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Was war vor dem Urknall?
#16
(18-04-2016, 20:33)Thomas schrieb: Stellen wir uns ein Universum vor, in dem keinerlei Kräfte wirken. Also kein Elektromagnetismus, keine Gravitation, keine starke oder schwache Kernkraft und auch sonst keine Kräfte - nichts. Können dann Teile miteinander wechselwirken? Wohl kaum.
Letzteres ist synonym für "keine Kräfte". "Kraft" ist immer dasselbe wie "Wechselwirkung".
 
(18-04-2016, 20:33)Thomas schrieb: Können in einem solchen Universum Messungen vorgenommen werden?
Wie du schon vermutest: Nein. Wir haben diesen Fall fast bei der "dunklen Materie". Die allerdings unterliegt der Gravitation, also doch einer geringen Kraft.

(18-04-2016, 20:33)Thomas schrieb: Und wenn keine Ereignisse stattfinden, existiert dann überhaupt etwas? Wenn es keine Möglichkeit gibt herauszufinden, ob etwas passiert, dann ist das eine Kopie des Nichts, da ununterscheidbar. Somit existiert auch nichts, oder?
Das denke ich auch. Wenn es wirklich keine Kräfte (auch keine Gravitation) gäbe, dann würde da auch nichts "vorhanden" sein (existieren). Die dunkle Energie treibt wenigstens den Raum als Ganzen auseinander. Die dunkle Materie sammelt sich im Halo der Galaxien, unterliegt mithin der Gravitation. Also gibt es Indizien für ihre Existenz.

Das alles sind aber nur kosmologische Hypothesen. Es könnte auch sein, dass beide Größen Artefakte der allgemeinen Relativitätstheorie sind. Es ist immer eine missliche Lage, wenn man lokal "richtige" Theorien auf den Kosmos überträgt, dessen Ausdehnung jede irdische Größenordnung (und Fernwirkung) um viele Zehnerpotenzen überschreitet.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#17
Hallo zusammen, schönes Thema und noch schönere Beiträge bisher, gefallen mir sehr gut.^^

Beim "Nichts" muss man heutzutage wohl etwas trennen. Ich nenne es gerne das "philosophische Nichts" und das "physikalische Nichts".
Das philosophischen Nichts verstehe ich unter der Definition "Aus Nichts kommt nichts". Demzufolge kann dieses Nichts nicht am Anfang gestanden haben.
Das physikalische Nichts ist das, von dem die Wissenschaftler sprechen bezogen auf den Urknall und das "Davor".
Dieses physikalische Nichts hat aber "Etwas" und vor allem es kann etwas! Hier müsste man meiner Meinung nach eigentlich ein anderes Wort nutzen als "Nichts", zumindest aus der Sicht des phil. Nichts.

Zur Frage: "was war vor dem Urknall?", hatte S. Hawking ja sinngemäß gesagt, dass es kein davor gab da ja auch die Zeit damit entstand. Somit wäre die Frage schon falsch gestellt, nach seiner Auffassung.

Den Gedanken des absoluten Stillstandes und dem Nichts ist sehr interessant.
Ich hatte den absoluten Stillstand (keine Bewegung, keine Kräfte) stets nur in Bezug auf die Zeit betrachtet, denn diese wäre dann ja nicht vorhanden.
Interessant ist nun, ob auch die Materie noch vorhanden wäre, bei einem absoluten Stillstand? Klingt grad schräg, ich weiß aber doch fragenswert oder?
Wäre ein Atom (und sein Innerers> Quarks und Co. bis zu den Strings) oder ein Elektron noch ein Solches, wenn sich nichts mehr bewegen könnte?

Grüße Edwin
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#18
(19-04-2016, 21:13)Edwin schrieb: Wäre ein Atom (und sein Innerers> Quarks und Co. bis zu den Strings) oder ein Elektron noch ein Solches, wenn sich nichts mehr bewegen könnte?

Grüße Edwin

Ich denke nicht. Woher wissen wir, dass wir es mit einem Atom, einem Quark, einem Elektron oder einem sonstigen Teilchen zu tun haben? Das können wir lediglich durch die Information erschließen, die uns eine Messung auf das Messinstrument liefert. Welche Eigenschaften hat das Teilchen? Welchen Spin? usw.

Eine Messung dürfte ja ohne Energie nicht möglich sein, d.h. das Messinstrument verändert sich durch die Messung genauso wie das gemessene Teilchen durch die Messung wieder beeinflusst wird. Ich kann keine Messung vornehmen, ohne das gemessene Teilchen zu beeinflussen. 

Wenn sich nichts mehr bewegt, d.h. keinerlei Energie mehr wirkt, kann ich nichts mehr messen. Somit ist es ununterscheidbar vom Nichts. Wohl auch vom philosophischen Nichts. Dann dürfte es Nichts sein.
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#19
(19-04-2016, 21:13)Edwin schrieb: Beim "Nichts" muss man heutzutage wohl etwas trennen. Ich nenne es gerne das "philosophische Nichts" und das "physikalische Nichts".
Das philosophischen Nichts verstehe ich unter der Definition "Aus Nichts kommt nichts". Demzufolge kann dieses Nichts nicht am Anfang gestanden haben.
Das physikalische Nichts ist das, von dem die Wissenschaftler sprechen bezogen auf den Urknall und das "Davor".
Gute Trennung! Nennen wir das "physikalische Nichts" Vakuum (der Raumzeit).

(19-04-2016, 21:13)Edwin schrieb: Zur Frage: "was war vor dem Urknall?", hatte S. Hawking ja sinngemäß gesagt, dass es kein davor gab da ja auch die Zeit damit entstand. Somit wäre die Frage schon falsch gestellt, nach seiner Auffassung.
Nun ja, das weiß ich! Ich habe ein Bisschen provozieren wollen.

(19-04-2016, 21:13)Edwin schrieb: Interessant ist nun, ob auch die Materie noch vorhanden wäre, bei einem absoluten Stillstand?
Was heißt denn überhaupt: "vorhanden"? Wir haben eine angeborene Denkblockade, in der wir uns weder den Raum, die Zeit noch uns selbst (als wahrnehmenden Geist) wegdenken können, ohne das Denken selbst einzustellen (hat Immanuel Kant schon festgestellt). Wenn es im Vakuum keinen Informationsaustausch gibt, ist dieses Vakuum beliebig vorhanden oder abwesend (in Bezug auf was denn?). Erst, wenn das Vakuum zerfällt oder sich aufteilt, machen sich Informationen von einem zum anderen Teil auf einen Weg(!). Der Urknall ist nichts anderes als dieser Zerfall. Und er ist in Bezug auf uns sehr ergiebig ausgefallen. Da es für die Welt jenseits dieser Trennung für uns kein Maß gibt, kann dieser Zerfall aber auch "ganz klein" und unbedeutend für die verbliebenen Weltteile sein - eine Quantenfluktuation, nichts weiter.

(19-04-2016, 22:02)Thomas schrieb: Wenn sich nichts mehr bewegt, d.h. keinerlei Energie mehr wirkt, kann ich nichts mehr messen. Somit ist es ununterscheidbar vom Nichts. Wohl auch vom philosophischen Nichts. Dann dürfte es Nichts sein.
Ich denke, der Begriff vom Ununterscheidbaren trifft die Sachlage am genauesten. "Es gibt" heißt immer zugleich: Ich kann es von anderem unterscheiden, wenigstens im Prinzip.

Deswegen ist ein Baum, der unbeobachtet im Wald umfällt trotzdem umgefallen (und hat ein Geräusch erzeugt). Die Information ist wenigstens im Wald vorhanden oder im Rauschen der Luftteilchen, wenn u. U. auch sehr verdünnt. Anders verhält es sich, wenn die Begriffe Wald, Baum, umfallen, Geräusch, Wahrnehmen ihren Inhalt einbüßen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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