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26-01-2019, 15:55
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26-01-2019, 15:56 von Sinai.)
Jesus sagte: " . . . Verkauf alles, was du hast, verteil das Geld an die Armen . . . " Lk 18,22
Das waren sehr harte Worte. Denn alles zu verschenken, ist schwer vorstellbar
Wohnung, alle Kleidung, alle Schuhe, den Herd, den Kühlschrank . . . alles verkaufen und das Geld an die Armen verteilen
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Man kann eine solche Aussage idealistisch (und minimalistisch) sehen. Aber muss man das auch? Oder ging es darum, den Untergang der Welt (und Anbruch des Gottesreiches) nur mit leichtem Gepäck anzutreten.
Ist das, was idealerweise in eine bestimmte Situation hinein gesagt wurde, bindend für Menschen, die mit "beiden Beinen" im Leben stehen, das mutmaßlich noch viele Jahre weitergeht?
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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Ich glaube, der Unterschied zwischen dem, was sie hatten, und "nichts" war zu damaligen Zeiten fuer viele Leute relativ klein. Daher kommt wahrscheinlich auch Jesu Aussage, dass es fuer Reiche sehr viel schwerer ist, seinem Vorbild zu folgen.
Heutzutage gibt's ja durchaus recht haeufig Leute, die die unglaubliche Anzahl an Dingen, die die meisten von uns besitzen, als Ballast empfinden.
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26-01-2019, 23:56 von Sinai.)
(26-01-2019, 22:13)Ekkard schrieb: Oder ging es darum, den Untergang der Welt (und Anbruch des Gottesreiches) nur mit leichtem Gepäck anzutreten.
Das kann schon sein: "ihr werdet den Tod nicht schmecken und die Engel richten" wurde als Ankündigung des sehr baldigen Untergangs der Welt (und Anbruch des Gottesreiches) verstanden !
Wenn man - wie die Urchristen - erwartet, daß es sehr bald scheppern wird, dann braucht man wirklich kein Dach über dem Kopf
"wer gerade auf dem Dach ist, soll nicht mehr ins Haus gehen, um seine Sachen mitzunehmen" Matth 24,17
(26-01-2019, 22:13)Ekkard schrieb: Ist das, was idealerweise in eine bestimmte Situation hinein gesagt wurde, bindend für Menschen, die mit "beiden Beinen" im Leben stehen, das mutmaßlich noch viele Jahre weitergeht?
Damals hatte es den Anschein, daß der Untergang der Welt (und Anbruch des Gottesreiches) unmittelbar bevorsteht.
Als dann im Jahre 70 der Tempel brannte schien das eine Bestätigung zu sein
Manche Menschen verschenkten wirklich alles an die Armen (Haus, Hausrat, Esel, Hund, alle Kleidung)
Sie verkauften ihr Feld und schenkten das dafür erhaltene Geld den Armen
Jesus hatte ja gesagt: " . . . Verkauf alles, was du hast, verteil das Geld an die Armen . . . " (Lk 18,22)
Das hatten die Jünger am Ölberg aus seinem Mund gehört
So verschenkten nun manche Menschen wirklich alles was sie hatten, an die Armen
Aber dann verhungerten sie
Seither sind 2000 Jahre vergangen . . . wenn sie das gewußt hätten, dann hätten sie nicht alles verschenkt.
Vielleicht einen Esel, wenn sie zwei hatten - aber sicher nicht den einzigen Esel
Diese nahen Endzeiterwartungen gab es immer wieder. Jeder Generation wurde eingeredet, sie sei die bevorrechtete Generation die den Messias sehen wird
Das ging so Generation um Generation, Jahrhundert um Jahrhundert, Jahrtausend um Jahrtausend
Zu Silvester 999 auf 1000 warfen Menschen in ihrer Panik all ihren Goldschmuck vom Ehering bis zum goldenen Kreuzerl an der Halskette, all ihre Ersparnisse und all ihre Festtagskleider aus dem Fenster auf die Straße . . .
Dann im Jahre 1844 dieselbe Erwartung bei Bibelgläubigen
Dann die Ernsten Bibelforscher, die 1869 sagten, daß es 1874 so weit sei. Und dann 1876 sagten, daß es 1914 so weit sei
Seltsamerweise gab es 1848 einen revolutionären Flächenbrand in Europa, 1873 einen Börsenkrach und 1914 den Weltkrieg
Die aus den Ernsten Bibelforscher hervorgegangenen Zeugen Jehovas redeten dann von 1975
Die Welt ist jedoch noch nicht untergegangen (die Welt hat sich immer noch erfangen) - und das Gottesreich ist noch nicht angebrochen
Die Idee, mit "den Armen" zu teilen, ist zwar aussichtslos (auf jeden werktätigen Europäer kommen 200 hungernde Inder etc) aber schön. Die Idee jedoch, alles zu verschenken ist schwer vorstellbar
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27-01-2019, 00:35
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27-01-2019, 00:42 von Sinai.)
(26-01-2019, 23:06)Ulan schrieb: Heutzutage gibt's ja durchaus recht haeufig Leute, die die unglaubliche Anzahl an Dingen, die die meisten von uns besitzen, als Ballast empfinden.
Das stimmt. Ich kenne einen Mann, der das so empfindet. Seine Wohnung geht über vor ererbten Bildern, Erinnerungsstücken, Vasen und schönen Büchern, aber die Wohnung wurde zu klein . . . er will keine Geschenke bekommen - selbst ein Buch zum Geburtstag will er nicht. Sein Tisch ist mit wertvollen Büchern bedeckt und fast alle Sessel.
Ich denke, das hängt damit zusammen, daß man heute aus Liebe allzu freigiebig Geschenke macht - was eigentlich eine Unsitte ist.
Man sollte keine Überraschungen machen - so was geht meistens ins Auge!
Jedenfalls darf man dann nicht sauer sein, wenn der Beschenkte sagt "Behalt es Dir!"
Alles andere ist doch eigentlich eine Vergewaltigung des Beschenkten, das Buch in die begrenzte Biblothek zu stellen (wo bereits kein Platz ist für seine eigenen alten Bücher) oder das Bild an die Wand zu hängen, das vielleicht eine Stimmung erzeugt, die er nicht haben will. Selbst ein Bild von schönen Palmen im fernen Hawaii kann belästigend wirken, wenn man in der Großstadt wohnt und stündlich zehn Mal erinnert wird, daß es doch wo anders viel schöner ist - da wird der Mensch unzufrieden mit seinem Los
Auch Gutscheine sind oft sehr schädlich. Ich kenne eine Dame, die bekam einen Gutschein von € 50 geschenkt. Aber leider fangen die sinnvollen Waren des betreffenden Händlers erst bei € 90 an (von Krimskrams abgesehen) - und so mußte die Dame € 40 daraufzahlen
Das war natürlich so vom Händler bewußt berechnet . . .
Am besten ist heute, Geld zu schenken
Denn sonst kann es auch noch passieren, daß einer von zwei Leuten denselben "Bestseller" geschenkt bekommt . . . oder ein Buch, das er eh schon hat
Diese Beobachtungen mache ich in letzter Zeit immer häufiger
Offenbar ist heute Industrie und Handel hinter der Idee des Schenkens - und da sollte man sich ausklinken
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Aber gehen wir zur Zeit Jesu zurück
Vielleicht war es so, daß es auch damals Leute gab, für die große Teile ihres Besitzes Ballast war.
Da riet Jesus, sich dieser Sachen zu entledigen
Er riet, die Sachen den Armen zu schenken. Vielleicht hätte er besser sagen sollen, die Sachen zu verbrennen
Was mir nicht gefällt, ist das Wort " alles"
Denn alles wegzugeben, ist Narretei
Ein Dach über dem Kopf braucht jeder, ebenso einen minimalen Hausrat, einen Suppenkessel, ein Messer, einen Löffel, eine Schüssel, ein Schneidbrett, ein Trinkglas, eine Garnitur Kleider und eine zweite Garnitur Kleider während die gewaschene Wäsche trocknet, eine Wäscheleine, einen Wascheimer, ein Paar Sandalen, einen Tisch und einen Sessel, ein Bett, zwei Garnituren Bettzeug
Wer in ein Kloster eintritt, muß zwar auch mit leeren Händen kommen, aber dann wird dort für ihn gesorgt.
Der Satz " . . . Verkauf ALLES, was du hast, verteil das Geld an die Armen . . . " ist für mich unverständlich
Vielleicht war das wirklich so, wie Ekkard zur Diskussion stellt
(26-01-2019, 22:13)Ekkard schrieb: Oder ging es darum, den Untergang der Welt (und Anbruch des Gottesreiches) nur mit leichtem Gepäck anzutreten.
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Jesus war ein Endzeitprediger, und nein, seine Juenger sollten auch ken Dach ueber dem Kopf mehr haben. Sie zogen von Ort zu Ort und lebten von Spenden ihrer Zuhoerer.
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Kann das stimmen?
Dies würde bedeuten, daß Christen per Definition obdachlose, umherziehende Endzeitprediger wären
Alle Brücken hinter sich abbrechen und Panik verbreitend durch das Land laufen
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Das kommt mir so vor wie der Vergleich eines Marathonlaufs für die Massen mit einem 60 Meter Sprint für einzelne Spitzensportler.
Beim Marathonlauf sind 10.000 Menschen unterwegs, alle Altersgruppen, auch Übergewichtige, ein Massenereignis wo jeder mitlaufen kann - gemächliche Geschwindigkeit, wo man dafür auch 40 Km durchhält.
Beim 60 Meter Sprint ist es ein Wettrennen - man rennt so schnel es geht - das ist für einzelne Spitzensportler
Blöd ist es allerdings, wenn einzelne Spitzensportler zu laufen beginnen, durch Zuruf Passanten am Straßenrand dazu animieren, mitzulaufen "komm mit!" - dabei alle Altersgruppen, auch Übergewichtige anlocken - und der Spaß nimmt kein Ende . . . aus den 60 m werden 100 m, dann 1 Kilometer, dann 3 Kilometer . . . und dann brechen schon die ersten zusammen
Das ist ein Alptraum
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Um zum Christentum zurückzukommen: es macht einen Unterschied, ob die
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27-01-2019, 19:04
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27-01-2019, 19:12 von Adamea.)
(26-01-2019, 15:55)Sinai schrieb: Jesus sagte: " . . . Verkauf alles, was du hast, verteil das Geld an die Armen . . . " Lk 18,22
Das waren sehr harte Worte. Denn alles zu verschenken, ist schwer vorstellbar
Wohnung, alle Kleidung, alle Schuhe, den Herd, den Kühlschrank . . . alles verkaufen und das Geld an die Armen verteilen Ich glaube, dass das nur auf Wanderprediger zutrifft.
Mit weniger Gepäck reist es sich da freilich besser und zu einem Wanderpredigerleben wird das Meiste an Hab und Gut ja nicht gebraucht.
Wozu dient dem Wanderprediger ein Haus, in der Ferne, wenn der Wanderprediger nie daheim ist?
Und wie soll er viele Kleidungsstücke und mehrere Schuhe tragen als er tragen kann?
Die essensielle Frage ist also, zu wem hat Jesus das gesagt?
Du bist ja lustig, es gab da doch noch keinen Herd und Kühlschränke, oder meinst du damit eine Herde Kühe im Stall?
Und, was der Arme braucht, braucht der Schenker doch auch.
Warum soll man alles verschenken um so der nächsten Arme zu werden?... der Geschenke notwendig hat?
Wo ist da der Sinn?
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(27-01-2019, 19:04)Adamea schrieb: (26-01-2019, 15:55)Sinai schrieb: Jesus sagte: " . . . Verkauf alles, was du hast, verteil das Geld an die Armen . . . " Lk 18,22
Das waren sehr harte Worte. Denn alles zu verschenken, ist schwer vorstellbar
Wohnung, alle Kleidung, alle Schuhe, den Herd, den Kühlschrank . . . alles verkaufen und das Geld an die Armen verteilen Ich glaube, dass das nur auf Wanderprediger zutrifft.
Es gibt nach 2000 Jahren heute wieder sehr viele Wanderprediger
Diese neue Welle begann 1844 und daraus entstanden massenhaft Sekten, die das "baldige Ende" im Mund führen
(27-01-2019, 19:04)Adamea schrieb: Du bist ja lustig, es gab da doch noch keinen Herd und Kühlschränke
Herd und Kühlschrank habe ich absichtlich erwähnt - denn viele heutige bibelfundamentalistische Sekten innerhalb und außerhalb der Großkirchen wollen den Christen ja einreden, daß die Normen des Evangeliums auch heute gültig seien !!
Die wollen, daß heutige Christen alles verschenken was sie haben
Weil sie glauben und den Leuten einreden wollen, daß jetzt der Untergang der Welt (und Anbruch des Gottesreiches) bevorsteht
Dieses Spiel geht jetzt schon 2000 Jahre lang
Jeder Generation wird eingeredet, daß sie die Generation sei, die den Messias erlebt
(27-01-2019, 19:04)Adamea schrieb: Mit weniger Gepäck reist es sich da freilich besser und zu einem Wanderpredigerleben wird das Meiste an Hab und Gut ja nicht gebraucht.
Wozu dient dem Wanderprediger ein Haus, in der Ferne, wenn der Wanderprediger nie daheim ist?
Das ist freilich richtig. Ein Wanderprediger braucht kein Haus in der Ferne wenn er nie daheim ist
Aber was ist, wenn er nicht mehr wandern kann, alt und müde wird - und das Leben eines Wanderpredigers nicht mehr durchhält ?
Was tut er dann im Alter?
Was heißt "im Alter"? Ein Leben als Wanderprediger ist mit 20 bis 30 Jahren interessant, dann wird es mühsam, und mit 40 ist so eine Existenz menschenunwürdig !
Dann will er zurück in sein Haus in der Heimat - und das ist dann weg !
So eine Vorgangsweise wäre nur dann logisch, wenn der Untergang der Welt (und Anbruch des Gottesreiches) wirklich im nächsten Jahrzehnt bevorsteht
Gerade hier haken die zu ihren Mitgliedern aggressiven Sekten ein. Vor 2000 Jahren wie heute
Sie sagen dann frech: "Glaubst du etwa nicht daran, daß der Messias bald kommt ??"
Jetzt sitzt der Gläubige in der Falle
Sagt er "Ja" - wird er sofort ausgeschlossen
Sagt er "Nein" - dann wird von ihm verlangt, das auch öffentlich zu zeigen, indem er sein Haus verkauft und das Geld an irgendwelche Arme verschenkt
So arbeiten die endzeitlichen Sekten seit 1900 Jahren - egal wie sie hießen oder heißen
Zur Lebenszeit der Apostel war es noch zulässig, vom nahen Ende zu reden
Den Jüngern wurde ja verhießen "Von denen, die hier stehen, werden manche den Tod nicht schmecken, bis sie den Menschensohn in seiner königlichen Macht kommen sehen" (Matth 16:28)
Da war es ganz logisch, von zu Hause wegzulaufen und Wanderprediger (Missionar) zu werden !
Besonders im Jahre 70, als der Tempel zerstört wurde, sahen die Christen diesen Ruin des jüdischen Establishments als Bestätigung ihrer Lehre
Doch als dann später die Jünger einer nach dem anderen verstarben, mußte die Kirche zur Tagesordnung übergehen
So wie man keinen Marathon mit der Geschwindigkeit eines 60-Meter-Sprinters durchhalten kann, mäßigte nun die Kirche ihre Gangart
Zwar traten immer wieder aggressive Sekten auf, aber das waren Peanuts
Im Jahre 1844 (ein heiliges Jahr gemäß der Berechnung gemäß dem Alten Testament) brach der Bibelfundamentalismus jedoch in voller Intensität hervor - und zwar in den USA wo das problemlos möglich war
Seither kam es zu einer lawinenartigen Gründung von endzeitlichen Sekten
die fordern "verschenk alles was du hast"
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In der Religion geht es ja (man sehe und staune!) um etwas Innerliches. Etwas wegzugeben, was man besitzt, ist etwas äußerliches. Was könnte also der innerliche Zweck sein?
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Na ja, das steht ja schon in Ekkards Antwort ganz am Anfang. Da Jesus meinte, der Weltuntergang stuende unmittelbar bevor, war der Sinn, sich vom Ballast und den Sorgen des Alltagslebens zu befreien und sich gedanklich ganz auf die eigene innere Umkehr zu konzentrieren, damit man in diesem Weltuntergang erloest und nicht verdammt wuerde.
Ekkards weitergehender Einwand, das uns das eigentlich heute gar nicht mehr so richtig interessiert, da die Prophezeiung offensichtlich nie eingetroffen ist, mildert diesen Anspruch etwas ab. Die Idee, das Leben nicht nur von Aeusserlichkeiten beherrschen zu lassen, laesst sich ja immer noch daraus ableiten, falls man der urspruenglichen Botschaft noch irgendetwas abgewinnen kann.
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28-01-2019, 17:10 von Sinai.)
(28-01-2019, 14:08)Ulan schrieb: sich vom Ballast und den Sorgen des Alltagslebens zu befreien
Ballast . . . Sorgen
Man kann sich vom Ballast des Alltagslebens befreien indem man sich davon trennt (der ganze irdische Tand)
Aber wenn man sein Haus verschenkt, dann hat man NEUE und zwar schwere Sorgen, die man vorher nicht hatte.
Die Frage - wo werde ich wohnen - ist auch für Wanderprediger eine quälende Sorge
Denn niemand weiß (auch ein 40-Jähriger nicht) ob er in einem Jahr für ein Leben als Wanderprediger noch fit genug ist
Spenden gibt es nur für Predigten - jeden Tag in einem neuen Dorf - aber wenn er kein Wanderprediger ist, dann kann er hungern und ist noch dazu obdachlos
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28-01-2019, 23:28 von Sinai.)
(28-01-2019, 13:29)eddyman schrieb: In der Religion geht es ja (man sehe und staune!) um etwas Innerliches. Etwas wegzugeben, was man besitzt, ist etwas äußerliches. Was könnte also der innerliche Zweck sein?
Sicherlich gab es einen innerlichen Zweck dafür, von den Jüngern und denen die es werden wollten zu verlangen, alles Hab und Gut zu verschenken
Sich von allem irdischen Tand loszusagen, ermöglichte es diesen Menschen, sich voll auf die Predigt des Gottesreiches zu konzentrieren.
Ein edles Reitpferd, das täglich geschniegelt und gestriegelt werden muß, das bei jedem Huster und Niesen dem Besitzer Sorgen bereitet, ein gepflegter Garten in Jerusalem, der im Sommer täglich gegossen werden muß, keine drei Tage Abwesenheit erlaubt und wo man ständig das Unkraut suchen und entfernen muß bevor es sich ausbreitet, ein Ausflugsboot am See Genezareth das ständig kontrolliert werden muß und wo beim Auffinden eines kleinen Lecks, eines Haarrisses oder einer unerklärlichen Pfütze am Boden das Boot sofort zum Kalfatermeister gerudert werden muß bevor der Schaden größer wird - und wo das Baumwollsegel regelmäßig auf kleine Risse, brüchige Stellen, allfällige Schimmelflecken etc untersucht werden muß, ein Weinstock hinter dem Haus, der ständig auf Läuse und Schnecken untersucht werden muß - all das war ein irrer Ballast für jemand, der das nahende Gottesreiches predigen sollte . . .
Das kommen des Gottesreiches wurde von den Jüngern ja unmittelbar erwartet !
Den Jüngern wurde ja verhießen "Von denen, die hier stehen, werden manche den Tod nicht schmecken, bis sie den Menschensohn in seiner königlichen Macht kommen sehen" (Matthäus schrieb das später nieder, siehe Matth 16:28)
Da war es ganz logisch, von zu Hause wegzulaufen und Wanderprediger (Missionar) zu werden !
Besonders im Jahre 70, als der Tempel zerstört wurde, sahen die Christen diesen Ruin des jüdischen Establishments als Bestätigung ihrer Lehre
Sich von zeitraubenden Hobbies (edles Reitferd, Garten, Ausflugsboot etc) zu trennen, war da wirklich ratsam
Aber das Dach über dem Kopf (das Haus), das Fischerboot am See Genezareth zu verschenken, war etwas anderes !
Danach war der Mensch obdachlos - und erwerbslos !!!
Jetzt hat der Mensch plötzlich Sorgen, die er vorher nicht hatte. Nun kann er sich nicht mehr sorgenfrei dem Predigen widmen
Das war zuviel des Guten . . .
Die Sorge wird sein ständiger Begleiter sein
War das abgeben des irdischen Tands zunächst eine Befreiung von Sorgen, führt nun das abgeben von Haus und Arbeitsgerät (Fischerboot, Zimmermannswerkzeug) zu neuen Sorgen. Zu existentiellen Sorgen !
Wie gesagt war das zu Lebzeiten der Jünger noch sinnvoll, oder zumindest nachvollziehbar:
Den Jüngern wurde ja verhießen "Von denen, die hier stehen, werden manche den Tod nicht schmecken, bis sie den Menschensohn in seiner königlichen Macht kommen sehen"
und im Jahre 70 schien der Weltuntergang (und Anbruch des Gottesreiches) wirklich vor der Tür zu stehen,
aber im Jahre 100 als die letzten Jünger verstarben, dämmerte es den Leuten, daß das mit dem "Tod nicht schmecken" und dem "sehen des in seiner königlichen Macht kommenden Menschensohns" wohl anders zu interpretieren war
Ab diesem Zeitpunkt war es unmoralisch, irgendwelchen Christen zu sagen, sie sollen "alles" verschenken
Das Haus, das Fischerboot, das Zimmermannswerkzeug, den Schäferhund, das Lasttier (Esel), das Getreidefeld
Die Kirche kratzte die Kurve und ging zur Tagesordnung über
Vorbei all die Schwärmereien der Feindesliebe, des verschenkens von Haus und Hof . . .
Nun waren es nur mehr schädliche Sekten, die den Christen mit Derartigem das Leben schwer machten
Wenn heute einer keck verlangt, daß Christen gefälligst alles zu verschenken hätten, ist das eine Frechheit
Um es noch einmal zu sagen - das abgeben von allerlei irdischem Tand (der sich gerade heute in der von Industrie, Handel und Marketing angeheizten Konsumgesellschaft oft in erschreckendem Ausmaß anhäuft und statt zu Freude zu lästigen Verpflichtungen führt) kann eine Wohltat sein.
Ein Computer muß gewartet werden, braucht regelmäßig ein neues Virenschutzprogramm und andere Software, weshalb infolge dessen auch der Drucker erneuert werden muß, ein anderes Textprogramm, ein anderes Mailprogramm etc etc etc erforderlich ist, lästiger Werbespam ist in einem zweistufigen Vorgang zu löschen, was nach einem längeren Urlaub mühsam wird, das liebe Auto braucht allerlei Versicherungen, Service, Garagierungskosten bzw sonstigen Zores, das Reitpferd sorgt dafür, daß auf jede Reitstunde zwei Stunden von Verwicklungen kommen (vom ständigen Streit mit dem geldgierigen Stallbesitzer über allerlei Korrespondenz mit Versicherungen bis zum regelmäßigen kostspieligen Kontakt mit dem Tierarzt), das Skifahren ist längst kein unschuldiger Sport mehr sondern die reine Abzocke wo man sich um den Parkplatz streiten muß und sich beim Lift anstellen muß, die Mitgliedschaft im Jachtclub ist längst der reine Horror, die Gartenidylle wurde zur reinen Plackerei mit Null Erholungswert und ständigem Streß
Viele Menschen in meiner Umgebung leiden bei ihren Hobbies und ich mache mir einen Reim aus ihren Erzählungen - etliche Hobbies sind längst zur Qual geworden
Wenn jemand aus seinem Hobby einen Gott macht, wird aus Entspannung Unterwerfung
Ja, hier ist es Zeit nachzudenken und sich dann auszuklinken. Gute Idee
Sich auf das Wesentliche konzentrieren
Wenn Hobby und Zeitvertreib aufgrund perfider industrieller Vorgangsweise zum Ballast entarten, ist es Zeit sich davon zu lösen.
Neue Hobbies suchen und ein paar Jahre oder vielleicht auch Jahrzehnte genießen, bis auch dort der Mammon regiert
Aber sein Haus zu verschenken, ist eine dumme Idee - und eine freche Zumutung noch dazu
Das ruft eine Abwehrhaltung hervor
Viele Christen ärgern sich - zurecht - darüber, daß es ihnen von irgendwelchen großmäuligen Schwärmern eigentlich indirekt als Mangel angelastet wird, daß sie noch nicht ihr Haus / ihre Eigentumswohnung verkauft und den Erlös an irgendwelche Arme verschenkt haben.
Menschen, die ein anständiges Leben führen, wollen sich nicht von irgendwelchen Leuten anpatzen lassen, die den unausgesprochenen Vorwurf im Köcher haben, daß es "besser" wäre das Haus zu verschenken . . .
Und insbesondere die problematische Bibelstelle in Matthäus 16:28 sollte in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben
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(28-01-2019, 22:59)Sinai schrieb: Sich von allem irdischen Tand loszusagen, ermöglichte es diesen Menschen, sich voll auf die Predigt des Gottesreiches zu konzentrieren.
Naja, nicht nur auf die Predigt darüber...
Dieses Reich ist nicht von dieser Welt. Das will meinen, dass es sich dabei um etwas Unvergängliches handelt, und es ist der Tenor der Religion, dass diese ganz andere Realität von einem Menschen auch erkannt werden kann. Von diesem Standpunkt aus wäre die Identifikation mit dieser vergänglichen Welt Unwissenheit. Wenn man von Identifikation spricht, dann geht es einerseits um Abneigung (Ärger), und um Anhaften (Begehren). Gleich nach dem sexuellen Begehren kommt das Besitzenwollen. Dessen Stärke kommt erst zum Ausdruck, wenn man die Dinge nicht mehr hat. So sagt man vielleicht, dass das kein Problem darstellt, aber oftmals genügt auch schon die unbewusste Gewissheit, dass der begehrte Besitz innerhalb der eigenen Reichweite liegt und immer verfügbar ist (mein Auto in der Garage, mein Geld auf dem Konto, meine Frau schläft neben mir, ...). Insgeheim wollen wir ewigen Besitz, absolute Sicherheit, die diese relative Welt natürlich nie geben kann.
Dieses Besitzenwollen, das sehr stark in uns Menschen verankert sein kann, geht mit einer falschen Sichtweise einher, der von "Ich und Mein". Nehmen wir hier mal das "Mein"; eine Geschichte verrät ihren kuriosen Charakter:
1) Ich gehe mit einem Kumpel auf der Straße, und ziehe meine neue teure Uhr raus um sie ihm zu zeigen. Dabei fällt sie mir runter, geht kaputt und ich erleide einen Schock darüber.
2) Ich gehe mit einem Kumpel auf der Straße, und er zieht seine neue teure Uhr raus um sie mir zu zeigen. Dabei fällt sie ihm runter, geht kaputt und er erleidet einen Schock darüber. Ich bin ganz entspannt, und halte ihm einen Vortrag darüber, dass man so etwas an einer Kette befestigen sollte.
Passiert ist objektiv immer das gleiche, aber subjektiv ist die Reaktion völlig verschieden, aufgrund dieser Vorstellung von "Mein", die keine objektive Grundlage hat.
All diese falschen Identifikationen und Vorstellungen will die Religion beseitigen. Deswegen spielt Entsagung eine so große Rolle.
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29-01-2019, 13:44
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29-01-2019, 13:46 von Sinai.)
(29-01-2019, 13:08)eddyman schrieb: (28-01-2019, 22:59)Sinai schrieb: Sich von allem irdischen Tand loszusagen, ermöglichte es diesen Menschen, sich voll auf die Predigt des Gottesreiches zu konzentrieren.
Dieses Reich ist nicht von dieser Welt.
"Dieses Reich" ist zwar nicht "von" dieser Welt, sondern vom Himmel, aber es ist "auf" dieser Welt
Solange man auf dieser Welt lebt und wohnt, braucht man irdische Dinge wie zum Beispiel ein Haus zum wohnen
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