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Lust und Askese, kein Widerspruch
#1
Lust und Askese, kein Widerspruch
Nach der äußeren sexuellen Befreiung folgt die innere.
 
Die ewige Lust als höchstes Gut
   Für Epikur und die sexuelle Revolution ist Lust zweifelsohne das höchste Gut. Glücklich sein kann nur, wer die Lust genießt. Nietzsche meint zurecht: "Alle Lust will Ewigkeit, tiefe,  tiefe Ewigkeit." Doch hier stutze ich schon mit Nachdenken. Ewigkeit, ewige Lust, unentwegte Lust, fortwährende Lust, immerwährende Lust, nie versiegende Lust, unaufhörliche Lust, nie endende Lust stehen der Endlichkeit, dem Überdruss, der Ausgereiztheit, der Prüderie, der Übersättigung an Wollust gegenüber.
 
Bleibt ewige Freude und Lust eine jenseitige Vertröstung?
   Es fragt sich: Ist fortwährende Lust ohne Überdruss möglich? Wenn ja wie erreiche ich sie? Oder muss ich mich hienieden damit begnügen, dass alles endlich ist. Muss ich mich mit meinem Wunsch nach ewiger Freude an der Lust auf ein Jenseits vertrösten oder kann ich den "Himmel" schon jetzt ins Diesseits holen?
   Da begegnen mir immer wieder die sogenannten Realisten, die sich mit der Endlichkeit der irdischen Freuden begnügen und behaupten, damit zufrieden zu sein. Sie meinen, dass sich Freud und Leid abwechseln. Das nähmen sie hin und seien damit zufrieden. Das ist so und wird immer so bleiben. Immerwährendes Glück wollten sie gar nicht. Das mache sie überdrüssig. Ihr Glück bestehe darin, sich mit dieser Realität des Auf und Ab abzufinden und gerade nichts darüber hinaus zu begehren.
   Wer auf diesem Standpunkt steht und sich also mit weniger als Gott, dem Quell aller Freude und Lust, hienieden zufrieden gibt, der braucht jetzt gar nicht mehr weiter zu lesen. Denn das Folgende will sich gerade damit beschäftigen, die unentwegte Freude und Lust ins Dasein zu rufen.
 
Lust oder Wollust?
   Es frägt sich, will ich die Will-Lust oder Wollust des Dietrichs an beliebigen Sexualobjekten? Oder die wahre und darum treue Lust mit meinem Idol? Als Idol ist hier gemeint die Favoritin  oder "große, wahre, ewige Liebe" eines Menschen. Das ist die Bedeutung von eidolon im frühen Altertum, erst christliche Schriftsteller gaben eidolon die Bedeutung von "Götze" und "Trugbild". Somit ist als erstes das Idol im Leben zu erkennen. Ewige Lustfreude kann nur erkennen, wer sein Idol gefunden hat. Wer sagt, er habe kein Idol in seinem Leben, ist ein armer Tropf. Er hat am Leben vorbei gelebt.
 
Joga und Kreuz führen zur himmlischen Freude schon hienieden
   Der Weg zum Himmel mit dem Idol geht über das Joga oder das Joch der Befreiung, das Jesus der Retter mitträgt, denn er sagt: "Mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht."(Mt 11,30) Wie Buddha mit gekreuzten Beinen ohne Ablenkung der Läuterung der Aussöhnung sich zu stellen, ist das Joga oder das Joch, das zum "Himmel" mit dem Idol hienieden führt. Eine immer wiederkehrende Übung, was im Lateinischen „exerzitiae“, im Griechischen „Askesis“ heißt. Ist zugleich der materielle Reinheitswandel vollzogen, was heißt, sich vegan einmal am Tag zu ernähren und von Rauschmitteln und Zivilisationsdrogen frei zu sein, so stellt sich die innere asketische Lust im identisch sein mit Gottes Willen ein. Der Mensch fühlt die Shakti seines Idols, indem seine Hoffnung feststeht, auch wenn Mitmenschen anderes unken mögen. Dies ist die beschauliche oder kontemplative Seite des Lebens.
 
Im Wahnsinn oder Hoffnungssinn auf dem Pfad der Tugend tätig
   In Tätigkeit ist das Leben "die Fahrt nach vane" von "Tristan und Isolde" oder das Verbleiben im Wahnsinn, der gleichbedeutend mit Hoffnungssinn ist, der bleibt auf dem Pfad der Tugend oder Tüchtigkeit, diesem Innehaben der Mitte zwischen den Extremen, worüber Aristoteles in seiner Nikomachischen Ethik ausführlich spricht. So ist das nunmehrige Leben das Abenteuer auf dem engen Pfad der Tugend begleitet von immer wiederkehrenden enstatischen Orgasmen der Erkenntnis mit dem verinnerlichten Idol, der Shakti.
 
Innere Aussöhnung mit dem Idol macht Lust
   Das Idol ist ein wirklich lebender Mensch. Wenn er verinnerlicht ist, kommt es zu einer reziproken Korrelation von animus und anima. Werden noch Schmerzen empfunden in der inneren Beziehung zu diesem Menschen, liegt das an mangelnder Aussöhnung mit ihm. Je mehr sich die beiden Seelen innerlich aussöhnen, desto größer und abwechslungsreicher ist die Lust.
 
Autarke Lust
   Wenn das Idol innerlich geliebt wird, ist das Gefühl zu ihm da und kann genossen werden, was sexuell autark macht. Das andere Geschlecht der Mitmenschen wird gesehen und empfunden in Ähnlichkeiten zum Idol. Geliebt wird, was ähnlich ist mit dem Idol. Als befremdend und nicht begehrenswert erscheint, was unähnlich ist zum Idol. So ist die sexuelle Treue zum Idol automatisch begründet. Denn sexuelle Treue ist innere Wahrhaftigkeit des vollständigen Gefühls.
   Notwendig zu dieser inneren Wonne ist die Unverfälschtheit der Gefühle. Damit die Gefühle nicht verfälscht werden, ist die Stimulans von Alkohol, Nikotin, Koffein, Thein und illegalen Drogen zu meiden. Ebenso empfiehlt sich, wie gesagt, eine vegane Ernährung. Dies alles nennt sich der Reinheitswandel nach Buddha. Hilfe dazu gibt die höhere Macht, also Gott.
   Die Befreiung zur fortwährenden inneren Wonne mit der Shakti (Lustkraft) des Idols gewährt nur die Gnade Gottes. Aus eigener Kraft wird sie nicht erreicht. Insofern empfiehlt es sich das Erlösungswerk des Heilands anzunehmen. Dann stellt sich auch die Gnade Gottes ein.
© Raimund Fellner
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#2
Herzlich Willkommen im Forum !

Du hast eine Menge Aussagen in Deinen Thread verpackt; ich kann mich nur mit einigen auseinandersetzen, denn ich will hier kein Buch schreiben Icon_smile

(12-06-2019, 02:14)raimund-fellner schrieb: Der Weg zum Himmel mit dem Idol geht über das Joga oder das Joch der Befreiung, das Jesus der Retter mitträgt, denn er sagt: "Mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht."(Mt 11,30)

Ich suchte und fand die Stelle (Mt 11,28ff) in der Einheitsübersetzung:
"Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.
Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.
Denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht."
Das kann man all denen entgegenhalten, die von Christen schwere Opfer (das Haus verkaufen und das Geld den Armen schenken) und das Martyrium verlangen

Eine Verwandtschaft des Christentums mit dem Joga halte ich aber für abenteuerlich

Jogalehrer versuchen beim akquirieren von Kunden in christlichen Regionen manchmal gerne, eine Nähe von Yoga und Christentum zu behaupten


(12-06-2019, 02:14)raimund-fellner schrieb: Eine immer wiederkehrende Übung, was im Lateinischen „exerzitiae“, im Griechischen „Askesis“ heißt.

Eine interessante Bemerkung. Wenn die Katholische Kirche "Exerzitien" veranstaltet, wäre der Ausdruck "Askese" ebenfalls denkbar. Exerzitien (Übung) klingt halt annehmbarer als Askese
Man muß auch bedenken, daß sich Bedeutungen von antiken Wörtern im Laufe von Jahrtausenden geändert haben. Askese war im Alten Griechenland ein weit gefaßter Begriff (allerlei Übungen ohne Entbehrungen; wie das lat. Wort Exezitien) und bekam erst später den negativen Beigeschmack der harten Entbehrungen

(12-06-2019, 02:14)raimund-fellner schrieb: Notwendig zu dieser inneren Wonne ist die Unverfälschtheit der Gefühle. Damit die Gefühle nicht verfälscht werden, ist die Stimulans von Alkohol, Nikotin, Koffein, Thein und illegalen Drogen zu meiden.

Dies dürfte größtenteils richtig sein, mit der Maßgabe daß Jesus Alkohol nicht ablehnte, im Gegenteil er verwandelte vor großem Publikum Wasser zu Wein (Hochzeit zu Kana) und er trank beim letzten Abendmahl Wein !


(12-06-2019, 02:14)raimund-fellner schrieb: Ebenso empfiehlt sich, wie gesagt, eine vegane Ernährung.

Dies ist eindeutig fernöstlich und hat mit Jesus nichts zu tun!
Jesus und Johannes der Täufer ernährten sich in der Wüste von Heuschrecken



(12-06-2019, 02:14)raimund-fellner schrieb: Wie Buddha mit gekreuzten Beinen ohne Ablenkung der Läuterung der Aussöhnung sich zu stellen, ist das Joga oder das Joch, das zum "Himmel" mit dem Idol hienieden führt.
( . . . )

. . . empfiehlt es sich das Erlösungswerk des Heilands anzunehmen. Dann stellt sich auch die Gnade Gottes ein.

Du wechselst gerne zwischen Buddhismus, Yoga und Christentum ("das Erlösungswerk des Heilands", "Gnade Gottes").

Ich denke, bei einer Vermengung von biblischen Lehren mit Lehren aus Indien kommt nichts Christliches heraus - es entsteht dann ein neuer buddhistischer Flügel der als Gewürz oder Lockmittel für Europäer ein wenig christlich angehaucht ist


---


Es gab schon immer Leute, die zwar den Buddhismus nicht propagieren wollten, aber aus Neugierde in Richtung Fernost forschten und darüber Bücher schrieben, wie etwa der russische Offizier und Forscher Nikolaus Notowitsch, der 1887 in Kaschmir und Ladakh weilte

Hier im Forum gibt es eine Diskussion über ihn im Bereich "Christentum und Theologie"    
Titel:
Die Lücke im Leben Jesu. War Jesus in Indien ?
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#3
Wer weiß, vielleicht ist Jesus mal einem buddhistischen Wandermönch begegnet? Was spräche dagegen?
Was das Thema anbelangt, bin ich gegen Askese. Sie sorgt nur dafür, dass die Seele die Lust verliert, in dem gequälten Leib wohnen zu bleiben. Für Lust bin ich sehr. Lust am Denken, Lust am Schreiben, Lust am Diskutieren, Lust am Whisky, Lust am Schauen, Lust an Frauen, Lust an einem guten, noch leicht blutigen Steak …
Das macht, dass die Seele froh ist, in diesem Leibe wohnen zu können.
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#4
(19-06-2019, 22:08)Herodotus schrieb: Wer weiß, vielleicht ist Jesus mal einem buddhistischen Wandermönch begegnet?


Der südliche Strang der sogenannten "Seidenstraße" die weder primär mit Seide zu tun hatte, noch eine Straße war - sondern ein Netz (siehe Karte) - endete in Damaskus

So kam übrigens das Kamel - das zur Zeit Moses im Niltal unbekannt war - zu den östlichen und südlichen Ufern des Mittelmeers. Es stammt aus der sogenannten Mongolei (damals lebten dort noch keine "Mongolen" im heutigen Sinn). Menschen und Tiere - aber auch Pflanzen (Reis, Opium, Weizen) wanderten damals bzw wurden verschleppt
Und dort wo heute die "Türkei" ist, lebten keine Türken

Zu Deiner Anmerkung ob Jesus vielleicht einmal einem buddhistischen Wandermönch begegnete, ist zu sagen, daß dies wohl sehr wahrscheinlich war. Wenn das Kamel auf dem südlichen Strang des Handelsnetzes aus Zentralasien in den "arabischen" Raum kam (auch kein unproblematischer Ausdruck, da damals nicht nur Araber dort lebten, sondern Sumerer, alte Babylonier, alte Perser und viele andere Völker) dann wohl auch die zugehörigen Menschen. Man soll sie nicht despektierlich als "Kameltreiber" bezeichnen, das waren sehr erfahrene Viehzüchter und Fernhändler

Es ist zu erwarten, daß so mancher zentralasiatische und südasiatische Kult nach Damaskus kam

Übrigens gelangte auch persischer (indogermanischer) Kult nach Zetralasien - siehe die Anhänger des Zarathustra und deren Derivate im Tarimbecken
Die ominöse alte Stadt Kutscha (engl. Schreibweise Kuqa)
Damals lebten dort die eine indogermanische Sprache sprechenden Tocharer, heute leben dort freilich nur mehr "Chinesen"

Ich will auf die vielen kulturellen Wanderungen der Frühantike und Antike hinweisen, die meist nicht schriftlich dokumentiert sind

Manche Ideen im Christentum (die andere Backe hinhalten) sind keineswegs mosaisch, sondern ostasiatisch


(19-06-2019, 22:08)Herodotus schrieb: Was das Thema anbelangt, bin ich gegen Askese. Sie sorgt nur dafür, dass die Seele die Lust verliert, in dem gequälten Leib wohnen zu bleiben. Für Lust bin ich sehr. Lust am Denken, Lust am Schreiben, Lust am Diskutieren, Lust am Whisky, Lust am Schauen, Lust an Frauen, Lust an einem guten, noch leicht blutigen Steak …
Das macht, dass die Seele froh ist, in diesem Leibe wohnen zu können.

Sicher hast Du recht, daß Askese kontraproduktiv ist. Eine Unsitte aus Südasien bis Ostasien
Allerdings ist das Gegenteil (die ungezügelte Lust) ebenso schädlich. Siehe Sodom und Gomorrah

OK - das liegt zu lange zurück und es gibt fast keine schriftlichen Berichte darüber

Aber sehen wir die frührömische - etruskische - Gesellschaft. Das reine Laster! Überall Perversionen

Schwierig ist es, den gesunden Mittelweg zu definieren

Ein körperlich schwer arbeitender Handwerker braucht angemessen viel Weib und Wein und Steaks - ein Intellektueller wohl nicht einmal ein Drittel davon. Sonst wird er krank

Wer dem tierhaften Leben noch nahe steht - ein Hirte oder ein Viehzüchter oder ein Feldarbeiter oder ein Lastenträger - braucht eine andere Ernährung als ein Intellektueller der seine Bücher liest und schreibt

Für den Intellektuellen ist das ausgeprägt Tierhafte sehr schädlich - wenn er in Suff und Fraß und Sexualität versinkt, ist das sein baldiges Ende

Ein Landsknecht um 1620 oder ein Bauer aus 1700 war da aus einem anderen Holz geschnitzt. Das waren noch echte Tiere, Analphabeten und sehr robust. Die vertrugen viele "fleischliche" Genüsse und brauchten diese auch!
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#5
Nun, ich glaube auch, dass die Welt, zu Jesu Zeiten, durchaus bunter war, als mancher sich so vorstellt.
Was Askese und Lust anbelangt, so habe ich ja deutlich gemacht, dass Lust auch Lust an intellektuellen Dingen sein kann.
Ob jemand, der schwere, körperliche Arbeit verrichtet, "tierhafter" in seinen Lüsten ist? Ich weiß es nicht. Mancher mag, nach des Tages Last, in seine Liegestatt gefallen sein und geschlafen haben, ohne überhaupt noch Lust zu empfinden.
Natürlich kannte die Antike das Laster. Aber was ist Perversion? Das "Satiricon" des Petronius habe ich gern gelesen und habe es nicht für allzu pervers gehalten. Aber es gibt ja Menschen, die halten es schon für pervers, wenn man mehr als die "Missionarsstellung" kennt.
Nun kennen wir ja die Tugenden, die man auch Kardinaltugenden nennt. Dazu gehört auch die Selbstzucht.
Wie bei allem, macht auch im Blick auf das, was man an Gelüsten hat, das Maß das Gift.
Zu viel des Guten schafft Überdruss.
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#6
(20-06-2019, 07:42)Herodotus schrieb: Nun, ich glaube auch, dass die Welt, zu Jesu Zeiten, durchaus bunter war, als mancher sich so vorstellt.


Im ganzen Mittelmeerbecken grassierten seit urdenklichen Zeiten Kulte mit Orgien
Man denkt hier an Sodom und Gomorrah, an die Phönizier, an Karthago, an Knossos, an die Orgien zu Ehren des Bacchus

186 v. Chr. gab es in Rom den Bacchanalienskandal
"Ein Waisenkind, Publius Aebutius, war von seinem Stiefvater um sein Erbe gebracht worden und sollte nun aus dem Weg geräumt oder unschädlich gemacht werden. Zu diesem Zweck wollte seine Mutter den Jungen dem entnervenden Einfluss der bacchischen Orgien aussetzen. Sie hätte ein Gelübde gemacht, ihren Sohn dem Bacchus zu weihen, als dieser schwer krank war. Der Sohn hatte zunächst keine Einwände, erzählte aber seiner Geliebten von der bevorstehenden Einweihung, einer Freigelassenen namens Hispala Fecenia, zwar Kurtisane, aber von edler Gesinnung. Diese war entsetzt, vor ihrer Freilassung habe sie nämlich ihre damalige Herrin zu jenen nächtigen Feiern begleiten müssen und sei Zeuge der dort verübten Scheußlichkeiten geworden: „eine Brutstätte jeglicher Art des Verderbens“ (corruptelarum omnis generis … officinam), wie sie sich ausdrückt. Man werde ihn dort an einen Priester übergeben, der ihn an einen Ort bringen werde, wo, übertönt von Trommeln und Cymbeln, niemand seine Schreie höre. Er musste ihr versprechen, sich in derartige Bräuche keinesfalls einweihen zu lassen.
Als sich Aebutius zuhause weigerte, die Vorbereitung zur Einweihung zu beginnen, warf man ihn aus dem Haus. Der Knabe begab sich zu seiner Tante und brachte auf deren Rat den Fall vor den Konsul Spurius Postumius Albinus, der zunächst Erkundigungen einzog und, nachdem er sich vom Leumund der Kläger überzeugt hatte, entschlossen zu handeln begann. Zunächst ließ er Hispala vor sich bringen und befragte sie, was denn da zur Nachtzeit im Hain der Simila vorgehe. Hispala weigerte sich zunächst Auskunft zu geben, da sie Repressalien der Anhänger des Kultes fürchtete. Schließlich, vom Konsul bedroht und nach dessen Versprechen, ihre Sicherheit zu gewährleisten, berichtete sie alles, was sie über die Orgien wusste.
Sie erzählte, dass früher nur Frauen den Kult ausüben durften und dass die Einweihungen dreimal im Jahr, und zwar tagsüber stattfanden. Priesterinnen waren vornehme Damen. Das änderte sich völlig, als die aus Kampanien stammende Paculla Annia Priesterin wurde. Die Riten fanden nun fünfmal im Monat zur Nachtzeit statt und Männer wurden eingeweiht, darunter die Söhne der Priesterin, Minius Cerinnius und Herennius Cerinnius. Dann habe die Herrschaft des Lasters begonnen: mit allgemeiner Promiskuität, homosexueller Libertinage, Wahnsinn und Raserei. Dass es so etwas wie Frevel nicht gebe, sei das oberstes Motto des Kultes. Wer sich weigerte, teilzunehmen, wurde erst missbraucht und dann umgebracht. Es sei eine unglaubliche Anzahl von Menschen verstrickt in den Kult, fast schon ein zweiter Staat, darunter auch Männer und Frauen aus der Nobilität.
Nachdem der Konsul für die Sicherheit von Hispala und Aebutius, seiner beiden Hauptzeugen, gesorgt hatte, informierte er den Senat, der sich über die Existenz einer so starken Untergrundbewegung bestürzt zeigte, den Staat in Gefahr sah und daher den Konsuln umfassende Vollmachten zur Untersuchung der Umtriebe gab.
( . . . )
Das Ergebnis der Fahndung war über alle Maßen ergiebig. 7000 Personen wurde eine Verwicklung in die Verschwörung zur Last gelegt. Viele versuchten, aus Rom zu fliehen, wurden jedoch an den Stadttoren festgenommen. Jene, die lediglich der Kultgemeinschaft angehört hatten, sich aber nachweislich nicht an Mord, Missbrauch und anderer Untat beteiligt hatten, wurden vermutlich bis zum Abschluss der Verfahren in Präventionshaft genommen. Die anderen (nämlich die Mehrheit) wurden zum Tode verurteilt. Im Falle der Frauen überließ man im Rahmen der patria potestas die Vollstreckung des Urteils ihren Familien. War von den Verwandten keiner dazu bereit oder fähig, erfolgte eine öffentliche Hinrichtung."
Bacchanalienskandal - Wikipedia
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#7
Der Kult des Bacchus gehörte, wie auch der Kult der Kybele, zu den Kulten, die vor der Öffentlichkeit geheim gehalten wurden. Nun, wenn eine Festivität ausufert, spricht man ja auch heute noch von einem Bacchanal.
Das solche Kulte, von bestimmten Leuten, auch missbraucht wurden, geht aus dem obigen Bericht hervor.
Heute haben wir Swingerklubs, in denen es auch nicht immer gesittet zugeht.
Ich selbst habe an Orgien und auch alkoholischen Ausschweifungen, nie Gefallen gefunden, sondern meinen Lüsten lieber im privaten Raum gefrönt.
Aber jeder, wie er es denn möchte. Ich würde auch niemanden verurteilen, der an einer Orgie teil nimmt, solange jeder, der dabei ist, sein Vergnügen findet und niemand zu Schaden kommt.
In jungen Jahren habe ich auch schon mal an einem Liebesmahl teilgenommen, bei dem man schließlich, am Ende, nicht nur rumknutschte, sondern mit seiner Dame in deren Bude verschwand.
Aber das ist nun schon mehr als vierzig Jahre her.
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#8
Zitat:Heute haben wir Swingerklubs, in denen es auch nicht immer gesittet zugeht.


Aber ehrlicher, denn jeder der dort hingeht weis was ihn dort erwartet.

In den religiösen Organisationen ist das nicht immer der Fall.
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#9
Daher sind mir religiöse Gruppen, die nicht bereit sind, über das, was sie denken und tun, zu sprechen, suspekt.
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