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Luthers Persönlichkeitsprofil in den Augen von Historikern
#31
Da der Wettstreit der Religionen offiziell ja seit einiger Zeit medienwirksam als beendet erklärt wurde sind es wohl die sog. Glaubensgemeinschaften oder sektiererische Abspaltungen welche  als Spaltpilz fungierten. Die Botschaft macht mich immer wieder hellhörig wenn von der reinen Lehre spricht.

Es ist aber auch so, dass Verwässerungen der Glaubenspraxis im allgemeinen auch negativ besetzt sind. Das suggeriert eine leere der Lehre und wird in der Regel als zersetzendes Argument nicht selten erfolgreich eingesetzt.

Das der Islam offenkundig eher geneigt ist den Streit um die wahre Lehre aufzunehmen ist den Christen eher unangenehm.
Diese Richtungsstreitigkeiten gab es im Christentum aber auch, bin mir aber nicht sicher ob man Andersdenkende bspw. zu Luthers Zeiten dann gleich mit dem Tode bedroht hat.
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#32
(07-06-2017, 10:00)Kreutzberg schrieb: Diese Richtungsstreitigkeiten gab es im Christentum aber auch, bin mir aber nicht sicher ob man Andersdenkende bspw. zu Luthers Zeiten dann gleich mit dem Tode bedroht hat.

Die letzten Kreuzzuege gegen Ketzer innerhalb des Reiches fanden 1419-1436 statt (Hussitenkriege). Verfolgungen von christlichen Splittergruppen gab es auch danach noch, z.B. von Waldensern in Brandenburg oder Oesterreidh. Luther und Calvin waren beide ausgesprochene Befuerworter der Hexenverfolgung, welche ja eher ein neuzeitliches Phaenomen darstellt. Die Inquisition verfolgte auch den Protestantismus (paepstliche Bulle 1542). Nach dem Tode Luthers gab es auch die Mennonitenverfolgung durch die Inquisition in Flandern. Man darf auch nicht den Dreissigjaehrigen Krieg vergessen (1618-1648), der zwar bei weitem nicht nur, aber definitiv auch ein Religionskrieg war.

"Haeresie" selbst war also immer noch riskant, auch wenn sich die Verfolgung zunehmend auf "Hexen" verschob oder auf staatliche Organe uebertragen wurde.
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#33
(07-06-2017, 10:00)Kreutzberg schrieb: Das der Islam offenkundig eher geneigt ist den Streit um die wahre Lehre aufzunehmen ist den Christen eher unangenehm.

Es sollte sich langsam herumgesprochen haben, daß durch Streit niemals entschieden werden kann, was die wahre Lehre ist.
Das zeigt nur, wer die besseren Kanonen hat
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#34
Es geht um die Persönlichkeit "Luther". Dieser ist keinem Streit aus dem Weg gegangen. Leider hatte er Unrecht. Denn eine Lehre ist niemals "wahr" sondern bestimmt ihrerseits, was als wahr zu gelten hat. Und deshalb ist die "wahre Lehre" reine Fiktion, die in der Regel von durchaus weltlichen Machtinteressen benutzt wird!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#35
(20-06-2017, 22:44)Ekkard schrieb: . . .  eine Lehre ist niemals "wahr" sondern bestimmt ihrerseits, was als wahr zu gelten hat. Und deshalb ist die "wahre Lehre" reine Fiktion, die in der Regel von durchaus weltlichen Machtinteressen benutzt wird!


Gilt das auch für die Lehre der 'Aufklärung' und alle ihre Derivate seit 1789 ?
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#36
(21-06-2017, 07:56)Sinai schrieb: Gilt das auch für die Lehre der 'Aufklärung' und alle ihre Derivate seit 1789 ?

Was soll die Frage? Was Ekkard gesagt hat, war doch wohl klar genug.

Letztlich geht es hier um den Wahrheitsbegriff, den Ekkard hier uebrigens im Sinne der Aufklaerung verwendet hat. Und da Luther Mensch war, sind halt seine Aeusserungen auch nichts anderes als das: menchliche Ansichten und keine absolute Wahrheit.
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#37
Richtig. Und die Aufklärung war und ist ein gesellschaftlicher (Lern-)Prozeß mit vielen Erkenntnisschritten und keine Lehre.

Im Übrigen halte ich auch das Christentum nicht für eine Lehre. Einzelne Dogmen sind Lehren. Die so genannte Bergpredigt enthält Lehren, aber das Christentum ist ein historischer Prozess von der Antike bis in die Neuzeit. Deswegen ist auch die Behauptung, darin seien "absolute Wahrheiten" enthalten oder z. B. für einen Luther "erkennbar", reines Wunschdenken. Hunderte von kleinen, meist lokal, temporär gültige und situationsbezogene Wahrheiten können nicht für etwas Grundsätzliches (Absolutes) stehen (dessen Existenz ich stark bezweifle, was aber trotzdem gerne vertreten wird).
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#38
(21-06-2017, 11:16)Ekkard schrieb: Die so genannte Bergpredigt enthält Lehren, aber das Christentum ist ein historischer Prozess von der Antike bis in die Neuzeit.

Vielleicht kann man das Christentum folgendermaßen werten:
Ursprünglich eine rein jüdische Sekte.  Johannes der Täufer war noch ein alttestamentlicher Prophet !  Die 12 Apostel waren alle Juden.  Jesus vergleicht kanaanitische Kinder mit kleinen Hunden. Die Story spielt sich im Tempel und dessen Umfeld ab.  Jesus muß sich laufend vor den Sadduzäern und Pharisäern rechtfertigen. Sabbatthematik! Letztlich ein Schauprozeß im Großen Sanhedrin.

Später setzen sich die Apostel zusammen und müssen erkennen, daß ihre Lehre innerhalb des Judentums auf kein Interesse stößt. Sie entscheiden, auch unter Heiden* zu missionieren! Es werden Unbeschnittene aufgenommen. Beginn der "Heidenmission"

Diese internationale Mission trägt unerwartet reiche Früchte! Vor allem bei den Griechen, aber auch bei Römern.
Bis zum Bar-Kochba-Aufstand gibt es neben der rasch wachsenden Heidenchristenschaft auch noch Juden, die übrigens zweigleisig fuhren. Sie gingen in die Christenversammlungen, am Sabbat und bei Pascha und Purim und Chanukka und Jom Kippur gingen sie in ihre Synagogen.

Als der Bar-Kochba-Aufstand von Rom niedergeschlagen wurde, gab es die Große Säuberung im Judentum.
Alle "Verräter" wurden mit dem Cherem belegt und ausgestoßen. Dies traf alle Judenchristen. Sie wurden alle aus ihren Synagogen ausgestoßen. Begründung: Sie hatten nicht in die Partisanenbewegung von Bar Kochba eingereiht.
Das pharisäische Judentum erfand das Achtzehnbittengebet, das ist ein Fluch gegen die Christen.
Wird seitdem jeden Sabbat getan

Dies war der große Riß, die Trennung zwischen Ecclesia und Synagoge

Das Christentum entwickelte sich seither ohne die Gelehrsamkeit der jüd. Rabbiner, aber auch ohne deren Ballast.
Wurde alsbald allerorts zur Staatsreligion in Europa.

Karl der Große förderte Christentum und Judentum. Er holte jüdische Sippen ins Land, um ein funktionierendes Geldwesen zu errichten.

In Spanien kamen mehrere jüdische Sippen auf die Idee, sich zum Schein taufen zu lassen, um in hohe Regierungsämter zu gelangen. Der Schwindel flog jedoch wie zu erwarten alsbald auf, diese Scheinchristen wurden als Marranen bezeichnet und bekämpft, die Heilige Inquisition wurde zu diesem Zweck errichtet.
Seit diesem Zeitpunkt kommt die Christenheit nicht mehr zur Ruh.

Der jüdische Gelehrte Jacob ben Jechiel Loans suchte sich einen christlichen Schüler, den Johannes Reuchlin
Von nun an standen unentwegt Sekten auf, denen das Christentum nicht jüdisch genug war.
Sie konnten die hebräischen Texte des AT lesen und forderten 'back to the roots'

*Tendenziell abwertenden durch neutralen Begriff ersetzt!
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#39
@Sinai

Es ist eine Unart, Nebenbemerkungen aufzugreifen und Themen auf diese Weise abzuändern. Mit der Anfrage Kreutzbergs ("Luthers Persönlichkeitsprofil in den Augen von Historikern") hat der vorstehende Beitrag nichts zu tun.
MfG B.
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#40
Gehen wir wieder zum Thema dieses Threads zurück.  Das Persönlichkeitsprofil des Martin Luther

Ich habe soeben in Google Bilder den Suchbegriff Luther eingegeben.
Es ist bekannt, daß sich Luther gerne malen ließ

Wenn ich mir den so anschaue, so sage ich, ich würde mich im Wirtshaus nicht neben ihn setzen
Da hätt ich Angst!
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