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Bedeutungsverluste von Beichte und Aschenkreuzausgabe ...
#48
(27-03-2019, 19:21)Kreutzberg schrieb: Wieso wird denn von der Kirche nicht das Mittelmaß als in Botschaften deutlich betont. Das sollte ja ohnehin
angestrebt werden. Die Gesundheitsfachleute sprechen von Ausgewogenheit.

Wer das ständig lebt braucht keine Askese. Der menschliche Alltag ist doch nicht geprägt durch Ebbe und
Flut wenn ich das mal so sagen darf.


(28-03-2019, 13:54)Kreutzberg schrieb: Von der praktischen Seite her habe ich einmal kurz in einem Fachbuch zum HEILFASTEN gelesen.


Ich denke, das religiöse Fasten hat nichts mit der neuen Mode des "Heilfastens" zu tun.

Der mittelalterliche Mensch kasteite sich während der vierzigtägigen Fastenzeit bewußt, aß nicht einmal Butter, es war eine Art von Solidaritätsbezeugung mit dem leidenden Schmerzensmann

Der Mensch sah und sieht sich als Teil des Jahreskreislaufs (Frühling, Sommer, Herbst, Winter) und des Tageskreislaufs (Ebbe und Flut), Tag und Nacht, Vollmond, Halbmond, Neumond

Während es im Mai angenehm warm ist, fror der Mensch im Mittelalter im Winter erbärmlich, selbst Königspaläste hatten kalte Speisesäle, Zeremonienhallen, Schlafräume. Zwar gab es im Saal einen offenen Kamin, aber dieser konnte den hohen Saal nicht erwärmen. Wer sich nahe zum Feuer setzte, litt vorne an der Hitzestrahlung und fror am Rücken, da die Luft kalt blieb. Schlafräume hatten überhaupt keinen Kamin. Nur südlich der Alpen war das Leben im Winter erträglich.

Im September war Erntezeit, da wurde dann einige Wochen gevöllert, die Menschen fraßen sich nach Art der Bären einen "Winterspeck" an, um die kalte Jahreszeit zu überstehen . . .

Die Küstenbewohner sahen täglich die Gezeiten des Meeres !
Da die Welt von Gott geschaffen worden war, sahen sie Ebbe und Flut als gottgegeben
- ebenso wie Tag und Nacht

Jedenfalls war ganzjährig eine "ausgewogene Ernährung" nicht gegeben. Während es bis in den Dezember noch reichlich Äpfel und anderes Obst (Dörrpflaumen zu Nikolaus) und manches Gemüse gab, war ab Mitte Dezember keine Vitaminversorgung möglich - von mancherorts bekanntem Sauerkraut und Essiggurken etc. abgesehen, wodurch wenigstens Vitamin C gegessen wurde . . . Dafür war das Vollkornmehl ziemlich vitaminhaltig - aber auch verderblich. Oft kamen Würmer ins Mehl . . .
Ab Mitte Dezember war kaum vitaminreiche Nahrung vorhanden

Dennoch gab es Schweineschmalz und am Sonntag 80 bis 100 Gramm Schweinebraten

Wie dem auch sei - im Mittelalter waren die Menschen sehr religiös und empfanden es normal, nach Ende des lustigen und ausgelassenen Fasching zu fasten
Siehe das berühmte Gemälde von Pieter Bruegel d. Ä. aus 1559 Der Kampf zwischen Karneval und Fasten - Wikipedia
Sehenswert! Eine wunderbare Milieustudie der spätmittelalterlichen Gesellschaft

Ich habe den Verdacht, daß in Erwartung der nahenden Fastenzeit die Menschen die letzten zwei Wochen des Karnevals fraßen und soffen, was das Zeug hielt. Siehe den Mann, der auf dem großen Weinfaß (oder Bierfaß) reitet und einen langen Spieß mit Brathühnern in der Hand hält. Die ganze Szene wirkt sehr beschwingt, man erkennt, daß Alkohol in Strömen floß

Nach dem ausgelassenen Karneval folgte die Fastenzeit - dem Menschen war nun bewußt, daß er sich zwar kalorienreich ernähren darf (Brot)
um arbeitsfähig zu bleiben, aber nun halt 40 Tage ohne tierische Nahrungsmittel auskommen muß - rein pflanzliche Ernährung

Beim religiösen Fasten erkennt man heute mehrere Schattierungen.
A) Menschen, die sechs Wochen lang streng fasten, sieht man nur mehr sehr selten
B) Menschen, die Fleisch am Karfreitag meiden sowie sechs Wochen lang auf Alkohol (Wein und Bier) verzichten, sieht man gelegentlich
C) Menschen, die die Fastenzeit überhaupt nicht mehr einhalten (weil sie meinen, daß das Leben heute in der unchristlichen Gesellschaft ohnehin schon belastend genug ist) aber am Karfreitag auf Fleisch verzichten, sind häufig zu sehen


Zum "Heilfasten"
Dies ist eine Therapie, um Menschen mit Übergewicht zu heilen. Ein Kampf gegen die heutige Zivilisationskrankheit "Übergewicht" und sollte nicht mit religiösem Fasten vermischt werden

Beitrag # 29
(19-03-2019, 15:02)Sinai schrieb: Klar versuchen einige Lehrer vom Heilfasten, in den großen Markt der religiösen Menschen einzudringen -
und die Religion ist versucht, ihren Gläubigen das Fasten mittels der Biowelle schmackhaft zu machen

Aber ich glaube, das sind zwei Paar Stiefel - und man sollte hier exakt trennen

Wie gesagt, hatte das strenge Fasten früherer Zeiten religiöse Gründe (Solidarität mit dem leidenden Jesus) - und hatte mit der heute modernen Methode des "Heilfastens" nichts zu tun.

Abgesehen davon soll das "Heilfasten" nicht einmal Pro Jahr erfolgen, sondern öfters im Jahr
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RE: Heilfasten & Vespern als Sonderform ... - von Sinai - 28-03-2019, 19:49

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