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Iphigenie (Iphigeneia)
#1
Iphigenie ist eine von drei Töchtern, die der König von ↗Mykene, ↗Agamemnon, mit ↗Klytaimnestra hat. Sie ist die erstgeborene und schönste Tochter der beiden.

Dem Bruder des Agamemnon, ↗Menelaos, wird die Frau geraubt. Prinz ↗Paris hat die schöne ↗Helena nach ↗Troja entführt. Der Gatte sinnt auf Rache. Ein Feldzug gegen Troja soll unter Agamemnons Führung unternommen werden, alle Fürsten Griechenlands sollen sich beteiligen.
 
Die griechische Flotte liegt in Aulis1 bereit, nach Troja abzufahren. 1000 Schiffe und die Elite der Krieger sind  versammelt, doch es kommt kein Wind auf. Unruhe macht sich im Lager breit. Kein Lüftchen regt sich. Der Seher ↗Kalchas kennt den Grund.

Agamemnon hatte einst geprahlt, der beste Jäger der Griechen zu sein. Ein besserer noch, als ↗Artemis, die Jagdgöttin, selbst es ist. Dazu hat er eines ihrer heiligen Tiere erlegt. Diesen Frevel muss er jetzt büßen. Artemis fordert die Opferung seiner Tochter Iphigenie. Erst nach vollzogenem Opfer werde wieder Wind aufkommen.

Unter dem Vorwand, Iphigenie mit ↗Achilleus vermählen zu wollen, erteilt Agamemnon seiner Frau den Auftrag, mit ihr nach Aulis zu kommen (Eur. Iphig. A. 361f.).

Iphigenie kommt mit der Mutter und dem kleinen Bruder ↗Orest nach Aulis. Agamemnon plagen Skrupel. Menelaos setzt ihn geschickt unter Druck, indem er vordergründig auf das Opfer verzichtet. Man müsste nur den Seher Kalchas umbringen, meint er, damit dieser die versammelten Krieger von der Weigerung des Bruders, die Opferung der Tochter zuzulassen, nicht unterrichten kann (Eur. Iphig. A. 519).

Eines Priestermordes aber will sich Agamemnon nicht schuldig machen. Frau und Tochter gegenüber hält er zunächst weiter den Schein aufrecht, die Hochzeit mit Achill werde in Kürze stattfinden. Als Klytaimnestra Achill aufsucht und dieser von einer baldigen Hochzeit mit Iphigenie nichts weiß, ist sie verwirrt, als sie kurz darauf vom alten Diener Agamemnons erfährt, dass Iphigenie geopfert werden soll, ist sie entsetzt (Eur. Iphig. A. 835ff.).

Klytaimnestra versucht, Iphigenie unter den Schutz  Achills zu stellen. Das gelingt ihr nicht. Sie sieht ein, dass das Schicksal der Tochter besiegelt ist. Iphigenie lässt sich schließlich bereitwillig zur Opferstätte führen.

Das Opfer wird vollzogen. Als Kalchas mit dem Schwert zustößt, liegt plötzlich eine Hirschkuh in ihrem Blut (Eur. Iphig. A. 1582ff.). Iphigenie aber wird von Artemis nach Taurien2 entrückt, wo sie ihr als Priesterin dient.

Die Tragödie, in der die Geschichte fortgeführt wird (Eur. Iphigenie bei den Taurern), ist schon früher entstanden3:

Orest, zum Jüngling geworden, hat durch Muttermord den Tod des Vates gesühnt, aber damit auch Schuld auf sich geladen. Es verfolgen ihn die ↗Erinyen. ↗Apollon hat ihm aufgetragen, ins Taurerland zu ziehen und dort den Artemistempel aufzusuchen. Das dort aus dem Himmel gefallene Kultbild der Artemis soll er nach ↗Argos holen. Mit Pylades, seinem Gefährten, begibt er sich zu den Taurern. Die beiden werden von Hirten gefangengenommen. Der Artemis sollen sie geopfert werden. Man bringt sie in den Tempel. Jetzt ist es Iphigenie, die Priesterin, die Menschen tötet.

Das Opfer wird vorbereitet, doch die Geschwister erkennen einander und beschließen, die Flucht zu wagen. Diese gelingt dann auch mit ↗Athenas Hilfe.


1) Antiker, ehemals zu ↗Theben gehöriger Hafen in ↗Boötien.
2) Taurien = die Krim
3) Iphigenie in Aulis wurde vom Dichter 407/406 vC, kurz von seinem Tod geschaffen. Das Werk ist unvollendet geblieben und erst später ergänzt und aufgeführt worden. Iphigenie bei den Taurern ist etwa um 413 vC entstanden.


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MfG B.
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