06-12-2018, 19:07
Wenn man die Predigten Jesu in ihrem jüdischen kulturellen und theologischen Kontext betrachtet, dann fällt auf, dass Jesus sich nie gegen die Gebote als solche wendet, sondern immer gegen eine in seiner Sicht falsche Auslegung. Er sagt nämlich nicht "In der Thora steht...", sondern "Ihr habt gehört, dass...". Im Alten Testament steht nichts davon, den Freund zu lieben und den Feind zu hassen. Im Gegenteil ist die Feindesliebe eine Konsequenz aus dem Gebot der Nächstenliebe, die sich auch innerjüdisch plausibel machen lässt.
Ähnlich steht es mit dem Sabbatgebot, das von Jesu Umwelt teilweise radikalisiert wurde, um jede Art von Betätigung am Sabbat zu verbieten, eben z.B. auch das Retten eines Kindes aus einem Brunnen. Er stellt dagegen klar, dass der Sabbat dem Menschen dienen sollte und nicht umgekehrt der Mensch sich vom Sabbat versklaven lässt. Auch das ist eine innerjüdisch weit verbreitete Haltung gewesen.
Es wäre verfehlt, die Fehler in der menschlichen Auslegung des Gesetzes als Argumente gegen das Gesetz zu verwenden. Wenn beim Bilden einer Rettungsgasse regelmäßig Autos versehentlich in den Straßengraben fahren würden, wäre dann das Bilden einer Rettungsgasse abzulehnen?
Viel von dem, was Jesus gepredigt hat, hat auch Rabbi Hillel gepredigt. Insofern waren sie, religionsgeschichtlich betrachtet, Brüder im Geiste.
Ähnlich steht es mit dem Sabbatgebot, das von Jesu Umwelt teilweise radikalisiert wurde, um jede Art von Betätigung am Sabbat zu verbieten, eben z.B. auch das Retten eines Kindes aus einem Brunnen. Er stellt dagegen klar, dass der Sabbat dem Menschen dienen sollte und nicht umgekehrt der Mensch sich vom Sabbat versklaven lässt. Auch das ist eine innerjüdisch weit verbreitete Haltung gewesen.
Es wäre verfehlt, die Fehler in der menschlichen Auslegung des Gesetzes als Argumente gegen das Gesetz zu verwenden. Wenn beim Bilden einer Rettungsgasse regelmäßig Autos versehentlich in den Straßengraben fahren würden, wäre dann das Bilden einer Rettungsgasse abzulehnen?
Viel von dem, was Jesus gepredigt hat, hat auch Rabbi Hillel gepredigt. Insofern waren sie, religionsgeschichtlich betrachtet, Brüder im Geiste.
"Nicht mitzuhassen, mitzulieben bin ich da." - Sophokles: Antigone, Vers 523