12-01-2013, 11:57
(12-01-2013, 01:43)Mustafa schrieb: Wir als "Personen" sind bereits "Ideen".
Natürlich ist mein Bild von einem (beliebigen) anderen Menschen nur eine Vorstellung, die auch noch von meinen Vorurteilen oder meiner aktuellen Laune gefärbt wird. Der Mitmensch kann in Wirklichkeit ganz anders sein, als ich denke, und selbst wenn ich ihn gut kenne, wird meine Vorstellung immer von der Realität abweichen.
Der Unterschied zwischen „uns“ und Gott ist, dass wir wissen, dass der Mitmensch (auch, wenn man sich immer nur eine unklare Vorstellung von ihm machen kann) real existiert.
(12-01-2013, 01:46)Mustafa schrieb:(12-01-2013, 01:40)Lelinda schrieb: Also nicht: "Du sollst nicht ehebrechen", weil Gott es verbietet, sondern weil der Ehepartner dadurch gedemütigt und verletzt würde?
Das läuft aufs Gleiche hinaus.
Finde ich nicht. Wenn es nur wegen des Mitmenschen wäre, dessen Rechte ich verletzen könnte, könnte es natürlich sein, dass das einige Menschen überhaupt nicht interessiert, die sich vielleicht anständig verhalten würden, wenn sie einen übermächtigen Gott fürchten müssten, der alles mitbekommt und spätestens nach dem Tod entsprechend reagieren wird. Andererseits ist eine Ethik, die auf Angst vor einer (wenn auch nicht sichtbaren) Autorität aufgebaut ist, statt auf Mitmenschlichkeit, auch nicht das Wahre; sie blockiert zum Beispiel das eigenständige Denken.
Und: Wenn die Gebote zum fairen Umgang miteinander nur den Willen Gottes als Begründung haben, gelten sie auch nur, so lange, wie dieser Gott es will. Wenn Gott plötzlich seine Meinung ändern sollte oder seine Vertreter zumindest so tun, und Gott plötzlich will (oder seine Vertreter vorgeben, dass er will), dass Ungläubige bekämpft werden, müsste dieser neue Wille die alten Gebote aufheben, und alle mit dem neuen Willen verbindbaren Greueltaten gegenüber Ungläubige wären plötzlich „von oben“ erwünscht.