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AfD-Mitglied und Kirchen-Mitgliedschaft zugleich ...
#1
Guten Tag,

... bei den letzten Kirchentagen wurde auch heftig diskutiert, ob sich eine Mitgliedschaft in einer rechtspopulistischen Partei mit einer Mitgliedschaft in der Kirche überhaupt verträgt. Da die AfD sich ja teilweise als Retter des christlichen Abendlandes sieht ist diese Verbindung sicherlich schon etwas heikel.

Ich persönlich wundere mich nur, dass die katholische Kirche und der EKD auf evangelischer Seite zu dieser Problematik bisher niemals eindeutig Stellung bezogen haben.

Es ist natürlich klar : ein Parteimitglied der AfD kann allein aus dieser Tatsache heraus nicht einfach aus Fachgremien ausgeschlossen werden, wie bspw. aus dem Kirchenvorstand.
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#2
Welches wäre ein Auschluss-Kriterium? Und was soll 'Kirche' überhaupt dazu sagen? Ideologische Verbohrtheit findet man bei Mitgliedern aller möglichen Gremien. M. E. ist es Sache aller, immer wieder auf ideologische Fehlhaltungen hinzuweisen und sachliche Arbeit anzumahnen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#3
Ich sehe die Sache mit der "Rettung des christlichen Abendlandes" eher als hohle Verbalfloskel. Irgendwelche Kirchennaehe kann ich bei der AfD jetzt nicht erkennen. Praktisch stellt sich das Problem also wohl gar nicht, da der Satz wohl eher die Ablehnung des Islam als Naehe zum Christentum deutlich machen soll.

Ansonsten stimme ich Ekkard zu: Die Kirchen nehmen zwar allgemein zu gesellschaftlichen Positionen Stellung, aber direkt zu Parteien sollten sie sich eigentlich nicht auessern. Was ihre Mitglieder angeht, ist das wohl eher eine Sache zwischen dem Seelsorger und dem Einzelnen, und auch dort muss das erst mal in Aktionen relevant werden.

Die Kirchen schlagen normalerweise keine Tueren fuer Personen zu. Ich meine, selbst Hitler war bis zu seinem Tode ordentliches Mitglied der RKK. Haetten sie ihn ausschliessen sollen? Ist das ueberhaupt vorgesehen?
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#4
Richtig: Schon der Begriff 'Abendland' ist historischer Müll. Das "christliche Abendland" gehört zu den 'Besser-fühl-Floskeln', also eindeutig zur ideologischen Verbohrtheit. Wer das 'christliche Abendland' im Munde führt, ist für eine sachliche Diskussion irrelevant.

In christlicher Gemeindearbeit wird jemand, dessen einzige politische Haltung auf das Migrationsproblem (eigentlich: Ablehnung von Migranten) konzentriert ist, alsbald sehr unglücklich werden!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#5
Warum sollten sich eine Afd-Mitglidschaft und die Mitgliedschaft in einer Kirche ausschließen? Nächstenliebe und Fernstenhass ist bzw. war doch Bestandteil beider Gruppen.

Zum "christlichen Abendland": Wollen wir wirklich dahin zurück? Mit Vormachtstellung des Christentums in Europa ging die Stellung von Kultur, Wissenschaft und Philosophie innerhalb der Gesellschaft steil bergab. Von der griechischen Antike und dem römischen Reich (die natürlich wahrlich keine Paradiese waren, aber bereits erste Ansätze moderner Gesellschaften zeigten) ging es wortwörtlich ins tiefste Mittelalter. Insbesondere die Idee der Demokratie sowie die Förderung der Wissenschaft ging nahezu vollständig abhanden und musste nahezu komplett neu entwickelt werden. Sorry, aber zu etwas können wirklich nur die ewig Gestrigen zurück kehren wollen. Was hat uns das Christentum denn so Tolles gebracht? Menschenrechte? Nein! Freiheit der Person und Freiheit über den eigenen Körper? Definitiv Nein! Aufklärung über die Welt und ihre Gesetze? Nein, nein, nein...
Außerdem gab es auch eine deutsche Geschichte vor dem Christentum. Ich erinnere nur an die Zeit der Germanen. Aber auch dahin sollten wir nicht zurück kehren.

Lustig ist es aber schon, dass ausgerechnet in Ostdeutschland (einer Hochburg der Konfessionsfreien) die Parole des "christlichen Abendlandes" so stark bemüht wird.
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#6
(03-09-2018, 20:09)Ulan schrieb: Die Kirchen schlagen normalerweise keine Tueren fuer Personen zu. Ich meine, selbst Hitler war bis zu seinem Tode ordentliches Mitglied der RKK. Haetten sie ihn ausschliessen sollen? Ist das ueberhaupt vorgesehen?

Nun ja, Nazi darf man vielleicht sein in der RKK. Homosexuell oder geschieden besser nicht, da kann es durchaus zum Ausschluss kommen.
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#7
(05-09-2018, 20:32)Gundi schrieb: Nun ja, Nazi darf man vielleicht sein in der RKK. Homosexuell oder geschieden besser nicht, da kann es durchaus zum Ausschluss kommen.

Dahinter steckt schon eine gewisse Logik. Man folgt halt dem Text.
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#8
Als Sachse sollte man beim Ruf "christliches Abendland" vielleicht auch mal an Karl den Großen denken. Hat dieser in seinen "Sachsenkriegen" doch tausende Sachsen hinrichten lassen, die sich weigerten den christlichen Glauben anzunehmen. Ironie der Geschichte...
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#9
Wer weiß denn sowas? (In Anlehnung an die gleichnamige Fernsehsendung mit Kai Pflaume)
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#10
Bei Karl dem Grossen geht es um ethnisch vollkommen andere Sachsen. Niedersachsen, Westfalen, Schleswig Holstein. Niederdeutsch. Die heutigen Sachsen haben nur den Namen geerbt, von ihren Herrschern.
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#11
(05-09-2018, 22:36)Ulan schrieb: Bei Karl dem Grossen geht es um ethnisch vollkommen andere Sachsen. Niedersachsen, Westfalen, Schleswig Holstein. Niederdeutsch. Die heutigen Sachsen haben nur den Namen geerbt, von ihren Herrschern.

Weiß ich doch ;Icon_wink
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#12
Inwiefern die AfD in überwiegendem Maße für Ausgrenzung steht und damit den kirchlichen Grundwerten widerspricht ist sicherlich grenzwertig. Die AfD sieht sich m. E. als Sprachrohr derjenigen welche einen Heimatverlust beklagen und Angst vor Überfremdung haben. Diese beiden Bedürfnisse werden in der Seelsorge bisher sträflich vernachlässigt nach meiner Wahrnehmung.

Die Weltoffenheit welche der RKK inne wohnt ist aber sicherlich kein Wesenskern eines AfD-Mitglieds. Daher ist die bestrittene Plausibilität durchaus nicht unberechtigt. Das reicht aber bestimmt nicht aus um ein AfD-Mitglied aus der Kirche auszuschließen oder zu verbannen.
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#13
(06-09-2018, 13:57)Kreutzberg schrieb: Die AfD sieht sich m. E. als Sprachrohr derjenigen welche einen Heimatverlust beklagen und Angst vor Überfremdung haben. Diese beiden Bedürfnisse werden in der Seelsorge bisher sträflich vernachlässigt nach meiner Wahrnehmung.

Nun ja, es sind ja wohl auch keine realen Aengste, sondern Projektionen anderer Probleme. Es faellt ja auf, dass diese Angst gerade dort grassiert, wo es eigentlich fast gar keine Fremden gibt, also "Ueberfremdung" gar keine Rolle spielt. Ich wohne in einer Stadt, in der 35% der Bevoelkerung im Ausland geboren wurde, und das kratzt die Einheimischen kaum.

Im Prinzip haben wir wohl hier eine Neuauflage des Gegensatzes Stadt und Land vor uns. Die grossen Staedte sind die Wachstumsmotoren, wo Neuerungen erfunden, umgesetzt und in verbreiteten Wohlstand verwandelt werden. Die Arbeitsplaetze dort werden haeufig aus dem Ausland besetzt, da die Landbevoelkerung keine Lust hat, zu den Arbeitsplaetzen in die Stadt zu ziehen. Das kann man zwar nachvollziehen, aber es tragen dann nicht die Auslaender die Schuld, wenn diese die Arbeitsplaetze bekommen und nicht die Leute in den Randlagen. Das sehe ich auch als die Tragik hinter der Brexit-Entscheidung, da diejenigen, die fuer den Brexit gestimmt haben, um die kontinentaleuropaeische Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt loszuwerden, nun wahrscheinlich  nur durch andere Auslaender ersetzt werden, denn sie ziehen ja immer noch nicht dahin, wo es die Arbeitsplaetze gibt.

Jetzt haben wir diese endlose Diskussion ueber Sachsen, und das zeigt uns doch das ganze Dilemma. Gundi hat ja schon erwaehnt, dass da eine Region sich als "Retter des christlichen Abendlandes" geriert, die doch von Haus aus mit dem Christentum so gut wie gar nichts zu tun hat, und als Gegend gegen Auslaender wettert, die fuer Auslaender allgemein sowieso unattraktiv ist.

Dasselbe sieht ja man auch bei Polen und Ungarn. Es ist ein absurdes Theater. Dort will eh niemand hin. Manchmal frage mich, ob das eine Art Aufarbeitung eines Minderwertigkeitskomplexes ist, indem man so tut, als wuerde man die Auslaender draussen halten, obwohl in Wahrheit gar keine Auslaender von sich aus kommen. Da hat man mit dem Draussenhalten sozusagen einen automatischen Erfolg, da das Problem ja sowieso nie existierte.
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#14
Es ist an dieser Stelle unklar wie viele AFD-Mitglieder bei den großen Konfessionen beheimatet sind.
Nach meiner Ansicht ist ein Kirchenausschluss aber doch durchaus möglich, wenn jemand sich recht
unchristlich innerhalb der Kirche über Ausländer äußert.
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#15
(31-10-2018, 14:47)Kreutzberg schrieb: Es ist an dieser Stelle unklar wie viele AFD-Mitglieder bei den großen Konfessionen beheimatet sind.


Es gibt offenbar auch bei den deutschen Juden Sympathisanten der AfD

Siehe hier:
Gründung der JAfD: Juden in der AfD - FAZ

Frankfurter Allgemeine
Gründung der „JAfD“
Juden in der Alternative für Deutschland
22.09.2018
"Eine bundesweite Vereinigung von Mitgliedern der AfD, die jüdischen Glaubens sind, will am 7. Oktober in Offenbach ihre Gründungsversammlung abhalten."

Es gibt Juden, die sich durch judenfeindliche Äußerungen von Islamisten in Deutschland bedroht fühlen.
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