Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Kanon
#1
Kanon (κανών). Griechisches Lehnwort aus dem ↗Aramäischen (qanja) oder Babylonisch-Assyrischen (qanu). Beides war die Bezeichnung für ein Rohr, aus dem Messruten hergestellt wurden.

Regel, Vorschrift. Richtschnur und Maß (κανὼν καὶ μέτρον). Unterscheidung des Wahren vom Falschen. Maßstab für das Erkennen des Guten.

Unter anderem auch:

In der ↗Philosophie: Methodischer Grundsatz, Vorschrift für den richtigen Gebrauch des Erkenntnisvermögens.

In der ↗Kunst (↗Literatur, etc.): Auflistung von Werken mit Vorbildcharakter.

Mit Kanon wurden im Griechischen ursprünglich gerade Stangen bzw. gerade Stäbe, zB gerade Stäbe für die Verspannung eines Schildes (Hom. Il. 8, 193), bezeichnet. Auch der Weberbaum oder die Spule zum Aufwickeln des Garns konnte mit Kanon bezeichnet werden (Hom. Il. 23, 760).

Später wurden mit Kanon die Messwerkzeuge der Zimmerleute und Steinmetze (Messlatte, Maßstab, Richtschnur) benannt. Auch als Maßstab für einen vorbildlichen Lebenswandel (Eur. Hec. 602, Aristot. EN III 6) wurde der Ausdruck gebräuchlich.

↗Cicero verwendete den Begriff "Canon" als Maßstab für den guten (rhetorischen) Stil (Ad. famil. 16, 17, 1).

Die frühesten christlichen Texte, in denen das Wort Kanon in der Bedeutung "Maßstab" vorkommt, sind die ↗Paulusbriefe (Gal 16,6 und 2Kor 10, 13-16). In anderen frühchristlichen Texten wird Kanon in Zusammenhängen wie "Regel des Glaubens", "Regel der Überlieferung", "Regel der Wahrheit", etc., nach denen sich das Leben des ↗Christen auszurichten habe, gebraucht, aber häufig auch nur im Sinne von Verzeichnis, Liste, Tabelle, Register, etc. verwendet. Auch ↗klösterliche und ↗kirchliche Regelverzeichnisse wurden mit Kanon bezeichnet.

Ab der zweiten Hälfte des 4. Jhs wurde die vielfältige Verwendung des Wortes Kanon schließlich auch für die in christlichen Gemeinschaften in Gebrauch stehenden heiligen Bücher (des ↗Alten Testaments und des ↗Neuen Testaments) angewandt. Auf dem ↗Konzil von Laodicäa (363) wurde beschlossen, dass nur mehr kanonische Bücher in den Kirchen vorgelesen werden durften. 367 hielt ↗Athanasius in seinem ↗39. Osterfestbrief fest, welche der im Umlauf befindlichen heiligen Texte als kanonisch zu gelten hätten. In diesem Text findet sich die früheste Auflistung der 27 Bücher des Neuen Testaments.

Erstmals findet sich der Ausdruck ↗"Kanon des Neuen Testaments" in einer ↗Apologie des Makarius Magnes (geschrieben um etwa 400 nC).

Kanon als kirchenrechtlicher Begriff:

Canones heißen seit dem 4. Jh nC auch Synodalgesetze (in Unterscheidung zu den päpstlichen ↗Dekretalen und den kaiserlichen Erlässen (νόμοι)).

Im ↗CIC wird Kanon als Begriff für die Letztunterteilung von Gesetzesvorschriften verwendet.


● Zum Inhaltsverzeichnis des Lexikons
MfG B.
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste