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Wie wird man "Muslim"?
#57
(30-07-2016, 20:16)Bion schrieb:
(30-07-2016, 11:08)Egon Spengler schrieb: Ich bin mir nun unsicher, ob Deine Antwort beide Fragen beantwortet haben soll.

Soll sie, zumal ich manche deiner Fragen als "an den Haaren herbeigezogen" empfinde.

Diese Fragen sollen die Vorgehensweise erörtern, wie die Problemfrage zu untersuchen und einzugrenzen sein könnte. 

Diese Erarbeitung der Grundlagen ist bereits im Thread diskutiert worden, worauf ich im Verlauf des Beitrages näher eingehen werde.


Zitat:
Zitat:Wie zB auch diese:
(30-07-2016, 11:08)Egon Spengler schrieb: Warum legen Koraniten den Koran unterschiedlich aus?

Das musst du sie selbst fragen.

Die Überlegungen sollen die Frage aufwerfen, warum Muslime, die lediglich "den Koran" als Grundlage verwenden, zu verschiedenen Ergebnissen gelangen und somit unterschiedliche Interpretationen und Weltbilder hervorbringen.

Diese diversen Interpretationen und Weltbilder führen auch zu unterschiedlichen Begriffsanalysen und Kriterien bezüglich unserer Eingangsfrage "Wie wird man Muslim?".²

Wenn nur der Koran als Grundlage verwendet wird, um die Eingangsfrage zu untersuchen, sowie die Terminologien einzugrenzen, kann anhand von Statistiken¹ angemerkt werden, dass die Vorgehensweise von möglicherweise weniger als 1% der Gesamteinheit von Muslimen in Betracht gezogen wird, was wiederum zu einer Beeinflussung der Gebrauchsdefinition³ "Muslim" führen könnte.

Eine solche Art der Gegenstandsbetrachtung könnte folglich die Aussage herbeiführen, dass mehr als 90% aller Muslime, die sich einer der zwei größten Strömungen islamischer Traditionen, dem Shiitentum und Sunnitentum zugehörig fühlen, eine Modifikation des ursprünglichen Muslim - seins pflegen - unabhängig der Tatsache, ob diese These aus geschichtswissenschaftlicher Perspektive zutreffend sein mag, obgleich nicht schon bereits all jene, die den Koran nicht als verbindlichen Text für das Muslim - sein anerkennen, für Nicht-Muslime erklärt worden sind.


Zitat:
(30-07-2016, 11:08)Egon Spengler schrieb: Welchen Einfluss kann die Verwendung von Überlieferungsgeschichten, Tafsir, Lehrmeinungen... und kulturelle Aspekte auf die Koraninterpretation besitzen?

Das wäre Thema einer Diplomarbeit, die ich hier nicht abzugeben vorhabe. Mit der Frage des Eröffnungsbeitrags hat das nichts mehr zu tun. Solltest du darüber diskutieren wollen, eröffne dazu ein neues Thema.

Was die Überlieferung betrifft, siehe HIER (klick!)


(30-07-2016, 11:08)Egon Spengler schrieb: 1. Sprachzeichen können konventionell - geteilte Symbole sein, die kultur - spezifisch sind.
2. Sprachsymbole können individuelle Definitionen und Sinngebungen beinhalten.

Wie kann man diese Hypothesen bezüglich Koraninterpretationen bewerten?

Schon recht! Aber auch das sollte separat diskutiert werden. Eröffne ein Thema dazu. Vielleicht findet sich jemand, der mit dir darüber diskutieren möchte.

Wie bereits angedeutet, sind diese Fragestellungen grundlegend, um den theoretischen Rahmen der Untersuchung zu bestimmen.


Zitat:
(30-07-2016, 11:08)Egon Spengler schrieb: Wie lautet die "Shahada" nach dem Koran?

Die "Shahada" ist im gebräuchlichen Wortlaut im Koran nicht zu finden, wird aber angedeutet.

6:19  Sag: Er ist (nur) ein einziger Gott.

21:108  Sag: Mir ist nur eingegeben (zu verkünden), dass euer Gott ein einziger Gott ist.
(Übers. R. Paret)

Diese Andeutungen mögen zu vielen unterschiedlichen Varianten der "Shahada" geführt haben, die nach einigen Lehrmeinungen der diversen islamischen Traditionen direktermaßen in Verbindung ihrer "Aqidah" (~Grundlage (z. B. Ahadith Bukhary, Sahih Muslim,..., (kulturspezif.) Konsens) stehen mögen.

Ein Einblick in das Weltbild und der damit verbundenen Bedeutung der Shahada kann anhand der Meinungen und Rechtsurteile der Großgelehrsamkeit (Mahddab), die von der Mehrheit (~80-98%)⁴ der Muslime eine gewisse Akzeptanz und Gültigkeit findet, über die Fundamente ihres Weltbildes, die Begriffsdefintionen⁵ ihrer Tauhid - Konzeptualisierung pflegt, veranschaulicht werden.

Wie bereits schon in vorherigen Beiträgen zum Verständnis der Komplexität der kategorischen Traditions- und Lehren - Zuordnung kurz beigetragen worden ist, möchte angemerkt bleiben, dass innerhalb jener Strömungen und Rechtsschulen unterschiedliche Methoden angewendet werden, welche wiederum zu unterschiedlichen Verständnissen der Bedeutung von "la-ilaha-ill-allah" „Es gibt keinen Gott außer Gott“ (übersetzt von R. Paret) führen können. 

So erhält die Shahada hinsichtlich der Bezeugung durch die Worte "aschhadu an" - "Ich bezeuge" (übersetzt von R. Paret) bei orthodoxen Sunniten (Manhaj: "salaf"⁶) eine sehr grundlegende Bedeutung, die das Verständnis des Weltbildes der spezifischen Monotheismus - Lehre untermauern soll und die Bedingungen des Muslims - seins formen können.⁷

Veranschaulicht kann diese an einem spezifischen tradiertem Konzept des "Iman" (~Glaube), der diesen in Teile trennt und Kriterien zu Einstufungen des Iman bzw. Muslim-seins begründen soll. Darüber hinaus liegen weitere diverse Überlegungen und Theorien in den unterschiedlichen Rechtsschulen vor.


Zitat:
(30-07-2016, 11:08)Egon Spengler schrieb: Wenn die Aussprache aus phonetischer Hinsicht keine Bedeutung trägt, kann dann der Sinngehalt der ausgesprochenen "Formel" bzw. Wortkonstruktionen die entscheidende Rolle spielen, um Muslim zu sein?

Eine eigenartige Frage. Die Wortfolge ist vorgegeben, der Sinngehalt klar.

Angesichts der oben - erläuterten Informationen kann auch die Terminologie "Sinngehalt" hinsichtlich der Gegenstandsuntersuchung definiert werden sollen, da sich diese Terminologe auf die "absolute Wahrheit" der individuellen Weltanschauung des Muslims bezieht und nicht zwingend auf (klassische) realistische Philosophien übertragen müssen. An dieser Stelle kann nochmals auf die grundlegende Bedeutung der Sprachanalyse im Rahmen dieser Untersuchung hingedeutet werden.


Zitat:
(30-07-2016, 11:08)Egon Spengler schrieb: Gibt es Gründe, warum manche "Fundamentalisten" meinen, dass man diese Shahada auf Arabisch bezeugen muss?

Das musst du diese selbst fragen.

(30-07-2016, 11:08)Egon Spengler schrieb: Kann eine Begründung genannt werden, warum ein Beweis, dass der Islam angenommen wird, beim Freitagsgebet der Gemeinschaft vorgeführt werden sollte bzw. muss?

Von "sollte" kann nicht die Rede sein, auch von "müssen" nicht.

Was ist in diesem Zusammenhang so schwer zu verstehen? Es gibt rituelle Handlungen, an denen Gläubige teilnehmen, und zwar freiwillig.

Das Bezeugungsgebet ist Teil einer rituellen Handlung, zu der sich Muslime an Freitagen einfinden. Wer also regelmäßig seine Pflichtgebete - das Bezeugungsgebet eingeschlossen - spricht, wer sich an Freitagen zum Gemeinschaftsgebet einfinden, wer also in ritueller Reinheit die Glaubenspraxis ausübt, von dem darf angenommen werden, dass er Moslem ist.

(29-07-2016, 15:57)Bion schrieb: Grundsätzlich gilt:  Muslim ist, wer sich wie ein Muslim verhält.

Das mag aber jetzt keine theologische Sichtweise sein, nicht wahr? Kann man diese Meinung belegen?

Ja, diese Meinung kann man belegen:
H. Halm. Der Islam, 2007 München, Verl. C.H. Beck, S. 61

(16-07-2016, 05:06)Egon Spengler schrieb:
(29-07-2016, 15:57)Bion schrieb: Darüber hinaus ist Moslem, wer von einem muslimischen Vater abstammt. Wahlfreiheit besteht in diesem Falle nicht.

Kann man diese Meinung belegen?

Khoury – Hagemann – Heine. Islam-Lexikon,  1991 Freiburg i. Br., Verlag Herder,  Bd 2, S. 305

(16-07-2016, 05:06)Egon Spengler schrieb: Kann man diese Meinung auch anhand des vermeintlich für alle Muslime verbindlichen Textes, dem Koran belegen?

In der Regel wird auf solche Rückfragen auf das Beispiel Abrahams (2:132) verwiesen.

Anhand Deiner Aussagen können m.E. folgende Bedingungen für das Muslim - sein bisher zutreffend sein:

  1. Anerkennung des Korans als verbindliches Text des Islam
  2. Spezifische phonetische Anwendung zur Erfüllung eines Rituals
  3. Spezifisch - "sinngemäßes" Verständnis eines "koranischen" und ontologischen Weltbildes
  4. Vollrichten eines Rituals ("Freitagsgebet")
Aus metaphysischer Sicht könnte man m.E. hinsichtlich Punkt 2. (Phonetik und Akustik) und Punkt 4. (Humanmechanik und -physiologie) die dualistischen Wechselwirkungen eingrenzen.


_________
¹ Pew Reseach Center (2009): "MAPPING THE GLOBAL MUSLIM POPULATION": A Report on the Size and Distribution of the World’s Muslim Population October 2009".  siehe: https://web.archive.org/web/201008020534...lation.pdf . (Letzter Zugriff: 30.07.2016) . S.8ff.
² Musa, Aisha Y. (2010): "The Qur'anists". Religion Compass (John Wiley & Sons). 
Siehe auch: http://www.academia.edu/1035742/The_Quranists . (Letzter Zugriff 30.07.2016)
³ Stausberg, Michael (2012): "Religionswissenschaft". De Gruyter, Berlin/Bosten. S.34ff.
⁴ Pew Reseach Center (2009): "MAPPING THE GLOBAL MUSLIM POPULATION": A Report on the Size and Distribution of the World’s Muslim Population October 2009".  siehe: https://web.archive.org/web/201008020534...lation.pdf . (Letzter Zugriff: 30.07.2016) . S.8ff.
⁵ Islam Fatwa (2016): "Fundamente (Aqidah)". IN. "www.IslamFatwa.de". http://www.islamfatwa.de/aqidah-tauhid. Letzter Zugriff: 30.07.2016
⁶ vgl.⁵ siehe: http://www.islamfatwa.de/manhaj/112-das-...salafiyyun . Zugriff: 30.07.2016.
⁷ Islam Fatwa (2016): "Die Bedingungen von Lā ilāha illā ʾllāh". IN. "www.IslamFatwa.de". http://www.islamfatwa.de/aqidah-tauhid/1...illa-allah . Letzter Zugriff: 30.07.2016.
Ich bin weit über die Fähigkeit rationalen Denkens hinaus entsetzt.
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