24-12-2012, 16:45
(23-12-2012, 00:34)Lelinda schrieb: - - -Erfahrungsgemäß ist es tatsächlich so, dass man einem ferneren Feind, also einer, der “lediglich” dem eigenen Volk, der politischen Gemeinde, deren Bürger man ist, oder einem aus der Großfamilie Unrecht getan hat, eher zu vergeben bereit ist als jemandem, der einem selbst, der eigenen Frau oder den eigenen Kinder Schaden zugefügt hat. Im Übrigen verlangt die Schrift lediglich, die an sich berechtigte Rache nicht selbst in die Hand zunehmen, sondern Gott dafür Raum zu geben. Römer 12,19:
Da stellt sich eine zweite Frage: Wer ist mit "Feind" gemeint? Der Angehörige eines verfeindeten Nachbarvolks, den ich gar nicht persönlich kenne und mit dem ich mich unter anderen Umständen vielleicht sogar anfreunden könnte, oder mein persönlicher Feind, der es konkret auf mich oder mein persönliches Umfeld abgesehen hat?
Zitat:Rächet euch selber nicht, meine Liebsten, sondern gebet Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben: ‘Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der HERR.Ich könnte mir vorstellen, dass ein mancher Amok-Lauf nicht geschehen wäre, hätte der Täter von dieser Zusicherung gewusst oder wäre sie ihm so vermittelt worden, dass er darauf vertrauen konnte...
Im Übrigen bewunderte ich die Reaktion von Robbie Parker, dem Vater der bei dem Massaker an der Sandy-Hook-Grundschule in Newtown / Connecticut/ USA ums Leben gekommenen sechsjährigen Töchterchens Emilie. Welche ungeheuere Überwindung musste es den erschütterten Vater gekostet haben, für den Amok-Täter noch Verständnis aufzubringen...
(23-12-2012, 00:34)Lelinda schrieb: Ich hatte die Bibelstelle immer so verstanden, dass der persönliche Feind gemeint war, und das fand und finde ich extrem schwierig umzusetzen. Neulich habe ich allerdings gehört, dass die meisten Reden Jesu eher politisch gemeint gewesen seien, und dass er mit den "Feinden" konkret die römischen Soldaten gemeint hätte - wofür der komische Satz "wenn dich einer zwingt, mit dir zwei Meilen zu gehen" spräche, weil das eher von einem Besatzer zu erwarten war als von einem jüdischen Mitbürger.Die dem Vers 41 von Matthäus Kapitel 5 benachbarten Verse lauten:
Zitat:Und wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel.Vergegenwärtigt man sich darüber hinaus den gesamten Inhalt der “Bergpredigt”, lässt sich die Fixierung von Matthäus 5,41 auf die römische Besatzung kaum begründen. Wenn eine “Jude” von einem römischen Soldaten zum Mitgehen aufgefordert wurde, war das wohl ein Befehl, dem Folge zu leisten war. Die Autorität Roms stellte auch Jesus nicht in Frage.
Und wenn dich jemand nötigt, eine Meile mitzugehen, so geh mit ihm zwei.
Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der von dir etwas borgen will.