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Erneut ist eine Israelin Opfer ultraorthodoxer Juden in der religiösen Hochburg Beit Shemesh westlich von Jerusalem geworden. Die Männer hätten die Scheiben ihres Autos eingeschlagen, die Reifen zerstochen, ein Bleichmittel ins Innere des Wagens geschüttet und die Frau mit Steinen beworfen, berichteten israelische Medien am Mittwoch
...
Beit Shemesh war schon Ende des vergangenen Jahres in die Schlagzeilen geraten, nachdem das Fernsehen einen Bericht über ein Schulmädchen gezeigt hatte, das von einem ultraorthodoxen Mann bespuckt worden war, weil es seiner Meinung nach nicht sittsam gekleidet war
wie man sieht, ist der zwang, frauen hätten sich zu verhüllen, nicht etwa auf spielarten des islam beschränkt. und narrenfreiheit für religiöse eiferer nicht auf muslimische (halb)diktaturen - israel versteht sich immerhin als einzige westliche demokratie im nahen osten
nun gehören aber pluralismus und gleichberechtigung unbedingt zur westlichen demokratie, und gerade damit ist es eben nicht weit her, wenn orthodoxen ganze stadtteile und siedlungen überlassen werden, damit sie dort ihre private religiöse diktatur errichten. wenn orthodoxe nicht zum militär müssen, keiner erwerbsarbeit nachgehen und auch keine steuern bezahlen, aber vom geld der arbeitenden steuerzahler samt ihrer zahlreichen nachkommenschaft durchgefüttert werden - von einem staat, den sie selber ablehnen
warum läßt sich eine gesellschaft, ein staat so etwas bieten? fördert es sogar noch?
ich versteh es nicht
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29-01-2012, 11:07
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29-01-2012, 11:08 von Schmettermotte.)
Am besten, jeder darf sich seine Religion selber schreiben und auch gleich sein eigenes Gesetz an seine Religion anpassen und gesetzlich verbieten, was sein Gott angebblich gesagt hat.
Wann kommen wir endlich an den Punkt, dass religiöse Verbote, die angeblich von Gott kommen, im Grundgesetz nichts verloren haben und man kein allgemein gültiges Gesetz an etwas anpassen darf, was eine nicht nachgewiesene, imaginäre Macht befohlen hat? Das ist doch lächerlich.
Meine Göttin (sollte ich ernsthaft eine haben wollen) befiehlt, dass der Mensch körperlich von der Natur nicht (mehr) als Jäger ausgestattet ist und deswegen verbiete ich hiermit gesetzlich jeglichen Fleischkonsum und weil es absolut unnatürlich ist, die Milch eines anderen Lebewesens zu trinken,. verbietet meine Götin ab sofort auch den Konsum irgendwelcher Produkte aus tierischer Milch und das ist ab sofort gefälligst Grundgesetz und für alle bei Todesstrafe einzuhalten, weil Gott das so gesagt hat, Punkt.
Gruß
Motte
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Schau dir mal den Film "Defamation" von Yoav Shamir an.
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(28-01-2012, 16:38)petronius schrieb: warum läßt sich eine gesellschaft, ein staat so etwas bieten? fördert es sogar noch? divide et impera...
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(30-01-2012, 07:45)Noumenon schrieb: (28-01-2012, 16:38)petronius schrieb: warum läßt sich eine gesellschaft, ein staat so etwas bieten? fördert es sogar noch? divide et impera...
so ist es wohl leider...
...und warum nur fällt mir bei diesem stichwort auch der deutsche verfassungsschutz ein in seinemumgang mit rechts und links (extrem, radikal, wie auch immer)
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30-01-2012, 15:47
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30-01-2012, 15:55 von Artist.)
man sollte mmn evtl. bedenken - dieser "pluralismus" ist eben sehr jung. um den dreh, 60 jahre in der westlichen gesellschaft bestehend.
das die indianer ihre stammestänze straffrei machen durften ist erst im 20 jhd passiert. das martin luther king sich mit seiner gesellschaft
durchsetzen konnte ebenso.
davor hatte man sich eher um die kulturelle einbahnstraße gestritten die eingeschlagen werden sollte und wer darüber verbindlich regieren sollte.
der "pluralismus" war eben in der philosophie auch wichtig.
das zeigt die philosophie. die asiaten bedienten sich an der deutschen philosophie und umgekehrt. usw.
eine "kulturelle" oder politische einbahnstraße, hatte oft eine explosive sackgasse.
"divide et impera"
kann man das auch auf diesen aktionsradius der npd in deutschland beziehen ?
mal davon abgesehen, die regierung lässt sich auch nicht 100% in die karten schauen, und mitlerweile hab
ich gefühlt teilweise den eindruck das die industrie und die banken schon von sich aus gut was zu sagen haben.
aber ab den punkt distanzier ich mich davon, weil sowas kann schnell in verschwörungstheorien abdriften.
ein starker kapitalismus auch eine gefahr für den pluralismus ?
der kommunismus wars ja auch.
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warum läßt sich eine gesellschaft, ein staat so etwas bieten? fördert es sogar noch?
Wenig kenne ich die israelische Gesellschaft oder - eine andere Ebene - Juden; beides scheint mir im - was Juden anbelangt, jüdischen - Rahmen pluralistisch zu sein.
Anders politische Unterstützung. Eine Partei will (an die) Macht, braucht dazu Wähler, Wählergruppen. Will sie sich einer Gruppe als wählbar darstellenm muss sie umgekehrt diese Gruppe in gewisser Weise fördern; auch in der Weise des Wegsehens, wo Gesetze verletzt sind. Politisches Kalkül.
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(19-02-2012, 17:01)Dieter schrieb: Anders politische Unterstützung. Eine Partei will (an die) Macht, braucht dazu Wähler, Wählergruppen. Will sie sich einer Gruppe als wählbar darstellenm muss sie umgekehrt diese Gruppe in gewisser Weise fördern; auch in der Weise des Wegsehens, wo Gesetze verletzt sind. Politisches Kalkül.
das politische kalkül netanjahus könnte vielleicht grade scheitern:
://www.sueddeutsche.de/politik/wehrdienstreform-in-israel-fromme-an-die-front-1.1291182
Israels oberstes Gericht geht den Ultra-Orthodoxen an die Privilegien. Bisher konnten sich streng religiöse Juden von dem mehrjährigen Dienst an der Waffe befreien lassen, nun soll die Wehrpflicht neu geregelt werden
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Die Antwort darauf hat Israels Oberster Gerichtshof nun in einer 126-seitigen Urteilsbegründung geliefert: Keiner darf zu Hause bleiben. Ein Gesetz, dass es ultra-orthodoxen Juden bislang erlaubt, sich von der Wehrpflicht befreien zu lassen, wurde als Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz verworfen. Künftig könnten also auch die Frommen an die Front gerufen werden
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Premierminister Netanjahu wittert Ärger
letzteres ist mehr als verständlich, muß dieses säkulare bekenntnis zur gleichstellung ungeachtet religiöser zuordnung doch seine koalitionspartner ins mark treffen
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