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Augustus (röm. Kaiser)
#1
Augustus (63 vC – 14 nC)

Gaius Octavianus Thurinus

ab 44 vC Gaius Julius Caesar (Octavianus)

ab 27 vC Imperator Caesar Augustus

Die Familie Octavius war durch Geldgeschäfte wohlhabend geworden, politisch aber war sie wenig bedeutend und nicht besonders angesehen gewesen.

Über seine Großmutter mütterlicherseits, Julia, war Octavian mit ↗Caesar verwandt. Caesar nahm sich des jungen Octavian an. Beim bevorstehenden Feldzug gegen die Parther sollte er ihn begleiten und Erfahrung im Kriegshandwerk sammeln. Durch die Ermordung Caesars kam es nicht mehr  dazu. Unmittelbar nachdem ihm der Mord an seinem Großonkel bekanntwurde, legte er den Namen Octavian ab und nannte sich  von da weg Julius Caesar.

Caesar hatte seinen Großneffen nicht zu Lebzeiten an Kindes Statt angenommen, sondern die Adoption in seinem Testament verfügt.  Daher spotteten jene, die ihm weniger gut gesinnt waren, dass er alles seinem (neuen) Namen verdanke  (Cic. ad Brut. 1, 16, 5)  und nannten ihn, wenn sie ihn ärgern wollten, — anstatt Caesar — Octavianus, Octavius oder gar Thurinus. Damit brachten sie einerseits zum Ausdruck, was sie von der Adoption mittels Testaments hielten, andererseits war es der Versuch (zB des Antonius), den lästigen Mitbewerber  zu beleidigen (Suet. Aug. 7).

↗Cicero hat den jungen Caesar nach seiner Adoption in seinen Briefen sowohl Octavianus und Gaius Octavianus als auch Caesar Octavianus genannt. In der ↗griechischen und römischen Historiographie sind für Augustus vornehmlich die Namensformen Octavianus (Aurelius Victor, Eutrop) und Caesar Octavianus (Tac. ann. 13,6; Cass. Dio  47, 20, 3) in Verwendung gewesen. Mit der vollen Namensreihe Gaius Julius Caesar Octavianus wird Augustus in der antiken Literatur ein einziges Mal angesprochen (Cass. Dio 46,47,5).

Nachdem Octavian von der Ermordung Caesars erfahren hatte, wurde er sofort tätig. Vorerst war für ihn wichtig, dass das Testament Caesars allgemein anerkannt wurde. Er begab sich zu den Truppen, die Caesar in Brindisi für den Parther-Feldzug gesammelt hatte und stellte sich den Soldaten als Erbe Caesars vor. Danach versicherte er sich der Loyalität der wichtigsten der ehemaligen Parteigänger Caesars, allen voran jener des Gaius Oppius und Cornelius Balbus, die Caesars "Statthalter" in Rom gewesen waren, wenn sich dieser im Feld befand (Tac. ann. 12,60) und die der fähigen Generäle Slavidinus Rufus und Vispanius Agrippa. Dazu scharte er durch hohe Geldzuwendungen an Soldaten eine ansehnliche, ihm verpflichtete Streitmacht um sich und begab sich mit dieser nach Rom, um vor dem ↗Stadtprätor die Annahme seiner Erbschaft zu erklären.

Octavian hatte zwei Parteien gegen sich. Einerseits die Senatoren um Cicero, die die Ermordung Caesars guthießen und die Senatsherrschaft wiederherstellen wollten, und andererseits jene des ↗Marcus Antonius, der sich als der politische Erbe und Nachfolger Caesars empfand und sich diesen Anspruch von Octavian nicht streitig machen lassen wollte.

Die Forderungen Octavians wurden vom ↗Senat erfüllt. Den Senatoren blieb auch nichts anderes übrig. Die Drohung, die Ansprüche ansonsten mit militärischer Gewalt durchsetzen zu wollen, hatte genügt, den Senat zum Einlenken zu bewegen (Suet. Aug. 26). Das Versprechen Octavians, die Senatsrepublik wiederherzustellen (und Ciceros unversöhnliche Feindschaft Marcus Antonius gegenüber) erleichterte der Partei um Cicero die Ansprüche Octavians hinzunehmen.

Cicero meinte, den jungen Caesar Octavian als Werkzeug verwenden zu können. Vorerst schien seine Rechnung auch aufzugehen. Caesars Mörder waren begnadigt, Marcus Antonius, der seinen jugendlichen Konkurrenten unterschätzt hatte, war zum Staatsfeind erklärt worden.

Für Antonius war das zwar keine unmittelbare Bedrohung gewesen, da auch er über erhebliche militärische Mittel verfügte, doch sah er sich von ↗Brutus und ↗Cassius, die im Osten Truppen zu sammeln begannen, und durch jene in seinen Reihen, die Respekt vor dem letzten Willen Caesars einforderten, bedrängt, sich mit Octavian auszusöhnen und diesen an der Macht zu beteiligen. Dazu meine er, mit dem General ↗Lepidus im innersten Machtkreis jemanden an der Seite zu haben, der in seinem Sinne dachte und zu Handeln bereit war.

Also wurde vereinbart, die Macht untereinander aufzuteilen und vereint gegen die Caesarmörder vorzugehen (Octavian bekam den Westen, Antonius den Osten des Reiches, Lepidus erhielt  die afrikanischen Provinzen und die Würde des ↗Pontifex maximus übertragen, Italien sollte gemeinsam verwaltet werden = 2. ↗Triumvirat). Als erste Handlung der Triumvirn wurden die Gegner mittels Subskription eliminiert. Diesem legalisierten Massenmord fiel auch Cicero zum Opfer.

In seiner Tatenbeschreibung (Res gestae) beschönigte Augustus später die Ereignisse seiner Machtergreifung.

Danach ging man gegen Brutus und Cassius vor. 42 vC wurden die beiden bei Philippi besiegt (siehe: ↗römische Bürgerkriege).

Octavian und Antonius hatten sich nach ihrem Zweckbündnis auch familiär verbunden (Antonius heiratete Octavia, die Schwester Octavians), doch war der Friede zwischen den beiden dennoch nicht von Dauer.

Nach dem Ablauf des zehnjährigen Triumvirats geriet Octavian in eine gefährliche Lage. Er war nun ohne Amt, und die Parteigänger des Antonius im Senat, allen voran die beiden Konsuln Gaius Sosius und Domitius Ahenobarbus, versuchten, ihn aus der Macht zu drängen. Zwar stand seine Ernennung zum Konsul zum 31.Jänner 31 vC bereits fest, doch war er im Zweifel, ob er die Zeit bis zum Amtsantritt ohne politische Legitimation durchstehen konnte.

Auf seine Parteigänger im Senat und die Unterstützung der ihm verpflichteten Volkstribunen wollte er sich nicht mehr verlassen - Herr seiner Provinzen war er nur solange, als der Senat keinen Nachfolger bestimmt hatte -, also setzte Octavian wieder auf Gewalt. Hätte Octavian seine Provinzen verloren, wäre das auch der Verlust seiner Machtbasis gewesen. Er betrat mit bewaffneten Soldaten und Parteigängern den Sitzungssaal des Senats und erpresste die für ihn wichtigen, machterhaltenden Beschlüsse. Damit war der Bruch mit Antonius endgültig vollzogen. Die beiden Konsuln und die übrigen Parteigänger des Antonius flohen nach Osten.  Lepidus war schon in der Zeit des Triumvirats entmachtet worden. Ihm war nur das Amt des pontifex maximus geblieben.

In seinem "Tatenbericht" stellte Octavian (nunmehr Augustus)  den Sachverhalt anders dar: Der Senat habe ihm aus eigener Initiative die umfassenden Machtbefugnisse eingeräumt, und ganz Italien sei ihm aus freien Stücken in den Krieg gegen Antonius und ↗Kleopatra gefolgt.

Es kam also wieder zum Bürgerkrieg, den Octavian im September 31 vC mit der Seeschlacht von Aktium für sich entschied. Antonius und Kleopatra verübten Selbstmord. Caesarion und Antyllos, die Söhne, die Kleopatra mit Caesar und Antonius hatte, wurden umgebracht.

Octavians Macht war nunmehr gesichert und umfassend. Von den adeligen Familien drohte keine Gefahr mehr. Sie waren dezimiert worden, die ererbten Rechte besaßen keine Geltung mehr. Gefahr ging allenfalls von einem riesigen, nunmehr unbeschäftigten Heer aus. Dieser Gefahr entgegnete Octavian mit großzügiger Landverteilung unter den Soldaten. Die Offiziere wurden zudem mit Ämtern (und auf diese Weise mit Aufgaben) versorgt und in der Regel mit einigen Wochenreisen Abstand zur Hauptstadt eigesetzt.

28/27 vC hatte Octavian seine Position soweit gefestigt, dass er es wagen konnte, die Macht formal abzulegen.  Am 27. Jänner 27 vC  war es soweit. Der Senat sollte wieder Mittelpunkt des politischen Geschehens sein, alle Macht sollte wieder vom Volk ausgehen. Die problematischsten Edikte aus der Zeit des Triumvirats wurden zurückgenommen, Octavian wollte nur mehr ↗Prinzeps, also Erster unter Gleichen sein. Als Octavian gefragt wurde, welchen Ehrennamen er in Zukunft führen wolle, wollte er vorerst Romulus genannt werden. Da das aber aussehen hätte können, dass er das Königtum anstrebe, ließ er davon ab. Noch im selben Jahr (16. Aug) wurde Octavian auf Antrag des Lucius Munatius Plancus  vom Senat mit dem  Ehrentitel Augustus ausgestattet (Suet. Aug, 7,2; Cass, Dio 53,l6,7f.). Schließlich ersetzte er seinen Vornamen Gaius mit Imperator und nannte sich fortan: Imperator Caesar Augustus.

Der Ehrentitel "Augustus" bedeutete so viel wie erhaben, heilig und wurde auch für die Bezeichnung heiliger Orte verwendet.

Nach der formalen Rückgabe der Macht stattete der Senat den Prinzeps mit dem Amt eines Statthalters in allen befriedeten Provinzen mit prokonsularischem ↗Imperium für die nächsten zehn Jahre aus. Dazu bekleidete Augustus die ersten Jahre das Amt eines Konsuls, danach begnügte er sich zumeist mit der ↗tribunizischen Gewalt, mit der die Rechte zur Gesetzesinitiative, der Einberufung des Senats und der ↗Interzession verbunden waren.


● Zum Inhaltsverzeichnis des Lexikons
MfG B.
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