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Midrasch (Midraschim)
#1
Midrasch (abgel. v. hebr. darasch = suchen, fragen; pl. Midraschim)

Midraschim sind ↗rabbinische Texte zur Bibelauslegung. Unterschieden werden ↗halachische Midraschim, bei denen die Gesetzesauslegung im Mittelpunkt steht, und ↗haggadische Midraschim, die beispielsweise als Kommentare zu den in der Bibel beschriebenen historischen  Ereignissen oder als Erklärung jüdischer Feste (homiletische Midraschim), etc. zu verstehen sind. Die Trennung kann allerdings nicht scharf vorgenommen werden, da halachische Midraschim immer auch haggadische Inhalte haben und umgekehrt.

Halachische Midraschim sind bemüht, die Schrift als Quelle der Halacha nachzuweisen.

Manchmal werden in Midraschim zur Erhellung des Bibeltextes erzählerische Lücken geschlossen, wobei zum Teil recht phantasievoll in den Text eingegriffen wird.

Nach rabbinischer Ansicht können in Bibeltexten verschiedene Bedeutungen verborgen sein. Daher ist es durchaus möglich, dass Kommentare, die zu abweichenden Ergebnissen kommen, gleichermaßen als richtig anerkannt werden1.

Nahezu alle Midraschim – mit Ausnahme späterer Sammelwerke -  sind in ↗Palästina entstanden. Zwar ist Auslegungsliteratur auch in ↗Babylonien hergestellt worden, doch sind solche Texte im Babylonischen Talmud aufgegangen (zum Teil auch palästinensische Midraschtexte, die in Babylonien überarbeitet wurden).


1) …wie ein Hammer Felsen zersplittert, wie der [Stein durch den] Hammer in viele Splitter zerteilt wird, ebenso zerfällt ein Schriftvers in viele Deutungen (bTalm, Sanh 34a).


Literatur:
Hanna Liss, Tanach – Lehrbuch der jüdischen Bibel, 22008 Heidelberg, Universitätsverlag Winter
Günter Stemberger, Einleitung in Talmud und Midrasch, 81992 München, Verl. C. H. Beck
Günter Stemberger, Midrasch – Vom Umgang der Rabbinen mit der Bibel,  1989 München, Verl.C. H. Beck


● Zum Inhaltsverzeichnis des Lexikons
MfG B.
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