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Kaaba
#1
Im Mittelpunkt der ↗Heiligen Moschee von Mekka gelegenes, symbolisches Zentrum des ↗Islam.

Im ↗Koran ist erwähnt (2:125ff.), dass ↗Abraham und ↗Ismael die Kaaba auf Gottes Anweisung als Gebetshaus errichtet bzw. eingerichtet hatten. Diese Anmerkung war Grundlage für ↗Mythen, die sich um die Kaaba bildeten. Sie sind erst nach ↗Mohammeds Tod entstanden:

Vor der Erschaffung der Welt schwebte der Thron ↗Allahs über dem Ur-Wasser. Allah ließ einen Sturm entstehen, und ein Sandgebilde, einer Kuppel gleich, trat an dem Ort, wo die Kaaba entstehen sollte, aus dem Wasser hervor. Darunter legte Allah die sieben Schichten der Erde an und weil sie schwankten, pflockte er sie mit tiefwurzelnden Bergen fest. Über dem Ort bildete er die sieben Himmel. Über dem siebenden Himmel, genau über dem Fundament der Kaaba, das bis zum Mittelpunkt der Erde reicht und durch das die Achse des ↗Kosmos verläuft, befindet sich der Thron Allahs.

Als ↗Adam das ↗Paradies verlassen musste, führte ihn Allah an den Ort, wo später ↗Mekka entstehen sollte. Dann errichtete Gabriel mit Hilfe einiger ↗Engel die Grundmauern für ein Gebetshaus, danach schwebte die Kaaba vom ↗Himmel herab und wurde auf die Grundmauern gesetzt. Das Haus war aus einem riesigen, ausgehöhlten Rubin gefertigt. Wie die Engel den Thron Allahs umkreisen, sollten Adam und die späteren Besucher das um die Kaaba tun. Kurz bevor die Menschheit wegen ihrer ↗Sünden durch die ↗Sintflut vernichtet wurde, schwebte die Kaaba wieder zurück in den Himmel.

Als mit Abraham ein würdiger Mensch herangewachsen war, zeigte ihm Allah den Ort, wo die Kaaba gestanden hatte, beauftragte ihn, ein neues Haus zu bauen, und lehrte ihn die Riten, wie er sie einst Adam gelehrt hatte. Abraham und sein Sohn, Ismael, trugen Steine zusammen und setzten, ohne Lehm zu gebrauchen, einen Stein auf den anderen. Als das Haus mit der östlichen Ecke fertiggestellt werden sollte, bat Abraham Ismael, ihm einen besonders schönen Stein zu bringen. Daraufhin brachte der Engel Gabriel Ismael einen weißstrahlenden Meteoriten, der eingefügt wurde und heute noch zu sehen ist. Inzwischen ist er schwarz geworden. Er wurde durch die Sünden jener, die ihn geküsst oder auf andere Weise berührt hatten, immer dunkler und dunkler bis er schwarz geworden war.

Nun also war das Haus wieder an der Stelle, wo es zu Adams Zeiten gestanden hatte, zwar von Menschenhand erbaut, aber mit einem himmlischen Stein geschmückt, der anzeigte, wo man mit dem Umschreiten der Achse des Kosmos beginnen sollte.


Die Kaaba ist ein ca. 15 m hohes, würfelförmiges, aus vulkanischem Stein gemauertes Gebäude. Vorder- und Rückseite sind jeweils ungefähr 12 m, die Seitenwände 10,5 m lang. Die vier Ecken des Gebäudes sind nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet, die einzige Tür des Gebäudes ist nahe der Ost-Ecke der Nord-Ost-Wand eingelassen.

Schon in früher Zeit wurde die Kaaba mit einer kiswa (Hülle) in der Banner-Farbe des jeweils herrschenden ↗Kalifen versehen. Heute ist die kiswa aus schwarzem Brokat, in den mit Goldfäden Koranverse gestickt sind, gefertigt und wird jedes Jahr von einem Team von achtzig bis neunzig Webern neu hergestellt.

In der Ost-Ecke der Kaaba befindet sich in der in drei große (und mehrere kleine) Teile zerbrochene, mit einer Silberfassung zusammengehaltene, der Legende nach von Gabriel überbrachte, einst weißstrahlende und nunmehr schwarze Stein (al-hadschar al-aswad).

Um die Kaaba herum ist in einem gepflasterten Oval der Umschreitungsplatz (mataf) angelegt, der ungefähr den Heiligen Bereich (haram) des Heiligtums aus vorislamischer Zeit abdeckt.

Wächter des Heiligtums war zur Zeit ↗Mohammeds ein Mann namens Schayba. Seine Nachkommen sind mit dieser Aufgabe bis heute betraut. Die Banu-Schayba ist auch mit dem alljährlichen Aufhängen der kiswa betraut und hat das Privileg, die Hülle nach Abschluss der Festlichkeiten in kleine Stücke zerschneiden zu dürfen, um diese als ↗Reliquien an Pilger zu verkaufen.

Gesichert ist, dass die Kaaba auch schon in vorislamischer Zeit Wallfahrtsort war und dass dort Götterstandbilder aufgestellt gewesen waren. Im Zentrum der Kaaba soll das Standbild eines Gottes aufgestellt gewesen sein, der Hubal genannt wurde. Dieses Standbild soll aus Karneol gefertigt gewesen sein und alle anderen Standbilder überragt haben.

Einigen Stämmen Zentral- und Nordarabiens war auch schon in vorislamischer Zeit ein Hochgott namens Allah bekannt. Dass dieser (Herr des Himmels, Schöpfer der Welt, Wetter- und Regengott) schon in vorislamischer Zeit mit der Kaaba in Verbindung gestanden hätte, dafür gibt es keine Belege.


Literatur:
Tilman Nagel. Mohammed. Leben und Legende. 2008 München. Oldenbourg Verlag.
William Montgomery Watt u.a., Der Islam 3 Bde. Bd I. Mohammed und die Frühzeit - Islamisches Recht - Religiöses Leben. 1980 Stuttgart. Verlag W. Kohlhammer.
Hartmut Gese u.a., Die Religionen Altsyriens, Altarabiens und der Mandäer. 1970 Stuttgart. Verlag W. Kohlhammer



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MfG B.
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