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Galaterbrief
#1
Das Zirkularschreiben des ↗Apostels ↗Paulus an die Gemeinden ↗Galatiens ist ein Text von hohem Quellenwert. Insbesondere durch dieses ist es der Forschung möglich, romanhafte Elemente, die durch die ↗Apostelgeschichte in die Biographie des Apostels eingegangen sind, zu erkennen und historisch zu bewerten.

Entstanden ist der Text wahrscheinlich während der sogenannten dritten Missionsreise (P. Pilhofer), also in zeitlicher Nähe zum ↗Römerbrief, dem er auch inhaltlich nahesteht. Zur Datierung des Briefes gibt es allerdings auch andere Fachmeinungen. Der früheste handschriftliche Beleg zum Galaterbrief (im Papyrus P 46 ist der größte Teil des Textes wiedergegeben) wird um 200 nC datiert.

Die Empfänger des Briefes waren Gemeinden in Galatien, von denen keine mit Namen genannt ist. Es dürften nahe beieinander liegende Orte von geringer Bedeutung gewesen sein, in denen verstreut Heidenchristen gelebt hatten. Möglicherweise waren diese christlichen Gemeinschaften auch über Ortsgrenzen verbunden. Wo genau das das Γαλατία des Paulus gelegen hat, kann nur spekulativ beantwortet werden. Nach der Apostelgeschichte hat Paulus die phrygische Hochebene in der Mitte Kleinasiens (Γαλατικήν χώραν) im Zuge seiner sog. zweiten Missionsreise (Apg 16,6) und nochmals während der sog. dritten Missionsreise (Apg 18,23) durchzogen. Diese Lokalisierung wird nicht von allen Fachgelehrten anerkannt.

Ob sich der Brief nun an Menschen, die überwiegend keltischer Abstammung waren und im Gebiet um Ankyra (heute Ankara) gesiedelt hatten (Nordgalatische Hypothese, vertreten u.a. von B. J. Becker, H. Conzelmann, W. G. Kümmel) oder an Bewohner der römischen Provinz Galatien (Südgalatische oder Provinzhypothese, vertreten u.a. von B. H. Feld, W. Michaelis, P. Pilhofer) richtete, ist nach wie vor umstritten.

Sowohl in historischer als auch in theologische Hinsicht ist der Galaterbrief von hoher Bedeutung. Nirgendwo gibt Paulus in dieser Ausführlichkeit Biographisches von sich preis. Was die paulinische Theologie betrifft, sind in diesem Brief alle Aspekte seiner Lehre vertreten.

Im Präskript des Briefs begründet Paulus sein Apostelamt. Er stellt fest, dass es ihm von Gott ohne menschliche Vermittlung übertragen worden war. Sein ↗Evangelium sei weder über Menschen auf ihn gekommen noch von der ↗Jerusalemer Gemeinde abhängig, sondern göttlich offenbart worden. In 1,10 – 2,21 gibt Paulus einen biographischen Überblick, der in vielerlei Hinsicht mit der Apostelgeschichte nicht in Einklang zu bringen ist. Dramatisch schildert Paulus den ↗Antiochenischen Zwischenfall, der in der Apostelgeschichte nur angedeutet wird.

Offenbar schreibt Paulus gegen jüdische oder judenchristliche Missionare an, die von den Galatern die Befolgung des Gesetzes einfordern.

In den theologischen Aussagen (3,1 – 5,12) nimmt die Kritik am Gesetz eine zentrale Rolle ein. Das Gesetz, meint Paulus, sei eine Sache der Juden und deren Zuchtmeister. Wer auf Christus getauft sei, benötige diesen Zuchtmeister nicht mehr.



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MfG B.
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