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Warum gehen so wenig Leute in die Kirche
#16
Hallo Gerhard,

hier also meine Antwort auf Deinen Beitrag, der unter "überlastete Pastoren" gelandet war.

Geld spielt in meinen Augen eine ganz wesentliche Rolle auch in der Kirche. Übrigens war das ja auch der Knackepunkt bei der Reformation Luthers.
Es ist nicht unbedingt der Mangel an Geld, sondern doch eher der falsche Geldfluss.
Dazu ein Beispiel aus unserer Gemeinde.
Unsere Kirchenvorsteher sind so sparsam, dass sie Briefumschläge der Gemeinde wieder zurückbringen, damit sie wiederverwendet werden können. Andererseits verzichten sie aber auf einige Tausend Euro, weil sie es vermasselt haben rechtzeitig das Pastorenhaus bezugsfertig zu machen. Unsere Pastorenfamilie konnte schließlich erst ein Jahr nach Dienstantritt in dieses Haus einziehen und entsprechende Miete bezahlen.
Die fragwürdigen Geschichten, die ich aus zweiter Hand erfahren habe, möchte ich hier gar nicht erst erwähnen.
So, dann habe bereits dreimal nachgefragt, um den Haushalt einzusehen. Leider noch ohne Erfolg. Die Gemeinden sind verpflichtet den Haushalt eine - leider nur eine - Woche zur allgemeinen Einsicht auszulegen. Leider erfährt man diesen Termin nur durch eine Abkündigung in irgendeinem Gottesdienst. Besser kann man doch das Finanzwesen nicht verdunkeln. Und dabei sind es unsere Steuergelder. Der Haushalt der Landeskirche steht zwar im Internet, aber nur sehr grob strukturiert und in relativen Zahlen. Und wo Verdunkelung ist wächst auch der Filz. Die allgemeine Aussage, die Kirche hätte kein Geld, brauch so auch nicht von öffentlicher Seite begründet werden.
Ehrlich, ich weiß nicht wofür wir unser Geld ausgeben. Ich weiß aber, dass unser Geld, unsere Energie und Kraft nicht für das gemeine (durchschnittliche) Gemeindemitglied verwendet wird.
Gestern hatte ich Gespräch zwischen einem Kunden und einer Kassiererin im Supermarkt beobachtet.
Der Kunde eröffnete: "Ich wünsche Ihnen friedvolles Weihnachtsfest!"
Die Kassiererin antwortete: "Das liegt an Ihnen!"
Der Kunde fragt etwas verdutzt zurück: "An ihm?" und zeigte mit dem Finger nach oben.
Sie lächelte etwas müde und wiederholte sich.
Daraufhin fragte ich sie: "Sie trauen ihm auch nicht viel zu, oder?"
Sie schüttelte den Kopf und sprach "Leider nicht."

Es gibt soviel Durst nach einer Liebesbeziehung zu Gott aber in der Kirche finden sie nicht den ersten Faden.

Wir brauchen heute keinen Luther, aber ich wünsche mir eine erneute Reformation. Ich wünsche mir transparente und demokratische Strukturen.
Ich wünsche mir eine Gruppe von Menschen, die aufsteht und diese reformatorischen Schritte einfordert.
Ich bin davon überzeugt, dass ein dutzend engagierte Personen ausreichen, um diese alten Strukturen zu brechen. In solch einem Kreis würde ich gerne mitarbeiten.

Gruß Frederik
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#17
Hallo Ichtys,
vielen Dank für Deine guten Tipps.
Ich muss halt vor allem meine eigenen Grenzen akzeptieren. Beten und Handeln ja, aber ich bin halt nur ein Ehrenamtlicher.
Es ist andererseits aber auch eine Frage der brennenden Holzscheite. Ich empfinde häufig, dass ich gebe, gebe und gebe - aber die Wärme von anderen Holzscheiten strahlt kaum zurück. Und nur zusammen werden wir ein ordentliches Feuer.
Gruß Frederik
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#18
Hallo Frederik!

Frederik schrieb:Hallo Gerhard, ...

Es gibt soviel Durst nach einer Liebesbeziehung zu Gott aber in der Kirche finden sie nicht den ersten Faden.

Ja, das befürchte ich auch. Oft fehlt dieser Faden, das aber nicht nur zum Anfang.

Frederik schrieb:Wir brauchen heute keinen Luther, aber ich wünsche mir eine erneute Reformation. Ich wünsche mir transparente und demokratische Strukturen.

Demokratie gibt es m.E. doch schon mehr oder weniger. So werden doch bereits jetzt Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat regelmäßig neu gewählt. Mit der Transparenz mangelt es möglicherweise doch mehr. Ist vielleicht weniger zwischen den verschieden christlichen Konfessionen, sondern wohl eher von Pfarrgemeinde zu Pfarrgemeinde unterschiedlich. Vielleicht einen allen Konfessionen gemeinsames Problem.

Frederik schrieb:Ich wünsche mir eine Gruppe von Menschen, die aufsteht und diese reformatorischen Schritte einfordert.
Ich bin davon überzeugt, dass ein dutzend engagierte Personen ausreichen, um diese alten Strukturen zu brechen. In solch einem Kreis würde ich gerne mitarbeiten.

Gruß Frederik

Wie stellst Du Dir das genau vor? Würde mich sehr interessieren.

Ansonsten wünsche ich allen auch hier noch ein mal schöne gesegnete Weihnachtstage.

LG Gerhard
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#19
Gerhard schrieb:Wer sich ganz auf Gott eingelassen hat und auch die
dementsprechenden Erfahrungen gemacht hat denkt so.

Möglicherweise ist es hier so.

War das auf mich bezogen?
Falls ja, dann danke für die Blumen. :D

Gruß
Ichtys
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#20
War es :)

Selbstverständlich möchte ich mir kein solches Urteil anmaßen.
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#21
Hallo Gerhard,
Demokratie bedarf zwei Seiten. Die Obrigkeit, die demokratische Strukturen ermöglichen und fördern muss und die Basis, die demokratische Strukturen einfordern muss.
Zur Obrigkeit:
Ohne Transparenz ist es für die Basis nicht möglich Entscheidungen zu treffen.
Unseren Pastor dürfen wir nur teilweise wählen (und nur über den Kirchenvorstand)
Den Superintendenten, den Bischof, die Synoden können wir nicht direkt wählen.
Zur Basis:
Wie hoch ist denn die Wahlbeteiligung bei den Kirchenvorstandswahlen? Ich weiß es nicht, aber ich befürchte, dass es kaum mehr als 20 % sind.
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#22
Nochmal an Gerhard,
erstmal mein Kompliment, Du verstehst es sehr gut, Leute ins Gespräch zu bringen.

Jetzt zu diesem reformatorischen Arbeitskreis:
Zunächst müsste man die genauen Mißstände genauer recherchieren und zusammentragen.
Daraus sollte man Denkansätze oder Forderungen formulieren (Thesen Evil5 ).
Und schließlich sollte man diesen Schritt abschließen, indem man diese Denkansätze provokant veröffentlicht.
Dieses Forum wäre ein gute Plattform für den Arbeitskreis.
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#23
Hallo Frederik!

Vielen Dank für Dein Kompliment. Hier bin ich von Anfang an dabei(seit 05.01.03) und habe auch schon an anderen Stellen Erfahrungen mit Moderation sammeln dürfen, sehr oft leider nicht so positive wie hier. Ich bin zuversichtlich, daß das so bleibt. Der größte Vorteil hier ist natürlich, daß wir unabhängig von Religionsgemeinschaften und Kirchen sind.

Ich schreibe später noch etwas dazu.

LG Gerhard
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#24
Wobei es schon eine anspruchsvolle Tätigkeit ist, ein christliches (bzw. christlichen Bereich in einem Forum) Forum zu moderieren. Man muss schon mehr Verständnis und Menschenkenntnis besitzen, als zum bsp. in einem "normalen" Forum. Ich adminstriere selbst ein christliches Forum, daher weiß ich was das bedeutet.

Daher meinen Respekt an dich. :D


Gruß
Ichtys / Chris
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#25
Frederik schrieb:Zur Basis:
Wie hoch ist denn die Wahlbeteiligung bei den Kirchenvorstandswahlen? Ich weiß es nicht, aber ich befürchte, dass es kaum mehr als 20 % sind.

Hallo Frederik!

Beí den Internetseiten, die ich eben besucht habe lag die Wahlbeteiligung meistens um die 15 %, bei einer leider sogar noch unter 4 %. Die Selbstbeschreibung der Aufgaben waren gerade von den verschiedenen Seiten aus dem Bereich der kath. Kirchen sehr unterschiedlich. Liturgische Aufgaben waren dazu immer bei den Aufgaben der ev. Kirchenvorstände.

LG Gerhard
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#26
Hallo.
Ich kann Dir keine Tipps geben, ich kann Dir nur sagen warum ich aus der Kirche (katholisch) ausgetreten bin...
Ich war über 15 Jahre aktiv Ministrant und habe auch an das was ich tat geglaubt. Aber irgendwie konnte ich am Ende meiner "Laufbahn" nicht mehr nachvollziehen was "die da vorne am Altar" sagten/predigten...
Also beschloss ich nach einiger Zeit aus der Kirche auszutreten weil ich einfach keinerlei Bezug zu ihr hatte.
Man muß sich dann zwar meistens die Sätze "klaaar, Du wolltest einfach Kirchensteuer sparen" anhören, aber mit dem muß man halt leben Icon_lol
Aber da die meisten die das sagen zwar in die Kirche gehen, sich aber nie (meiner Meinung nach) mit Ihrer Religion wirklich auseinandergesetzt haben, gebe ich nicht viel auf solche Sprüche...

Also langer Rede, kurzer Sinn...

mach das was Dein Herz Dir sagt...
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#27
Hallo MP 1852!

Du hast also festgestellt, ich habe keinen Bezug (mehr) zur Kirche und bist ausgetreten. Respekt Auch ist meines Erachtens das Kirchensteuersparargument sicherlich nicht das erste was dabei eine Rolle spielt.

Mich würde interessieren, wie Du Dich in die Lage versetzt beurteilen zu können, inwieweit sich andere Menschen mit ihrer Religion ernsthaft auseinandergesetzt haben.

In diesem Fall kann ich auch nur von mir sagen, daß ich das öfters getan habe und wahrscheinlich auch nicht das letzte Mal. Du würdest mir wahrscheinlich nicht im geringsten glauben, mit was und wem ich mich schon alles auseinandergesetzt habe.

Auf sein Herz zu hören ist immer gut.

LG Gerhard
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#28
Hallo Gerhard,
Deine statistischen Zahlen sind ja noch schrecklicher, als ich befürchtet habe.
Wenn ein politisches System mit einer Wahlbeteiligung von unter 15 % auskommen muss, dann würden überall die Alarmglocken läuten. Kleine Minderheiten wären nämlich in der Lage das politische Geschehen zu bestimmen. Das hat mit Demokratie ja nun gar nichts mehr zu tun. Und nichts anderes erleben wir in den großen Volkskirchen. q.e.d.

Muss man sich jetzt eingestehen, dass wir es mit gespaltenen Volkskirchen zu tun haben? Einerseits der harte Kern, also die Menschen, die sich mehr oder weniger engagieren und andererseits die Fördermitglieder, die als stille Sponsoren wirken.

Vielleicht sollten wir jetzt zufrieden sein und uns darüber freuen, dass überhaupt noch Menschen in die Kirche finden? :cheesy:
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#29
Hallo mp 1852,
ebenfalls meinen Respekt für Deine Konsequenz.
Was mich jetzt noch interessiert ist, wie Du Deine Spiritualität im Gegensatz zu früher lebst?
Gruß Frederik
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#30
Hallo!

Frederik schrieb:Muss man sich jetzt eingestehen, dass wir es mit gespaltenen Volkskirchen zu tun haben?

Haben wir wohl. Ich weiß nicht, ob man es so negativ sehen muß. Auch ein jeder Mensch von uns hat Menschen mit denen er enger verbunden ist und welche, die er vielleicht nur alle paar Jahre ein mal trifft. Dann gibt es Verwandte, Freunde und Bekannte, aber auch welche die man nicht mag.

Möchte noch weiteres dazu schreiben, vielleicht fällt euch ja auch noch etwas ein.

LG Gerhard
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