31-07-2012, 19:15
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 31-07-2012, 19:16 von schmalhans.)
(31-07-2012, 10:38)Ekkard schrieb: In der Gemeindearbeit spielen Gottesvorstellungen nur die Rolle eines empfundenen Hintergrundes. Fragen wie: "Was kann ich tun; wo kann ich helfen; an welchen Stellen kann ich mich engagieren; soll ich ins Ausland gehen; gibt es hier Aufgaben; ist mein Einkaufsverhalten gerecht, welche Berufe kommen in Frage", bedürfen keiner Konkretisierung des Gottesbildes (sprachlich formulierte Vorstellungen der Tradition eingeschlossen).
Stimmt, sie bedürfen (genauso wie die Antworten darauf) überhaupt keines Gottesbildes.
(31-07-2012, 10:38)Ekkard schrieb: Für humanistisch eingestellte Materialisten gelten halt andere innerliche Vereinbarungen, die sie mit ihrer Lebensphilosophie und ihren Philosophen ausmachen müssen. Auch für den Weg dorthin gibt es keine Logik. Der Verzicht auf theologische Entitäten ist nur im ersten Anlauf einfacher. Die Probleme einer Begründung für ethisches Verhalten, Zufriedenheit mit dem Leben usw. sind nicht geringer als bei religöser Ausrichtung. Das Gegenteil ist wahrscheinlicher.
Das ist tatsächlich schwieriger. Ich gestalte mein Verhalten einerseits so, dass ich niemandem Schaden zufüge, der mir keinen Schaden zufügt, weil ich nicht möchte, dass mir jemand Schaden zufügt – also gewissermaßen nach dem Prinzip, meine Freiheit nur soweit auszuleben, wie sie die Freiheit der Anderen nicht einschränkt. Konflikte, die dabei entstehen, suche ich im Konsens zu regeln. Andererseits muss ich mich vor meinen Mitmenschen und meinem Gewissen (und sonst niemandem) für mein Handeln verantworten. Ich muss mir meine Prinzipien und meine Privilegien also häufig neu erarbeiten, denn sie sind nirgendwo verbrieft. Und ich kann die Verantwortung nicht auf ein höheres Wesen oder ein Leben nach dem Tod abschieben, sondern muss mich jetzt und hier rechtfertigen.
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)