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religi
#1
Dieser Beitrag wurde vom Thema "Frage zum König David" getrennt und soll nun hier, seperat, fortgesetzt werden.

Christ schrieb:Zu 1) fällt mir ein, dass David die Psalmen geschrieben hat und bis heute als größter König Israels gilt. Außerdem hat Gott durch David Israel von den Philistern befreit.

Die Psalmen werden ihm zugeschrieben, die meisten jedenfalls, jedoch stammen sie eigentlich aus viel späterer, wahrscheinlich hellenistischer zeit.
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#2
Woher diese umwerfende Erkenntnis?
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#3
Christ schrieb:Woher diese umwerfende Erkenntnis?

Meine Angabe war nicht ganz einwandfrei. Die meisten Psalmen stammen aus nachexilischer Zeit (ca 80%), der Rest ist vorexilisch.
Dennoch sind auch die vorexilischen kaum von David. Der hebräische Partikel le, was dann meist mit von (David) übersetzt wird, kann ebensogut: für oder nach/gemäß bedeuten.

Diese und weitere Informationen findest du in jeder Einleitung ins Alte Testament.
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#4
Kommt wohl ganz darauf an, wer die Einleitung ins Alte Testament geschrieben hat.

Und wie kommen diese darauf, dass diese 80% nachexilisch sind?

Würde außerdem grob schätzen, dass mehr als 20% (= 30 Psalmen) die Bezeichnung "Von David" tragen (obs das jetzt heißt oder nicht).

Mal eine grundsätzliche Frage:
Warum wird bei der Bibel grundsätzlich davon ausgegangen, dass das, was drinsteht nicht stimmt? Gibt es irgendeinen plausiblen Grund, warum einen Psalm, den sogar moderne Theologen als vorexilisch anerkennen und "Von David" dabeisteht nicht David geschrieben haben sollte, außer dass es halt nicht bewiesen ist und wir grundsätzlich gerne die Bibel als falsch darstellen?
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#5
Meine Einleitung ist von Georg Fohrer, dem vermutlich besten Alttestamentler des 20ten Jahrhunderts.

Ich spreche hier von protestantischer Bibelwissenschaft, die musst du nicht aktzeptieren, aber das ist es was heutzutage jeder Theologe lernt.
Wenn du glaubst die Bibel sei so gegeben wie sie ist, dann will ich mich nicht mit dir darüber streiten. Es ist nicht mein Anliegen anderen meine Meinung auferlegen zu wollen. Meine Meinung, und die der Bibelwissenschaft der letzten 100 Jahre, ist dass die Bibel ein Buch ist (und sicher nicht das einzige im alten Israel).
ich gehe noch mal kurz darauf ein:

Deine Aussage dass dabei angenommen wird dass das was drin steht nicht stimmt, ist nicht richtig. Tatsache ist nun mal, dass die Bibel Schriften von verschiedenen Verfassern aus verschiedenen Epochen enthält. Das wird beim Lesen des hebräischen Originaltextes besonders deutlich. Teilweise ergeben sich Probleme mit dem Althebräisch, es gibt Worte bei denen nicht mehr wirklich klar ist was sie bedeuten. Sogar Luther, den ich sehr schätze, übersetzt teilweise holprig oder sogar falsch (vom heutigen Forschungsstandpunkt). Andere Texte sind schlecht überliefert, allem voran Hosea. Es ergeben sich auch historische Probleme. Das Buch Daniel zum Beispiel stammt aus der hellenistischen Epoche, spielt aber im babylonischen Exil. Ferner hat diese Person wohl nie existiert sondern das Buch ist pseudoepigraphisch. Typische merkmale des apokalyptischen Schrifttums. Es gibt dutzende solcher Probleme die spätestens beim Lesen des Originaltextes auftauchen. Aber auch schon in der Übersetzung. Wieso gibt es z.B. zwei Schöpfungsberichte? Oder was soll diese scheinbar mythologisch angehauchte Geschichte von den Göttersöhnen in Gen 6? Etc. etc.
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#6
3 Mögliche Interpretationen zu Gen 6 (in Englisch):
http://www.bible.org/page.asp?page_id=67

Ist natürlich keine ganz einfache Stelle. Dass es zwei Schöpfungsberichte gibt, glaube ich nicht. Aber in ein und demselben Schöpfungsbericht wird zwischendurch die Perspektive gewechselt. Und die Bibel geht halt manchmal nicht ganz chrono-, sondern mehr -logisch vor.

Von den Psalmen hast du gar nichts gesagt.

Natürlich ergeben sich Probleme bei der Übersetzung und Überlieferung. Das hat aber nichts mit Behauptungen zu tun, dass der Originaltext falsch ist.
Ebenso ist mir auch klar, dass Luther zT falsch übersetzt hat. Und vermutlich auch in unseren modernen Übersetzungen Fehler enthalten sind. Hat aber nichts mit der Echtheit des Originaltextes zu tun.

Wer sagt, dass Daniel nie existiert hätte? Das ist wieder eine dieser Behauptungen, die ich mit meinem letzten Posting kritisiert habe. Ich weiß nicht, wann das Buch aufgeschrieben wurde. Es kann sehr wohl im Exil geschrieben worden sein, es kann auch mündlich überliefert worden sein. Wenn man der Inspirationslehre glauben darf, enthält es aber die Wahrheit. Aber das ist natürlich wieder eine Glaubensfrage.

LG
Ein Christ
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#7
Ich behaupte nicht, ich habe nur wiedergegeben was die Forschung erarbeitet hat. Ich denke mir diese Dinge doch nicht aus.

Ich habe auch nicht gesagt dass der Originaltext falsch ist. Der Originaltext ist der Text, aber eben oft schlecht überliefert, schwer oder gar nicht verständlich, auch wurden Stücke z.T. später hinzugefügt (inhaltlich und sprachlich ersichtlich) - das steht auch in jeder Bibel mit textkritischem Apperat.

zu Daniel:
a) das Buch wird erst spät bezeugt (zwischen 140 und 100) - z.b. bei Makk I
b) es war, so zeigen die Qumran Funde, im 1. Jhr. v. Chr noch nicht kanonisch
c) ist es in der Hebräischen Bibel nicht unter den Propheten, sondern unter den Schriften eingeordnet worden
d) 2,4b-7,28 ist reichsaramäisch, der rest späthebräisch - beides mit persischen und griechischen lehnwörtern
e) der verfasser kennt die geschichte der exilszeit nur sehr ungenau
f) die religiösen vorstellungen - vermeidung des gottesnamens, engellehre, auferstehungsglaube - entsprechen nicht dem 6 Jh., sondern einer viel jüngeren Zeit
(Fohrer, Einleitung in das Alte Testament, S. 520f)
• Historische Probleme:
• 1:1 drittes Jahr Jojakim, Eroberung durch Nebukadnezar -> Jer 25:1 viertes Jahr Jojakim, erstes Jahr N.’s
• Berühmteste Probleme: Belzasar als König von Babylon (Sohn von Nabonidus, nicht von N., war nie König, war nur Kommandeur) und dass er von Darius dem Medäer überwältigt wurde (so eine Person existiert nicht, gemeint ist wohl Darius I von Persien 522-486. soll der Sohn von Xerxes sein, tatsächlich andersrum)
• Die Offenbarungen in 7-12 scheinen viel eher auf Antiochus Epiphanes (168-164) zu passen
• Daniel ist keine historische Figur in dieser Zeit, der Name Daniel wurde oft mit einem legendären Helden assoziiert
• die Authentizität des Buches wurde schon seit des 3. Jahrhunderts hinterfragt: Daniel bezieht sich auf kein Geschehnis später als Epiphanes und erwartete vermutlich das Ende der Geschichte kurz danach -> daraus ergibt sich dass der Autor wohl in dieser Zeit lebte
• die vier Königreiche (2 und 7) setzen den Aufstieg des griechischen Königreiches voraus
• Rückdatierung Daniels in die babylonische Zeit soll Eindruck erwecken, dass die ganze nachexilische Zeit vorhergesagt und vorherbestimmt war
• Aramäisch: Imitation des babylonischen
• es ist allgemein akzeptiert dass das Buch aus dem 2. Jhr. Stammt und dass Daniel keine historische Figur ist

Wie gesagt, das alles und noch mehr (auch zu den Psalmen im Einzelnen) steht heutzutage in jeder Einführung ins Alte Testament. Ich kann jedem der an einer wissenschaftlichen Arbeit mit der Bibel interessiert ist nur empfehlen so etwas mal zu lesen.

Wie das religiöse Judentum oder Christentum mit der Bibel umgeht, ist wieder eine ganz andere Geschichte.
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#8
Ich habe nie behauptet (oder wollte nie behaupten), du würdest dir das ausdenken. Meine Kritik richtet sich an die moderne Theologie.

Fachlich gesehen brauche ich jetzt aber ein paar Tage Zeit, um dein Posting zu beantworten, weil ich mich mit dem Thema Daniel nie beschäftigt habe und deshalb nichts aus dem Ärmel schütteln kann.

Aber danke für die schöne Liste und dein Interesse an der Diskussion.
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#9
Christ schrieb:Ich habe nie behauptet (oder wollte nie behaupten), du würdest dir das ausdenken. Meine Kritik richtet sich an die moderne Theologie..

Achso, entschuldige, ich habe dich da wohl falsch verstanden

Christ schrieb:Fachlich gesehen brauche ich jetzt aber ein paar Tage Zeit, um dein Posting zu beantworten, weil ich mich mit dem Thema Daniel nie beschäftigt habe und deshalb nichts aus dem Ärmel schütteln kann.

Aber danke für die schöne Liste und dein Interesse an der Diskussion.

Lass dir Zeit. Ich hatte diese Notizen jetzt auch nur im Kontext einer kurzen Präsentation für die Uni auf dem Rechner.
Zu den Psalmen müsste ich mich auch erst mal genau einlesen.
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#10
Wenn man den Psalter in einem Zug durchliest, wird man doch sehen, dass im "Vorspann" oft eine Situation angegeben wird, zu der dieser Psalm etwas aussagt, das lohnt sich oft, nachzuschlagen :.)
Da wird auch mal gesagt: Salomo, Moses, David, Jedutun, Asaph, und das nehmen viele als Autoren-Notiz, dann weiss man auch aus derselben Bibel, ob die vor oder nach Koenig David lebten.

- le_ kann bedeuten Dativ ("wem-Fall"),
- oder le_ ="fuer" - was auch heissen kann, wer dessen liturgisches Amt innehat, dem ist es aufgetragen - soweit das Heiligtum in Jerusalem in Betrieb war und 24 Stunden taeglich Dienste der Anbetung darbrachte - diese Rolle zu singen.

Die 150 Texte, aus denen der Psalter (im Prinzip) besteht, passen zu einem Tages-Gebet fuer 5 Dienste, de ineinander uebergehen:

In jued. Bibel-Ausgaben sind sie in 5 ungleiche Buecher unterteilt. Man koennte sie also auch als eine Art Brevier auffassen, bei dem bestimmte Teile (wie die (taegliche) Morgen-Weihe des Hauses, ein Suenden-Bekenntnis, ein Dank etc) staendig dran sind, andere nach Jahreszyklus parallel zur Thorah-Lesung angepasst sind.
Da begoenne man abends mit Psalm 1 und endet im Morgengrauen mit Psalm 150. Das ist eine mir sehr zusagende Vorstellung und passt zu vielen Sitten der aus Israel gekommenen alten Kirchen, die G"TT auch ein "immerwaehrendes" Beten und Singen erbringen.

(Nachtrag:) Es gab in Aegypten schon zur Zeit der Makkabaeer die Spende eies sehr reichen Mannes, ein praechtiges Zweit-Heiligtums-Zentrum zu Jerusalem, es stand in Heliopolis (biblisch On).
Dort wurde nur Weihrauch erbracht und das Stundengebet aus dem Psalter erbracht. Es war nicht als Konkurrenz zu Jerusalem gebaut, sondern aus Heimweh, deshalb wurde dort auch kein Opferdienst abgehalten wie in Jerusalem.

Moeglicherweise hatte man darin ein Vorbild fuer die Moeglichkeiten in der langen Exilzeit, einen Kultus nie einschlafen zu lassen, indem man das Gebetsgut stets pflegt. Daraus lernten es dann spaeter die Ost-Christen und die Kloester der Katholiken. )

Als "inspiriert" fasse ich auf, dass G"TT ja immer dabei war, sowohl, als Ereignisse fuer Texte geschahen, dann auch, als man sie zu tradieren anfing und liebevolle Texte-mit-Melodien dazu einsetzte, dann auch wenn jemand sie aufschrieb - je nach Ausbildung und Situation haette das in Keilschrift, in Aegypter-Schrift oder in Kanaanaeischem Alphabeth sein koennen, denn das ist nicht mit den 10 Geboten befohlen worde, wenn man schreibt,, in was man schreiben soll. -

Erst im Exil von Babel kam die Notwendigkeit an Israel heran, sich der Identitaet zuliebe jetzt ein fuer allemal festzulegen, auf 1 Schrift, da heisst das, was wir als Hebraeische 22-Ziffern-Zeichen-Schrift kennen: (as)syrische Quadratschrift. -

Laut der Mischna "Pirqe Awoth" (Sprueche der Vaeter) tradierte in Babel die "Grossen-Versammlung" das, was an uns als Bibel kam, das hiess, bis dahin konnten die "Beilagen zur Akte des Vorgangs zwischen Volk Israel und G"TT" in beliebigen Sprachen entstanden und ueberliefert gewesen sein, man eichte es nun erst - und so erklaere ich mir die durchschimmernden Sprachgestalten:

da ist der "1." Schoepfungsbericht, wie es war, bis zum Adamiten-Paar, eben auf sumerischer Schriftbasis mehr schematisch zur Hand gewesen, der "2." - wie es mit Adam nun losging - in aegyptischer Art sehr bildhaft gegeben. Volk Israel lebte ja mit seinen Nachbarn in staendiger Verbindung und kulturellen Gemeinsamkeiten.

G"TT war dann auch weiter dabei, als nach der Rueckkehr aus Babel die spaeteren Texte entstanden, und es tut keinem Text Abbruch, wenn ein Spaeterer eine aeltere viel erzaehlte Situation sprachlich neu fasst und sich eben dieser Text haelt. Die Bibel selbst nennt doch auch Buecher, in denen mehr zu einem Ereignis steht (z.B.Koenigs-Chroniken).

Dass man in der Bibel liest, ist nach jued.Erkenntnis ein Verdienst des Schreibers Daniel - der nicht als Prophet betrachtet wird, aber in Israel sehr hoch geschaetzt wird, weil er in Babel im Exil den synagogalen Dienst erfand, staendig kontrollierend die Hl.Schriften zu verlesen und sich die auch inhaltlich anzuschauen, als Texte, die G"TT an jede Generation "jetzt" gerichtet hat:
Ich stand am Sinai - nicht irgendwelche nebelhaften fernen Vorfahren - und ich uebernahm es, diesen Vertrag mit G"TT zu versuchen, und ich weiss, dass ER mich daher genau erkennt... etc

- das reicht fuer Juden als "Inspiration" aus, denn ER ist unser, Israels G"TT im Einzelnen sowie DER HERR der Welt und Zeiten. Wieviele meiner Brueder also daran gewirtschaftet, glossiert, ausgewaehlt und weiter gearbeitet haben, weiss ich doch, und die Buecher sagen es doch, dass der bekannte hebraeische Bestand binnen 1000 Jahren erstellt und gesammelt wurde:
Weil es unser Werk ist ist es Unseres G"TTES Tat.

Nach dem Exil ging es auch mit Billigung unserer Autoritaeten auf Griechisch, ich denke, eben weil man ja auch Aramaeisch und die andern Sprachen genommen hatte, ehe es Schultexte wurden.

Es ist im Talmud behandelt und disputiert worden, wie man an die Septuaginta kam, um von Koenig Aegyptens die Anerkennung als "weise und wuerdige" Religion zu bekommen, und mit dieser Septuaginta gab es dann auch eine Phase der Mission, mit der man aber unter Rom schon wieder bei uns Pharisaeern aufhoerte, um nicht Leute mit weishheit anzuziehen, die an ihren Orten nicht soviel Juedischkeit kriegen koennen, die Gebote auch dann zu halten, wenn das ganz "unweise" zu sein verspricht, etwa, die nationalen Gebote, der Kultus

- und daher hat die Pharisaeer-Schule, die als einzige Schule der Juden noch nach der Zerschlagung des Staates Judaeas und des Heiligtumskultes identisch erkennbar juedisch blieb, dann die Septuaginta eben nicht beibehalten -
und nur, um sich dessen sicher zu bleiben, dass es im Griechisch der hebraeisch-juedischen Gemeinden das besagt, was Israels Lehre ist, wurde die Septuaginta-Uebersetzung nun durch eine neue Uebersetzung ins dann aktuellere Griechische ersetzt, im Kultus aber wurde hauptsaechlich nur noch das hebraeische Textgut behalten, aber damit nicht die anderen Buecher entwertet:

Woher denn feiern wir immer noch (jetzt gerade wieder) Hanukka, wenn uns die Makkabaeer-Buecher "suspekt" gewesen waeren?
Und was soll am Buch Jesus Sirach unjuedisch sein? - Was spricht gegen die Gueltigkeit des Buchs Judith? - Warum soll Esther nicht auch chaldaeisch gebetet haben?

- Also wurde vom Judentum aus nie bestritten, dass es heilige Schriften sind, auch wenn sie von Christen auch gelernt werden.

"Gepriesen sei, wer da kommt im NAMEN HERR"
- soviel Respekt muss man schon vor seinen eigenen Vorgaengern haben: die Zitierten leben doch noch doch noch durch ihr Wort mit uns weiter in 1 Gemeinschaft.

mfG WiT :.)
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#11
Schalom - Pax :.)

Zur Bedeutung Koenig Davids habe ich noch nichts geschrieben, wonach ja zuerst gefragt wurde - entschuldige.

Im Gesetz Mose wird schon erwaehnt, dass damit zu rechnen ist, dass auch Volk Israel sich einen Koenig anschaffen werde, schon um wie die anderen Voelker zu sein. Daher gibt es auch schon Gebote, falls jemand der Koenig ist, welche er dann zu beachten die Liebespflicht hat. Er zum Beispiel schreibt die Hl.Thorah 2x im Leben ab.

Genauer und genealogisch besehn war aber am Berge Sinai jeder schon so edelbuertig, ein Koenig zu sein, denn bereits Abraham hatte den Status G"TTES-Fuerst und das Recht, Brandopfer darzubringen. Alle hier stammten ja nun von diesem Abraham ab, was durch das separate Wohnen (wegen der Kleinviehherden garantiert) in Mitsrajim behoerdlich festgestellt war.

Wenn aber ein ganzes Volk aus lauter priesterlichen Koenigen bestand, war das selbst fuer uns nicht mehr anschaulich, also wuerde man nochmal so tun, dass dies alles erstmal wieder Buerger sind, nachdem alle schon wie Sklaven der Aegypter behandelt worden waren.

So zaehlte man wieder ab Abraham = 1 und kam mit David erneut in die Generation, einen gueltigen Koenig zu haben - so wie andere Voelker.

Davids Vorfahren waren praezise bekannt, Koenig Schauls Vorfahren aber nur pauschal. Damals lebte der Prophet und Seher Schmuel, Samuel, der diese Koenigtums-Einrichtung der Lehre entsprechend leitete, er war schon als kleines Kind am Zelt-Heiligtum Israels in die Lehre beim Hohepriester Eli gegangen und er ist einer der Ueberlieferer der authentischen Hl.Thorah, schriftlich wie muendlich. Fuer Juden ist es interessant an der Beziehung Schmuels zu David, dass er diesen eben auch korrekt unterrichtete, die authentische Lehre zu tradieren und oberster Lehrer zu sein. Dies Amt ging nachher nicht an Salomo weiter, sondern wieder an die Schreiberschule zurueck, ab Prophet Abija.

Also fuer das halachische Judentum, den Kern der Lehrenden, ist Koenig David ein Lehrer, und auch das ist am Psalter von Interesse, warum man ihn im Ganzen Koenig David angewidmet hat. David erliess auch rabbinische Entscheide, zum Beispiel darueber, dass nach einem gelungenen Feldzug die Beute auch mit den beim Tross (Gepaeck, Proviant, Verwundete, Geschwaechte) gebliebenen Bruedern geteilt werden soll.

Und er war es, der das Singen und Beten fuer ein Heiligtum Volk Israels fest einfuehrte und regelte, wo eben diese Psalmen vorrangig zu hoeren waren. Wenn man sie irgendwo allein sang und sagte, vereinigte man sich gedanklich und zitierend mit dem zentralen Heiligtum, ganz gleich wo in der Welt man soeben lebte.

Das hat eine gewaltige Auswirkung bekommen bis auf den heutigen Tag. Der Psalter ist inhaltlich eine ganze Lehre Israels.

So wurde es etwas sehr Besonderes, als Volk Israel - noch einmal alle Staemme einig - diesen Koenig David gewann. Er war auch ein Gesalbter, ein Moschiahh - er war gesalbt, obwohl ein Gesalbter schon den Thron Israels innehatte, Schaul. Damals loeste er eine auch interessante Frage: was ist, wenn zugleich 2 zu saekular unantastbaren Herrschern erwaehlt und gesalbt sind?

Obwohl ihn der andere auf paranoide Weise jagte und verfolgte und zu erschlagen trachtete, entzog er sich dem lediglich geschickt und als er selbst den Schaul haette toeten koennen, zweimal, da verzichtet er darauf, diesem weh zu tun undnutzt die Situation nur dazu, dem andern zu zeigen, dass er selbst nicht dessen Feind ist, sondern ihn ehrt und ihn in dessen Thron-Position nicht bestreitet, sondern beschuetzt.

Damit der andere endlich an seine Aufgabe zurueckgeht, Volk Israel die Autonomie wieder zurueck zu erkaempfen, geht der Gesalbte David schliesslich in den Dienst bei dem von Volk Israel herunter zu schaffenden Fremdreich und laesst sich als beruehmter Feldherr, der er damals schon war, in Gat beschaeftigen, bei den Philistern. Den Treue-Konflikt loest er mit seiner Kern-Truppe so, dass er mit ihnen gegen dritte Voelker zu Felde zieht, die beiden Voelkern gefaehrlich waren.

Also er war klug, fachkundig, begabt und getreu. Er machte auch dicke Fehler, das wird nicht verschwiegen, sondern auch berichtet, und es lehrt einen, wie man damit umgehn kann, schwere Fehler und Suenden begangen zu haben, auch wenn man weiss, dass man ein Unantastbarer, ein Gesalbter, ist. Er liebte die Gerechtigkeit, kuemmerte sich um die taegliche Rechtsprechung und um die jaehrlichen grossen Gerichtstage, und seine Soehne sind auch in dieser Weise aktiv.

Es ist eine liebenswerte, temperamentvolle Gestalt in Israels Geschichte, mit einem im Grunde sehr anstrengenden Leben, aber von grosser Freude an Israels G"TT, voller ehrlicher Zutraulichkeit und Jubel - er setzte Masstaeebe, wie sich Volk Israel seither den richtigen Messias-Menschen vorstellt, auf den wir seitdem warten - und dieser wird unbedingt auch aus Koenig Davids Nachkommen her sein.

Fuer Christen ist Koenig David auch bedeutend, aber mehr als der hoefisch singende schoene Koenig, der allen Menschen in den Psalmen beibrachte, wie man zu G"TT beten kann, worueber man zu ihm spricht und wie weit man da gehen kann. Wenn auch weitere Israeliten dem Psalter Lieder einfuegten, so widmeten es dennoch alle dem Erfinder David. Das galt seinerzeit als Huldigung.

Es war nicht neu, fuer den Kultusdienst zu singen, denn schon zu Abrahams Zeiten gab es einen solchen Zyklus Lieder zum Beten in Mesopotamien und auch in Aegypten. Wir muessen uns aber klarmachen, dass es das in Israel am Zeltheligtum eben noch nicht gab, 450 Jahre lang. Es wurde nur die Hl.Thorah vor dem Volk verlesen, die 5 Buecher Moses.

Wann und wie verteilt man die Hl.Thorah verlas, ist nicht bekannt, soweit ich weiss, aber man darf annehmen, zu Neujahr, weil dann der Grosse Gerichtstag an der "Pforte" der Hl.Huette war.

Mit den Psalmen zugleich wurden vermutlich nun auch Partien aus den Annalen Israels verlesen, wovon die 2 Koenigsbuecher und die Chronik-Buecher ja sagen, dass sie Auszuege aus Annalen sind. Bis dahin gab es im Bewusstsein der Israeliten nur eine Historie: die der 5 Buecher Moses: bis zum Einzug in dies uns von Unserrm G"TT versprochene (="gelobte") und beschaffte eigene Heimatland.

Was zu verlesen war, wird in den kleinen Einleitungen der Psalmen gesagt, meine ich. Ich werd das gelegentlich mal auch so aufschreiben, um es zu verdeutlichen.

Das wiederum hat Christen ja nicht so interessiert, sie sehen auf den prophetischen Gehalt der Psalmen, indem ja Neu-Juden aus den Weiten des Roemerreiches das national eigene Erinnern der Israeliten nicht viel sagte. Das Land war ja nun einfach nur noch eine Provinz Roms geworden und Volk Israel daraus vertrieben.

Dies Gebete in ihrer grossen Spannweite sind ja schon fuer sich genommen eine grosse Lehre ueber unseren gemeinsamen G"TT.

mfG WiT :.)
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#12
WiTaimre schrieb:....Dies Gebete in ihrer grossen Spannweite sind ja schon fuer sich genommen eine grosse Lehre ueber unseren gemeinsamen G"TT.
mfG WiT :.)
Für mich wäre es treffender,
statt "Lehre" zu sagen:
"eine große Sammlung von Bekenntnissen zu Gott,
von Menschen, die seine Kraft erfahren haben, für sie danken und sie preisen..."

Als Lehre
könnte man ganz schön in die Irre geführt werden, denn es stimmt nun mal nicht,
dass es den Gläubigen "an nichts mangeln wird" (Ps. 23) usw..
Deshalb wurde ja im Spätjudentum das Hiob-Buch geschrieben.

Der Glaube der Dankenden
kann uns erfassen,
denn auch wir erfahren Ähnliches.
Eine Lehre über Gott lässt sich daraus nicht ableiten.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
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