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Religion...ganz schön Kompliziert
#1
Wink 
Ein herzliches Hallo an alleIcon_cheesygrin

Zurzeit beschäftige ich mich sehr mit dem Thema Religion und/oder Glauben. Ich gehöre keiner Religion an, aber ich glaube das es Gott gibt. Da es aber einige Glaubensrichtungen gibt, wollte ich mich mal mit allen beschäftigen bzw mit den drei größten: Christentum, Islam und Judentum.

Ich hätte also ein paar Fragen an euch die ich mir mit der Hilfe des Internets nicht beantworten konnte.

Ich habe mich gefragt, warum Gott im Alten Testament öfters sehr Grausam wirkt und im Neuen Testament, wenn Jesus also Gott auf der Erde ist, so friedlich und gut ist. Warum war er so im AT? Oder verstehe ich das völlig falsch? Ich muss gestehen das es nicht so einfach ist die Bibel zu lesen und alles wirklich zu verstehen.

Als Beispiel:

In der Geschichte von der Sintflut beispielsweise wird das Leben auf der Erde ausgelöscht, weil die Menschen »durch und durch böse« sind (1 Mose/Genesis 6,5). Aber es wird nicht gänzlich vernichtet, und am Ende verspricht Gott, dass er die Erde nie wieder so bestrafen wird. Das Leben auf der Erde soll für immer bestehen bleiben, obwohl die Menschen sich nicht geändert haben (1 Mose/Genesis 8,21-22). Gott erträgt und trägt die Menschheit in Zukunft so, wie sie ist.

Warum tat dies Gott? Hätte er nicht wissen müssen das es weiterhin schlechte Menschen geben wird? Und warum bestraft er gleich auf solche Art und Weise?

Oder was ich auch seltsam finde ist die Aussage mit Auge um Auge und Zahn um Zahn in Mose. Jesus verändert es im NT bei der Bergpredigt. Aber warum wollte er es erst so haben?

Ich hätte da jetzt auch noch eine Frage zum Islam aber ich glaube nicht das ich sie hier stellen darf!?

Liebe Grüße
Ohne Tief's sind deine Hoch's nichts wert!
#2
Hallo, Soso!

Religion richtet sich nach dem Zeitgeist, und Altes und Neues Testament wurden im Abstand von mehreren Jahrhunderten geschrieben. In der Zwischenzeit scheint sich das Bild der Menschen von Gott verändert zu haben. Wohl auch die Vermutung, wie er das Zusammenleben geregelt sehen wollte.

Die Sintflut-Geschichte ist ein Versuch, das Auftreten von Naturkatastrophen mit unzähligen Opfern mit dem Glauben an einen guten, allmächtigen Gott zu vereinbaren.

Zum Islam gibt es ein eigenes Unterforum. Da kannst du sicher deine Frage stellen.
#3
Zitat:Die Sintflut-Geschichte ist ein Versuch, das Auftreten von Naturkatastrophen mit unzähligen Opfern mit dem Glauben an einen guten, allmächtigen Gott zu vereinbaren.

Es ist für mich einfach schwer zu verstehen wie der ein und selbe Gott doch so unterschiedlich reagieren kann.

Zitat:Zum Islam gibt es ein eigenes Unterforum. Da kannst du sicher deine Frage stellen.

Vielen Dank
Ohne Tief's sind deine Hoch's nichts wert!
#4
Hallo,

vorerst ein herzliches Willkommen in unserer Runde.

Alle Deine Frage sind berechtigt.

(17-04-2013, 14:11)SoSo schrieb: Oder was ich auch seltsam finde ist die Aussage mit Auge um Auge und Zahn um Zahn in Mose. Jesus verändert es im NT bei der Bergpredigt. Aber warum wollte er es erst so haben?

Das Vergeltungsrecht (Talionsrecht), wie es im AT und im Koran vorzufinden ist, war zurzeit der Niederschrift "dieses Gesetzes" ein erheblicher Schritt in Richtung Rechtssicherheit. Es war damit festgelegt, wieweit Vergeltung gehen durfte. Somit war dem zuvor oftmals ausufernden, in der Tradition begründeten Racheverlangen (die Pflicht am Schädiger oder an einem seiner Familien- bzw. Stammesangehörigen, Rache zu üben, was wechselseitig nicht selten zur Auslöschung ganzer Familien geführt hatte), Grenzen gesetzt.
MfG B.
#5
Zitat:Hallo,
vorerst ein herzliches Willkommen in unserer Runde.

Vielen Dank


Zitat:Das Vergeltungsrecht (Talionsrecht), wie es im AT und im Koran vorzufinden ist, war zurzeit der Niederschrift "dieses Gesetzes" ein erheblicher Schritt in Richtung Rechtssicherheit. Es war damit festgelegt, wieweit Vergeltung gehen durfte. Somit war dem zuvor oftmals ausufernden, in der Tradition begründeten Racheverlangen (die Pflicht am Schädiger oder an einem seiner Familien- bzw. Stammesangehörigen, Rache zu üben, was wechselseitig nicht selten zur Auslöschung ganzer Familien geführt hatte), Grenzen gesetzt.

Auge um Auge und Zahn um Zahn = Schlägst du mich, dann darf ich auch dich schlagen.
War dies ein Gesetz das es schon gab oder kam es von Gott? Falls es von Gott kam, warum hat er es dann im NT durch die Bergpredigt geändert?[/quote]
Ohne Tief's sind deine Hoch's nichts wert!
#6
(17-04-2013, 15:59)SoSo schrieb: Auge um Auge und Zahn um Zahn = Schlägst du mich, dann darf ich auch dich schlagen.

War dies ein Gesetz das es schon gab oder kam es von Gott?

Genormtes Vergeltungsrecht gab es in vielen alten Kulturen.

Alle diese "Gesetzestexte" waren von Menschen für Menschen gemacht. Der Hinweis auf die göttliche Verordnung verstärkte die Akzeptanz der Rechtsunterworfenen.
MfG B.
#7
(17-04-2013, 16:11)Bion schrieb:
(17-04-2013, 15:59)SoSo schrieb: Auge um Auge und Zahn um Zahn = Schlägst du mich, dann darf ich auch dich schlagen.

War dies ein Gesetz das es schon gab oder kam es von Gott?

Genormtes Vergeltungsrecht gab es in vielen alten Kulturen.

Alle diese "Gesetzestexte" waren von Menschen für Menschen gemacht. Der Hinweis auf die göttliche Verordnung verstärkte die Akzeptanz der Rechtsunterworfenen.

So langsam verstehe ich das. Vielen Dank Icon_lol

Noch eine Frage:

Wie war das dann aber mit Sodom und Gomorra? Warum war Gotte´s Strafe so hart? Denke ich an das NT und Jesus finde ich keine Ähnlichkeiten.
Ohne Tief's sind deine Hoch's nichts wert!
#8
(17-04-2013, 16:16)SoSo schrieb: Wie war das dann aber mit Sodom und Gomorra? Warum war Gotte´s Strafe so hart?

Nun, vorausschicken muss man, dass die beschriebene Begebenheit unhistorisch ist. Das Ereignis soll zur Zeit Abrahams stattgefunden haben, also rund 1500 Jahre bevor es niedergeschrieben wurde.

Der Text ist während des Exils entstanden und ist vor allem eine Parabel vom Strafgericht Gottes gegen ein sittenverdorbenes Volk. Den Juden wurde in ihrer Bedrängnis (babylonische Gefangenschaft), die auch als Strafe Gottes empfunden wurde, vorgeführt, wohin das Außerachtlassen göttlicher Gesetze in letzter Konsequenz führen kann.
MfG B.
#9
(17-04-2013, 14:11)SoSo schrieb: Ich habe mich gefragt, warum Gott im Alten Testament öfters sehr Grausam wirkt und im Neuen Testament, wenn Jesus also Gott auf der Erde ist, so friedlich und gut ist. Warum war er so im AT?

weil sich die zeiten ändern

auch "heilige schriften" sind zeitdokumente, aus denen die denkweise und vorstellnswelt der jeweiligen epoche bzw. kultur abzulesen ist
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
#10
Wenn man sich die "Offenbarung des Johannes" ansieht, ist Gott dort mindestens genauso grausam wie im Alten Testament. Und der Gott, wie Jesus ihn beschreibt, ist auch nicht immer lieb und freundlich, wenn er schon jemandem mit der Hölle droht, nur weil er einen Mitmenschen beschimpft.
#11
(17-04-2013, 15:59)SoSo schrieb: Auge um Auge und Zahn um Zahn = Schlägst du mich, dann darf ich auch dich schlagen.
Auch so eine "Deutung" mit fatalen Folgen für den Menschen.
Gott sagt:"Du sollst dich nicht rächen......"(3Mos.19,18) oder :"Mein ist die Rache und die Vergeltung" (5Mos.32,35). Und so sagt auch Paulus, ein Kenner der Schriften und Apostel:"Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes" (Röm.12,19). Also dem, der Leben gibt, nimmt und wieder geben kann wem er will. "Nimmt" aber der Mensch ist es nicht Gottes Wille.
#12
Herzlich willkommen auch (noch mal) von meiner Seite. Interessante Fragen hast du da!
Zur Grausamkeit Gottes im AT gibt es verschiedene Deutungsansätze. Meiner Meinung nach ist das Gottesbild, ganz gleich, wo es in der Bibel geschildert wird, tatsächlich ein Bild oder Symbol für das Wirken Gottes auf die Zeitgenossen, der (Bibel-)Autoren und Redakteure. Die kärglichen und kriegerischen Ereignisse ihrer Zeit finden in den Gottesbildern ihren Ausdruck. Gleichwohl war dieser Gott der Garant für das Glaubensvolk, primär der Israeliten.

Jesus ist "nicht Gott auf Erden", sondern in Jesus scheint eine besondere Seite Gottes auf, nämlich der brüderliche, solidarische Gott, der mit uns leidet. Er hat durch seine Verkündigung und die Art wie er gegen die Theokratie vorging mit seinem Leben bezahlt. Für mich ist das Zentrum dieser Lehre in der Bergpredigt und nochmals in Lukas 6, 31 dargestellt.

(17-04-2013, 14:11)SoSo schrieb: In der Geschichte von der Sintflut ...

Warum tat dies Gott? Hätte er nicht wissen müssen das es weiterhin schlechte Menschen geben wird? Und warum bestraft er gleich auf solche Art und Weise?
Erkennbar handelt es sich um eine Allegorie. Denn selbst zur Zeit, als diese Tradition aufgeschrieben wurde, wären die vernichteten Menschen ganz von alleine gestorben gewesen. Und Naturkatastrophen gab es immer wieder und kann es immer wieder geben. Also will diese Geschichte etwas ganz anderes aussagen: Man höre auf Gott, achte die göttlichen Regeln und lebe (auf diese Weise) anständig zusammen!

(17-04-2013, 14:11)SoSo schrieb: Oder was ich auch seltsam finde ist die Aussage mit Auge um Auge und Zahn um Zahn in Mose. Jesus verändert es im NT bei der Bergpredigt. Aber warum wollte er es erst so haben?
Ich verweise auf Bions Beitrag, empfehle aber, die Bibelstelle mit dem "Zahn um Zahn" (2. Mose 21, ab Vers 18) im gesamten Kontext zu lesen. Denn dort geht es ganz klar um einen Ausgleich in Geld- oder Sachleistungen (Sklaven gehörten dazu). Nur die üblicherweise zitierten Verse 23 bis 25 sind, für sich genommen, missverständlich.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
#13
Zitat:Der Text ist während des Exils entstanden und ist vor allem eine Parabel vom Strafgericht Gottes gegen ein sittenverdorbenes Volk. Den Juden wurde in ihrer Bedrängnis (babylonische Gefangenschaft), die auch als Strafe Gottes empfunden wurde, vorgeführt, wohin das Außerachtlassen göttlicher Gesetze in letzter Konsequenz führen kann.

Ich hatte gelesen das es sich angeblich um Homosexualität handeln würde. Doch wo steht bei 1. Mose 19 etwas darüber? Ich habe nichts gefunden.
Ohne Tief's sind deine Hoch's nichts wert!
#14
Zitat:Herzlich willkommen auch (noch mal) von meiner Seite.

Vielen Dank Icon_lol

Zitat:Erkennbar handelt es sich um eine Allegorie. Denn selbst zur Zeit, als diese Tradition aufgeschrieben wurde, wären die vernichteten Menschen ganz von alleine gestorben gewesen. Und Naturkatastrophen gab es immer wieder und kann es immer wieder geben. Also will diese Geschichte etwas ganz anderes aussagen: Man höre auf Gott, achte die göttlichen Regeln und lebe (auf diese Weise) anständig zusammen!

Entschuldige, aber was ist eine Allegorie?
Ohne Tief's sind deine Hoch's nichts wert!
#15
(18-04-2013, 09:06)SoSo schrieb: Ich hatte gelesen das es sich angeblich um Homosexualität handeln würde. Doch wo steht bei 1. Mose 19 etwas darüber? Ich habe nichts gefunden.

Das ist mit Gen 19, 5 zu verbinden. Lot wurde aufgefordert, seine Gäste (die beiden Engel) herauszugeben. Die Männer von Sodom wollten mit den beiden "verkehren".

In manchen Übersetzungen wird das verschämt mit: "Führe sie zu uns heraus, damit wir sie erkennen!" umschrieben. Erkennen in der Bedeutung von: den Geschlechtsakt vollziehen.
MfG B.


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