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Eine Welt ohne Glaube
Glaube in unserere heutigen Gesellschaft ist oftmals ein persönlicher Begriff, welcher den eigenen Werten und Vorstellungen eine Metaebene zuordnet und somit eine gewisse Universalität und Allgemeingültigkeit schafft.
Sehen wir uns etwa die Lehren der Kirchen an und vergleichen es mit den Glaubensaussagen der Menschen, gibt es doch oftmals starke Widersprüche bzw. Differenzen. Die "Kirche von unten" ist den Oberen was Toleranz und Modernisierung angeht zumeist doch weit vorraus.
Glaube schien noch nie so persönlich zu sein (für weite Teile der Gläubigen) wie in unserer Zeit. Man kann dies sowohl positiv als auch negativ betrachten. Positiv: Die Machtinstitution Kirche selbst verliert an Macht und die Menschen machen sich unabhängig von irgendwelchen angeblichen Wahrheiten.
Negativ: Jedwede Konstanz im Glauben geht verloren und das infantiele Setzen des persönlichen Kuschelgottes hilft oftmals nicht dabei, Vernunft an die Stelle von Glauben zu setzen. Ideen, welche aus dem humanistischen Menschenbild und der gesellschaftlichen Aufklärung erwachsen sind, werden leider nicht immer als solche erkannt (und die entsprechenden Konsequenzen gezogen), sondern als angeblicher Wille des ganz persönlichen Gottes betrachtet. Dabei vergisst der moderne Gläubige allzu oft, dass es Menschenwerk war, mit viel Kampf und gegen viel Widerstand.
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(05-04-2020, 18:00)Davut schrieb: Was ist Glaube überhaupt? Ich meine, er ist dem Menschen in die Gene gelegt.

Der gemeinsame Glaube und das Zelebrieren von Ritualen hatte auch evolutionär einen Vorteil. Es hat das Gruppengefühl bzw. die Gruppenzugehörigkit gestärkt, ebenso wie die Abgrenzung gegenüber potenziellen Konkurrenten/Feinden. Das machte die eigene Gruppe stärker und widerstandsfähiger gegenüber Angriffen von Außen. Zudem half es, verbindliche Regeln zu setzen.

Aber da der Mensch ja auch durchaus eine kulturelle Evolution durchläuft, benötigen wir imho solche Konstrukte heute nicht mehr. Zumal der beschriebene Effekt auch verloren geht, sobald man um ihn weiß.
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(05-04-2020, 18:00)Davut schrieb: Was ist Glaube überhaupt? Ich meine, er ist dem Menschen in die Gene gelegt. Und zwar seit der Homo sapiens auf zwei Beinen laeuft, hat er an irgend etwas immer  geglaubt.

Also... zunächst mal ist Glaube nicht mehr als einfach nur eine taktisch sich selbst-beruhigende Reaktion unseres Gehirns auf Nichtwissen.

Ist Nichtwissen dem Menschen in die Wiege gelegt? Es ist für das menschliche Gehirn sehr verstörend, wenn es keine festen Orientierung- oder Anhaltspunkte findet ... die ihm eine gewisse Sicherheit suggerieren. Jeder der schon mal so richtg seekrank gewesen ist, hat jetzt ungefähr eine Ahnung dessen was ich meine.

Andersherum flutet unser Gehirn uns dann auch immer gerne mit hohen Dosen an Opioiden und anderen Glückshormonen  zur Belohnung, wenn die Welt wiedermal ganz in Ordnung scheint.
Da es sich bei diesen Opioiden um die selben biochemischen Substanzen handelt, welche nicht nur bei - z.B. - sogenannten Spielsüchtigen zum gravierenden Perönlichkeits-verändernden Problem werden können, sonder auch sonst in ihrer chemischen Struktur jenen süchtig-machenden Derivaten des Schlafmohns sehr ähnlich sehen.. und womit sich dann aber auch die schmerzlindernde Wirkung beim sogenannte Placeboeffekt gut erklären lässt..........

müsste deine Frage, @Davut, eigentlich lauten: "Ist dem Menschen die Veranlagung zu einer gravierenden Suchterkrankung durch Glückshormone im Glauben bereits in die Wiege gelegt.

Ja.. absolut. Auch Tiere haben entsprechende Drüsen für solche körpereigenen Betäubungsmittel, die ihnen im Falle das Leiden etwas erträglicher machen. Auch Tiere kennen Euphorie und andere befindlichkeitsabhängige Gefühlszustände... welche durch das Wechselspiel ihrer körpereigenen Schmerzlindrungsmittel hervorgerufen werden.

Was auch wieder ein eindeutiger Hinweis darauf ist, dass Tiere über ein weit entwickelteres Bewusstsein verfügen..als man so auf den ersten einfachen Hinschauen meist meinen könnte.
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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(05-04-2020, 20:20)Geobacter schrieb:
(05-04-2020, 18:00)Davut schrieb: Was ist Glaube überhaupt? Ich meine, er ist dem Menschen in die Gene gelegt. Und zwar seit der Homo sapiens auf zwei Beinen laeuft, hat er an irgend etwas immer  geglaubt.


müsste deine Frage, @Davut, eigentlich lauten: "Ist dem Menschen die Veranlagung zu einer gravierenden Suchterkrankung durch Glückshormone im Glauben bereits in die Wiege gelegt.

Womit wir mit dieser Einschätzung "Suchterkrankung" in gefährlicher Nähe der unsinnigen Erbsuendentheorie uns bewegen. Aber es ist schon richtig, dass "Glaube" zunächst mal nichts Religiöses sein muss.

Man könnte ihn auch als intuitives Bedürfnis nach Wohlfühl-Atmosphaere, Schutz und infantile Geborgenheit bezeichnen. Ein Relikt der Evolution eben. Den oder die Götter haben wir dazu erfunden? 

MfG
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Eine Beschreibung als krankhaft halte ich auch fuer verfehlt. Im Prinzip macht die Entstehung von Religion evolutionaeren Sinn.
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Ist "Vertrauen" eine Krankheit? Glaube ist nach Lesart unserer (speziellen, hiesigen Theologen) das Vertrauen in in gewisse Sinnsetzungen, in die Bergpredigt, in Beispielhandlungen Jesu, in den Willen Gottes, dass die Menschen (im allgemeinen) leben sollen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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(13-05-2020, 16:32)Ekkard schrieb: Ist "Vertrauen" eine Krankheit? Glaube ist nach Lesart unserer (speziellen, hiesigen Theologen) das Vertrauen in in gewisse Sinnsetzungen, in die Bergpredigt, in Beispielhandlungen Jesu, in den Willen Gottes, dass die Menschen (im allgemeinen) leben sollen.

Tja.. Ist Glaube und Vertrauen grundsätzlich immer das selbe? Und  wenn man sich die Beispielhandlungen des Jesus in der Bibel mal alle neben-einander-gelegt so anschaut,  ist das erste was einem da in Sinn kommt, doch ziemlich verwirrend... um es mal bezüglich der vielen Emotionen die ansonsten gleich hoch kochen würden, sehr rücksichtsvoll auszudrücken.

Auch bezüglich der Bergpredigt,  welche ja das Bild des idealen, sich für den Nächsten selbst aufopfernden Menschen predigt, gibt es da einiges zu meckern.

Es gibt viele die sehr fromm "glauben", aber trotzdem selber ganz und gar nicht dem Ideal dieses Bergpredigt-Menschen entsprechen.  Weder Glaube noch Bergpredigt  scheinen also diesbezüglich wirklich etwas zu bringen. Es müssen noch ganze andere, viel wichtigere Faktoren mit im Spiel sein, die uns dazu befähigen, uns in die Lage unserer Nächsten zu versetzen und somit auch erst ermöglichen, mit ihnen mit zu fühlen.

Was  unseren Umgang mit dem Vertrauen angeht, sollten wir immer sehr sehr vorsichtig sein. "Skeptisch" wäre in diesem Zusammenhang der vielleicht sogar der viel bessere Ausdruck. Viele kaum lösbare Probleme die wir heutzutage als Menschheit und oft auch als einzelne alle so haben, lassen sich zweifelsfrei darauf zurückführen, dass wir den Wert des Glaubens und des guten Vertrauens viel zu hoch einschätzen.
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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Vertrauen basiert auf Grunderfahrungen. Und die sind leider sehr verschieden. Leider geht es nicht ohne Vertrauen in den Nächsten. Da wäre jetzt dein Einwand berechtigt: Skeptisch muss man auch sein, denn andere haben selten das Wohl anderer im Sinn. Mir kommt es so vor, dass weder blindes Vertrauen noch die garstige Seite, das feindliche Misstrauen, zum guten Miteinander führen. Irgendwie sollten wir besser miteinander auskommen, als uns gegenseitig zu bekriegen.

Ein Menschenbild (Glaube), das uns immer nur den Feind zeigt, führt mit Sicherheit ins Chaos. Vielleicht sollten wir uns von der traditionellen Mythologie trennen, die das gegenseitige Verhältnis dann trübt, wenn simple Interessensgegensätze durch traditionelle Glaubensgegensätze verstärkt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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(13-05-2020, 23:24)Ekkard schrieb: Irgendwie sollten wir besser miteinander auskommen, als uns gegenseitig zu bekriegen.

Ein Menschenbild (Glaube), das uns immer nur den Feind zeigt, führt mit Sicherheit ins Chaos. 
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MfG
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(13-05-2020, 23:24)Ekkard schrieb: Ein Menschenbild (Glaube), das uns immer nur den Feind zeigt, führt mit Sicherheit ins Chaos. Vielleicht sollten wir uns von der traditionellen Mythologie trennen, die das gegenseitige Verhältnis dann trübt, wenn simple Interessensgegensätze durch traditionelle Glaubensgegensätze verstärkt werden.

Der Irrsinn im überbewerten des Glaubens besteht nicht darin, dass der Glaube vor allem nur gerne auf den Feind zeigt, sondern dass "wir" auch selbst im guten Glauben besonders leicht zu verführen sind.
Um es noch deutlicher zu sagen: Es ist gerade dieser gute Glaube der uns nur all zu oft komplett den  Verstand vernebelt, welcher nötig wäre, den wirklichen  Feind zu erkennen.

Ideelle Werte, so schön und edel sie meist auch scheinen mögen, sind Konstrukte und Projektionen unseres Empfindens und unser Empfinden ist von Natur her sehr opportunistisch wie ebenso egoistisch..aber zu allem Übel auch noch sehr eitel.

Der "Teufel Glaube" (Metapher) verdeckt mit seinem Schwanz zuerst immer genau jene Fakten, die unser Empfinden nicht sehen will, weil diese Fakten meist sehr unangenehme Emotionen hervorrufen. Und wenn sich dann der Kontakt mit der Realität doch nicht ganz vermeiden lässt, fangen wir erst wirklich damit an, unsere Illusionen mittels Rationalisierungen (Verschwörungstheorien und Feindbildern) zu verteidigen.

Für den (gegenwärtigen) Erfolg von Populisten und Verschwörungstheoretikern - welche in ihre ganzen Persönlichkeitstruktur nichts anderes sind, als bösartige Narzissten.. und die nichts anderes wollen, als möglichst viel Aufmerksamkeit auf sich selbst zu lenken (Erfolgserlebnis), spielt die positive Überbewertung des Glaubens bei vielen Menschen, die eine alles entscheidende Rolle.

Gesunder Glaube ist einfach nur eine "Schätzung". Nicht mehr und nicht weniger.
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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Ich würde mal Behaupten, dass es keine Welt ohne Glauben geben würde

Im Endeffekt berüht die Welt auf den Glauben.


Dieser kann natürlich stets unterscheidlich aufgefasst werden von jedem einzelnen Individuum.
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Die Welt schert sich nicht um den Glauben, die chronische Selbstüberschätzung und die Hirngespinste der Gattung Mensch. Die hat Milliarden Jahre existiert, bevor der erste Urmensch vom Baum sprang, und wird noch existieren wenn die jetzige Sorte Mensch längst ausgestorben ist. Der Mensch muß sich an der Welt, der Realität orientieren, denn umgekehrt läuft gar nichts.
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Beitrag #203
(13-05-2020, 23:24)Ekkard schrieb: Mir kommt es so vor, dass weder blindes Vertrauen noch die garstige Seite, das feindliche Misstrauen, zum guten Miteinander führen.


Beides kann sehr schädlich sein
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Beitrag #207
(30-09-2020, 13:50)Rao schrieb: . . . bevor der erste Urmensch vom Baum sprang . . .


Wie definierst Du persönlch den ersten Urmenschen ??
Kenntnis des Feuers / Ahnenverehrung / Verwendung der Sprache / Verwendung von Tieren / . . .

Wenn wir uns auf eine Definition geeinigt haben (eine solche Konvention ist schwer zu finden), dann stellt sich die nächste Frage - ob das überall auf der Welt gleichzeitig geschah (Afrika, Ostasien Pekingmensch, Neandertal, Nord/Südamerika, Australien)

Waren die Neandertaler überhaupt Menschen ?
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(30-09-2020, 23:51)Sinai schrieb: Waren die Neandertaler überhaupt Menschen ?

Sicher. Sie begruben ihre Toten und benutzten Schmuckgegenstaende. Ausserdem leben sie immer noch in den Europaeern und Asiaten fort, gehoeren also zumindest zu einem kleinen Teil auch zu unseren Vorfahren. Ich glaube kaum, dass sich der moderne Mensch mit Neanderthalern fortgepflanzt haette, wenn diese nicht zumindest von Einigen als Mensch akzeptiert worden waeren.

Ansonsten sind Neanderthaler sicher nicht der Beginn der Menschheit; Homo erectus, der vor zwei Millionen Jahren auftauchte, war sicherlich bereits als Mensch erkennbar. Er machte Werkzeuge, benutzte Feuer und breitete sich ueber die gesamte Alte Welt aus, wobei er auch irgendwie auf Inseln gelangt ist (also baute wohl Boote). Natuerlich war er noch deutlich primitiver.

Das hat aber alles herzlich wenig mit Raos Aussage zu tun, die gar nicht von irgendsolchen Details abhaengt. Ob Neanderthaler irgendeine Form von Glauben hatten, kann man naturgemaess nicht sagen. Zumindest gaben sie ihren Toten manchmal Grabbeigaben mit.
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