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Gruen-Schwarz-Rot
#1
Die Bedeutung der Farben
Von Malek Chebel


Die Farbe des Islam ist Grün,
denn Grün ist zunächst die Farbe der Standarte des Propheten (s.a.w.s) und des Kleides von Ali (gestorben 661), des vierten Kalifen im Islam.
Seither haben die Nachkommen des Propheten (s.a.w.s) (sharif) Grün als Zeichen für ihre Regierung betrachtet, wobei die Farbe eine der wenn auch indirekten - Verbindungen zu der Zeit des Propheten (s.a.w.s) darstellt.
Im täglichen Leben spielt Grün eine Rolle, die seine im Laufe der Zeit erworbene Stellung bestätigt und verstärkt. In Syrien sagt man zu jemandem, der die baraka (,,Heilsenergie") besitzt, er habe eine „grüne Hand“. Eine solche Person stellt ein gutes Vorzeichen dar.
Als Symbol der Erneuerung durch den Frühling und Zeichen alles Lebenden ist Grün die Farbe der Freude, des Gelingens und des Glücks. Die arabische Sprache besitzt ein breites Spektrum an Wörtern, die die Feinheiten des Grüns ausdrücken.
Es findet sich im Koran, durchzieht die Sprache der Theologen und drückt sich in der Literatur ebenso wie in der klassischen Dichtung aus, und eine bedeutende Zahl handwerklicher Gegenstände aus den Bereichen Färben, Verzieren, Malen, aus Chemie, Botanik, Gartenkunst und Landwirtschaft gibt ihm breiten Raum. Obwohl kein eigentlicher Zusammenhang mit dem Schöpfer besteht, ist das Grün so angesehen, dass einzelne sehr fromme Muslime zögern, auf einem grünen Teppich zu beten, aus Angst, den Islam zu beleidigen. Im Gegensatz dazu werden Moscheen, Trauergerüste, das Innere von Häusern ebenso wie herrschaftliche Stammes- oder Familienembleme grün ausgelegt, um den Glauben und die Verbindung mit der Lehre auszudrücken, da das Grün Hoffnung und Frieden symbolisiert.
Die vorherrschende Stellung, die das Grün in der heraldischen Symbolik und in der Ausführung der Nationalflaggen - etwa des Königreichs Saudi-Arabien, Libyens, Pakistans, des Archipels der Komoren, Mauretaniens - einnimmt, ist bekannt. Es ist auch auf anderen Fahnen vielfach vorhanden, wie der Stern der Scherifen in der marokkanischen Fahne und die waagrechten oder senkrechten Streifen in den Fahnen von Algerien, Kuwait, Jordanien, dem Irak, dem Iran den Vereinigten Arabischen Emiraten und so weiter beweisen.
Neben dem übermächtigen Grün müssen aber noch andere Farben angeführt werden, denen ebenfalls ein Symbolgehalt oder ein Zeichen der Zugehörigkeit zukommt.


Schwarz als Zeichen der Abbasiden und der Tranar
Die Farbe Schwarz hat eine Bedeutung erworben, die seit Jahrhunderten aufrecht ist, seit die abbasidische Dynastie, die sich in der Mitte des 8.Jh. in Bagdad festgesetzt hat, sich ihrer bedient hat. Im alten Persien, dem jetzigen Iran, stand Schwarz für den Teufel, während Gelb die Farbe der Trauer und manchmal auch des Neides war. Heute ist die Kleidung der Mullahs schwarz oder weiß, oder man verwendet beides. Seit dem Tode des Imam al-Husain ist Schwarz anlässlich der betrüblichen berühmten Schlacht bei Kerbela (680) als Zeichen der Trauer ein Symbol der Schiiten im allgemeinen und ihrer religiösen Führer im besonderen geworden. Das Tragen des schwarzen Schleiers der Iranerinnen (tschador) erinnert an diesen Zusammenhang.
Weiß (weiß sind Bahrtuch, Engel) ist für Muslime eine vielseitige Farbe, weiß ist der qandura des Groß-Scheichs, der qamis (das lange Kleid) des Studenten, aber auch das Bahrtuch. Stützt man sich jedoch auf einen hadith vom Propheten (s.a.w.s): „Gott liebt die weißen Gewänder, er hat das Paradies weiß geschaffen“, kann man davon ausgehen, dass diese Farbe im Islam eher positive Aspekte hat.
Im Maghreb und in Ägypten setzen sich Erdfarben durch, auch wenn Grün und Weiß weiterhin für vornehmes oder vertieftes Bewusstsein stehen. Die qashshabiya der algerischen Hochebenen hat eine braune oder dunkle Farbe, während der Schleier in der Region von Constantine schwarz ist.


Rot als Erinnerung an osmanische Ursprünge
Im früheren islamischen Spanien (Andalusien) hat Rot, die Farbe des Feuers und des Blutes sowie der Leidenschaft, die Tracht bestimmt, wie man noch heute in der Kleidung der Flamenco-Tänzerin sieht. Bis heute hat sich Rot für verschiedene Anwendungen fest behauptet, insbesondere im Rahmen der Folklore und Bekleidung. Überdies beherrscht Rot die Fahnen mehrerer islamischer Staaten: Tunesien, Indonesien, Marokko und Türkei. In letzterem Falle erinnert Rot an osmanische Ursprünge (13.-20. Jahrhundert) des nationalen Emblems. Schließlich bildet Rot einen Teil anderer Fahnen, insbesondere derjenigen, die sich mehr oder weniger an den vier panarabischen Farben (Rot, Weiß, Schwarz und Grün) orientieren, wie in Ägypten, dem Irak und Syrien, aber auch Jordanien, Kuwait, dem Libanon, den Vereinigten Arabischen Emiraten, dem Sudan, dem Jemen etc.
Muslime haben eine farbenprächtige Vorstellung vom Jenseits. Obwohl das Paradies, wie ausgeführt, weiß ist, weist es tausend weitere Farben auf Sie werden durch eine Fülle von Seidenstoffen und köstlichen Getränken und das Rauschen von Wasser vor Augen geführt. Hinsichtlich der für das Paradies Erwählten sagt der Koran deutlich: „Sie sind darin mit Armringen aus Gold geschmückt und in grüne Gewänder aus Sundus- und Istabraq-Brokat gekleidet und liegen auf Ruhebetten.“ (Sure „Die Höhle“, XVIII, 31)
Somit stellt das Farbenspektrum des Islam, durch befriedigenden Schatten und von erfreulichem Grün beherrscht, eine für die Sehnsucht nach Ruhe und Heiterkeit angemessene Antwort da.
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