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Wie verbindlich sind Hadithe?
#1
Für die Mehrheit der Muslime sunnitischer Glaubensrichtung, behaupte ich, haben die sogen. starken Hadithe der kanonischen Sammlungen, in denen Sahih Buchari und Sahih Muslim eine Sonderstellung einnehmen, verbindlichen Charakter, und zwar dann, wenn anstehende Fragen durch den Koran nicht ausreichend zu beantworten sind.

Koon schrieb:Mohammed hatte zu seiner Lebzeiten strickt verboten, irgendwelchen Hadiths zu seiner Person zu verfassen...

Was man allerdings auch nur weiß, weil u. a. Buchari einen Hadith dazu überliefert hat:

„Es überlieferte uns Abu Bakr ibn abi Schaiba: Es überlieferte uns Ghundar nach Schu'ba und es überlieferten uns auch Muhammad b. al-Muthanna und Ibn Baschscha: Beide sagten: Es berichtetete uns Muhammad ibn Dscha'far: Es überlieferte uns Schu'ba nach Mansur nach Rib'i ibn Hirasch, dass er 'Ali, Gott habe Wohlgefallen an ihm, predigen hörte. Dieser sagte: Der Gesandte Gottes, Gott segne ihn und spende ihm Heil, sagte: Verbreitet keine Lügen über mich. Wahrlich, wer Lügen über mich verbreitet, wird ins Höllenfeuer eingehen."

Koon schrieb:Es wurden ca. 500 Hadits verfasst, überwiegend Gebetsregeln enthielten

Nochmals:

Zu Lebzeiten Mohammeds wurde nichts dergleichen verfasst!

Ich zitiere dazu Y. N. Öztürk, den Du in diesem Zusammenhang als Beleg für Deine Behauptungen angeführt hast:

"Keine der 552 Ansprachen, die der Prophet Mohammed von seiner Ankunft in Medina bis zu seinem Tode im Anschluss an die Freitagsgebete gehalten hat, ist schriftlich überliefert" (Öztürk: Der verfälschte Islam, S. 166).
MfG B.
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#2
(04-06-2012, 16:41)Koon schrieb: ... diese ca. 500 Hadithen sind zu Lebzeiten von Mohammed verfasst worden...
Naja Bion, man kann Koons Aussage auch so verstehen: verfasst im Sinne von mündlich weitergegeben nicht unbedingt niedergeschrieben.

Trotzdem bleibt die Frage: Wie verbindlich sind Hadithe?
(und welche sind verbindlich, und wer legt das anhand welcher Kriterien fest?)
Das ist meine ganz persönliche Ansicht. 
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#3
(05-06-2012, 15:36)deja-vu schrieb: Naja Bion, man kann Koons Aussage auch so verstehen: verfasst im Sinne von mündlich weitergegeben nicht unbedingt niedergeschrieben.

Ich denke, das trifft es nicht.

Alle Hadithe erheben den Anspruch, dass am Anfang der Überlieferungskette Prophetengefährten gestanden haben. Auch solche Hadithe, die erst im 9. u. 10. Jh niedergeschrieben wurden.

Damit ich nicht missverstanden werde, hatte ich geschrieben:

Dass irgendwelche Hadithe noch zu Lebzeiten Mohammeds verfasst (also niedergeschrieben) worden seien, halte ich für eine Legende.

Worauf ich folgende Antwort bekam:

ca 500... verfasst von Sahabes (Menschen die Mohammed nah standen)... alles andere ist frei erfunden

Koon schrieb also: …verfasst von Sahabes…., also von Gefährten Mohammeds.

Wer verfasst im Sinne von vorgetragen meint, kann nicht "die Gefährten" ins Spiel bringen. Denn verfasst im Sinne von vorgetragen hat die Reden Mohammed selbst. Der Tradition nach sollen ohnehin alle mit diesen Reden verbundenen ermahnenden Worte im Koran eingebunden sein.

Wenn Koon seine Behauptung in dem von Dir vorgeschlagenen Sinne relativiert sehen will, ist dagegen nichts einzuwenden.
MfG B.
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#4
Die Hadithe haben eine große Relevanz bei manchen Bewegungen soweit ich weiss.
Welche genau kann ich nicht sagen.
Jedoch werden die von viele in seinem "Pool" nicht für Bare Münze genommen.

Da schneiden sich die Meinungen soweit ich weiss sehr stark.

Während eine Bewegung mein ein Bart tragen zu müssen wo der Schnurbart rasiert ist, weil 4 "Gelehrten" das behauptet haben und somit als religiöse Pflicht sehen, sind Andere ganz anderer Auffassung und sehen diese Stellen nicht wirklich als sehr Authentisch an.

Dort beginnt auch eine gewisse Aussernandersetzung zwischen den Religiösen innerhalb der Religion.
Andere Themen sind da eingeschlossen.
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#5
Artist schrieb:Da schneiden sich die Meinungen soweit ich weiss sehr stark.

Ja. Es gibt unter jungen Muslimen weitverbreitet die Meinung, man müsse wieder zum Ur-Islam, wie ihn Mohammed mit den Gefährten gelebt hatte, zurückfinden. Von manchen dieser Muslime werden Hadithe (auch die sog. starken) und andere Berichte zum Prophetenleben als den Glauben verfälschend abgelehnt.

Dazu hat Ömer Özsoy, Professor für Koranexegese an der theologischen Fakultät der Universität Ankara, einige gute Arbeiten geschrieben. Unter anderem einen Aufsatz unter dem (in der deutschen Übersetzung gewählten) Titel: "Erneuerungsprobleme zeitgenössischer Muslime und der Koran". Er bietet eine Lösung des Dilemmas an, indem er anregt, sich damit anzufreunden, den Koran in seinem geschichtlichen Kontext zu lesen und das Dogma der Übergeschichtlichkeit aufzugeben.

Ich halte das für eine sehr vernünftige Position. Nur wenn man den Koran in seinem geschichtlichen Kontext zu lesen bereit ist, lassen sich die Unvereinbarkeiten auflösen, mit denen man konfrontiert ist.

Auch die Hadithe könnten in diesem Zusammenhang auf das zurückgeführt werden, was sie ursprünglich einmal gewesen waren: Texte, die einen historischen Kontext haben und überwiegend zum Zweck der Bekräftigung bestimmter politischer und religiöser Zielvorstellungen von Herrschern oder der jeweiligen Bildungselite hergestellt wurden.
MfG B.
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#6
(08-06-2012, 23:27)Bion schrieb: Er bietet eine Lösung des Dilemmas an, indem er anregt, sich damit anzufreunden, den Koran in seinem geschichtlichen Kontext zu lesen und das Dogma der Übergeschichtlichkeit aufzugeben.

Ich halte das für eine sehr vernünftige Position. Nur wenn man den Koran in seinem geschichtlichen Kontext zu lesen bereit ist, lassen sich die Unvereinbarkeiten auflösen, mit denen man konfrontiert ist.

Auch die Hadithe könnten in diesem Zusammenhang auf das zurückgeführt werden, was sie ursprünglich einmal gewesen waren: Texte, die einen historischen Kontext haben und überwiegend zum Zweck der Bekräftigung bestimmter politischer und religiöser Zielvorstellungen von Herrschern oder der jeweiligen Bildungselite hergestellt wurden.

Dem stimme ich völlig zu.
Die Vernachlässigung des Kontextes verfälscht bzw. reduziert ja auch den Sinn der Aussagen.
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#7
(08-06-2012, 23:27)Bion schrieb: Ich halte das für eine sehr vernünftige Position. Nur wenn man den Koran in seinem geschichtlichen Kontext zu lesen bereit ist, lassen sich die Unvereinbarkeiten auflösen, mit denen man konfrontiert ist.

Auch die Hadithe könnten in diesem Zusammenhang auf das zurückgeführt werden, was sie ursprünglich einmal gewesen waren: Texte, die einen historischen Kontext haben und überwiegend zum Zweck der Bekräftigung bestimmter politischer und religiöser Zielvorstellungen von Herrschern oder der jeweiligen Bildungselite hergestellt wurden.

sieh da... Bion hat nach geforscht,.. Icon_smile und wird in seinen Texten Wahrscheinlich nicht mehr von den Hadithen getrieben..und Ich hoffe wird künftig wählerisch, ob einige Hadithe wirklich sahih oder Unfug sind
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#8
(01-07-2012, 21:06)Koon schrieb:
(08-06-2012, 23:27)Bion schrieb: Ich halte das für eine sehr vernünftige Position. Nur wenn man den Koran in seinem geschichtlichen Kontext zu lesen bereit ist, lassen sich die Unvereinbarkeiten auflösen, mit denen man konfrontiert ist.

Auch die Hadithe könnten in diesem Zusammenhang auf das zurückgeführt werden, was sie ursprünglich einmal gewesen waren: Texte, die einen historischen Kontext haben und überwiegend zum Zweck der Bekräftigung bestimmter politischer und religiöser Zielvorstellungen von Herrschern oder der jeweiligen Bildungselite hergestellt wurden.

sieh da... Bion hat nach geforscht,.. Icon_smile und wird in seinen Texten Wahrscheinlich nicht mehr von den Hadithen getrieben..und Ich hoffe wird künftig wählerisch, ob einige Hadithe wirklich sahih oder Unfug sind

Was ich über den Aussagewert von Hadithen denke, ist eine Sache, was Millionen von sunnitischen Muslimen dazu meinen, eine andere.
MfG B.
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#9
Hadhite sind doch wohl steinalte Überlieferungen von Mohammed oder ander Schlaufüchsen dieser Zeit,
da können ja auch gerne Millionen oder mehr dran glauben, unbenommen.

Das ist aber doch eine Sache für Historiker und sonstige Altertumsinteressierte und ewig Gestrige,
was sollte das heute für eine Relevanz haben. gibt es da auch Anweisungen für Strom, Kernernergie,
alternative Energien, Gebrauch von Handys, TV, Segelyachten, Tanker, U-Booten, Flugzeugen,
Herztransplantionen, Tierzüchtungen, Fischfarmen .... ??
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#10
Also nochmals:

Die prophetische Überlieferung hat für Muslime einen hohen Stellenwert. Die Sunna ist die zweite Hauptquelle für die Gläubigen, wie sie sich zu bestimmten Fragen und in bestimmten Situationen zu verhalten haben. In den Hadithen finden sich – den Koran ergänzend und erläuternd - wesentliche Quelltexte für die islamische Rechtsfindung. Begründet wird das durch die Beispielhaftigkeit, die dem Verhalten des Propheten zuzumessen ist (Sure 33,21f.). Dass das Beispiel Mohammeds verbindlich ist, wird mit dem Koran (Suren 8,1; 33,21) begründet. Ihm ist zu gehorchen (4:14; 4:80; 8,13; 33:66) und seinem Beispiel bzw. seinen Anweisungen (4:65; 33:21.36) ist zu folgen.

Für die islamischen Rechtsgelehrten war es zu allen Zeiten nicht einfach zu beurteilen, was von den Prophetenüberlieferungen als echt (und daher als verbindlich) und was als unecht (und vernachlässigbar) zu gelten habe. Dazu haben sich in den Rechtsschulen verschiedene Sichtweisen entwickelt.

Als echt (und daher als Verbindlich) gelten den sunnitischen Muslimen jedenfalls die Hadithsammlungen Sahih Buchari und Sahih Muslim. Ob die Echtheitsfrage einer modernen, kritischen Überprüfung standhalten kann, ist für die Masse der Gläubigen ebenso unerheblich wie für die islamische Rechtsprechung.

Daher:

Welche Bedeutung ich der Sunna beimesse, habe ich dargelegt. Die Mehrheit der sunnitischen Muslime sieht das anders. Das sollte man respektieren.

Noch ein Beispiel:

Im NT (zB Mt 1,23) – und ebenso im Koran (Sure 19:16-21) – wird von der jungfräulichen Empfängnis Mariens berichtet. Ob ich persönlich das für Unfug halte, ist unerheblich. Millionen Christen und Muslime glauben daran.
MfG B.
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#11
(02-07-2012, 08:37)Bion schrieb: Im NT (zB Mt 1,23) – und ebenso im Koran (Sure 19:16-21) – wird von der jungfräulichen Empfängnis Mariens berichtet. Ob ich persönlich das für Unfug halte, ist unerheblich. Millionen Christen und Muslime glauben daran.
Rein technisch wäre das durchaus machbar, aus meiner afrikanischen Zeit wurde mir von einer alten Praxis erzählt,
bei der Frauen versuchen anderen Frauen mit vermuteter Zeugnisunfähigkeit des Mannes, zu helfen.
Sie führen sich vor dem GV eine Art Tampon/Wattebäuschen ein, der sich mit den Samenzellen vollsaugt und geben den dann zügig weiter,
dürfte auch bei Jungfrauen funktionieren.
Wird da auch nicht an die große Glocke gehängt, da bleiben die Damen unter sich.
Geschichte wurde ja von Männern geschrieben, die haben eher das Bedürfnis auch den überflüssigsten Nebensatz oder
eine belanglose Handlung eines Propheten gleich in Stein zu meißeln.
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#12
(02-07-2012, 11:36)Harpya schrieb: Rein technisch wäre das durchaus machbar, aus meiner afrikanischen Zeit wurde mir von einer alten Praxis erzählt,
bei der Frauen versuchen anderen Frauen mit vermuteter Zeugnisunfähigkeit des Mannes, zu helfen.
Sie führen sich vor dem GV eine Art Tampon/Wattebäuschen ein, der sich mit den Samenzellen vollsaugt und geben den dann zügig weiter,
dürfte auch bei Jungfrauen funktionieren.

darf ich von dir etwas Anstand, und Respekt gegenüber den Gläubigern verlangen.

Du mußt nicht alles wissen, und du mußt auch nicht in jeden Thema, mit eigenen Ideen mitmischen, denn Wissen tuts du schon mal garnicht. Ich meine du bist nicht verpflichtet überall etwas zu schreiben.
Ich schreibe ja auch nicht überall, wie zb. "Paulus Thema", oder "Pfarrerämter", weil ich denke ich könnte da irgendetwas falsches schreiben, was andere verletzt, oder Unrecht tut, oder Vorurteile fördert.
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#13
(02-07-2012, 12:12)Koon schrieb: [quote='Harpya' pid='115663' dateline='1341221818']
darf ich von dir etwas Anstand, und Respekt gegenüber den Gläubigern verlangen.

Du mußt nicht alles wissen, und du mußt auch nicht in jeden Thema, mit eigenen Ideen mitmischen, denn Wissen tuts du schon mal garnicht. Ich meine du bist nicht verpflichtet überall etwas zu schreiben.
Warum so empfindlich, Beschreibung eines rein technischen Vorganges
verletzt Anstand und Respekt ?

Habe ich etwas von Gläubigen gesagt, musst dir ja nicht gleich
jeden Schuh anziehen.
Nicht jeder z.B. ev./kath. Zwangsgeborene wird gleich ein Gläubiger,
als ich's entscheiden konnte war ich sofort raus, allerdings
hauptsächlich, weil ich mit den, auch noch staatlich eingetriebenen
Zwangsabgaben an die Kirchen nicht einverstanden war.
(Könnte mal ein extra Thema werden)

Wenn ich alles wüsste wäre ich in keinem Forum.
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#14
(02-07-2012, 11:36)Harpya schrieb: aus meiner afrikanischen Zeit wurde mir von einer alten Praxis erzählt,
bei der Frauen versuchen anderen Frauen mit vermuteter Zeugnisunfähigkeit des Mannes, zu helfen

handelte es sich bei den personen mit zeugnisunfähigkeit um den dorfschullehrer?

wo wir doch schon beim witzemachen sind...
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#15
(02-07-2012, 12:59)petronius schrieb:
(02-07-2012, 11:36)Harpya schrieb: aus meiner afrikanischen Zeit wurde mir von einer alten Praxis erzählt,
bei der Frauen versuchen anderen Frauen mit vermuteter Zeugnisunfähigkeit des Mannes, zu helfen

handelte es sich bei den personen mit zeugnisunfähigkeit um den dorfschullehrer?

wo wir doch schon beim witzemachen sind...
Ist kein Witz und funktionell nachvollziehbar.
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