein gültige Rahmenbedingungen herrschen,...man muß sich nicht über Blau einig sein, aber der Grundbegriff Farbe sollte doch allen Seiten verständlich sein Icon_wink
Aut viam inveniam aut faciam
Zitieren
#29
Das, dn, klappt nur solange die „Zugangsbedingungen“ auch für alle Diskutanten gleich sind. Einem Blinden kannst Du schlecht Farbe erklären, einem Tauben schlecht Musik und ein Gelähmter kann keinen Weltrekord im Hundert-Meter-Lauf hinlegen.

Trotz unterschiedlichster Zugangsbedingungen haben aber alle Menschen das Recht miteinander zu diskutieren, sich auszutauschen. Ihnen mit verbindenden Bedingungen dieses Recht streitig zu machen würde bedeuten, die Philosophie – wieder – in ein „Schubladendenkens des Elfenbeinturms“ zu verbannen.
Zitieren
#30
(07-07-2011, 11:55)t.logemann schrieb: Trotz unterschiedlichster Zugangsbedingungen haben aber alle Menschen das Recht miteinander zu diskutieren, sich auszutauschen.
... bestenfalls in einem Land mit freiheitlich-demokratischer Grundordnung. Unterschiedlicher Zugang zu freiheitlichem Denken heißt aber nicht: "jenseits aller Regeln". Die Freiheit endet immer dort, wo das eigene Schreiben die Freiheit des anderen behindert oder diskreditiert.

(07-07-2011, 11:55)t.logemann schrieb: Ihnen mit verbindenden Bedingungen dieses Recht streitig zu machen, würde bedeuten, die Philosophie – wieder – in ein „Schubladendenkens des Elfenbeinturms“ zu verbannen.
Die argumentative Diskussion wird hier in keiner Weise eingeschränkt. Aber sie wird natürlich kritisiert und die Grundlagen der Argumente hinterfragt. Eingeschränkt wird lediglich die Debatte um die Beurteilung einer Person (z. B. ihres Bildungsgrades, ihrer freiheitlichen Gesinnung etc.) anstelle ihrer Argumente. Diese "Beurteilungen" behindern die Diskussion mehr als alles Andere!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Philosophie des Mythos scilla 39 35544 20-10-2017, 10:38
Letzter Beitrag: Bion
  Unser Sinn für Realität Ekkard 64 91573 05-01-2017, 18:24
Letzter Beitrag: Ekkard
  Sinn des Lebens Glaurung40 25 21790 06-11-2013, 14:31
Letzter Beitrag: paradox

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 2 Gast/Gäste