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Atomismus
#1
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Von griech. a-tomon (ἄτομον = das, was keinen Teil hat, also unteilbar ist).

Die Idee, dass alle materiellen Dinge aus kleinsten Bausteinen bestehen, und zwar aus Vollem und Leerem, wurde erstmals durch ↗Leukipp vorgestellt und danach von Leukipps Schüler, ↗Demokrit, zu einer Theorie entwickelt. Demokrit erklärte die Verschiedenheit und Veränderlichkeit der Dinge mit den unendlichen Anordnungsmöglichkeiten dieser selbst unveränderlichen, nicht sichtbar kleinsten und unteilbaren Atome, die keinerlei qualitative, wohl aber quantitative Unterschiede (Gestalt und Größe) aufweisen und deren wichtigste Fähigkeit es ist, sich im Raum zu bewegen.

Bedeutende Persönlichkeiten, die den Atomismus in der ↗Antike vertraten, waren ↗Epikur und ↗Lukrez gewesen.

Die ↗Kosmogonie des antiken Atomismus geht von einem "Ur-Wirbel" an selbst unvergänglichen Atomen aus, aus denen alles entsteht und wieder vergeht. Der ↗Kosmos sei ein abgeschlossenes System, wurde behauptet, in das auch unsere Welt eingebunden ist. Daneben bestünden unzählige andere, unserer Welt ähnliche Welten.

Auch die Seele, nahm man an, bestünde aus ungemein feinen Atomen (↗Feinstofflichkeit). Ob ↗Seelen, wie alles offensichtlich Materielle, entstehen und vergehen (Epikur) oder nach dem körperlichen Tod erhalten blieben (↗Platon, zB in Apologie: …Umzug der Seele … an einen andern Ort; in Ion: …Gott aber zieht durch alle diese Mittelglieder die Seele der Menschen, wohin er will,…), darüber bestand keine Einigkeit.

Wegen der Unvereinbarkeit des antiken Atomismus' mit den religiösen Vorstellungen der Spätantike, geriet dieser in Vergessenheit. Die ↗neuplatonischen Vorstellungen von Sein und Seele (↗Plotin: Über die Unsterblichkeit der Seele) waren erheblich besser mit den christlichen Vorstellungen in Einklang zu bringen.

Von der europäischen ↗Philosophie nicht mehr beachtet, wurde Demokrits Atomtheorie durch die islamische Philosophie, und zwar durch ↗Al-Razi, aufgegriffen und in ein schlüssiges Weltbild eingebunden. Erst im 17. Jh erinnerte man sich der antiken Atomlehre in Europa wieder (P. Gassendi), im 19. Jh wurde sie von J.Dalton (1766–1844) aufgegriffen und weiterentwickelt (Daltonsche Atomtheorie).

Hohe Aufmerksamkeit schenkte dem antiken Atomismus ↗Karl Marx, der in seiner Dissertation von 1841 die unterschiedlichen Auffassungen in den ↗Naturphilosophien von Demokrit und Epikur untersuchte.


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MfG B.
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