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Hilfe! Funktionen von Jesus als Triumphator und Jesus als Schmerzensmann?
#1
Hallo ihr Lieben! :) Ich schreibe in wenigen Wochen eine Religionsklausur. Da wir aber erst sehr, sehr wenige Religionsstunden bisher hatten ( und ich all die Jahre zuvor Philosophie hatte) bin ich jetzt etwas ratlos, was ich denn für die Klausur lernen könnte. Ich denke, dass wir in der Klausur entweder Jesus als Schmerzensmann oder Jesus als Triumphator als Bild zu sehen bekommen (oder sogar beide) und diese dann auf ihre Funktionen und Bedeutungen für den Betrachter hin deuten müssen.

Im Buch habe ich zum Beispiel ein Bild gefunden, wo Jesus recht friedlich am Kreuz hängend abgebildet wird, aber mir ist einfach nicht klar, was es denn für eine Funktion hat, ihn so darzustellen? Was soll es denn bei den Menschen, an die dieses Bild gerichtet ist, bewirken? Vielleicht, dass die Menschen keine so große Angst vor dem Tod zu haben brauchen, da Gott ihnen (so wie bei Jesus, da er trotz unmenschlicher Bedingungen ja sehr friedlich aussieht) überall beistehen wird? .. Oder gibts da noch andere Funktionen, die ich dann auch besser ausführen könnte?

Außerdem hatten wir im Unterricht ein Bild von Jesus, wo er stark leidend am Kreuz gezeigt wurde unsere Ergebnisse waren, dass er als Schmerzensmann abgebildet wird. Dies soll seine Menschlichkeit verstärken, damit Menschen sich besser mit ihm identifizieren können. Allerdings würde so ein Satz, den ich dann auch ausführen würde, nicht ganz für eine Klausur reichen. :/Habt ihr denn noch andere Ideen zu der Absicht, warum man Jesus, als Schmerzensmann abbildet? Icon_cheesygrin
Andere Funktionen, die ich mir dazu gedacht habe, sind: Das Bild soll Mitgefühl beim Betrachter erwecken + verstärkt die Selbstlosigkeit Jesu? ... Mir will einfach nicht mehr einfallen :(

Selbes Problem bei Jesus als Triumphator. (Ich glaube damit ist gemeint, wenn Jesus wieder auferstanden ist, oder?) Ich habe mir überlegt, dass Jesus dort dann eine Vorbildfunktion einnehmen soll, denn wer bis zum Schluss an Gott glaubt und versucht ein sündenfreies Leben zu leben, wird am Schluss auch von Gott belohnt (deswegen die Auferstehen?) ... gibt es noch andere Absichten, wenn man Jesus als Triumphator darstellt?

Für weitere Ideen und Denkanstöße wäre ich euch wirklich sehr dankbar! Über Verbesserungen natürlich auch und falls Einiges nicht stimmen sollte, was ich geschrieben habe, tut es mir Leid, aber ich hatte das letzte Mal Religion in der Grundschule gehabt (bin jetzt 11. Klasse :D) und habe leider echt wenig Ahnung in diesem Gebiet. Icon_sad

Danke im Voraus und viele Grüße! :)

Achja, ich wusste nicht wohin mit meiner Frage.. falls dies hier der falsche Bereich ist, bitte ich um Verzeihung und Verschiebung des Threads Icon_cheesygrin
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#2
Ich versuch das mal...

Jesus als Leidender am Kreuz:

1) Der Welt-Erlöser: Manche sehen darin vielleicht eine kosmische Komponente, also einen grundlegenden Kampf zwischen Gut und Böse, bei dem Jesus siegt, die Tore der Hölle öffnet, die Erlösung für die Menschheit erst ermöglicht, usw. Um das zu vollbringen, muss Er selbst alle Leiden durchmachen.

2) Der göttliche Tribut an die von Ihm geschaffene leidvolle Welt: auch das ist eine Sicht, auf die ich öfter gestoßen bin. (In einer Kabbala): "Der Schöpfergott betrachtete diese Gestalt, die eines Tages die des Menschen sein sollte, und sein Herz wurde weich, denn er glaubte schon die Klagen seines Geschöpfes zu hören. „Der Du mich dem Gesetz unterwerfen willst,“ sprach sie, „beweise mir, dass dieses Gesetz die Gerechtigkeit ist, indem Du Dich ihm selbst unterwirfst.“ Und Gott wurde Mensch, um von den Menschen geliebt und verstanden zu werden."

3) Das Ermöglichen der menschlichen Beziehung zu Gott durch das größtmögliche Opfer: Jesus gibt sich selbst, sein Leben hin, aus unermesslichem Mitgefühl für uns. Dieses "für uns" wird im christlichen Kontext jedoch meist mit "für unsere Sünden" übersetzt, verstehe ich aber nicht. Bin kein emotionaler Mensch, und die wahre Bedeutung dieses Opfers ist wohl so groß, dass es nur allmählich - eben durch die intensive Beziehung zu Christus - verstanden werden kann. Dieses Opfer führt zu dem Ausspruch: "Denn siehe, ich bin Mensch geworden. Wolltet ihr nicht Gott mit mir werden, ihr tätet mir Unrecht."

4) Jesus als Mittler in allen Lebenslagen: Jesus fungiert als Vorbild in Demut, der alles Leiden widerstandslos annimmt, und als immer anrufbare göttliche Instanz. Auch wenn gar nichts mehr da ist, kann man mit Jesus aufblicken und sagen: "Vater, Vater, warum hast du mich verlassen?".

5) Das tragen des Kreuzes als notwendiger Bestandteil der spirituellen Praxis: Kein Leid, kein inneres Wachstum. Das tragen des eigenen Kreuzes, also das Durchstehen der Schwierigkeiten, unterstellt Jesus als Grundvoraussetzung für seine Schüler (Lk 14,27), und lebt es gleichzeitig zur Nachfolge vor. Der Ausspruch eines Heiligen lautete: "Das Kreuz ist mein Buch".
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#3
Eine Anmerkung zu "Jesus als Schmerzensmann"

Der Schmerzensmann (Misericordia Domini) gehört zum Bildtypus der Andachtsbilder (Ecce homo, Pieta, Schmerzensreiche Gottesmutter, Arma Christi, etc.) und ist eine in Deutschland Mitte des 14. Jhs aufkommende Bildgattung, die der frommen Kontemplation der Gläubigen dienen sollte.

Der Schmerzensmann wurde lange als westlich spätmittelalterlicher Bildtypus angesehen, doch wird neuerdings vermutet, dass er dem ostkirchlichen Bereich entstammt. Das älteste erhaltene Beispiel dafür wäre eine mit Emailarbeiten versehene Ikone (12. Jh) aus dem Schatz des Heiligen Grabes, die sich heute im historischen Museum in Moskau befindet.

Vermutlich hat sich im ostkirchlichen Bereich die Darstellung des Schmerzensmannes im 11. und 12. Jh zum über den Tod triumphierenden Christus gewandelt.

Typenbildend für die westkirchliche Kunst war der sog. gregorianische Schmerzensmann, dessen Kultzentrum im 14. Jh Alt-St. Peter in Rom gewesen war.

Wie persönlich die Christusbeziehung eines Künstlers sein konnte, zeigt Dürers Selbstporträt von 1522, in dem er sich als Schmerzensmann darstellt. Das Christusbild wird zum Menschenbild. Der Künstler ist sich seiner todbringenden Krankheit bewusst und nimmt sein Schicksal gottergeben an.
MfG B.
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#4
(18-10-2013, 09:24)Bion schrieb: Vermutlich hat sich im ostkirchlichen Bereich die Darstellung des Schmerzensmannes im 11. und 12. Jh zum über den Tod triumphierenden Christus gewandelt.
Es ist in der Tat auffällig, dass in den Kirchen in Osteuropa Jesus am Kreuz sehr selten zu finden ist. In den orthodoxen Kirchen sowieso, aber auch in der katholischen die ich kenne gibt es diese Darstellung nicht einmal.
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#5
Das liegt in der Geschichte begründet, weil sich da mehrere Konfessionen, unterschiedliche Ausrichtungen entwickelt haben.

ww2.evangelisch.de/themen/religion/orthodox-was-heißt-das-eigentlich16715
Zitat:Sind Gott und Christus gleichrangig?
Zwischen den christlichen Zentren setzte im Verlauf der Jahrhunderte eine Entfremdung ein, die machtpolitische, kulturelle und religiöse Ursachen hatte. Während die Gelehrten zuvor auch in Rom des Griechischen mächtig waren, entwickelte sich dort das Lateinische zur tonangebenden Sprache. Griechen und Römer verstanden einander nicht mehr.

Zum offenen Bruch zwischen West- und Ostkirche kam es im Jahr 1054. Es ging um einen Streit über das richtige Gottesverständnis, der bis heute nicht ausgeräumt ist. Die Westkirche hatte dem gemeinsamen, auf dem ökumenischen Konzil von Nicäa akzeptierten Glaubensbekenntnis nachträglich ein "filioque" hinzugefügt. Nun sollte es heißen: "Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht."

Die Ostkirche betont, der Vater sei der einzige Ursprung innerhalb der Dreifaltigkeit. Die Westkirche hebt die Gleichrangigkeit von Vater und Sohn hervor. Betont die Ostkirche die Bedeutung der drei Personen innerhalb der Trinität, so spielt der Heilige Geist in der Theologie der Westkirche eine untergeordnete Rolle.
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#6
Christus und die Auferstehung:

1) Eine göttliche Demonstration des Absoluten: Durch seine Auferstehung hat Er gezeigt, dass es eine Seele gibt die unsterblich ist und sich über alles Leiden dieser endlichen Welt erhebt.

2) Die Aufforderung Christi an uns, das ewige Leben mit Ihm zum teilen: Das Christentum ist keine Philosophie, auch keine (Moral)Lehre, sondern im Kern schlichtweg die Beziehung zu Christus. Auf die Frage nach dem Weg antwortet Er: "Ich bin der Weg" oder "Ich bin die Tür". Es geht also letztlich um eine mystische Verschmelzung mit Jesus ("Wer in mir bleibt und ich in ihm", "ihr seid in mir und ich bin in euch", Johannes-Evangelium), die uns dem Tod entreißt und uns zu einer "Auferstehung in Christus" führt.

So würde ich sagen.
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#7
Hinter dem Kruzifix steht die alt-israelische/jüdische Mythologie aus dem Buch Daniel (Kap. 7, Wiederkunft des Triumphators "wie eines Menschen Sohn") und des Jesaja (der leidende Gottesknecht), so dass beide Varianten plausibel sind. Nach Hans Küng, „Jesus“, ist es wohl so, dass Jesus selbst geglaubt hat, dass die Leiden des Gottesknechtes Voraussetzung seien, als Triumphator aufzuerstehen und wieder zu kommen (Wiederkunft des „Menschen Sohnes“, lt. Daniel, oder Menschensohns lt. NT).
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#8
Als sich das Christentum noch nicht so weit vom Urchristentum entfernt hatte, war die Beachtung des 1. bzw. 2. der Zehn Gebote noch als verbindlich angesehen. Daher findet man aus der Zeit vor dem sechsten Jahrhundert in Süddeutschland auch keine oder kaum Kultgegenstände wie etwa Goldblattkreuze. Immerhin gab es Irenäus zufolge bereits im 2. Jahrhundert in Köln eine christliche Gemeinde...

Zitat aus Wikipedia zu “Frühchristliche Kunst”:
Zitat:Die führenden Christen der Urkirche bezweifelten bis in das dritte Jahrhundert dass es eine christliche Kunst geben könnte welche im Stande sei, dem geistigen Wort der Offenbarung sichtbare Gestalt zu geben. So antwortete der Christ Octavius gegen Ende des 2. Jahrhunderts auf den Vorwurf des Fehlens einer christlichen Kunst:

„Welchen Tempel soll ich ihm bauen, da diese ganze Welt, das Werk seiner Hände, ihn nicht zu fassen vermag? ... Müssen wir nicht besser in unserer Seele ihm ein Heiligtum errichten, nicht lieber in unserer Brust eine Stätte weihen?“

Ich habe bisher keine Arbeit kennen gelernt, in der die Wirkung von religiösen Bildern auf den Menschen untersucht wurde. Ich bin aber davon überzeugt, dass das Bilderverbot aus gutem Grund in den Dekalog aufgenommen wurde. Jedenfalls gehe ich davon aus, dass dem Gründer des Christentums nicht in erster Linie an Mitleid über sein Leiden und Tod gelegen war. An Dankbarkeit im Hinblick auf den Sinn Seines Todes allerdings schon...
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