10-01-2013, 12:05
(30-07-2012, 19:56)kaneís schrieb: Vorab: Ich bin selbst nicht wirklich gläubig, doch kenne ich einige sehr gläubige Christen, ja, fast schon Fundamentalisten, und deshalb wollte ich mich ein wenig mit deren Glauben auseinandersetzen.
Ich habe also versucht, obgleich ich unerfahren und unwissend bin, mir meine Gedanken zu dem Ganzen zu machen, und bin dabei auf einen Widerspruch gestoßen, der sich mir einfach nicht erschließen will.
- Gott ist allmächtig und allwissend (+ existiert außerhalb von Zeit & Raum)
- Gott hat alles erschaffen
- Wir haben einen freien Willen
Und hier liegt meiner Meinung auch schon der Widerspruch: Wie können wir einen freien Willen haben, wenn Gott, noch bevor er uns erschaffen hat, bereits all unser Handeln kannte, da er ja allwissend ist; sprich: Wir handeln gezwungenermaßen nach Gottes Wille.
Denke ich falsch oder wie erklärt man sich als gläubiger Christ diesen Umstand?
Hallo liebe User.
Das Problem mit dem freien Willen liegt m.M.n. schon in der Begrifflichkeit an sich:
Freiheit an sich gibt es nicht wirklich, Freiheit ist nicht mehr als eine philosophische Fiktion. Das wird schon in gegesätzlichen Formulierungen wie "begrenzte Freiheit" deutlich.
Man kann nur von Befreiung sprechen, aus bestimmten Umständen oder von Einflüßen etc. Wir leben beständig unter (inneren und äußeren) Rahmenbedingungen, die uns eingrenzen und von denen wir uns nicht "frei" im Sinne des Wortes machen können. Diese Rahmenbedingungen sind ja auch wiederum wichtig, um überhaupt Entscheidungen treffen zu können. Wir können diese uns eingrenzenden Rahmenbedingungen nur verändern, aber sie lösen sich doch nicht einfach in Luft auf.
Was soll dann ein "freier" Wille sein? Wovon ist der frei? Und wie läßt sich ein sog. "freier Wille" erkennen?
Dieser Begriff: "freier Wille" ist irreführend. Von Thomas Metzinger habe ichmal in einem Interview ein interessantes Zitat gelesen: "Es gibt ein Erleben des Wollens." Trifft es da viel besser.
Grüße