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... Aber ich sage Ihnen ... das Evangelium der Gegensätze und Kontrapunkte
#1
Jesus sagte mehrmals: ... Aber ich sage Ihnen ... indem er die Grundsätze und Regeln der Juden beantworte, wie wir in Matthäus 5: 22, 28, 32, 34, 39 und 44 lesen.

Das bedeutet, dass das Evangelium von Jesus das Evangelium der Gegensätze und Kontrapunkte ist.

Mit dem Wort "ABER" wies Jesus darauf hin, dass er dem von den Juden praktizierten Gesetz nicht zustimme.

Jesus führte eine vollständige Neubewertung der Gebote durch Moses im Sinai durch.

Jesus hat die Paradigmen der Religiosität der Erscheinungen weggeworfen.

Jesus hat die Logik des unerbittlichen Gesetzes des Alten Testaments gebrochen.

Jesus schloss diejenigen ein, die ausgeschlossen und ohne Hoffnung waren.

Jesus brachte die Wahrheit zu allem, was dunkel und mit einer falschen Interpretation war.

Deshalb steht es in Johannes 1:17 geschrieben ... Das Gesetz wurde von Mose gegeben, aber Gnade und Wahrheit wurden durch Jesus Christus geschaffen. In diesem Text ist es sehr klar, dass die Wahrheit nicht mit dem Gesetz des Alten Testaments kam, sondern mit den Lehren von Jesus Christus.

Weil die Wahrheit nur durch Jesus Christus kam, war alles, was seit dem Alten Testament gelehrt wurde, nicht glaubwürdig.

*http://www.iabr.oswnet.com/page_03.htm *)


unanklickbar gemacht! (Näheres)/Ekkard
#2
Du waerst uebrigens nicht der Erste, der Marcions verschollene "Antithesen" mit der Bergpredigt in Zusammenhang bringt.
#3
(05-12-2018, 23:12)Ulan schrieb: Du waerst uebrigens nicht der Erste, der Marcions verschollene "Antithesen" mit der Bergpredigt in Zusammenhang bringt.

Durch das Schreiben der "Antithesen" offenbarte Marcion das Offensichtliche, das heißt, alle Gebote und Prophezeiungen des Alten Testaments sollten umgekehrt betrachtet werden.

Die Antithese ist eine Form der Analyse, die sich umgekehrt mit dem Wörtlichen abhebt.

Zum Beispiel sagte Jesus in Johannes 6: 30-41, dass er das lebendige Brot war, das vom Himmel kam, was in umgekehrter Beziehung zu dem Manna steht, das die Israeliten in der Wüste aßen.

Der umgekehrte Gegensatz ist, dass das verderbliche Manna, das die Israeliten in der Wüste aßen, nicht endgültig genährt und auch voller Würmer und Gestank war (Exodus 16: 1-36), während das lebendige Brot, das Jesus ist, alles Leben gibt, das von ihm ernährt wird und stinken nicht.

Die körperliche Beschneidung der Vorhaut der alttestamentlichen Männer wird verworfen, weil die Beschneidung des Herzens des Neuen Testaments viel bedeutender ist (Römer 2:29).

Das Tieropfer des Alten Testaments wird abgelehnt, weil das einzigartige und wirksame Opfer Jesu Christi im Neuen Testament ausreicht, um für alle und jede Sünde zu sühnen (Hebräer 10: 4).

Die wörtliche Beachtung des Sabbats (Ruhe) des Alten Testaments wird verworfen, weil die wahre Ruhe der Seelen, die Jesus im Neuen Testament gibt, viel wichtiger ist (Matthäus 11,28).

Und so weiter.
#4
Nun, wir haben Markions Antithesen ja nicht. So vollkommen klar ist nicht mehr, was das eigentlich genau fuer ein Text gewesen sein soll.

Inhaltlich hast Du in Deinem Originalbeitrag die Bergpredigt des Matthaeus herausgegriffen und dabei auf deren antithetischen Charakter hingewiesen. Konzeptionell koennte man sich also so etwas fuer die "Antithesen" vorstellen, und wer weiss, vielleicht findet man die Antithesen in dieser Form noch in unseren Evangelien.
#5
Wenn man die Predigten Jesu in ihrem jüdischen kulturellen und theologischen Kontext betrachtet, dann fällt auf, dass Jesus sich nie gegen die Gebote als solche wendet, sondern immer gegen eine in seiner Sicht falsche Auslegung. Er sagt nämlich nicht "In der Thora steht...", sondern "Ihr habt gehört, dass...". Im Alten Testament steht nichts davon, den Freund zu lieben und den Feind zu hassen. Im Gegenteil ist die Feindesliebe eine Konsequenz aus dem Gebot der Nächstenliebe, die sich auch innerjüdisch plausibel machen lässt.

Ähnlich steht es mit dem Sabbatgebot, das von Jesu Umwelt teilweise radikalisiert wurde, um jede Art von Betätigung am Sabbat zu verbieten, eben z.B. auch das Retten eines Kindes aus einem Brunnen. Er stellt dagegen klar, dass der Sabbat dem Menschen dienen sollte und nicht umgekehrt der Mensch sich vom Sabbat versklaven lässt. Auch das ist eine innerjüdisch weit verbreitete Haltung gewesen.

Es wäre verfehlt, die Fehler in der menschlichen Auslegung des Gesetzes als Argumente gegen das Gesetz zu verwenden. Wenn beim Bilden einer Rettungsgasse regelmäßig Autos versehentlich in den Straßengraben fahren würden, wäre dann das Bilden einer Rettungsgasse abzulehnen?

Viel von dem, was Jesus gepredigt hat, hat auch Rabbi Hillel gepredigt. Insofern waren sie, religionsgeschichtlich betrachtet, Brüder im Geiste.
"Nicht mitzuhassen, mitzulieben bin ich da." - Sophokles: Antigone, Vers 523
#6
Ja, Parallelen der Auseinandersetzungen zwischen den Schulen von Hillel und Schammai kann man schon aufzeigen, wobei letztere die Position der Pharisaeer besetzen wuerden. Von den Auseinandersetzungen gibt es ja auch die Geschichte, bei der viele Mitglieder der Schule von Hillel in einer "Diskussion" mit der Schule von Schammai im Hause des Anfuehrers der Zeloten getoetet wurden. Wie so oft bleiben die Parallelen natuerlich nur sehr vage.

Dass das Gebot der Naechstenliebe schon in Leviticus 19:18 zu finden ist, hatte ich in einem anderen Thread schon erwaehnt.
#7
(06-12-2018, 19:07)Sören schrieb: Jesus sich nie gegen die Gebote als solche wendet, sondern immer gegen eine in seiner Sicht falsche Auslegung. 

Es wäre verfehlt, die Fehler in der menschlichen Auslegung des Gesetzes als Argumente gegen das Gesetz zu verwenden. 

Indem er die Ehebrecherin nicht steinigte, interpretierte Jesus das mosaische Gesetz nicht gemäß seiner „Vision", sondern widersprach dem Gesetz, das diese Art von Strafe für Ehebruch vorsah.

Weil Jesus keine Sünde hatte, hätte er die Frau steinigen sollen, aber er tat es nicht, weil er ein neues Konzept der Vergebung und Wiederherstellung des Lebens brachte.

Daher brachte Jesus nicht nur eine neue „Auslegung" oder „Interpretation“ des Gesetzes mit sich, sondern brachte auch eigene Grundsätze und Gebote hervor, die sich oft gegen die Gebote der Thora richteten.
#8
(06-12-2018, 20:31)oswaldo_8553 schrieb: Indem er die Ehebrecherin nicht steinigte, interpretierte Jesus das mosaische Gesetz nicht gemäß seiner „Vision", sondern widersprach dem Gesetz, das diese Art von Strafe für Ehebruch vorsah.


Du scheinst vergessen zu haben, daß sich die Geschichte in der mittlerweile römischen Provinz Judäa abspielte.

Laut Einheitsübersetzung brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte und sagten zu ihm: Meister, diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt.
Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Nun, was sagst du? Joh 8,5

Es dürfte sich wohl nur um eine rhetorische Frage gehandelt haben, denn im Imperium Romanum durfte keine Hinrichtung (auch keine Steinigung) aufgrund von alten nationalen Stammesrechten vollzogen werden. Ausschließlich der römische Statthalter durfte Todesurteile aussprechen. Hätten diese erwähnten Leute - die Schriftgelehrten (Sadduzäer?) und die Pharisäer die Frau zur Steinigung verurteilt und wäre die Frau dann auch tatsächlich getötet worden, so wären alle anwesenden Richter und ehrenamtlichen Henker von den Römern hingerichtet worden. Als Mörder. Rom duldete keine Justiz von Parallelgesellschaften in seinem Reich

Die Vorschrift, die Moses den Israeliten in der Thora vorgeschrieben hatte, Ehebrecherinnen zu steinigen, war im Römischen Reich nicht mehr durchführbar.

Genau so wenig, wie heute in London die afghanische Community keine Ehebrecherin steinigen darf - da dies als Mord geahndet wird.


Die Antwort von Jesus war diplomatisch: "Als sie hartnäckig weiterfragten, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie."

Daß sie dann fortgingen, war sicher nicht darauf zurückzuführen, daß sie ihre Sünden einsahen.
Sie wußten genau, daß sie selbst sterben müssen, wenn sie die Frau töten

Vermutlich war die Motivation der Schriftgelehrten und der Pharisäer, Jesus die Ehebrecherin vorzuführen, eine ganz andere, und zwar wie folgt:
"Rabbi Jesus, schau dir das an - hier ist eine Ehebrecherin, die auf frischer Tat ertappt wurde . . . laut dem Gesetz Mose muß sie gesteinigt werden, um zu verhindern, daß sie nun womöglich das Kind eines familienfremden Mannes austrägt und damit die Sippe ihres Ehemannes ruiniert. Aber leider sind wir unter römischer Besatzung - und so sind uns die Hände gebunden. Eine unlösbare Situation. Du - Rabbi Jesus meinst ja, daß du der Messias seist. Wenn du wirklich der Messias bist, dann ruf deine Legion von Engeln und verjage die Römer - wenn du aber nicht der Messias bist, dann geh weg aus Jerusalem"

In dieser Art könnte ich mir die Unterredung vorstellen. Das Corpus Delicti wurde Jesus vorgeführt
Die verzweifelten Schriftgelehrten und Pharisäer wußten ganz genau, daß sie die Ehebrecherin nicht steinigen durften - weil die römische Justiz bei schweren Delikten der Thora derogierte - und führten Jesus diese Problematik plastisch vor Augen
Sie dachten, daß er kein Messias sei - sondern ein machtloser Prediger - der nun seine Machtlosigkeit vor seinen anwesenden Sympathisanten eingestehen müsse

Sie wollten Jesus öffentlich beschämen

Jerusalem war eben längst eine besetzte Stadt

Unter Umständen war unter den Anklägern bereits vorher eine Diskussion entbrannt, in dem Sinne, daß vielleicht zwei oder drei von ihnen die vage Möglichkeit, daß Jesus doch der erwünschte Messias sei, nicht ausschließen konnten . . . nun wollten sie Jesus zur Handlung zwingen "hic Rhodos, hic salta!"

Wie dem auch sei. Die Frau überlebte
Eine Steinigung war sowieso ausgeschlossen gewesen - mit oder ohne Zutun Jesu

Die Schriftgelehrten und Pharisäer wollten Jesus öffentlich beschämen, aber er drehte geschickt den Spieß um:
Jesus hatte die verzweifelten, da handlungsunfähigen Schriftgelehrten und Pharisäer noch beschimpft, indem er sagte "Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie" - wohl wissend, daß niemand einen Stein auf die Frau werfen wird. (Nicht wegen Sünden der Männer, sondern wegen der römischen Besatzung)

Nun hatten die Schriftgelehrten und Pharisäer auch noch den Spott
Ich denke, daß es sehr gefährlich war, diese handlungsunfähigen Rechtsgelehrten derart zu demütigen - und ihnen noch "Sünden" nachzuwerfen - und dies in der Öffentlichkeit (Tempel)

Jesus hätte auch antworten können: "Sehr schlimm diese römische Besatzung, wir können nicht einmal mehr die Vorschriften der Thora befolgen - diese Frau darf wegen der römischen Besatzung nicht gesteinigt werden, das wißt ihr ja auch - der Vater im Himmel sieht dieses Unrecht und wenn das Volk Buße tut, wird er sehr bald eingreifen und die Thora wieder vollinhaltlich in Kraft setzen"
#9
(11-12-2018, 22:55)Sinai schrieb:
(06-12-2018, 20:31)oswaldo_8553 schrieb: Indem er die Ehebrecherin nicht steinigte, interpretierte Jesus das mosaische Gesetz nicht gemäß seiner „Vision", sondern widersprach dem Gesetz, das diese Art von Strafe für Ehebruch vorsah.


Du scheinst vergessen zu haben, daß sich die Geschichte in der mittlerweile römischen Provinz Judäa abspielte.
Laut Einheitsübersetzung brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte und sagten zu ihm: Meister, diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt.
Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Nun, was sagst du? Joh 8,5
Es dürfte sich wohl nur um eine rhetorische Frage gehandelt haben, denn im Imperium Romanum durfte keine Hinrichtung (auch keine Steinigung) aufgrund von alten nationalen Stammesrechten vollzogen werden. Ausschließlich der römische Statthalter durfte Todesurteile aussprechen. Hätten diese erwähnten Leute - die Schriftgelehrten (Sadduzäer?) und die Pharisäer die Frau zur Steinigung verurteilt und wäre die Frau dann auch tatsächlich getötet worden, so wären alle anwesenden Richter und ehrenamtlichen Henker von den Römern hingerichtet worden. Als Mörder. Rom duldete keine Justiz von Parallelgesellschaften in seinem Reich
Die Vorschrift, die Moses den Israeliten in der Thora vorgeschrieben hatte, Ehebrecherinnen zu steinigen, war im Römischen Reich nicht mehr durchführbar.
Genau so wenig, wie heute in London die afghanische Community keine Ehebrecherin steinigen darf - da dies als Mord geahndet wird.
Die Antwort von Jesus war diplomatisch: "Als sie hartnäckig weiterfragten, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie."

Nach dem, was ich aus Ihren Überlegungen verstehe, hat Jesus die Steinigung der Ehebrecherin nicht autorisiert, weil er sich in einer römisch besetzten Provinz befand. In diesem Fall konnten nur die römischen Behörden eine Todesstrafe verhängen.

Nach deiner Begründung nahm Jesus diese Haltung nur an, weil er aufgrund der Umstände dieser Episode diplomatisch handelte.

Aber selbst wenn die Umstände günstig waren, um das im alttestamentarischen Gesetz vorgeschriebene Urteil auszuführen, bin ich sicher, dass Jesus die Steinigung nicht genehmigen würde, weil er kam, um Kreaturen zu retten und nicht zu zerstören.

Jesu Ziel war es immer, Menschen zu rehabilitieren, sie auf das wahre Reich Gottes aufmerksam zu machen und ihnen eine Chance zur Wiederherstellung zu geben.
#10
Da es sich um eine nichtroemische Frau handelte, und da roemisches Recht fuer Frauen bei Ehebruch im Prinzip auch in der Todesstrafe vorsah, muss man sich bei dem Beispiel ueber Rechtsfragen wohl weniger Gedanken machen. Wobei uebrigens auch im roemischen Fall das Urteil nicht immer vollstreckt wurde.

Aber das alles geht in praktische Ueberlegungen, die bei solchen Perikopen nichts zu suchen haben. Bei der nachtraeglich in das Johannes-Evangelium eingefuegten Geschichte ueber Jesus und die Ehebrecherin weiss sowieso niemand, durch wen und warum die Geschichte in das Evangelium eingefuegt wurde, oder was die Quelle dafuer war. Hier sollte man sich tatsaechlich auf Interpretationen beschraenken, die die Frage individueller Suende und daraus folgendem Handeln betreffen.
#11
(12-12-2018, 20:10)Ulan schrieb: Da es sich um eine nichtroemische Frau handelte, und da roemisches Recht fuer Frauen bei Ehebruch im Prinzip auch in der Todesstrafe vorsah, muss man sich bei dem Beispiel ueber Rechtsfragen wohl weniger Gedanken machen. Wobei uebrigens auch im roemischen Fall das Urteil nicht immer vollstreckt wurde.

Aber das alles geht in praktische Ueberlegungen, die bei solchen Perikopen nichts zu suchen haben. Bei der nachtraeglich in das Johannes-Evangelium eingefuegten Geschichte ueber Jesus und die Ehebrecherin weiss sowieso niemand, durch wen und warum die Geschichte in das Evangelium eingefuegt wurde, oder was die Quelle dafuer war. Hier sollte man sich tatsaechlich auf Interpretationen beschraenken, die die Frage individueller Suende und daraus folgendem Handeln betreffen.

Ob die Geschichte der Ehebrecherin später in das Johannesevangelium eingefügt wurde, weiß ich nicht.

Wenn jedoch die Geschichte stimmt, war die Haltung Jesu ein Kontrapunkt zu dem, was das Gesetz des Alten Testaments geboten hatte.

Andere Aussagen von Jesus in der Form „ ... Aber ich sage Ihnen " waren drastische Kontrapunkte zum mosaischen Gesetz.
#12
(12-12-2018, 19:09)oswaldo_8553 schrieb:
(11-12-2018, 22:55)Sinai schrieb:
(06-12-2018, 20:31)oswaldo_8553 schrieb: Indem er die Ehebrecherin nicht steinigte, interpretierte Jesus das mosaische Gesetz nicht gemäß seiner „Vision", sondern widersprach dem Gesetz, das diese Art von Strafe für Ehebruch vorsah.


Du scheinst vergessen zu haben, daß sich die Geschichte in der mittlerweile römischen Provinz Judäa abspielte.

Nach dem, was ich aus Ihren Überlegungen verstehe, hat Jesus die Steinigung der Ehebrecherin nicht autorisiert, weil er sich in einer römisch besetzten Provinz befand. In diesem Fall konnten nur die römischen Behörden eine Todesstrafe verhängen.

Nach deiner Begründung nahm Jesus diese Haltung nur an, weil er aufgrund der Umstände dieser Episode diplomatisch handelte.

Aber selbst wenn die Umstände günstig waren, um das im alttestamentarischen Gesetz vorgeschriebene Urteil auszuführen, bin ich sicher, dass Jesus die Steinigung nicht genehmigen würde, weil er kam, um Kreaturen zu retten und nicht zu zerstören.

Jesu Ziel war es immer, Menschen zu rehabilitieren, sie auf das wahre Reich Gottes aufmerksam zu machen und ihnen eine Chance zur Wiederherstellung zu geben.


Da wäre ich mir nicht so sicher, wenn ich im Neuen Testament lese

"Da wurden die vier Engel losgebunden, die auf Jahr und Monat, auf Tag und Stunde bereitstanden, um ein Drittel der Menschheit zu töten." Offenbarung 9,15

"Die Kelter wurde draußen vor der Stadt getreten und Blut strömte aus der Kelter; es stieg an, bis an die Zügel der Pferde, eintausendsechshundert Stadien weit." Offenbarung 14,20

"Dann sah ich den Himmel offen, und siehe, da war ein weißes Pferd, und der, der auf ihm saß, heißt «Der Treue und Wahrhaftige»; gerecht richtet er und führt er Krieg." Offenbarung 19,11

"Er, der dies bezeugt, spricht: Ja, ich komme bald. - Amen. Komm, Herr Jesus! Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen!" Offenbarung 22,20-21

Heute gibt es 7.500 Millionen Menschen. Wenn Jesus 1/3 ausrotten läßt, werden 2.500 Millionen Menschen umgebracht

Die Offenbarung des Johannes ist das letzte Buch des Neuen Testaments

Diese Offenbarung des Johannes ist keine Frohbotschaft, sondern eine Drohbotschaft

Im Grunde hat der Schreiber namens Johannes damit das ganze Christentum ruiniert

Was hab ich denn von einem Jesus, der bei Ehebrecherinnern, Zöllnern und sonstigen Halunken ein Auge zudrückt, wenn er dann seinen "Engeln" befiehlt, ein Drittel der Menschheit zu töten ??

Man kann dagegen einwenden, daß dieser Johannes der die Offenbarung schrieb, gar kein Christ war und mit der Religion der Liebe des Jesus nichts zu tun hatte
(Johannes war damals ein häufiger Name, wer sagt denn überhaupt daß dieser obskure Schreiber der Apostel Johannes war?)

Doch dieser Einwand geht ins Leere, da das Christentum die "Offenbarung des Johannes" in den Kanon des Neuen Testaments aufnahm

Nun ja, ganz so war es wohl auch nicht: die Ostkirche mag die "Offenbarung des Johannes" nicht, sie steht zwar im Neuen Testament der Ostkirche, wird aber dort nie verlesen. Ist also toter Ballast

Nun war die Kirchenspaltung 1054
Wie war das vorher? Etwa zur Zeit Karls des Großen im Jahre 800
Es wäre interessant zu wissen, ob schon in diesem Zeitraum die Kirchenleiter in Byzanz diese Schrift innerlich ablehnten - oder ob damals noch tatsächlich alle (West und Ost) diese Schrift verehrten  


Wenn man die "Bibel" aufmerksam liest, so muß man feststellen, daß sie aus drei Teilen besteht:

- Altes Testament (Thora, Geschichtsbücher, Lehrbücher, Große Propheten, Kleine(?) Propheten)
- Neues Testament (die von Jesus verkündete Lehre der Liebe und Gewaltlosigkeit)
- Offenbarung (das Herbeisehnen und Herbeireden von Genozid)

Solange wir die obskure "Offenbarung" nicht knacken, ist die Diskussion über das Christentum völlig sinnlos
#13
(12-12-2018, 21:27)oswaldo_8553 schrieb: Ob die Geschichte der Ehebrecherin später in das Johannesevangelium eingefügt wurde, weiß ich nicht.

Wenn jedoch die Geschichte stimmt, war die Haltung Jesu ein Kontrapunkt zu dem, was das Gesetz des Alten Testaments geboten hatte.

Andere Aussagen von Jesus in der Form „ ... Aber ich sage Ihnen " waren drastische Kontrapunkte zum mosaischen Gesetz.

Klar. Meine Aussage war eher gegen Sinais Ausflug in praktische Rechtsfragen gerichtet. Dass hier ein Umdenken in Schuldfragen und etwas mehr Bewusstsein bezueglich der eigenen Rolle gefragt war, ist klar.

@Sinai: In diesem Thread geht es um "das Evangelium". Bitte dabei bleiben.

Endzeitfantasien gibt's in den Evangelien natuerlich auch.
#14
(12-12-2018, 19:09)oswaldo_8553 schrieb: Nach deiner Begründung nahm Jesus diese Haltung nur an, weil er aufgrund der Umstände dieser Episode diplomatisch handelte.


Eigentlich nicht.
Eine Steinigung wäre ohnehin unmöglich gewesen

Jesus wurde von den Schriftgelehrten und Pharisäern zu einer Antwort gedrängt - in einer völlig irrealen Situation (das Judentum hatte die Kapitalgerichtsbarkeit längst verloren und so war die Fragestellung rein rhetorisch) - und Jesus gab eine diplomatische Antwort

Jesus hätte genausogut antworten können: fragt nicht so blöd, ihr wißt doch, daß Steinigungen von den Römern verboten wurden

Jesus hätte auch sehr freundlich antworten können: gemäß den Gesetzen Roms ist es verboten, die Ehebrecherin zu steinigen

Jesus antwortete: "Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie"

Damit war die Ursache des Nicht Handelns nicht mehr außen (Rom), sondern innen (Sünden)
#15
Die roemische Strafe waere in diesem Falle der Tod durch das Schwert gewesen, aber bei Nichtroemern war die Form der Exekution eh nicht weiter wichtig. Dass die Roemer sich in die Steinigung einer namenlosen Ehebrecherin eingemischt haetten, ist nicht anzunehmen.


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