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Kirche in Selbstzensur : Problemkreis Verwerfungen in der Arbeitswelt
#31
Beitrag # 26
(24-07-2019, 13:07)Kreutzberg schrieb: Natürlich will ich mal klare Positionen zur heutigen Arbeitswelt. Ob ich das sage oder nicht oder einen Wunschzettel an die Deutsche Bischofskonferenz schicke ist aber zweitrangig, weil die beiden Kirchen sich verabschiedet haben zu diesem wichtigen Themenfeld : der Arbeitswelt !!!

> darüber wäre Kolping & Co. sicherlich sehr enttäuscht gewesen !!!


Heute ist aber ein anderes Jahrhundert als zur Zeit Kolpings
Der katholische Priester Adolph Kolping gründete 1849 den Kölner Gesellenverein (Wikipedia) und wurde dann politischer Journalist (es ging ihm um die soziale Frage)
"Seit den Jahren in Elberfeld arbeitete Kolping dann neben seiner seelsorgerischen Tätigkeit mehr und mehr als Schriftsteller und Jounalist. ( . . . ) Kolping sah in der Pressearbeit eine Möglichkeit, die Missstände des 19. Jahrhunderts und insbesondere die wirtschaftliche wie auch seelische Not vieler Menschen aufzuzeigen, um sie zu lindern." Adolph Kolping - Wikipedia

In Österreich entstand 1890 die Christlichsoziale Partei, eine katholische Partei die um die Jahrhundertwende zur Massenpartei wurde (Bürgermeister Lueger / Wien) und die in der 1. Republik sehr mächtig war (Prälat Ignaz Seipel und Bundeskanzler Dollfuß)
Die Kirche war bestimmender Faktor in der Gesellschaft

Heute gibt es den politischen Katholizismus nicht mehr.

Das müßte auch Dir bekannt sein.
Da mutet es seltsam an, wenn Du nun zu jammern beginnst, daß die Kirche nicht politisch tätig ist und wenn Du im Bereich "Politik und Soziales" hier in Beitrag # 1 beklagst:
(04-07-2019, 18:11)Kreutzberg schrieb: Guten Tag,

... in den letzten gut 10 bis 15 Jahren habe ich recht selten erlebt, dass die Kirche sich zu den Thema Lohngerechtigkeit und Arbeitsmarkt klar geäußert hat.
( . . . )

Für mich ist jedoch unklar ob hierzu nicht so etwas wie ein Nichteinmischungspakt inoffiziell existiert zw. Kirche und Staat.

In den goldenen Jahren des Wirtschaftswunders lief wirtschaftlich ohnehin alles bestens von selbst,
heute gibt es schwere Mißstände auf dem Arbeitsmarkt und in vielen anderen Bereichen der Gesellschaft

Die SPD hat nur 21 % der Bundestagssitze und ist aufgrund von Hartz 4 (das nur die absolut Besitzlosen ohne offizielle Ersparnisse und ohne Eigentumswohnung begünstigt) und anderen schlimmen Sachen nicht mehr attraktiv

Der politische Katholizismus ist nicht mehr, der von Dir erwähnte Kolping ist Geschichte.
Solange die Gesellschaft (die Wähler) mittels gesetzlicher Regelungen die Kirche von der Politik fernhält, ist es lächerlich, der Kirche Politikferne vorzuwerfen.

Was sollte denn die Kirche Deiner Meinung nach tun ?
Beten und singen und Sonntagspredigten allein werden nicht helfen, wo doch die meisten Missetäter nicht in der Kirche sitzen. Aktiengesellschaften kann man nicht von der Kanzel belehren. Der einzelne Aktionär (Aktienbesitzer) hat doch keine Ahnung wie die AG arbeitet. Soll die Kirche eine alternative Gewerkschaft gründen? So wie die Solidarnosc in Polen ?

Das ginge vielleicht in Italien oder in Österreich. Aber in dem religiös geteilten Deutschland wäre an so was gar nicht zu denken. Die Belegschaft eines Werkes ist 50 % katholisch und 50 % protestantisch. In Polen konnte die Kirche ihre Gläubigen zusammenschmieden - aber in Deutschland ?

Ich halte Deinen Vorwurf gegen die Kirche (Thema: "Kirche in Selbstzensur: Problemkreis Verwerfungen in der Arbeitswelt"), auf dem Gebiete der Arbeitswelt untätig zu sein für unhaltbar

Erstens einmal gibt es in Deutschland nicht "die Kirche" sondern mehrere getrennte. 
Zweitens hat in der deutschen Gesellschaft Christentum keinen politischen Stellenwert mehr

Und die Selbstregulierung funktioniert eben doch nicht - die "unsichtbaren Hände" des Adam Smith sind in Krisenzeiten eine falsche Utopie
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#32
Beitrag # 10
(11-07-2019, 12:16)Kreutzberg schrieb: Ich habe das Thema nur deshalb eröffnet, weil ich seinerzeit nach den Hartz-Gesetzen eine klare Position der Kirche vermisst habe. Wenn die Kirche die Erwerbsarbeit auch als sinnstiftend in Predigten betont muss man auch einmal deutlicher werden.


Sehr richtig !
Hartz 4 ist eine Schweinerei. Aber wie soll die Kirche dagegen ankämpfen ?
Wie im vorigen Beitrag gesagt gibt es zumindest in Deutschland nicht "die Kirche" sondern mehrere

Sollen die Kirchen in Deutschland einen Pakt machen um die Erwerbsarbeit zu schützen und Hartz 4 zu bekämpfen ?

Schwebt Dir ein ökumenischer Vertrag für Deutschland auf dem Gebiet der Arbeitswelt vor ?
In anderen Staaten würde dieser Pakt von den Kirchen nicht mitgetragen werden - in Polen oder Italien oder Spanien sind die Katholiken die Herren, in England sind die Protestants die Herren

Gerade mal die Kirchen in Ungarn würden da mitziehen. Die sind genauso geteilt wie Deutschland

Jedenfalls sind in den EU Ländern die Kirchen aus der Politik draußen.
Seitdem der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte aufgrund einer Beschwerde einer arabischen Migrantin entschieden hat, daß keine Kruzifixe mehr in den Schulklassen Italiens hängen dürfen, ist das Christentum entmachtet

Abgesehen davon sind wahrscheinlich 51 % der Deutschen für Hartz 4
Sonst gäbe es diese Regelung wahrscheinlich nicht ("Demokratie")

Es gibt sehr viele Leute in Deutschland, die noch nie gearbeitet haben, die daher keine Ersparnisse haben, die das Ererbte längst versoffen haben, die keine Eigentumswohnung haben, die sind schadenfroh wenn dem Nachbarn (ein 50-jähriger fleißiger Industriearbeiter der das ganze Leben geschuftet hat und sich mit 40 Jahren eine Eigentumswohnung gekauft hat) die Eigentumswohnung streitig gemacht wird, wenn er sie verkaufen muß und den Verkaufserlös erst mal verbrauchen muß ehe er um Hartz 4 ansuchen kann

Und es gibt viele Geschäftsleute die zwar christlich sind, aber denen es gefällt wenn den unselbständig Erwerbstätigen mal so richtig auf den Zahn gefühlt wird

Da gibt es keine Mehrheit gegen Hartzb 4 - nicht einmal im Kirchenvolk bzw in den Kirchenvölkern

Selbst die Mehrheit der Sozialdemokratie ist für Hartz 4
Das Gesetz kommt ja aus der sozialdemokratischen Ecke
Peter Hartz ist Mitglied der SPD
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#33
Ich spreche nicht davon aus die Deutschen denken. Wenn die Kirche Arbeit als sinnstiftend in Predigten darstellt muss Sinnentleerung auch kritisiert werden - sonst kommt es zu einem Glaubwürdigkeitsverlust. Es liegt wohl am jeweiligen Pastor ob das Thema überhaupt behandelt wird und wie.

Nach meiner Ansicht klammern das viele Gemeinden aus, weil man sich gerne auf das Kernthema biblische Botschaften und Familie konzentrieren möchte. Ich würde mich nicht wundern wenn man nun plötzlich verstärkt die Natur als Thema entdeckt, weil man sich dem Trend nicht verschließen möchte - dann ist man endgültig im Mainstream angekommen.
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#34
(20-08-2019, 11:58)Kreutzberg schrieb: Wenn die Kirche Arbeit als sinnstiftend in Predigten darstellt muss Sinnentleerung auch kritisiert werden


Ein zweischneidiges Schwert - du liebst so etwas . . .

Auf der einen Seite die Degradierung des Arbeitnehmers durch den vom gekippten Arbeitsmarkt ermutigten Arbeitgeber
Diese Beispiele sind bekannt

Auf der anderen Seite ist nicht jede Arbeit sinnvoll und nützlich.
Beispiel: Ist die Arbeit in der überbordenden Automobilindustrie wertvoll für die Menschheit ?

Auch wenn sie gut bezahlt wird und wenn der Arbeiter sehr ehrenvoll behandelt wird

Heute fährt schon jeder Wagen gemeingefährlich schnell !

Und auch bei den Selbständigen ist nicht jede Arbeit wertvoll
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#35
Da die Kirche hier aber als moralische Instanz gar nicht mehr wirklich beachtet wird - würde sich auch bei mehr Einsatz nicht viel ändern. Der Bedeutungsverlust alleine ist ein schlimmes Stigma. Es ist schwer die Reputation zurückzugewinnen. Da kann der Papst auch nicht helfen, der kann ja schließlich nicht überall sein.
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#36
(30-08-2019, 11:37)Kreutzberg schrieb: Da die Kirche hier aber als moralische Instanz gar nicht mehr wirklich beachtet wird - würde sich auch bei mehr Einsatz nicht viel ändern.


Das schrieb ich schon in Beitrag # 31
(18-08-2019, 22:40)Sinai schrieb: Ich halte Deinen Vorwurf gegen die Kirche (Thema: "Kirche in Selbstzensur: Problemkreis Verwerfungen in der Arbeitswelt"), auf dem Gebiete der Arbeitswelt untätig zu sein für unhaltbar

Erstens einmal gibt es in Deutschland nicht "die Kirche" sondern mehrere getrennte. 
Zweitens hat in der deutschen Gesellschaft Christentum keinen politischen Stellenwert mehr


Die Kirche/n werden in Deutschland kaum mehr als moralische Instanzen wahrgenommen.

In Beitrag # 26 zitierst Du den Kolping
(24-07-2019, 13:07)Kreutzberg schrieb: Natürlich will ich mal klare Positionen zur heutigen Arbeitswelt. Ob ich das sage oder nicht oder einen Wunschzettel an die Deutsche Bischofskonferenz schicke ist aber zweitrangig, weil die beiden Kirchen sich verabschiedet haben zu diesem wichtigen Themenfeld : der Arbeitswelt !!!

> darüber wäre Kolping & Co. sicherlich sehr enttäuscht gewesen !!!

Der lebte doch zu einer ganz anderen Zeit !!!
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#37
(30-08-2019, 11:37)Kreutzberg schrieb: Da kann der Papst auch nicht helfen, der kann ja schließlich nicht überall sein.


In Deutschland mit seinen mehreren christlichen Kirchen ist er auch nicht überall anerkannt und wäre nicht überall gern gesehen.

Und selbst viele Katholiken sind nicht begeistert von ihm. Sie müssen ihn als gehorsame Katholiken zwar als Kirchenoberhaupt akzeptieren und tun dies auch, aber sie spenden keine "Standing Ovations" zu all seinen Äußerungen.
Bei seiner Papstwahl gab es im Konklave auch Gegenstimmen
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#38
Das ist richtig : Kolping befand sich in einem anderen Umfeld als wir heute. Daher ist das auch nicht vergleichbar.
Außerdem war er ja nicht automatisch repräsentativ für die Katholische Kirche.

Aber es zeigt, dass die Fachthematik "Arbeit und Moral" man von der praktischen Seite
angepackt wurde, auch nach der Sekulation im Rheinland.
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#39
Kolping starb 1865 (Wikipedia)

Die schlimmsten Verwerfungen in der Arbeitswelt erlebte er nicht, diese traten in Deutschland erst nach seinem Tod auf
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#40
Eine gewagte Interpretation der damaligen Arbeitsbedingungen.

Es ist schon komisch, wie einfach es ist, zu vergessen, wie gut es uns im Prinzip heutzutage geht.
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#41
(30-08-2019, 22:40)Ulan schrieb: Es ist schon komisch, wie einfach es ist, zu vergessen, wie gut es uns im Prinzip heutzutage geht.

Damals war die Arbeitswelt für viele die Hölle. Heute sind es andere Bereiche:
Damals gab es keine Gefahr eines Atomkrieges (das war damals unvorstellbar) und viele schlimme Probleme von heute waren damals auch undenkbar
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#42
Beitrag # 33
(20-08-2019, 11:58)Kreutzberg schrieb: Ich würde mich nicht wundern wenn man nun plötzlich verstärkt die Natur als Thema entdeckt, weil man sich dem Trend nicht verschließen möchte - dann ist man endgültig im Mainstream angekommen.


Encyclica - Wikipedia
2.6 Umweltenzyklika
"Mit Laudati si („Gelobt seist du“) vom 24. Mai 2015 veröffentlichte Papst Franziskus am 18. Juni 2015 eine Enzyklika, welche gänzlich unter seiner Feder erarbeitet wurde. Erstmals ist damit das Thema Umwelt in einer Enzyklika zentral. Franziskus entwickelt in dem in der kirchlichen und säkularen Öffentlichkeit als „Umweltenzyklika“ oder auch „Ökologieenzyklika“ bezeichneten Schreiben einen ganzheitlichen Ansatz der Ökologie. Diesem Rundschreiben wird das Potenzial eines enormen Impulses für die ökologische Bewegung in der Kirche zugeschrieben."
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#43
Das wußte ich ehrlich gesagt nicht - diese Neuerung ist recht löblich !!!

Der Papst setzt sich aber dem Vorwurf aus, dass er beginnt sich nach dem Mainstream in wichtigen Punkten zu richten.
Es ist nun einmal nicht wirklich überzeugend wenn sich plötzlich alle für die Natur einsetzen. Das war lange Zeit nicht der Fall.
daher sieht es ja auch recht bescheiden aus in der globalen Ökologie.
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