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beschneidungsverbot, die zweite - was darf erziehung?
#1
den aspekt der "körperverletzung", inkl. vergleichen mit schrumpfköpfen und kindsmord, in der debatte um das urteil des landgerichts köln haben wir ja weitestgehend abgehandelt. somit können wir auf einen aspekt übergehen, der hier sehr deutlich anklang:

die als skandal empfundene tatsache, daß bzw. wie eltern über ihre kinder bestimmen. dieses "bestimmen" faßt man üblicherweise unter dem begriff der "erziehung" zusammen, und die beinhaltet die vermittlung sozialer und kultureller normen. mittels vorbildwirkung, verbaler anweisung, ja auch zwangsmaßnahmen und natürlich stellvertretender entscheidung

für mich stellen sich hier drei fragen:

- auf welche aspekte darf sich erziehung beziehen?
- wer darf erzieherisch wirken?
- wie weit darf dabei der zwang gehen?

die argumentation der antireligiösen beschneidungsgegner stellt sich mir so dar:

- religion hat in der erziehung völlig ausgeklammert zu werden
- im zweifel hat der staat das primat über die eltern
- es darf keinesfalls zwang als körperliche maßnahme ausgeübt werden, aber auch weltanschauliche zuordnung stellt bereits eine unzulässige zwangsmaßnahme dar

vorweg: jede dieser fragen ist differenziert zu betrachten und es kann keine ja/nein-antworten geben. das graufeld zwischen ja und nein ist immer eine sache des kulturellen verständnisses, damit natürlich auch neben (herkunfts)traditionen dem so oft gescholtenen "zeitgeist" unterworfen. auf die frage nach einem pluralistischen gesellschaftsverständnis werde ich noch gesondert eingehen

zur ersten frage auf welche aspekte darf sich erziehung beziehen?":

meine antwort ist klar: auf alle. es ist gar nicht möglich, und wäre schon gar nicht wünschenswert, irgendetwas auszuklammern und das kind als "tumben toren" aufwachsen zu lassen, der erst im mündigen alter mit bestimmten aspekten konfrontiert wird und sich dann als völlig unbeschriebenes blatt mit ihm unbekannten verhältnissen ab- und sich in diesen zurechtfinden muß

es ist schlicht nicht möglich, z.b. religion völlig außen vor zu lassen, hier keinerlei vorbild zu geben. nicht vergessen darf man dabei ja auch, daß kinder natürlich nicht nur durch ihre eltern beeinflußt werden, sondern eben auch (mit zunehmendem alter in zunehmendem maße und und selbst zunehmend kritischer) einflüssen von außerhalb unterliegen (umwelt, gesellschaft, medien, nicht zuletzt bildungseinrichtungen) - und das ist ja auch gut so und gewollt

wenn nun also ein kind qua taufe, beschneidung (die ich, wie gesagt, nicht unbedingt als körperverletzung sehe - bitte diesen aspekt hier nicht mehr zu diskutieren, sondern meine meinung einfach mal stehen zu lassen) oder sonst einem initiationsritus schon als unmündiges "einer religionsgemeinschaft zugeordnet wird" - meine güte, was ist dann schon groß passiert?

mir hat der religionsunterricht nicht geschadet (im gegenteil würde ich es als mangel empfinden, mit diesem teil unser kultur nicht vertraut gemacht worden zu sein), und ich habe mich dann selbst dazu entschlossen, ihn abzuwählen und später aus der kirche auszutreten. für das individuum (die jeweilige religionsgemeinschaft mag das anders sehen) ist so eine zuordnung schon im kleinkindalter ja nichts unwiderrufliches

(ich rede von unserer gesellschaft hier und jetzt, nicht von irgendwelchen stammesgesellschaften, wo die apostasie ggf. mit dem tod bedroht wird)

zur zweiten frage wer darf erzieherisch wirken?:

zwangsläufig tun das alle - durch mehr oder weniger direkten einfluß. die eltern, der staat, die nachbarn, das fernsehen - "die gesellschaft". letztendlich aber stehen die eltern in der verantwortung, und sie haben daher auch das letzte wort

wenn nun also sohnemann jeden sonntag früh geweckt und in die kirche geschickt wird, so mag das (vielleicht außer ihm selbst) auch manch anderem nicht passen - es ist aber ok. z.b. dem staat die letztverantwortung zu übertragen, ist keine lösung. hat man doch durchaus schon erlebt, daß dann vielleicht auch jeden sonntag früh aufgestanden werden muß, aber um in uniform irgendwelche exerzierübungen usw. zu machen

zum schluß die dritte frage - wie weit darf dabei der zwang gehen?

zum glück hat sich das gesellschaftliche bewußtsein so weit entwickelt, daß heutzutage einigkeit darüber besteht, körperliche gewalt oder gar vorsätzliche mißhandlung sei als erziehungsmaßnahme nicht akzeptabel. das soll hier auch gar nicht erst zur diskussion gestellt werden

ohne zwang wirds aber nicht immer gehen - z.b. hausarrest oder fernsehverbot als sanktionsmaßnahme können imho durchaus angebracht sein, wie vielleicht auch die anmeldung in der musikschule, obwohl der sprößling lieber playstation als gitarre spielen würde. auch die schulpflicht ist ja letztlich eine riesige zwangsmaßnahme, der das kind unterworfen wird

ich persönlich sehe auch die eingliederung in eine religionsgemeinschaft (klar, daß ich keine gehirnwaschenden sekten meine) auf dieser ebene angeordnet und darin nichts verwerfliches oder das kind dauerhaft schädigendes

zusammengefaßt: wir alle müssen damit leben, daß verschiedene menschen verschiedene ansichten haben, verschiedene lebensentwürfe leben, und damit ihren kindern auch verschiedene werte vermitteln (wie erfolgreich sie dabei sind, steht wiederum auf einem ganz anderen blatt und ist vielen einflußfaktoren unterworfen). was nicht angeht, ist, von außen entscheiden zu wollen, welcher art diese werte im einzelnen sind - da hat es sich bewährt, dies den eltern zu überlassen und sie natürlich damit auch in die pflicht zu nehmen (siehe fdgo)


nachsatz zur "stellvertretenden entscheidung":

ein (klein)kind kann natürlich nicht selbst darüber entscheiden oder rechtsverbindlich einwilligen, ob es die mandeln herausgenommen, operativ die abstehenden ohren angelegt bekommen oder eben beschnitten werden soll. das müssen die eltern ebenso an seiner stelle tun wie auch in lebenserhaltende eingriffe einwilligen - oder am anderen ende der skala über waldkindergarten oder dreisprachige elite-kinderkrippe entscheiden

geht nicht anders - oder wollen wir diese entscheidungen den forumpostern übertragen?
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
#2
hab ich mir jetzt nicht so konzentriert durchgelesen (was ich noch machen werde) teile aber in weiten teilen die stellungsnahme.

das die erziehung von körper und geist quasi von einem staat gänzlich in seinen interessen übernommen wird, hat gerade was mittelalterliches oder altertümliches find ich. seid wann muss ich die geistigen interessen eines "angela merkel" nach den nächsten 4 jahren "hans gildenhof" teilen müssen oder aus einer "lobby" die aufeinmal meint das ist "verstümmelung" oder "nicht"?
diese anonyme moralische machtdynamik, in seiner verbindlichkeit nachgehen zu müssen, nur weils ein namen namens "staat / gott" haben soll, hat für mich was befremdliches und was geistig einschränkendes.

da macht es gerade kein unterschied obs ein theistisches oder atheistisches muster ist, was man anstrebt.

gerade die kampagne dazu die geistige kontrolle seitens des staates anzunehmen, was in dem fall völlig "unreligiös" sein soll - ist für mich nichts anderes als eine atheistische missionierung.

das dann bestimmte praktiken versucht werden in dem zuge deklassiert zu werden, ist nur ein ritual das aus der kultur der eigenen missionierungsinteressen herbeiführt - daher nur ein effekt um sich in diesem rahmen auszulassen.

der medialen industrie wird gleichzeitig quasi narrenfreiheit gewährleist. das find ich ist eine doppelmoral. wenn ich diese lady gaga sehe und ihren geistigen einfluss auf 10 jährige, gerade das find ich ziemlich kritisch. die industrie hat da natürlich narrenfreiheit - man redet aber von der basis aus gerade um eine abselute religiöse oder nichtreligiöse moral und versucht die gesetzlich zu verankern. das hat was für mich von geistigen fesseln die versucht werden mainstreamfähig zu machen.

letztendes kommt es für mich dadurch selbst irgendwie so rüber als wäre das eine art atheistische volkmissionierung, die glaubensgesinnug eines kindes verhindern zu wollen (aus der angst heraus in einer "religiösen" umgebung leben zu müssen) und die zum teil aus dem einflusskreis der eltern heraus zu holen und zu verstaatlichen um sie am ende mehr durch medien (mainstream) zu erziehen, die letzendes in die kapitalinteressen der industrien enden.

gerade das hat was mittelalterliches für mich, so das volk an einem strang gezogen wird - das verstaatlich dargestellt wird. obs das jetzt theistisch oder atheistisch ist - das spielt keine rolle.

nur mit dem "atheismus" hat man das noch garnicht so offiziell versucht, daher wird es denke ich das nächste experiment sein auf das man sich einlassen will.
#3
(08-07-2012, 23:29)Artist schrieb: ...letztendes kommt es für mich dadurch selbst irgendwie so rüber als wäre das eine art atheistische volkmissionierung, die glaubensgesinnug eines kindes verhindern zu wollen (aus der angst heraus in einer "religiösen" umgebung leben zu müssen) und die zum teil aus dem einflusskreis der eltern heraus zu holen und zu verstaatlichen um sie am ende mehr durch medien (mainstream) zu erziehen, die letzendes in die kapitalinteressen der industrien enden.

gerade das hat was mittelalterliches für mich, so das volk an einem strang gezogen wird - das verstaatlich dargestellt wird. obs das jetzt theistisch oder atheistisch ist - das spielt keine rolle.
Der "einzig real existierende Sozialismus" hat sich ja wohl inzwischen erledigt.
Gewollt ist ja wohl eine Erziehung die den Kind auch Alternativen aufzeigt
um es in die Lage zu versetzen sich selbst ein Bild zu machen.
Erziehung ist nicht, das Kind vor vollendete (gewünschte) Tatsachen zu stellen.
Gegen Beschneidung sagt ja wohl kaum einer was, wenn eine entscheidungsfähige Person das oder anderes macht, geht doch wohl um minderjährige Abhängige die man wie gewünscht behandeln will,
sind doch keine Sklaven.

Das Argument mit der Mittelalterlichkeit kann ich natürlich voll unterstützen,
ich finde es auch unerträglich wenn eine Religion alle in eine Spur bringen will, wie in Urzeiten und schon mit der täglichen Gehirnwäsche ab dem Kleinkindalter anfängt.
#4
hallo atheist

ich wollte jetzt nicht unbedingt unterstellen, daß die (atheistische)staatliche erziehung gefordert wird, aber die frage aufwerfen, wer denn erziehungsziele festlegen soll, wenn man diese verantwortung den eltern abnehmen will

also eher darauf hinweisen, wie wenig durchdacht diese forderungen nach völlig areligiöser erziehung durch die eltern sind, weil eben dieser bereich zwangsläufig von jemand/etwas anderem ausgefüllt werden wird und muß, sobald die eltern hier außen vor bleiben sollen/müssen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
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#5
(09-07-2012, 10:01)Harpya schrieb: Gewollt ist ja wohl eine Erziehung die den Kind auch Alternativen aufzeigt
um es in die Lage zu versetzen sich selbst ein Bild zu machen.
Erziehung ist nicht, das Kind vor vollendete (gewünschte) Tatsachen zu stellen

was ja qua beschneidung oder taufe auch nicht der fall ist. auch das beschnittene/getaufte kind lebt ja nicht von der umwelt und gesellschaft abgeschottet, kriegt natürlich auch "alternativen mit"

sag doch bitte mal konkret, wie du dir eine erziehung in religiösen dingen vorstellst, die "das Kind nicht vor vollendete (gewünschte) Tatsachen stellt". offenbar habe ich kein rechtes bild davon, was du unter letzterem überhaupt verstehst

(09-07-2012, 10:01)Harpya schrieb: Gegen Beschneidung sagt ja wohl kaum einer was, wenn eine entscheidungsfähige Person das oder anderes macht, geht doch wohl um minderjährige Abhängige die man wie gewünscht behandeln will,
sind doch keine Sklaven

wie kommst du auf "sklaven"?

werden beschnittene kinder verkauft und müssen zwangsarbeit leisten, oder worauf willst du eigentlich hinaus?

(09-07-2012, 10:01)Harpya schrieb: ich finde es auch unerträglich wenn eine Religion alle in eine Spur bringen will, wie in Urzeiten und schon mit der täglichen Gehirnwäsche ab dem Kleinkindalter anfängt

wo findet denn deiner ansicht nach diese "Gehirnwäsche" statt und wie läuft sie konkret ab?

ich kenne so was nicht, auch nicht aus meinem gläubigen bekannten- und freundeskreis
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
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#6
„Unter Erziehung versteht man die von Erziehungsnormen geleitete Einübung von Kindern und Jugendlichen in diejenigen emotionalen, charakterlichen, sozialen, intellektuellen, lebenspraktischen und körperlichen Kompetenzen, die in einer gegebenen Kultur bei allen Menschen vorausgesetzt werden.“ (Quelle : Wikipedia)
(Man beachte, dass in dieser Definition keine Rede von religiösen Kompetenzen ist.)

Ein junger Bürger unserer Gesellschaft darf alle bedeutenden Dinge seines Lebens erst ab einem bestimmten Alter tun: Heiraten, Wählen, Führerschein machen oder einer Partei beitreten, um ein paar Beispiel zu nennen. Die einzige gravierende Entscheidung, die die Eltern für ihr Kind treffen, ohne dass es eine Wahl hätte – die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft. (Erst mit 14 darf das Kind diese Entscheidung rückgängig machen). Diese bestimmt von nun an sein Leben (ich wähle aus der Vielzahl der Möglichkeiten die katholische): Taufe, Kommunionsvorbereitung, Kommunion, katholischer Kindergarten, katholischer
Religionsunterricht, Jugendgruppen, Ferienfreizeiten, Jugendheim, Gebete zu allen , Jugendcamps, Wallfahrten, Kirchengänge, Messdienerschaft, Beichtpflicht, Firmunterricht – die Religionsgemeinschaft ist nun der beständige Begleiter diese jungen Menschen. Erziehung? Nicht laut o.g. Definition. Nicht die Vielfalt der Angebote wird präsentiert, schon gar nicht wird der junge Mensch in die Lage versetzt, aus der Vielzahl der Angebote die für ihn passende Wahl zu treffen … Sein weltanschauliches Leben ist bereits vorher bestimmt. Wie schwer es fällt, einer Religionsgemeinschaft den Rücken zu kehren, zeigen immer wieder Gespräche mit Menschen, selbst wenn sie gar nicht am religiösen Leben teilnehmen oder gar nicht (mehr) glauben … Ich möchte noch betonen: ich sprechen nicht vom Glauben (also dem individuellen Konglomerat von transzendenten Vorstellungen), sondern von Religion (also ein allgemein verbindliches, unverrückbares System von auf einen bestimmten Glauben basierenden Vorschriften)

Würden die Elten bereits kurz nach der Geburt über die Parteimitgliedschaft entscheiden, es ginge wohl ein Aufschrei durch das Land … Was ist so schlimm daran, wenn junge Menschen das – wie andere Entscheidungen dieser Art auch – erst ab einem bestimmten Alter entscheiden? Was fürchten die Religionsgemeinschaften und ihre Mitglieder? Dass die Menschen merken, dass es doch keinen Gott geben könnte?
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
#7
(09-07-2012, 10:19)petronius schrieb:
(09-07-2012, 10:01)Harpya schrieb: ich finde es auch unerträglich wenn eine Religion alle in eine Spur bringen will, wie in Urzeiten und schon mit der täglichen Gehirnwäsche ab dem Kleinkindalter anfängt
wo findet denn deiner ansicht nach diese "Gehirnwäsche" statt und wie läuft sie konkret ab?

ich kenne so was nicht, auch nicht aus meinem gläubigen bekannten- und freundeskreis
Vom frühesten Kindesalter schon in der Famile, täglich den immer wiederkehrenden Ritualen, Sitten, Essgewohnheiten, Vermittlung der Ablehnung anderer Sitten ausgesetzt zu werden und morgen und übedrmorgen und nächste Woche und nächsten Monat und nächstes Jahr...., irgendwann wird man dann zu den "Autoritäten" geschleppt, Pfarrer,Imane, Kirchen, Moscheen, Gebetshäuser, Talmudschulen ....

Wenn das Erziehung im heutigen Sinne sein soll, da sind wohl ein paar Jahrhunderte spurlos vorübergegangen.

Solche Freunde habe ich auch nicht.
#8
(09-07-2012, 10:19)petronius schrieb:
(09-07-2012, 10:01)Harpya schrieb: Gewollt ist ja wohl eine Erziehung die den Kind auch Alternativen aufzeigt
um es in die Lage zu versetzen sich selbst ein Bild zu machen.
Erziehung ist nicht, das Kind vor vollendete (gewünschte) Tatsachen zu stellen
was ja qua beschneidung oder taufe auch nicht der fall ist. auch das beschnittene/getaufte kind lebt ja nicht von der umwelt und gesellschaft abgeschottet, kriegt natürlich auch "alternativen mit"

sag doch bitte mal konkret, wie du dir eine erziehung in religiösen dingen vorstellst, die "das Kind nicht vor vollendete (gewünschte) Tatsachen stellt". offenbar habe ich kein rechtes bild davon, was du unter letzterem überhaupt verstehst
Ach ne, habe ich wirklich eine Alternative, wenn ich viele Sachen erst später, wenn überhaupt, kennenlerne und schon mit vollendeten Tatsachen rumlaufe ?

Erziehung ist eine religiös unabhängige Sache und beruht auf Vielfältigkeit des Angebotes zur Weiterentwicklung,
"religiöse Erziehung" ist wohl eher Indoktrination bzw. Abrichtung auf ein bestimmtes Verhalten.

Ich bin jedenfalls in aller Herren Länder rumgeschickt worden, auch schon mit 9 nach Montreal geflogen und mich noch 2 Flughäfen und mit einem Greyhound zu meiner Gastfamilie durchgekämpft, war garnicht so schwer, da ich in dev. Schulen/Internaten bereits flüssig franz./engl. gelernt hatte.
Ansonsten div. Feriencamps, Urlaube (alleine), Gastfamilien, viele Sportarten zu reinschnuppern, Hundeführen,Reiten,Segeln,Schach, Schwimmsport...
und alles ohne religiösen Hintergrund. Hat dann wohl zu einem ziemlich "wilden, freien, gefährlichen" Leben geführt.

Jedenfalls ist mir nie vermittelt worden andere zu bevormunden oder
zu verstümmeln.
Auch wenn du Beschneidung eher marginal findest, ich kann da schon einen Unterschied zwischen einem Klaps oder festgehalten einer Amputation
ausgesetzt werden feststellen.

Wer das nicht kann, hat wohl wirklich eine andere Wahrnehmung.

Wo ist bei einer streng religiösen "Erziehung" noch der Platz für eine Vermittlung der freiheitlich, demokratischen Werte,
jetzt nicht in dem Sinne "wir machen da mal notgedrungen mit, kommen andere Zeiten" ?
#9
(09-07-2012, 11:42)schmalhans schrieb: „Unter Erziehung versteht man die von Erziehungsnormen geleitete Einübung von Kindern und Jugendlichen in diejenigen emotionalen, charakterlichen, sozialen, intellektuellen, lebenspraktischen und körperlichen Kompetenzen, die in einer gegebenen Kultur bei allen Menschen vorausgesetzt werden.“ (Quelle : Wikipedia)
(Man beachte, dass in dieser Definition keine Rede von religiösen Kompetenzen ist.)

nur weil sie nicht explizit genannt werden, sind diese doch zumindest in den emotionalen, sozialen, lebenspraktischen kompetenzen mit enthalten

(09-07-2012, 11:42)schmalhans schrieb: Ein junger Bürger unserer Gesellschaft darf alle bedeutenden Dinge seines Lebens erst ab einem bestimmten Alter tun: Heiraten, Wählen, Führerschein machen oder einer Partei beitreten, um ein paar Beispiel zu nennen. Die einzige gravierende Entscheidung, die die Eltern für ihr Kind treffen, ohne dass es eine Wahl hätte – die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft

das stimmt doch nicht

oder fragst du deinen sprößling, in welche kita er kommen soll?

(09-07-2012, 11:42)schmalhans schrieb: Nicht die Vielfalt der Angebote wird präsentiert, schon gar nicht wird der junge Mensch in die Lage versetzt, aus der Vielzahl der Angebote die für ihn passende Wahl zu treffen … Sein weltanschauliches Leben ist bereits vorher bestimmt

auch das stimmt einfach nicht

weder taufe noch beschneidung machen den menschen zum willenlosen zombie

(09-07-2012, 11:42)schmalhans schrieb: Wie schwer es fällt, einer Religionsgemeinschaft den Rücken zu kehren, zeigen immer wieder Gespräche mit Menschen, selbst wenn sie gar nicht am religiösen Leben teilnehmen oder gar nicht (mehr) glauben … Ich möchte noch betonen: ich sprechen nicht vom Glauben (also dem individuellen Konglomerat von transzendenten Vorstellungen), sondern von Religion (also ein allgemein verbindliches, unverrückbares System von auf einen bestimmten Glauben basierenden Vorschriften)

wie schon mal gesagt: wem es zu schwer fällt, der brauchts ja nicht zu tun

mir und allen, die ich kenne, ist es überhaupt nicht schwer gefallen, unsere jeweilige religionsgemeinschaft zu verlassen

(09-07-2012, 11:42)schmalhans schrieb: Was ist so schlimm daran, wenn junge Menschen das – wie andere Entscheidungen dieser Art auch – erst ab einem bestimmten Alter entscheiden? Was fürchten die Religionsgemeinschaften und ihre Mitglieder? Dass die Menschen merken, dass es doch keinen Gott geben könnte?

da gibts noch so kleinigkeiten wie seelenheil etc.

was einem religionsfresser natürlich nichts bedeutet, einem religiösen aber schon

allgemein wird hier aber imho ein religionspopanz gebaut, der zumindest mir in seiner monströsität nur noch lächerlich vorkommt. taufe oder beschneidung sind kein mit herzblut unterschriebener pakt, bei dem eine seele verkauft würde
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
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#10
(09-07-2012, 12:15)Harpya schrieb: Vom frühesten Kindesalter schon in der Famile, täglich den immer wiederkehrenden Ritualen, Sitten, Essgewohnheiten, Vermittlung der Ablehnung anderer Sitten ausgesetzt zu werden und morgen und übedrmorgen und nächste Woche und nächsten Monat und nächstes Jahr

das wurdest auch du - da wette ich

ist doch ganz normal, ob nun religiös oder nicht. was werden dir deine eltern wohl vermitteln, wenn nicht das für sie gewohnte und von ihnen für richtig gehaltene?
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#11
(09-07-2012, 12:17)Harpya schrieb: Ich bin jedenfalls in aller Herren Länder rumgeschickt worden, auch schon mit 9 nach Montreal geflogen und mich noch 2 Flughäfen und mit einem Greyhound zu meiner Gastfamilie durchgekämpft, war garnicht so schwer, da ich in dev. Schulen/Internaten bereits flüssig franz./engl. gelernt hatte.
Ansonsten div. Feriencamps, Urlaube (alleine), Gastfamilien, viele Sportarten zu reinschnuppern, Hundeführen,Reiten,Segeln,Schach, Schwimmsport...

und jetzt stell dir mal vor, daß religiöse all das auch tun

es wird dir vermutlich schwerfallen - aber genauso ist es

(09-07-2012, 12:17)Harpya schrieb: Jedenfalls ist mir nie vermittelt worden andere zu bevormunden oder
zu verstümmeln

willst du damit sagen, qua beschneidung oder taufe werde solches vermittelt?

ich frage mich wirklich, in welcher parallelwelt du lebst, und ob du auch nur die geringste ahnung von dem hast, was du hier so verteufelst

(09-07-2012, 12:17)Harpya schrieb: Wo ist bei einer streng religiösen "Erziehung" noch der Platz für eine Vermittlung der freiheitlich, demokratischen Werte,
jetzt nicht in dem Sinne "wir machen da mal notgedrungen mit, kommen andere Zeiten" ?

definiere "streng religiöse erziehung"

meine frau z.b. war streng religiös erzogen und hatte nicht die geringsten problem mit "freiheitlich, demokratischen Werten" - hat sogar einen atheisten wie mich geheiratet

aber meine frage war:

sag doch bitte mal konkret, wie du dir eine erziehung in religiösen dingen vorstellst, die "das Kind nicht vor vollendete (gewünschte) Tatsachen stellt". offenbar habe ich kein rechtes bild davon, was du unter letzterem überhaupt verstehst

hast du nun eine antwort darauf oder beschränkst du dich auf deine horrorfantasien von dem, was du für religiöse erziehung hältst?
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#12
(09-07-2012, 12:32)petronius schrieb:
(09-07-2012, 12:15)Harpya schrieb: Vom frühesten Kindesalter schon in der Famile, täglich den immer wiederkehrenden Ritualen, Sitten, Essgewohnheiten, Vermittlung der Ablehnung anderer Sitten ausgesetzt zu werden und morgen und übedrmorgen und nächste Woche und nächsten Monat und nächstes Jahr

das wurdest auch du - da wette ich

ist doch ganz normal, ob nun religiös oder nicht. was werden dir deine eltern wohl vermitteln, wenn nicht das für sie gewohnte und von ihnen für richtig gehaltene?
Eben nicht, Muttern hat mich da ganz whlfrei in der Welt rumgeschickt und
durchaus in eine , nicht eingetretene, Entfemdung in Kauf genommen.
Wenn mir etwas nicht gefiel, wurde ohne große Diskussion die Massnahme beendet.

Das einzige was sie bis zur Flucht gewohnt war, war das unglaublich himmlische deutsche "Arbeiterparadies",
wenn sie mir DIEe Werte vermitteln wollte ist das aber gründlich misslungen.

Ich war sozusagen 80% bis zur Volljährigkeit garnicht zu Hause und
eigentlich nie länger als ca. 2-3 Jahre an einem Ort, meist allerdings Europa
Spanien, Frankreich England, Italien, Sprachen sind ja keine Hürde für Kinder.
Sehr vielseitig war auch ein Internat in Montreux in dem viele Botschaftskinder aller Herren Länder aus Genf
zugegen waren, vielvölkriger auf einer Schule geht kaum noch, war leider ein Rudolf-Steiner Ableger.
Die Kinder meiner Schwester waren auch schon auf deutschen, schwedischen Schulen und leben jetzt in Irland, haben eigentlich nur Vorteile gezogen und können sich sehr gut behaupten.
#13
(09-07-2012, 12:42)Harpya schrieb: Eben nicht, Muttern hat mich da ganz whlfrei in der Welt rumgeschickt und durchaus in eine , nicht eingetretene, Entfemdung in Kauf genommen

eben doch ist das auch bei religiösen nicht ungewöhnlich

aber du merkst schon, daß du hier off topic antwortest?

es geht nicht um deine frühkindlichen weltreisen, sondern darum, daß natürlich auch deine eltern dir "Rituale, Sitten, Essgewohnheiten" und abneigungen vermittelt haben

(09-07-2012, 12:42)Harpya schrieb: Wenn mir etwas nicht gefiel, wurde ohne große Diskussion die Massnahme beendet

möglicherweise ein phänomen der selektiven erinnerung. allgemein dürfte es wohl nicht immer zielführend sein, generell dem willen des zu erziehenden die oberste priorität einzuräumen (ist natürlich vor allem auch eine frage von alter und reife)

(09-07-2012, 12:42)Harpya schrieb: Ich war sozusagen 80% bis zur Volljährigkeit garnicht zu Hause und
eigentlich nie länger als ca. 2-3 Jahre an einem Ort, meist allerdings Europa Spanien, Frankreich England, Italien, Sprachen sind ja keine Hürde für Kinder.
Sehr vielseitig war auch ein Internat in Montreux in dem viele Botschaftskinder aller Herren Länder aus Genf zugegen waren, vielvölkriger auf einer Schule geht kaum noch, war leider ein Rudolf-Steiner Ableger.
Die Kinder meiner Schwester waren auch schon auf deutschen, schwedischen Schulen und leben jetzt in Irland, haben eigentlich nur Vorteile gezogen und können sich sehr gut behaupten.

ich könnte dir jetzt natürlich im detail schildern, wo überall auf der welt die kinder meiner jüdischen freunde schon herumgekommen sind und wie polyglott sie aufwuchsen. aber was sollen uns schilderungen von einzelfällen hier bringen?

(der sohn ist natürlich beschnitten, und zur bat mitzwah der tochter war ich zwar eingeladen, konnte aber leider nicht telnehmen)
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
#14
(09-07-2012, 12:30)petronius schrieb: allgemein wird hier aber imho ein religionspopanz gebaut, der zumindest mir in seiner monströsität nur noch lächerlich vorkommt. taufe oder beschneidung sind kein mit herzblut unterschriebener pakt, bei dem eine seele verkauft würde

Vielleicht, vielleicht auch nicht. Das ist auch nicht der Punkt. Mir geht es um das Individuum, das vor der Gemeinschaft geschützt werden soll. Es freut mich, dass es dir leicht gefallen ist, die für dich vorgesehene Religionsgemeinschaft (RGen) zu verlassen. Vielen fällt das aber nicht so leicht. Umfragen zeigen, dass eigentlich nur etwa 30% der Mitglieder der großen RG sich wirklich am religiösen Leben beteiligen, dem Rest ist es eigentlich mehr oder weniger egal bzw. sie teilen nur vereinzelte Ansichten.
*http://www.heise.de/tp/artikel/26/26864/1.html
Sie sind Mitglied, weil "es doch so üblich ist" oder sich nicht trauen, auszutreten (aus Angst vor sozialer Ausgrenzung, der Verwandtschaft etc.) oder haben eben Angst um ihr "Seelenheil" (Pascalsche Wette).
*http://www.kirchenaustrittsjahr.de/node/11 (persönliche Berichte)
Und daraus beziehen die großen RGen ihre gesellschaftliche Macht, beeinflussen Politik und Gesellschaft - ergo: auch mich. Und diesen Einfluss möchte ich eingegrenzt wissen.
Für dich mag das eine monströse Übertreibung sein, ich sehe mich damit täglich konfrontiert. Und ich habe es satt.
*http://www.christundwelt.de/detail/artikel/wider-die-alten-mythen/
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
#15
(09-07-2012, 14:08)petronius schrieb:
(09-07-2012, 12:42)Harpya schrieb: Eben nicht, Muttern hat mich da ganz whlfrei in der Welt rumgeschickt und durchaus in eine , nicht eingetretene, Entfemdung in Kauf genommen

eben doch ist das auch bei religiösen nicht ungewöhnlich
aber du merkst schon, daß du hier off topic antwortest?

es geht nicht um deine frühkindlichen weltreisen, sondern darum, daß natürlich auch deine eltern dir "Rituale, Sitten, Essgewohnheiten" und abneigungen vermittelt haben
Tja, nix offtopic die Unterschiede sind eben die Art der Vermittlung.
Pfui, das ist vom Schwein, igitt, wurde nicht geschächtet, nicht mit der linkern Hand essen... kenn ich nicht.
Es wurden eben keine sich gebetsmühlenartige wiederholende einseitige
Weisheiten vermittelt.
Mal davon abgesehen gab es nur eine Mutter, ich konnte also, falls beabsichtigt, maximal einseitig beharkt werden.
Ich konnte beim besten Willen nie feststellen, das mir Gebräuche und Rituale
des "real existierenden Sozialismus" näher gebracht wurden, im Gegenteil.
Das ist nicht offtopic, das real ist praktizierte Erziehung ohne Wertvorgaben.


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