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Artus (Artussage)
#1
Die früheste Erwähnung des Namens Artus (Arthur) findet sich in der Historia Britonum, einem Geschichtswerk aus der ersten Hälfte des 9. Jhs. Der Autor dieses Werks ist unbekannt, auch wenn im Prolog ein ↗Mönch namens Nennius1 als Urheber des Textes2 genannt ist.

Der historische Kern der sich um Artus rankenden Sagen ist zeitlich wohl in das ↗Britannien des 5. Jhs zu verorten. Es ist die Zeit der Landnahmen durch ↗Angeln und ↗Sachsen, gegen die sich die in ↗England und ↗Wales ansässigen ↗keltischen Stämme nach Kräften wehrten. Schon 9. Jh wurden germanische und keltische Sagenkreise mit christlichen verknüpft. Bei Nennius ist es ↗Maria, mit deren Hilfe Artus Schlachten gewinnt.

Im Abschnitt IV (§ 56)3 der Historia Britonum wird Artus mit dem Titel "dux bellorum"4  bezeichnet. Die Frage, ob eine möglicherweise historische Figur namens Artus je einen Königstitel innegehabt hatte, ist offen.

In der ersten Hälfte des 12. Jhs zeichnet Galfred v. Monmouth in seiner "Historia regum Britanniae" Artus als König und idealen Herrscher, der in ↗Gallien erfolgreich Kriege führt und auch gegen ↗Rom vorgeht. In seiner Abwesenheit erhebt sich sein Neffe Mordred gegen ihn. Zwar gelingt es Artus Mordred im Zweikampf zu töten, wird dabei aber selbst tödlich verwundet. Danach wird er von drei Frauen auf die Insel Avalon gebracht. Auch Galfreds Text nimmt in Anspruch, Historisches zu berichten. Mit den Romanen "Erec", "Lancelot", "Yvain" u. ↗"Perceval", von Chrétien de Troyes, die etwa zur selben Zeit entstehen, wird Artus zur reinen Romanfigur, die ohne  historischen Bezug auskommt. Artus unterhält auf seiner Königsburg Camelot5 einen glanzvollen Hof, sammelt ↗Ritter seiner Tafelrunde um sich, die in die Welt ziehen und sich dunkeln, für das ↗Christentum bedrohlichen Mächten entgegenstellten.

Gegen Ende des 12. Jhs übersetzt ↗Hartmann von Aue die Romane Erec und Ivain (Gawain) ins Deutsche. Anfang des 13. Jhs greift ↗Wolfram von Eschenbach den Perceval auf und stellt das unvollendet gebliebene Werk nach eigenen Vorstellungen fertig.

Obwohl die Artus-Romane allesamt in der christlichen Tradition standen, hat die Kirche anfangs gegen die "Lügengeschichten, die verbreitet werden", heftig protestiert (LThK Bd 1, 1047). Das hatte zur Folge, dass der Typus des heilsgeschichtlichen Romans, der im Perceval bereits angelegt war, weiter forciert wurde und bei Robert de Boron alte historische Traditionen mit christlichen Legenden (um↗Josef von Arimathäa und den ↗Heiligen Gral) verbunden wurden.

1) Ego Nennius, Elvodugi discipulus,… (Ich, Nennius, Schüler des Elvodugius,…)
2) Die frühen Handschriften nennen keinen Autor. Der Anspruch auf Autorenschaft eines Nennius findet  sich erst in Prologen, die ab dem 13. Jh hinzugefügt sind.
Zum Text liegen über 40 Handschriften vor, die zwischen vom10. bis zum 16. Jh entstanden sind und voneinander zum Teil erheblich abweichen.
3) Gliederung des Textes nach ↗Mommsen
4) Im 5. Jh war "dux bellorum" bei den Römern ein militärischer Titel, dessen Rang zwischen ↗Tribun und ↗Legat einzureihen ist und von  obersten Befehlshabern der Grenztruppen geführt wurde.
5) Häufig wird die ↗legendäre Burg Camelot mit der Siedlung Cadbury Castle identifiziert, die in der ↗Eisenzeit befestigt, etwa 70 nC verlassen, zerstört und um 500 nC wieder aufgebaut worden war (Birkhan 264). Auch Caerleon in Wales, einst ein ↗römisches Legionslager, wird oftmals als Ort genannt, wo Camelot einmal gestanden haben soll (Harrison 271).


Literatur:
Nennius. Historia Britonum
Helmut Birkhan. Kelten. 21997 Wien, Österr. Akademie der Wissenschaften.
Dick Harrison. Verräter, Hure, Gralshüter. 2007 Düsseldorf, Patmos Verlag.



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MfG B.
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