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Gamaliel-Evangelium
#1
Dieses ↗Evangelium, das die ↗Karfreitagereignisse  beschreibt, ist aus Fragmenten einer ↗Homilie  mit  der Bezeichnung ↗"Marienklage" - ein Text eines sonst nicht näher bekannten, koptischen Bischofs namens Heryaqos -  entnommen bzw. herausgearbeitet worden. Das vollständigste Exemplar des Textes stammt aus dem 14. Jh und liegt in arabischer Sprache vor.

Die Schrift, die vorgibt von ↗Gamaliel d. Älteren, also von einem Zeitgenossen ↗Jesu, verfasst worden zu sein, stammt offensichtlich (mit Einarbeitung älterer Elemente) aus dem 5./6. Jh und diente u. a. dazu, die Rolle des ↗Pontius Pilatus beim Prozess Jesu in ein für den Prokurator (Prokurator nach ↗Tacitus, nach der Pilatusinschrift führte Pilatus den Amtstitel Präfekt) günstiges Licht zu rücken, und zwar in einem solchen Ausmaß, dass er von den ↗koptischen Christen sehr bald auch in ihren Heiligenkalender aufgenommen werden konnte (Festtag 19. bzw. 21. Juni).

Pilatus wird als heimlicher Christ geschildert, der aufrichtig versuchte, Jesus zu retten, aber schließlich, von den jüdischen Massen bedrängt, nachgibt und die Hinrichtung zulässt.

Als ↗apokryphes Evangelium wird der dem "Augenzeugen" Gamaliel zugeschriebene Teil des Textes der Marienklage erst in neuerer Zeit bezeichnet. Der Text, der aus Pilatus einen Heiligen macht und "die Juden" allesamt als Christusmörder denunziert, ist eines der eindrucksvollsten Beispiele historische Tatsachen ignorierender  ↗Legendenbildung.


● Zum Inhaltsverzeichnis des Lexikons
MfG B.
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