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Religionen in WAHR und FALSCH unterteilen? | Lessings Ringparabel
#1
Hallo,

in der Ringparabel von Lessing, steht ja die rundaussage, man solle die Religionen nicht mehr in wahre und falsche Religionen einteilen.

Nun interessiert mich jedoch, warum es für Lessing unzulässig war die Religionen in wahr und falsch zu unterscheiden.

Könnt ihr mir da helfen?

DANKE
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#2
Es wird sicher viele Antworten geben. Die einfachste und kürzeste Formel ist die, dass jede Religion erst bestimmt, was wahr und was falsch (an Handlungsweisen) ist. Folglich ist das Urteil "wahr/falsch" auf Religionen selbst nicht anwendbar.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#3
Statt einer dualistischen Sicht kann man auch die Sicht des Grades einnehmen. Sexualität ist dann nicht Sünde und somit das Gegenteil von Tugend, sondern ein niederer Grad der Einheit; Mitgefühl ein höherer Grad; und Gotteserfahrung der höchste.

Oder besser was die Religionen angeht: Die Beziehung zu einem persönlichen Gott ist ein niedrigerer Grad als zu sagen "Gottes Reich ist in euch". Man kann jedem zugestehen, was für ihn jetzt eben das beste ist, und sollte auch sich selbst dort beginnen lassen, wo man steht.
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#4
@eddyman: Was hat das mit der wahr/falsch-Kategorie in Bezug auf Religionen zu tun?
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#5
Der Buddhist könnte sagen, dass die Religionen mit einem persönlichen Gott falsch sind. Die Religionen mit einem persönlichen Gott sagen, die Buddhisten liegen verkehrt, weil alles durch Gottes Gnade gegeben wird usw.
Meine Interpretation deswegen dahingehend.
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#6
(30-04-2012, 22:15)Raschie schrieb: Nun interessiert mich jedoch, warum es für Lessing unzulässig war die Religionen in wahr und falsch zu unterscheiden.

Die Aufgabe der Ringbesitzer ist es, durch Gottergebenheit und angewandte Humanität die Echtheit des eigenen Rings zu beweisen.

Der Aufklärer Lessing will vermitteln, dass die drei abrahamitischen Religionen ihre Kraft nicht durch Verweis auf ihre Heiligen Texte und den damit verbundenen Absolutheitsanspruch gewinnen, sondern durch der Menschlichkeit verpflichtetes Handeln.
MfG B.
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#7
Lessings Vision, dass die Menschen die Wahrheit der Andersdenkenden/-gläubigen gelten lassen müssen und sich nicht aus Machtstreben und Fanatismus gegenseitig umbringen, ist aktuell wie eh und je. Erst wenn ich aufhöre, die Welt in "richtig" und "falsch" einzuteilen und der Meinung zu sein, ich allein hätte die Wahrheit (und damit die Macht) gepachtet, können wir ins "Paradies" einziehen und wahre Meschlichkeit leben. Das ist die aufklärerische und humanistische Botschaft des Textes. Aktuell noch immer.
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
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#8
(30-04-2012, 22:15)Raschie schrieb: Hallo,

in der Ringparabel von Lessing, steht ja die rundaussage, man solle die Religionen nicht mehr in wahre und falsche Religionen einteilen.

Nun interessiert mich jedoch, warum es für Lessing unzulässig war die Religionen in wahr und falsch zu unterscheiden.

Könnt ihr mir da helfen?

DANKE


Muß ich loswerden weil es mir gerade einfällt.

Vlt. Hat Lessing, und manche könnten ihm da folgen, die Tatsache vor Augen das es zwar Unterschiede in den Religionen gibt, mitunter kaum überbrückbare,.....aber sich mit Religion an sich zu beschäftigen ist immer eine GEISTIGE Bereicherung für den Sucher. Von daher niemals falsch.
Wohinggegen der nur nach Irdischem strebt, der hat das Klassenziel noch lange nicht erreicht. Der liegt also falsch.

gruß
plusmehr
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#9
(30-04-2012, 22:15)Raschie schrieb: Nun interessiert mich jedoch, warum es für Lessing unzulässig war die Religionen in wahr und falsch zu unterscheiden

liegt das nicht auf der hand?

weil jeder (für sich) glaubt, die wahrheit gepachtet zu haben, und sich darin in nichts von den anderen unterscheidet
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#10
(02-05-2012, 05:19)plusmehr schrieb: aber sich mit Religion an sich zu beschäftigen ist immer eine GEISTIGE Bereicherung für den Sucher. Von daher niemals falsch

da haben wir sie wieder, diese sagenumwobene "Religion an sich"...

nein, da muß ich dir trotzdem widersprechen. auch der selbstmordattentäter im namen allahs hat sich "mit Religion an sich beschäftigt" - daß er eine geistige bereicherung wäre, würde ich so nicht unterschreiben (gut, "für sich selbst"... aber wen interessiert das schon?)

(02-05-2012, 05:19)plusmehr schrieb: Wohinggegen der nur nach Irdischem strebt, der hat das Klassenziel noch lange nicht erreicht. Der liegt also falsch

auch das kann man anders sehen

ist es nicht sinnvoller, sich mit dem abzugeben (nicht notwendigerweise abzufinden), was nun mal ist, anstatt sich die erlösung durch irgendwelche götter herbeizuträumen?
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#11
Naja, vll meinte Lessing , dass es einerlei ist wie eine Person eine Religion, sei es die eigene oder eine andere bewertet, weil die Bewertung, also die Aussage "Wahr oder Falsch" subjektiv ist und eben objektiv nicht bewertet werden kann, weil sie eben nicht überprüfbar ist.
Das ist meine ganz persönliche Ansicht. 
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#12
Soweit ich weiß, ist die Ringparabel wohl gar kein reines Werk Lessings. Er hat es nur übernommen oder so...(?)
MMn. die einzige gescheite Stelle in dem ganzen Buch.
Ich verstehe sie so, dass Religionen sich entweder beweisen müssen (es sich also von selbst herausstellt, welche die beste ist), oder aber aufgrund ihres Unwissens (darüber, welcher Ring den nun der Echte ist) gar nicht anders können als alle gleich zu behandeln (tolerant zu sein).
Mit "beweisen müssen" meine ich aber nicht durch Kriege etc. sondern durch ihre Richtigkeit, welche sich dadurch herauskristallisiert dass diese Religion von den Menschen angenommen wird ("vor Menschen angenehm zu machen, wer in dieser Zuversicht ihn trägt"). Durch eine Prüfung auf ihre Richtigkeit (wie sie der Richter vornimmt) kann keine Gewissheit erlangt werden.
Und es muss auch keine Religion zwangsläufig die richtige sein, da der Ring auch schon eventuell verloren gegangen ist.

Toleranz also so ein bisschen als logische Konsequenz des Nicht-Wissens ;)
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#13
(02-05-2012, 21:00)petronius schrieb:
(02-05-2012, 05:19)plusmehr schrieb: aber sich mit Religion an sich zu beschäftigen ist immer eine GEISTIGE Bereicherung für den Sucher. Von daher niemals falsch

da haben wir sie wieder, diese sagenumwobene "Religion an sich"...

nein, da muß ich dir trotzdem widersprechen. auch der selbstmordattentäter im namen allahs hat sich "mit Religion an sich beschäftigt" - daß er eine geistige bereicherung wäre, würde ich so nicht unterschreiben (gut, "für sich selbst"... aber wen interessiert das schon?)

(02-05-2012, 05:19)plusmehr schrieb: Wohinggegen der nur nach Irdischem strebt, der hat das Klassenziel noch lange nicht erreicht. Der liegt also falsch

auch das kann man anders sehen

ist es nicht sinnvoller, sich mit dem abzugeben (nicht notwendigerweise abzufinden), was nun mal ist, anstatt sich die erlösung durch irgendwelche götter herbeizuträumen?

Stimmt, da hast du nun wieder Recht. Ist keine geistige Bereicherung. Aber Lessing ging ja genau davon aus, das es weder gut noch falsch ist. Hauptsache Religion.

Aber abzufinden mit dem wie es ist. Hmmmh?? Ich sehne mir zwar keine Götter herbei, wir sind ja schließlich selber welche Icon_lol , aber alles so lassen wie es ist. Oh man. Nicht mit ....

.....plusmehr
so muß jetzt zum Dienst.
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#14
(05-05-2012, 05:20)plusmehr schrieb: Aber Lessing ging ja genau davon aus, das es weder gut noch falsch ist. Hauptsache Religion

letzteres ("Hauptsache Religion ") lese ich nicht heraus

(05-05-2012, 05:20)plusmehr schrieb: Aber abzufinden mit dem wie es ist. Hmmmh?? Ich sehne mir zwar keine Götter herbei, wir sind ja schließlich selber welche Icon_lol , aber alles so lassen wie es ist. Oh man. Nicht mit ....

.....plusmehr

du mußt schon lesen, was ich schreibe, und nicht auf strohmänner eindreschen

ich schrieb:

"ist es nicht sinnvoller, sich mit dem abzugeben (nicht notwendigerweise abzufinden)"

also eigentlich das genaue gegenteil von dem, was du hier so abschätzig bewertest
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#15
(05-05-2012, 01:22)Gundi schrieb: MMn. die einzige gescheite Stelle in dem ganzen Buch.
Da erlaube ich mir kein Urteil dieser Art; denn es ist wichtig zu wissen, dass sich Nathan im Palast eines absolutistischen Herrschers (Saladin) befindet und nach der einleuchtendsten Religion gefragt wird. Daraufhin kleidet Nathan seine Antwort in dieses Märchen vom Ring, der "angenehm vor Gott und den Menschen" macht. Schließlich bringt es ein Vater in der Generationenfolge nicht übers Herz zwei seiner drei Söhne zu entmachten und lässt den den Ring ununterscheidbar kopieren.
Natürlich spürt man (und Saladin natürlich auch), dass damit die drei großen abrahamitischen Religionen gemeint sind.
Interessant ist die Figur des Richters, der die Sache dadurch entscheidet, dass er nach denjenigen Kindeskindern fragt, die sich in "tausend tausend" Jahren bei einem Nachfolger einfinden, und sich durch "Sanftmut, herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun und innigster Ergebenheit in Gott" auszeichnen.

Das ist genau das, was die Aufgabe von jeder Weltanschauung sein soll: Eifert nach dem besten Zustand, den ihr euch vorstellen könnt.
Es ist unwichtig, wie glanzvoll sich eine Religion oder sonstige Vorstellungswelt (auch die atheistische) darstellt, und wie wahr sie auch immer sein will, erst wenn sie sich über die Generationen hinweg in "angenehmer Weise" bewährt, wird man sich ein Urteil erlauben dürfen. Mit anderen Worten: Das Problem, welche Weltanschauung die beste ist, ist unentscheidbar.

(05-05-2012, 01:22)Gundi schrieb: Ich verstehe sie so, dass Religionen sich entweder beweisen müssen (es sich also von selbst herausstellt, welche die beste ist), oder aber aufgrund ihres Unwissens (darüber, welcher Ring den nun der Echte ist) gar nicht anders können als alle gleich zu behandeln (tolerant zu sein).
Ich verstehe die Sache so, dass die Formalien der Religion solange vollkommen wesenlos sind, wie sie es nicht schaffen, sich "angenehm vor Gott und den Menschen" (Lessing) zu machen - schließen wir die Atheisten ein und sagen: ..., dass die gesellschaftlich relevanten Vorstellungen solange vollkommen wesenlos sind, wie sie es nicht schafften, sich vor allen Menschen "angenehm" zu machen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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