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ICF - International Christian Fellowship
#1
Guten Abend, 

ich probiere hier einfach mal mein Glück. 
Ich studiere evangelische Theologie auf Lehramt und schreibe momentan an einer Arbeit über ICF. In einem Teil geht es um die Popularität von ICF und die Unbeliebtheit der Landeskirchen, warum junge Leute lieber zu ICF gehen und die klassischen Gottesdienste meiden. Da ich selbst landeskirchlich aufgewachsen bin, sind die „Celebrations“ für mich Neuland und geeöhnungsbedürftig. Mich würde interessieren, was die „Mitglieder“ (Mitglieder in dem Sinne gibt es keine) an ICF besonders schätzen und warum sie der Kirche angehören. Ich denke, dass die moderne Ausrichtung, die von vielen als mitreisend empfindende Musik und die zahlreichen Angebote viele ansprechen. Trotzdem sind die Werte, verglichen mit den Landeskirchen, eher konservativ. Warum zieht ICF dennoch so viele junge Menschen an? 

Über Antworten, gerade auch von ICF-Mitgliedern, und einen Austausch würde ich mich freuen! 

Vielen Dank und liebe Grüße, 
Helena
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#2
Auch ich habe evangelische Theologie auf Lehramt studiert, in den 60ern des vorigen Jahrhunderts, und bin dadurch zum Atheisten geworden.

ICF schafft es, den jungen Menschen ein WIR-Gefühl zu geben, das Gefühl, nicht nur als Zuschauer dabei zu sein, wichtig zu sein ... all das, was die "moderne" Realwelt nicht bietet, da ist man nur Rädchen im Getriebe ohne Mitspracherecht.
Auch in den Amtskirchen ist man ja nur Zählpublikum, man darf zwar "helfen" bei Festchen und Feiern, aber man soll das Bestimmen bitte den Würdenträgern überlassen.

ICF macht dasselbe wie die Werbung für die "angesagten" Markenprodukte, und es legt auch Wert darauf, die "Heilige Schrift" nicht zu hinterfragen, denn die ist wörtlich "wahr".

ICF macht aus Menschen psychedelisierte Puppen ohne eigenes ICH, ohne Urteilsfähigkeit, ohne eigenen Willen.
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#3
Die ICF will Fundamentalismus "sexy" und modern erscheinen lassen. Im momentanen Klima allgemeiner gesellschaftlicher (gedanklicher) Radikalisierung mag das sogar von Erfolg gekroent sein.
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#4
Und weil man dort das findet, was man im Rest der Gesellschaft nicht mehr findet, lässt man sich auf derart konservative Wertvorstellungen ein? Ist das Gefühl der Teilhabe wichtiger?
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#5
Um Teilhabe und das Erleben von Gemeinschaft mag es fuer einige gehen, aber ich denke, die Attraktivitaet rechtskonservativer und fundamentalistischer Ideen ist, dass sie (vermeintliche) Gewissheiten verkaufen. Diese Gewissheiten sind im allgemeinen auch sehr simpel gehalten, so dass sie niemanden ueberfordern. Unsere aufgeklaerte Gesellschaft, und auch die eher weltoffenen Kirchen, thematisieren oft komplexe gesellschaftliche Probleme und fordern uns auf, rational und durchdacht zu handeln. Das ist aber gar nicht so einfach und erfordert auch eine Menge Arbeit. Das Befolgen der strikten Regeln fundamentalistischer Kirchen mag fuer viele von uns schwer erscheinen, da es uns einige liebgewonnene Unarten abzugewoehnen versucht; nichtsdestotrotz sind die Regeln simpel. Man muss nicht nachdenken, man muss die existierenden Regeln nur befolgen. Viele Menschen tun sich schwer damit, Entscheidungen zu treffen, da sie fuer die Ergebnisse ihrer Entscheidungen verantwortlich sind, und Misserfolge aufgrund eigener Entscheidungen koennen schwer auf dem Gemuet lasten. Fundamentalisten nehmen einem viele dieser Entscheidungen ab; hat man trotzdem Misserfolge, so bleibt man schuldlos, solange man den einfachen Regeln gefolgt ist. Ich denke auch, dass die Insitution des "Teufels" diesem Zweck dient: man wird vom Taeter zum Opfer, und als Opfer bleibt man mit sich im Reinen, da man keine Verantwortung traegt.

Wer sich hier daran stoert, dass ich da oben rechtskonservative Ideen mit angesprochen habe, so gilt das natuerlich auch fuer (sogenannte real existierende )linkssozialistische; die spielen heutzutage nur kaum mehr eine Rolle, seit der Lack nach dem Zusammenbruch des Ostblocks ab ist. Das Problem (zu) einfacher Antworten auf schwierige Fragen gab's da aber natuerlich genauso, und auch dort wurde mit Gewissheiten gehandelt.
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#6
Hallo Helena
Ich bin zwar nicht direkt bei ICF
würde mich aber gestlich schon zu dieser Richtung zählen.
Beim ICF geht es darum das Christsein darin besteht, nicht starr irgendwelche Gebote zu befolgrn,sondern eine persönliche Beziehung zu Jesus zu haben.

In einer Beziehung geht es darum einander kennenzulernen.Jesus kennt uns, wir kennen aber ihn nicht.Jesus Anliegen ist es das wir erkennen wer er ist,was er für uns getan hat,wovon er uns erlösrn will.Sein Evangelium ist keine Droh-sondern eine Frohbotschaft denn er liebt uns bedingungslos.
Die meisten Menschen dieser Ausrichtung haben einfach die Erfahrung dieser bedingunglosen Liebe gemacht, das Jesus/ Gott sie so annimmt wie sie sind.Sie haben ihre Fehler und Bedürftigkeit erkannt und wissen das sie in Jesus Veränderung erfahren.
Dieses Gefühl des angenommensein was sich in solchen Gemeinden wiederspiegelt ist es , das so anziehend macht.
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#7
(03-05-2018, 23:08)HelAbr schrieb: Warum zieht ICF dennoch so viele junge Menschen an?

Hallo

Ein alter Thread... aber immer noch aktuell. Und ja: Ich habe Kontakt zu ICF. "Junge Menschen" ist ein dehnbarer Begriff! Was ich sehe und erlebe: ICF zielt auf das Mittelalter 25+. Sie erreichen dabei keine oder nur kaum Menschen, die nicht christlich sozialisiert sind. Oder anders gesagt: Sie ziehen Menschen aus anderen Kirchen/Gemeinschaften an. Kein Wunder; diese Form des Glaubens, schreckt Menschen, die bis dato mit christl. Glauben nichts zu tun hatten, auch eher ab. Ihre Sprache/Lieder ist/sind ohnehin für Außenstehende eher unverständlich.

Geld spielt eine große Rolle. Es wird offen propagiert, dass ein gläubiger Christ gerne den "Zehnten" gibt. Das Publikum entsprechend zahlungskräftig.

Technik und Show sind offensichtlich wichtiger als der Inhalt.

Theologisch erzkonservativ mit Hang zur Islamfeindlichkeit und Homophobie.

Im Grunde sind es keine "Gemeinden", sondern Interessensgemeinschaften. Trotz einiger Projekte, die medienwirksam verkauft werden, fehlen die Alten, Pflegebdürftigen oder Menschen am Rande der Gesellschaft.

Es fehlen demokratische Leitungsstrukturen.

ICF eine Sekte? Theologisch eher eine Freikirche... aber in der Praxis mit sektiererischen Tendenzen!

Gruß
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