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Bedeutungsverluste von Beichte und Aschenkreuzausgabe ...
#25
(18-03-2019, 14:57)Kreutzberg schrieb: Ich bin erstaunt, dass man nicht auf die neuen Formen des Fastens
entsprechend reagiert. Die meisten Christen gehen davon aus, dass
ein Handyverzicht wohl irgendwann auch eine Fastenform dargestellt
die dem sog. modernen Zeitgeist entspricht.


Ich habe einen Arbeitskollegen, der sehr katholisch ist. Er hält die sechswöchige Fastenzeit streng ein (ißt die ganzen 40 Tage kein Fleisch) - und verzichtet während der ganzen Zeit freiwillig auf Bier

Er trinkt nicht ein einziges Bier

Das mutet mir sehr seltsam an, denn man liest gelegentlich, daß sich die Mönche im Mittelalter in der sechswöchigen Fastenzeit ausschließlich von Wasser, Vollkornbrot (anderes gab es nicht), Salz, gekochtem Gemüse und Gemüsesuppe, Fisch, angeblich auch gekochten Eiern und Bier ernährten.

Wein tranken sie nicht in der Fastenzeit

Bier galt aber bei den Mönchen im Mittelalter - angeblich - als üblicher Fastentrunk
Wie wir heute wissen, enthält Bier Elektrolyte und Kohlehydrate. Damit wäre Bier ein sehr wertvolles Nahrungsergänzungsmittel in der sechswöchigen strengen Fastenzeit gewesen

Andererseits enthält Bier Alkohol

Heutiges - industriell hergestelltes Bier - hat 5 % Alkohol

Das Bier aus der Zeit vor 1848 hatte in Deutschland bloß 1 % Alkohol

Somit kann man davon ausgehen, daß das "Bier" in früheren Zeiten kaum oder gar keine berauschende Wirkung hatte. Wenn heute jemand 1 Liter Bier trinkt, ist er lustig. Damals hätte er 5 Liter trinken müssen !

Bis er den dritten Liter getrunken hätte, wäre der wenige Alkohol vom ersten Bier verraucht . . .

Wenn ein mittelalterlicher Mönch 1 Liter Bier trank, dann nahm er so wenig Alkohol auf, wie wenn er 0,2 Liter heutiges Bier tränke

Vielleicht ist heutiges Bier bei streng die Fastenzeit einhaltenden Katholiken wegen des (gegenüber früher) heute fünffachen (!) Alkoholgehalts verpönt

Während man früher (vor der Industrialiserung der Bierproduktion) nichts dabei fand, am Abend Bier zu trinken, da es kaum Alkohol enthielt, ist Bier heute ein Genußmittel - ein berauschendes Getränk

Ob heute das heutige Bier (5 %) in der Fastenzeit kirchlich geächtet ist, kann ich nicht sagen
das könnte nur ein Spezialist für Fastenregeln sagen


----------------

Ob ein Verzicht auf Kaffee in der Fastenzeit praktiziert wird, weiß ich nicht.
Wäre eigentlich logisch - aber es gibt kein Vorbild im Mittelalter. Keine Ahnung, ob das praktiziert wird
Kaffee ist für manche Menschen ein Genußmittel, für Schichtarbeiter aber ein Arbeitsmittel
Ein Arbeitsmittel das man braucht, um nach dem gräßlichen Läuten des Weckers und Aufstehen (zu physiologisch unpassender Zeit) den Schlaf zu überwinden und die Verdauung rasch in Gang zu werfen, um den Stuhl auszuscheiden bevor das Pendeln zum fernen Arbeitsplatz beginnt - es ist hier wahrlich kein Genußmittel sondern eine Geißel . . . und wird an arbeitsfreien Tagen gemieden . . . aber leider tritt nach einigen Wochen oder Monaten ein Gewöhnungseffekt ein - und der Schichtarbeiter braucht auch an arbeitsfreien Tagen, im Urlaub und bei Arbeitsunfähigkeit (wegen Verkühlung etc) seine Ration Kaffee nach dem Aufstehen, damit der Kreislauf in Gang kommt
Sagen wir so: Kaffee ist bei Berufstätigen kein reines Genußmittel - er ist Teil der Arbeitswelt

Ebenso wohl auch das von Dir erwähnte Handy
Ein Mensch ohne Handy und ohne E-Mail-Adresse hat heutzutage keine Chance auf einen Arbeitsplatz
Der Chef will daß Du mittels Handy erreichbar bist, und Dienstpläne werden heute mittels E-Mail verschickt
Wer hier ausschert und sagt, daß er weder Handy noch E-Mail hat, kriegt nicht den Job
Sogar Maurer auf der Baustelle müssen heute ein Handy haben, auch in der Freizeit . . . damit sie der Chef erreichen kann wenn er was braucht
Viele berufstätige Menschen fluchen bereits auf das Handy
Du schreibst von "Handyverzicht". Ein Handyverzicht aus Fastengründen mutet seltsam an

Und noch einen Gedanken hört man oft:
Viele Menschen empfinden die heutige Zeit als böse. Extremer Konkurrenzdruck in der Arbeitswelt. Ein gnadenloser Verdrängungswettbewerb. Außerhalb des privilegierten Bereichs (Beamter im geschützten Bereich des alten Dienstrechts, Landwirt durch Geburt, etc) ist das Leben ein dauernder Überlebenskampf, wo neuerdings Hartz IV mit seiner Enteignung droht. Alleinerziehende Mütter und ruinierte Väter sind heute die Norm. Hier noch von "Fastenzeit" zu sprechen, wird als Frevel angesehen - sehr viele Menschen empfinden sich ohnehin 365 Tage im Jahr in der Fastenzeit

Das sind die Gedanken, die ich oft höre
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RE: Bedeutungsverluste von Beichte und Aschenkreuzausgabe ... - von Sinai - 19-03-2019, 00:05

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